Konzept der Gleichheit der Geschlechter im Islam
(teil 1 von 2): Physiologie
Bevor wir das Konzept der Gleichheit -und wie es sich im Islam auf
Männer und Frauen bezieht- besprechen, müssen wir einen wichtigen
Unterschied machen. Viele Menschen, die über Gleichheit sprechen, verstehen
darunter, dass dies bedeuten müsste, zwei Gruppen genau auf die gleiche Art
und Weise zu behandeln. Dies ist aber nicht immer angebracht. Die
Bedürfnisse, Kräfte, Fähigkeiten und Unfähigkeiten der Menschen müssen in
Betracht gezogen werden und widersprechen einem einzigen Standard, der auf
alle angewendet wird und nur für einige wenige passend ist.
Also müssen wir einen Unterschied machen zwischen einer
oberflächlichen, verfahrensmäßigen Gleichheit und der echten Gleichheit, die
Gerechtigkeit bedeutet. Die meisten Gesellschaften erkennen, dass die
wichtige Sache nicht eine prozedurische Gleichberechtigung bringt, sondern
eine Gerechtigkeit, die den Bedürfnissen und Lebensumständen der Bewohner
angepasst ist. Menschen bevorzugen im täglichen Leben die wirkliche
Gerechtigkeit gegenüber der verfahrensmäßigen Gleichheit, denn wir erkennen,
dass die erste wirkliche Gerechtigkeit bedeutet. Wir passen unsere
Arbeitsplätze, Schulen und Wirtschaftsräume jenen mit Behinderungen an.
Wir erkennen den Bedarf an Sozialabgaben, um den Verarmten in der
Gesellschaft zu helfen, während die Reichen Steuern abgeben müssen. Wir
lassen denen, die in ihren Leben emotionale, psychologische oder physischen
Schwierigkeiten begegnen, besondere Aufmerksamkeit und Beachtung
angedeihen. All dies gehört zur echten Gleichheit und Gerechtigkeit.
Männer und Frauen
Wenn es um Männer und Frauen geht, erkennt jeder, dass es angeborene,
unstreitige Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt. Sie sind nicht
gleich; Männer und Frauen unterscheiden sich von Natur aus in verschiedener
Hinsicht. Aufgrund dessen ist es nicht logisch, diese Unterschiede zu
unterschlagen, indem derselbe Maßstab in Angelegenheiten angesetzt wird, wo
sie nicht dieselben Vorraussetzungen haben. Dies mag einer
verfahrensmäßigen Gleichheit entsprechen, aber es ist keine echte Gleichheit.
Beispielsweise wäre es von einen Ehemann ungerecht, vorzuschlagen, dass
seine Ehefrau genauso hart arbeiten soll wie er, wenn sie schwanger ist.
Gerechtigkeit erreicht man, wenn man die Last der Schwangerschaft anerkennt
und den Bedarf für den Ehemann, sich dem entsprechend zu verhalten. Es gibt
offensichtliche, biologische Unterschiede – Männer erfahren weder menstruelle
Perioden noch Geburten, wohingegen Frauen im allgemeinen länger leben und
weniger gesundheitliche Probleme im Alter haben. Die AARP Bulletin
druckte[1] einen Artikel über acht gesundheitliche Unterschiede zwischen
Männern und Frauen:
Wenn es um die Gesundheit geht, werden die Unterschiede zwischen
Männern und Frauen immer offensichtlicher, auch außerhalb ihrer Gewohnheit,
jährliche Untersuchungen und benötigte Behandlungen wahrzunehmen. Für
den Fall, dass Männer ein paar Gründe brauchen, um einen Termin beim Arzt
zu machen, sollten sie die folgenden Punkte beachten:
Die Lebenserwartung von Männern in den Vereinigten Staaten liegt mit
74,4 Jahren nur ein wenig mehr als fünf Jahre niedriger als die der
Frauen mit 79,8 Jahren.
An Krebs sterben mehr Männer als Frauen.
