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Kürzlich haben wir über die Konzeption bei Qurân-Rezitationen in Versammlungen gesprochen und darüber, dass diese nicht kritisiert werden sollten, wenn sie mit der entsprechend geziemenden Absicht – nämlich um den Qurân zu verstehen und über ihn nachzusinnen – abgehalten werden.





 





Es ist jedoch wichtig, wirklich zu verstehen, was  „über den Qurân nachzusinnen" bedeutet. Einer der größten Kritikpunkte, den wir an unsere Gemeinden und auch an oben genannte Versammlungen richten können, besteht darin, dass wir Dutzende von Menschen sehen, von denen manche kein einziges Wort von der Qurân-Rezitation verstehen – diese jedoch loben und sich begeistern, wenn der Rezitator in schöne Rezitation „ausbricht". Obwohl dies an sich nicht zu beanstanden ist, kann es manchmal zu einer Situation wie der folgenden führen:





 





Ein Freund erzählte mir, dass er bei einer Rezitation vor einiger Zeit zu einem Bruder ging und diesen fragte, was er von der Rezitation hielt. Er antwortete: „Al-hamdu li-llâh (der Lobpreis gebührt Allâh), sie war so friedvoll und beruhigend. Sie erfüllte mein Herz mit Freude und Ruhe."





 





Als mein Freund mit einem anderen Bruder sprach, der ein wenig Arabisch verstand, antwortete dieser: „Diese Verse gehören zu den furchterregendsten Versen über die Bestrafung von Sündern im Höllenfeuer."





 





Stell dir vor, dass wir bei Versen lächeln, in denen sich gegen Allâh Auflehnenden das Höllenfeuer angedroht wird!





 





Wenn in unserer Gemeinde die Situation entsteht, dass wir dem Offenbarungsbuch Allâhs in dieser Weise zuhören, ohne jegliches Nachsinnen oder Nachdenken, ohne wahre Demut, sondern vielmehr mit einer oberflächlichen Besessenheit von den schönen Klängen der Stimme einer Person, dann sollten wir wirklich über folgenden Vers nachdenken:





  





"Sinnen sie also nicht über den Qurân intensiv nach oder sind auf Herzen deren Schlösser?" (Sûra 47:24).





 





Wenn wir diesen Vers betrachten, dann ist es wichtig die Art des Aufbaus dieses Verses – mit der arabischen Partikel „am" - zu verstehen. Wenn diese Partikel verwandt wird, dann reißt sie den Satz in zwei Teile auseinander – in zwei einander ausschließende Möglichkeiten. Gemäß dieser Aussage besagt dieser Vers im Wesentlichen: ENTWEDER sie sinnen über den Qurân nach ... ODER es sind Schlösser auf ihren Herzen. Sie erlaubt keine anderen Möglichkeiten (zumindest in diesem Vers). Wir sollten erkennen, dass der Vers im Kontext über Ablehner der Offenbarung spricht, doch zur selben Zeit müssen wir unser Möglichstes tun, um sicherzustellen, dass selbst wenn wir glauben, wir nicht die Eigenschaften jener besitzen, die im Qurân getadelt werden.





 





Wir können es uns nicht leisten, dieses Buch zu einem Hauptteil unserer pseudo-spirituellen Versammlungen werden zu lassen (pseudo, wenn wir nicht verstehen, was es uns berichtet)! Wir können es uns spirituell, intellektuell oder im Rahmen unserer heutigen Situation nicht leisten, die Botschaft, den Sinn und den Zweck dieses Buchs, in schönen Stimmen und geblümten Handschriften zu verlieren, ohne dass ein einziges Wort verstanden oder danach gehandelt wird! Es ist an der Zeit uns selbst zu fragen, wo sich die Schlösser auf unseren Herzen befinden – ob es Schlösser der Lust, des Ärgers, der Unachtsamkeit oder der täglichen Schinderei des Diesseits sind!





 





Viele mögen sagen: „Aber es gibt auch ohne Verständnis Segen im Qurân." Das stimmt. Es gibt allein in den arabischen Buchstaben Alif, Lâm und Mîm Segen. Doch wenn wir die Namen des Qurân betrachten, dann ist Segen kein zentrales Thema ... Rechtleitung allerdings schon. Segen ist ein Nutzen.





 





Nûr (das Licht) – Damit der Muslim sich nie im Dunkeln fühlt.





 





Schifâ (die Heilung) – Damit der Muslim weiß, dass dieses Buch ein Heilmittel für sein Leid ist.





