Es gibt zahlreiche Aspekte, die darauf hinweisen, dass Allâh Seinen Gesandten auserwählte, sei es in Bezug auf dessen Stellung und Rang sowie Besonderheiten und Vorzüge oder dessen Eigenschaften beziehungsweise Attribute. In diesem Artikel wollen wir über den hochrangigsten und bedeutendsten dieser Aspekte, nämlich das anbetende Dienen des Propheten sprechen.
Beweis genug für die Hochrangigkeit dieses Aspektes und dafür, dass der Prophet darin die höchste Stufe erreicht hat, ist, dass Allâh Seinen Gesandten mit dem anbetenden Dienen beschreibt, und zwar im Zusammenhang mit Herausforderungen und Wundern: „Und wenn ihr im Zweifel über das seid, was Wir Unserem anbetend Dienenden geoffenbart haben, dann bringt doch eine Sûra gleicher Art bei und ruft eure Zeugen außer Allâh an, wenn ihr wahrhaftig seid!“ (Sûra 2:23)
Ebenso im Zusammenhang mit der Ehrung des Gesandten durch die Nachtreise: „Preis sei Dem, Der Seinen anbetend Dienenden bei Nacht von der Harâm-Moschee zur Aqsâ-Moschee, deren Umgebung Wir gesegnet haben, reisen ließ, damit Wir ihm von Unseren Zeichen zeigen. Er ist ja der Allhörende, der Allsehende.“ (Sûra 17:1)
Auch in Bezug auf die Hinabsendung des Qurân: „Er ist es, Der Seinem anbetend Dienenden klare Zeichen offenbart, damit Er euch aus den Finsternissen ins Licht hinausbringt. Und Allâh ist wahrlich mit euch gnädig, allbarmherzig.“ (Sûra 57:9)
Im Zusammenhang mit dem Bittgebet zu Allâh: „Und als Allâhs anbetend Dienender aufstand, um Ihn anzurufen, hätten sie ihn beinahe erdrückt.“ (Sûra 72:19)
Das anbetende Dienen des Propheten war noch vollendeter als das der früheren Propheten. Er ist der beste Allâh anbetend Dienende überhaupt. Seine unbescholtene Lebensweise veranschaulicht diese Tatsache am besten. Deshalb verdient er als einziger die Ehre der Fürsprache und Vermittlung, ein Sonderstatus am Tage der Auferstehung.
Die Erfahrung des Propheten mit dem anbetenden Dienen gegenüber Allâh begann in früheren Zeiten, als er nämlich in die Höhle Hirâ ging und dort viele Nächte verweilte, um die Nähe Allâhs zu suchen. Das tat er aus der natürlichen Veranlagung heraus und dem Drang seiner Seele nach Verehrung des Schöpfers und Zuflucht zu Ihm.
Wie prägnant sind doch die Aussagen jenes Dichters, als er sagte:
Der Anbetung widmete er sich in der Berghöhle Hirâ,
sogar bevor er damit beauftragt wurde.
Die Nähe Allâhs suchte er aus Sehnsucht nach Rechtleitung und Lohn,
bis Allâh seine Bittgebete erhörte,
und Gabriel zu ihm mit der frohen Botschaft und den Qurân-Versen sandte.
Nach seiner Sendung wurde das anbetende Dienen des Propheten noch umfassender und vielseitiger. Ausschließlich auf äußere, bekannte rituelle Handlungen beschränkte sie sich nicht mehr. Sie umfasste alles, was Allâh liebt, und womit Er an Aussagen und Handlungen zufrieden ist, ob offen oder verborgen.
Das Gebet des Propheten ist etwas Bewundernswertes: Seine Gebete waren erleuchtet von Ruhe und Ausgeglichenheit, sie waren voller Zwiesprache mit dem Schöpfer und voller Demut. Das Gebet war sein Vertrauter und das, was sein Auge erfreut: „Die Ruhe meiner Augen wurde das Gebet.“ Es war quasi eine Heilung für all seine Sorgen: „Immer wenn er von etwas traurig gestimmt war, betete er.“
Der Beste, der uns von der Art und Weise des Gebets des Propheten erzählen kann, ist wohl Auf ibn Mâlik . Er berichtet: „Einmal begab ich mich mit dem Propheten zum Gebet. Er putzte sich die Zähne, vollzog die Gebetswaschung, erhob sich und begann mit dem Gebet. Er begann seine Rezitation mit Al-Baqara (der zweiten Sûra des Qurân). Immer wenn er einen Vers über Barmherzigkeit rezitierte, hielt er inne und bat Allâh um Seine Barmherzigkeit. Und immer wenn er einen Vers über Bestrafung rezitierte, hielt er inne, und suchte Zuflucht bei Allâh vor Seiner Bestrafung. Dann beugte er sich vor und blieb solange gebeugt, wie er gestanden hatte. Er sagte während seiner Verbeugung: «Gepriesen sei der über Allmacht, Herrschaft, Souveränität und Stärke Verfügende!» Danach vollzog er die Niederwerfung, in der er solange verharrte, wie er auch gebeugt war, und sagte während seiner Niederwerfung: «Gepriesen sei der über Allmacht, Herrschaft, Souveränität und Stärke Verfügende!» Daraufhin stand er wieder auf, rezitierte Âl Imrân (die dritte Sûra des Qurân), dann weitere Suren. Dann wiederholte er Verbeugung und Niederwerfung wie zuvor.“
Al-Mughîra ibn Schu'ba beschrieb seinerseits den Eifer des Propheten beim Gebet, indem er sagte: „Der Prophet stand im Gebet, bis seine Füße anschwollen.“
Es wird auch überliefert, dass er die ganze Nacht durch einen Qurân-Vers im Gebet rezitierte. Manchmal dauerte seine Rezitation so lange, dass er gefragt wurde, warum er dies auf sich nehme. Er antwortete: „Soll ich denn kein dankbarer anbetend Dienender sein?“
Was sein Fasten betrifft, so berichtet seine Frau Âischa , die Mutter der Gläubigen, Folgendes: „Der Prophet fastete so lange, dass wir dachten, er bricht das Fasten nie. Und er unterließ das Fasten so lange, dass wir dachten, er fastet nicht mehr. Ich sah den Propheten nie einen Monat komplett fasten außer Ramadân. Und ich sah ihn nie mehr fasten als im Scha'bân.“ Überliefert von Al-Buchârî und Muslim mit dem Wortlaut von Al-Buchârî.