Von denen, die an einer Herzkrankheit sterben, bevor sie 65 Jahre alt
sind, sind 70 % Männer.
Schlafapnoe ist möglicherweise eine ernstzunehmende Störung, bei der
die Atmung während des Schlafs wiederholt aus-und wieder einsetzt.
Auch sie ist häufiger bei Männern als bei Frauen anzutreffen.
Viermal mehr Männer sterben durch Selbstmord, die achthäufigste
Todesursache bei Männern.
50 % mehr Männer als Frauen entwickeln im Alter über 40 Jahren eine
koronare Herzkrankheit.
Männer besitzen weniger Fieber bekämpfende T-Zellen als Frauen.
In der Altersgruppe der Hundertjährigen übertreffen Frauen die Männer
mit 8 : 1.
Bei den Olympischen Spielen treten Männer und Frauen aufgrund ihrer
körperlichen Unterschiede getrennt an. Im Alter von 18 Jahren ist der
durchschnittliche Mann 175,8 cm groß und wiegt 72,4 kg, während eine
durchschnittliche Frau 162,2 cm groß und 63,3 kg schwer ist. Auf der
Grundlage des Gewichts besitzen Männer 50 % mehr Muskelmasse als Frauen.
Das durchschnittliche Herz einer Frau ist 25 % kleiner als das des
durchschnittlichen Mannes. Frauen tragen um die zehn Prozent mehr Fett mit
sich herum als Männer.[2]
In den Sprach-und Gesellschaftswissenschaften haben Frauen gewöhnlich
die höheren Punktzahlen als Männer, während der umgekehrte Fall für
Mathematik und Naturwissenschaften gilt. Beide Geschlechter besitzen ihre
Stärken und Fähigkeiten. Was die psychologischen Unterschiede zwischen
Männern und Frauen betrifft, so zitiert ein Artikel mit der Überschrift: ‘Männer
und Frauen denken wirklich unterschiedlich’ eine neue neurologische Studie:
Psychologieprofessor Richard Haier von der Universität von
Californien, Irvine, leitete eine Forschungsreihe zusammen mit
Kollegen von der Universität von New Mexiko. Was sie
herausgefunden haben, zeigt im allgemeinen, dass Männer fast 6,5 mal
soviel graue Substanz, mit der allgemeine Intelligenz verbunden ist,
besitzen; im Vergleich dazu verfügen Frauen über fast 20 mal mehr
weiße Substanz, verbunden mit Intelligenz. [...] In menschlichen
Gehirnen repräsentiert die graue Substanz Zentren, in denen
Informationen verarbeitet werden, während die weiße Substanz dafür
zuständig ist, Netzwerke zu diesen Informationszentren aufzubauen.
Die Ergebnisse dieser Studie mögen bei der Erklärung helfen, warum
Männer und Frauen sich in unterschiedlichen Aufgabenbereichen
hervortun, sagte der Co-Autor und Neuropsychologe Rex Jung von der
Universität New Mexiko. Beispielsweise tendieren Männer dazu, besser
mit Aufgaben zurechtzukommen, die mehr lokalisierte Verarbeitung
benötigen, wie Mathematik. Jung sagte: ‘Währenddessen sind Frauen
besser darin, Informationen von verstreuten Regionen des Gehirns mit
grauer Substanz anzupassen und einzufügen, was ihnen bei Sprachen
zugute kommt.’[3]
Ein anderer Artikel, der in Psychology Today veröffentlicht wurde,
beschreibt die Unterschiede zwischen Männern und Frauen als
´unvermeidlich´:
Was das Sprechen und Handbewegungen angeht, die motorischer
Fertigkeiten bedürfen, scheint das Gehirn von Frauen sehr fokussierend
organisiert zu sein, im Vergleich zu dem der Männer. Dies mag mit der
Tatsache in Verbindung stehen, dass Mädchen normalerweise früher
sprechen und sich deutlicher auszudrücken vermögen und auch über
eine ausgeprägtere Feinmotorik verfügen. Auch gibt es unter den
Frauen mehr Rechtshänder als unter den Männern, und das
unzweifelhaft. Wenn es aber um bestimmte, abstraktere Aufgaben geht,
wie die Definition von Worten, so ist das Gehirn der Frauen diffuser
organisiert als das der Männer, obgleich sich Männer und Frauen in den
allgemeinen vokabularischen Fähigkeiten nicht unterscheiden.