 





Hudâ (die Rechtleitung) – Damit sich der Muslim niemals fehlgeleitet respektive verloren fühlt.





 





Tanzîl (das [vom Himmel] Herabgesandte) – Damit der Muslim sich dessen Autorität gewiss ist.





 





Kitâb (das Buch) – Damit der Muslim weiß, dass es dauerhaft festgeschrieben und unwandelbar ist.





 





Qurân (die Rezitation) – Damit der Muslim weiß, dass es ein Wort ist, das verkündet werden muss.





 





Fadlu-llâh (die Gunstbezeigung Allâhs) – Damit der Muslim weiß, dass es eine Gunstbezeigung und Barmherzigkeit von Ihm ist.





 





Furqân (das Unterscheidungskriterium) – Damit der Muslim ohne Furcht oder Zweifel seine Entscheidungen auf dessen Leitung gründet.





 





Einige praktische Tipps, damit man den Qurân versteht und aus ihm Nutzen zieht:





 





1. Setz dich im rituell reinen Zustand und mit einem klaren Kopf hin! Schalte das Handy, den Computer und den Fernseher aus!





 





2. Setz dich mit dem Bewusstsein hin, dass du Worte liest, die von den höchsten Himmeln zum untersten Himmel, auf das Herz und die Lippen des Engels Gabriel herabkamen sowie zum Herz und Gehör des Propheten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken, zu dessen Gefährten, zu deren Nachkommen, bis zu dir und über 1400 Jahre lang bewahrt, verkündet und rezitiert wurden! Es gibt Milliarden von Menschen auf der Welt, die dieses Buch nicht kennen. Du allerdings schon!





 





3. Wenn du kein Arabisch verstehst, dann lerne Arabisch! Es gibt so viele Online-Quellen, Bücher und Lehrer - gerade jetzt. Es gibt keine Ausrede. Wenn du nicht so viel Zeit (1-3 Stunden pro Woche) investieren kannst, dann gibt es eine Wörterliste, die 80% des wesentlichen Qurân-Vokabulars in Kurzfassung enthält – lerne davon täglich ein paar! Wenn du ein junger Student bist, dann solltest du dich damit nicht zufrieden geben! Lerne die Sprache! Finde möglichst einen Lehrer in deiner Gegend!





 





4. Bis du diesen Punkt erreicht hast, lies die arabische Fassung und nach jeder Seite die Übersetzung! Frage dich:





-  Was muss ich tun, um dies in meinem Leben umzusetzen?





-  Was haben die Eigenschaften Allâhs, die Er hier erwähnt, mit mir zu tun? Welche Auswirkung sollten sie auf mein Leben haben?





- Wie kann ich diesen Vers mit dem verbinden, was ich bereits über den Islâm weiß?





Es gibt noch Tausende Fragen, die wir uns stellen können. Dies sind jedoch einige, mit denen wir beginnen können.





 





5. Lies regelmäßig eine bestimmte Menge, ohne diese deutlich zu erhöhen oder zu senken, außer du entscheidest dich, sie dauerhaft zu erhöhen! Dies wird dich davor schützen dich völlig zu verausgaben und dir Beständigkeit erlauben.





 





6. Lege dir eine Qurân-Exegese zu! Für den aufrichtigen Qurân-Studenten ist es wichtig sich eine zuverlässige Qurân-Exegese zuzulegen. Für Englischsprechende empfehle ich die Exegese von Ibn Kathîr – sicherlich hast du bereits von ihr gehört! In ihr sind im Wesentlichen zahlreiche Hadîthe zusammengestellt, die mit jedem Vers in Verbindung stehen, und sie liefert einige Kommentare, die die Verse mit den Hadîthen verbinden. Es gibt auch einige Online-Versionen zum Herunterladen.





 





7. Viele Gemeinden und Organisationen konzentrieren sich nur auf die Jugend und gehen im Rahmen islâmischer Erziehung nicht auf die Bedürfnisse der älteren Menschen und Senioren ein. Wir vergessen, dass niemand um die Botschaft gebracht werden sollte und auch nur ein Jota Wissen besser für uns und unsere Beziehung zu Allâh ist! Demnach sollten wir an diesen Punkt denken, wenn wir Veranstaltungen durchführen, besonders im Hinblick auf erziehende Eltern – da sie die besten Lehrer ihrer Kinder sind.





 





So Allâh will, können wir auf diese Weise beginnen, die Rechte des Qurân uns gegenüber zu erfüllen, sprich an ihn zu glauben, ihn zu studieren, zu verstehen, anzuwenden und zu verbreiten!



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