Andere Überlieferungen besagen, dass er montags, donnerstags und die drei ersten Tage am Anfang jedes Monats des islâmischen Mondkalenders zu fasten pflegte.
Zu den Anbetungshandlungen, die der Prophet regelmäßig verrichtete, gehörte das Sich-Zurückziehen in die Moschee, besonders in den letzten zehn Tagen des Ramadân, wobei er sich dem Gebet und der Qurân-Rezitation sowie der Intensivierung seiner Beziehung zu Allâh widmete.
Von Âischa ist überliefert, dass sich der Prophet , bis er verstarb, die letzten zehn Tage des Ramadân in die Moschee zurückzog. Nach seinem Tod zogen sich seine Ehefrauen in die Moschee zurück. Überliefert von Al-Buchârî und Muslim mit dem Wortlaut von Al-Buchârî.
Im Bereich der Almosen sowie der unverzüglichen Bereitschaft und der Neigung dazu war der Prophet einmalig. Er war unvergleichbar generös. Diese Tatsache veranschaulicht das Ereignis, das uns der rechtschaffene Gefährte des Propheten, Uqba ibn Al-Hârith, berichtet. Er sagte: „Ich verrichtete mit dem Propheten das Nachmittags-Gebet. Als er das Gebet beendet hatte, erhob er sich schnell, ging zu einer seiner Frauen und kam alsdann wieder zurück. Als er die Verwunderung in den Gesichtern der Leute sah, die sich über seine Schnelligkeit wunderten, sagte er ihnen: «Während des Gebetes erinnerte ich mich daran, dass ich noch etwas Gold im Hause habe. Ich verabscheute es, dass es bei mir noch bis in die Nacht oder bis morgen bleibt. So wies ich an es zu verteilen.»“ Überliefert von Al-Buchârî.
Hinsichtlich des Gedenkens Allâhs ist uns der Prophet ein Vorbild. Immer wieder erinnerte er sich an Allâh, zu jeder Zeit und unter allen Umständen, ob stehend oder sitzend, erfreut oder bekümmert, essend oder trinkend, morgens oder nachts. Das bewegte die früheren sowie die zeitgenössischen Gelehrten dazu, alles zu sammeln, was der Prophet an Bittgebeten zu sprechen pflegte.
Was die Anbetungshandlungen seines Herzens anbelangt, womit also alle Anbetungshandlungen gemeint sind, die unmittelbar mit dem Herzen zu tun haben, wie die Liebe zu Allâh, die Furcht vor Ihm, das Hoffen auf Ihn, und die Zufriedenheit mit Seinen Bestimmungen und viele andere Herzensdinge, so war der Prophet der hochrangigste Mensch, genauso wie die früheren Propheten, jeder zu seiner Zeit. Sein absolutes Vertrauen auf Allâh erkennen wir in der Geschichte seiner Auswanderung, besonders in seinen an Abû Bakr gerichteten Worten: „O Abû Bakr, was meinst du von Zweien, deren Dritter Allâh ist?“ Seine Liebe zu Allâh können wir uns dadurch verdeutlichen, dass wir seine Worte über den Regen betrachten, nämlich: “Er ist von Allâh neu erschaffen.“
Seine Furcht und Achtung vor Allâh zeigten sich klar in der Sanftmut seines Herzens, in der Schnelle seiner Tränen sowie im Zustand der Demut und Ergebenheit, in dem sich seine Glieder und sein Herz befanden, sobald er seinen Schöpfer anrief. Diesen Zustand beschrieb Abû Mutrif folgendermaßen: „Ich kam zum Propheten , während er sein Gebet noch verrichtete. Da er weinte, gab seine Brust ein Summen von sich, wie das Summen eines Heizkessels.“ So war der Prophet ein nachahmenswertes Beispiel für alle Rechtschaffenen. Sein gesamtes Leben bestand aus Anbetungshandlungen, genau so wie auch sein Tod. Er war derjenige, der der Anweisungen Allâhs auf bester und vollkommenster Weise nachkam: „Sprich: Gewiss, mein Gebet und mein Schlachtopfer, mein Leben und mein Sterben gehören Allâh, dem Herrn der Geschöpfe.“ (Sûra 6:162)
Wie glücklich ist, wer den Weg des anbetenden Dienens einschlägt und nach dem Vorbild des Propheten handelt!