[...] Die Neuropsychologin Marian Diamond von der Universität von
Californien in Berkeley, stellte beim Vergleich der Rindendicke bei
männlichen und weiblichen Ratten fest, dass die rechte Rinde bei
männlichen Ratten in den meisten Altersstufen dicker ist, während die
linke Rinde bei den Weiblichen dicker ist, allerdings da nur in manchen
Altersstufen. (siehe “A Love Affair with the brain,” Psychology Today,
November 1984). [...]Die Tatsache scheint unvermeidlich, dass Männer
und Frauen sich genetisch, körperlich und in vielen wichtigen Dingen
auch psychologisch unterscheiden.[4]
Die moderne psychologische Wissenschaft fährt damit fort, die
Unterschiede zwischen Männern und Frauen zu enthüllen, und seien es nur die
offensichtlichen Verhaltensmuster, so trivial wie das Zeigen eines ärgerlichen
Gesichts in einer Menschenmenge. Im Licht derartiger manifester
Unterschiede zwischen den verschiedenen Geschlechtern ist es für Männer und
Frauen höchst unpassend, identische Rollen spielen zu wollen. Wie in einem
Artikel derNew York Timesüber die Gesundheit der Frauen erwähnt wurde:
Im Gegensatz zu dem Leitsatz der Feministinnen, dass Frauen alles tun
können, was Männer tun, zeigt die Wissenschaft, dass Frauen manche
Dinge besser können und dass sie mancherlei biologische und kognitive
Vorteile gegenüber den Männern besitzen. Dann wieder gibt es manche
Dinge, die Frauen nicht genauso gut können.[5]
Gott erschuf uns mit verschiedenen, aber einander ergänzenden Stärken
und Fähigkeiten. Ein Mann braucht keine Frau zu werden oder umgekehrt, um
erfolgreich zu sein.
Footnotes:
[1] Acht Unterschiede in der Gesundheit von Männern und Frauen, Gaby
Gollub.(http://www.aarp.org/bulletin/yourhealth/Articles/a2004-02-17-8diff.html)
[2] Performance Moderator Functions for Human Behavior Modeling in Military Simulations
(ADDENDUM) Adrenaline – Khat – Exertion, Chang Y Chung, Dr. Barry G. Silverman,
Jason Cornwell.
(http://64.233.167.104/search?q=cache:OYtYvD7FS3QJ:www.seas.upenn.edu/%7Ebarryg/P
MF_Addendum1.doc)
[3] Men and Women Really Do Think Differently, Bjorn Carey, LiveScience.
(http://www.livescience.com/humanbiology/050120_brain_sex.html)
[4] Male Brain, Female Brain: The Hidden Difference, Psychology Today Nov, 1985
[5] The New York Times. (http://www.nytimes.com/specials/women/nyt98/21saga.html)
(teil 2 von 2): Substantivische Gleichheit von Männern
und Frauen
Der Islam erkennt an, dass Männer und Frauen zwar körperliche
Unterschiede aufweisen, spirituell jedoch genießen sie vor Gott die absolute
Gleichheit. In Quran und Sunna wird unmissverständlich und nachdrücklich
betont, dass das Geschlecht keinerlei Einfluss auf die Belohnung oder die
Strafe im Jenseits besitzt.
“Seht, Ich lasse kein Werk der Wirkenden unter euch
verlorengehen, sei es von Mann oder Frau; die einen von
euch sind von den anderen.…” (Quran 3:195)
“Diejenigen aber, die handeln, wie es recht ist - sei es Mann
oder Frau - und dabei gläubig sind, werden ins Paradies
eingehen und nicht im geringsten Unrecht erleiden.”
(Quran 4:124)
“Dem, der recht handelt - ob Mann oder Frau - und
gläubig ist, werden Wir gewiss ein gutes Leben gewähren;
und Wir werden gewiss solchen (Leuten) ihren Lohn nach
der besten ihrer Taten bemessen.” (Quran 16:97)
“Wer Böses tut, dem soll nur mit Gleichem vergolten
werden, wer aber Gutes tut - sei es Mann oder Frau und
dabei gläubig ist - diese werden ins Paradies eintreten;
darin werden sie mit Unterhalt versorgt werden, ohne dass
darüber Rechnung geführt wird.” (Quran 40:40)
“Wahrlich, die muslimischen Männer und die
muslimischen Frauen, die gläubigen Männer und die
gläubigen Frauen, die gehorsamen Männer und die
gehorsamen Frauen, die wahrhaftigen Männer und die
wahrhaftigen Frauen, die geduldigen Männer und die
geduldigen Frauen, die demütigen Männer und die
demütigen Frauen, die Männer, die Almosen geben, und
die Frauen, die Almosen geben, die Männer, die fasten, und
die Frauen, die fasten, die Männer, die ihre Keuschheit
wahren, und die Frauen, die ihre Keuschheit wahren, die
Männer, die Allahs häufig gedenken, und die Frauen, die
(Allahs häufig) gedenken – Allah hat ihnen (allen)
Vergebung und großen Lohn bereitet.” (Quran 33:35)
“O ihr Menschen. Wir haben euch aus Mann und Frau
erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht,
auf dass ihr einander erkennen möget. Wahrlich vor Allah
ist von euch der Angesehenste, welcher der
Gottesfürchtigste ist. Wahrlich, Allah ist Allwissend,
Allkundig.” (Quran 49:13)
Somit erklärt der Islam deutlich, dass Männer und Frauen vor Gott
denselben Status und Wert innehaben, und nur die Frömmigkeit allein
unterscheiden ein Individuum von den anderen.
In gesetzlicher und praktischer Hinsicht sind die allgemeinen Regeln für
Männer und Frauen dieselben. Beide verrichten dieselben gottesdienstlichen
Handlungen, gehorchen denselben islamischen Anstandsregeln und
Verhaltensweisen und unterliegen denselben gesetzlichen Strafen. Aber es gibt
auch viele Fälle, die unterschiedlich geregelt sind. Frauen sind während ihrer
Menstruation vom Beten und Fasten befreit. Männern ist es verboten, Gold
und Seide zu tragen, während dies Frauen erlaubt ist, denn es entspricht der
Natur der Frauen, sich hübsch zu machen. Das Freitagsgebet ist für Männer
verpflichtend, aber freiwillig für Frauen. Männer müssen ihr Geld für die
Familie ausgeben, aber das Geld der Frau gehört ihr allein, sie darf es
ausgeben, wofür sie möchte. Es gibt auch Unterschiede in den
Kleidungsvorschriften, denn die körperliche Erscheinung von Männern und
Frauen ist ebenfalls unterschiedlich. All dies spiegelt die natürlichen
Unterschiede zwischen Männern und Frauen wieder. In weniger
rechtswissenschaftlichen Angelegenheiten behandelt der Islam Männer und
Frauen ihren veranlagten Unterschieden entsprechend, wie es der
substantivischen (tatsächlichen) Gleichheit und dem Interesse der Gerechtigkeit
entgegenkommt.
Wir kommen zu dem Schluss, dass der Islam die absolute spirituelle
Gleichheit von Männern und Frauen bekräftigt und beiden den gleichen Rang
vor Gott zuspricht. In rechtlichen Angelegenheiten vertritt der Islam die
substantivische Gleichheit von Männern und Frauen, erkennt ihre einzigartigen
Stärken und Fähigkeiten an und richtet dementsprechend, indem er die Rechte
beider beschützt.