Allâh der Erhabene erschuf die Schöpfung ob des anbetenden Dienens Ihm gegenüber und schickte den Menschen die Gesandten, damit sie Ihm allein und ohne einen Teilhaber anbetend dienen. Der Erhabene sagt: „Und nichts anderes wurde ihnen angeordnet als nur Allâh anbetend zu dienen und dabei Ihm gegenüber aufrichtig in der Religion zu sein (...)“ (Sûra 98:5). Der Majestätische sagt: „Und Wir schickten keinen Gesandten vor dir, dem Wir nicht geoffenbart, dass es keine Gottheit gibt außer Mir; darum dient Mir anbetend!“ (Sûra 21:25). Und der Erhabene sagt: „Und Wir haben wahrhaftig zu jedem Volk einen Gesandten geschickt, mit der Botschaft: „Dient Allâh anbetend und haltet euch von den Götzen fern!“ (Sûra 16:36).
Das anbetende Dienen Allâhs des Makellosen und Erhabenen erfolgt nur durch die Aufrichtigkeit Ihm gegenüber. Die Aufrichtigkeit ist nämlich das Wesen der Religion, der Kern des anbetenden Dienens und eine Bedingung für die Annahme der Handlungen. Sie gilt als Fundament eines Gebäudes und Geist eines Körpers. Weil daher die Handlungen der Nicht-Muslime weder das Eins-Seins Allâhs noch die Aufrichtigket enthalten, erklärte Allâh sie für nichtig. Der Erhabene sagt: „Und Wir treten zu dem, was sie an Taten verrichtet, und machen es zu in alle Winde zerstreute Staubteilchen.“ (Sûra 25:23). Diese Hinfälligkeit und Nutzlosigkeit sind die Vergeltung jedes Menschen, der gegenüber Allâh dem Erhabenen nicht aufrichtig handelt und das Ehren anderer als Seiner beabsichtigt. Der Erhabene sagt: „Wer immer das diesseitige Leben und dessen Schmuck will, dem lassen wir in ihm die Belohnung für seine Werke in vollem Maß zukommen, und ihm wird darin nichts geschmälert. Das sind diejenigen, für die es im Jenseits nur das Höllenfeuer gibt. Nutzlos ist, was sie in ihm gemacht haben, und hinfällig wird, was sie zu tun pflegten.“ (Sûra 11:15-16).
Wie sehr ist doch jemand zum Scheitern verurteilt, der Berge von Taten verrichtet, und dann macht Allâh sie zu verwehtem Staub, indem Er ihn auf dessen Gesicht ins Höllenfeuer stürzt! Muslim berichtete in einem direkt auf dem Propheten zurückführbaren nach einer Aussage von Abû Huraira überlieferten Hadîth: „Zu den ersten Menschen, über die am Auferstehungstag gerichtet wird, gehört ein Mann, der als Märtyrer starb. Er wird vorgeführt, und während Allâh ihm Seine Gnade an ihn vorhält, gibt er diese zu. Allâh spricht dann zu ihm: «Was hast du damit gemacht?» Er antwortet: «Ich kämpfte um Deinetwillen, bis ich als Märtyrer fiel.» Allâh spricht: «Du lügst, vielmehr hast du gekämpft, damit die Leute dich als mutig bezeichnen, und es geschah auch so!» Darauf wird die Anweisung gegen ihn erteilt, und er wird auf seinem Angesicht fortgeschleift und ins Höllenfeuer geworfen. Ferner ein Mann, der Wissen erwarb, es anderen lehrte und den Qurân rezitierte. Er wird vorgeführt, und während Allâh ihm Seine Gnade an ihn vorhält, gibt er diese zu. Allâh spricht dann zu ihm: «Was hast du damit gemacht?» Er antwortet: «Ich habe Wissen erworben und es anderen gelehrt, und ich rezitierte Deinetwegen den Qurân.» Allâh spricht: «Du lügst, vielmehr hast du das Wissen erworben, damit die Leute dich als gelehrsam bezeichnen, und den Qurân rezitiert, damit die Leute dich als Qurân-Kenner bezeichnen, und es geschah auch so.» Darauf wird die Anweisung gegen ihn erteilt, und er wird auf seinem Angesicht fortgeschleift und ins Höllenfeuer geworfen. Ferner ein Mann, dem Allâh reichliche Gaben bescherte und alle Arten an Gütern verlieh. Er wird vorgeführt, und während Allâh ihm Seine Gnade an ihn vorhält, gibt er diese zu. Allâh spricht dann zu ihm: «Was hast du damit gemacht?» Er antwortet: «Ich habe keine Gelegenheit, in der Du das Spenden liebst, versäumt, ohne dass ich dabei Deinetwegen gespendet habe.» Allâh spricht: «Du lügst, vielmehr hast du es getan, damit die Leute dich als wohltätig bezeichnen, und es geschah auch so.» Darauf wird die Anweisung gegen ihn erteilt, und er wird auf seinem Angesicht fortgeschleift und ins Höllenfeuer geworfen.“ Allâh bewahre uns vor dem Scheitern!
Erhaben über jeden Mangel ist Derjenige, Der das Verräterische in den Augen und das, was die Herzen verbergen, kennt! Wie auch immer jemand die Leute in die Irre führt und sein Aussehen sie täuscht, nutzen ihm dieses Aussehen und diese Irreführung wahrhaftig nichts. Was das betrifft, was sich bei Allâh befindet, so sagt der Erhabene: „Gewiss, die Heuchler möchten Allâh betrügen, doch ist Er es, Der sie betrügt.“ (Sûra 4:142). Und der Prophet sagte: „Allâh schaut nicht auf euer Aussehen und euer Vermögen, sondern Er schaut in eure Herzen und auf eure Handlungen.“ (Muslim). Was aber die Leute anbelangt, so enthüllt sich dies bei ihnen schnell und tritt die Wahrheit zutage, und zwar entweder im Diesseits oder im Jenseits. Der Erhabene sagt: „Was nun den Schaum angeht, so vergeht er nutzlos. Was aber den Menschen nutzt, das bleibt auf Erden. So prägt Allâh die Gleichnisse.“ (Sûra 13:17).
Zu den wesentlichsten Gründen des Mangels an Aufrichtigkeit und deren Fehlen bei den Handlungen gehört das Streben nach dem Diesseits oder die Liebe zum Lob und zur Anerkennung. Ibn Al-Qayyim sagte: „Die Aufrichtigkeit und die Liebe zum Lob und zur Anerkennung sowie das Trachten nach dem, was sich bei den Menschen befindet, kommen nicht im Herzen zusammen, genauso wie das Wasser und das Feuer sowie eine Dornschwanzechse und ein großer Fisch nichts gemeinsam haben.“
Er sagte: „Möchtest du aufrichtig sein, dann sollst du dich absolut der Begehrlichkeit, des Lobens und der Anerkennung enthalten, genauso wie die Asketen im Diesseits für das Jenseits werken. Hast du dich des Lobens und der Anerkennung enthalten, fällt dir die Aufrichtigkeit leicht. Würdest du fragen: «Was erleichtert mir das Sich-Enthalten der Begehrlichkeit, des Lobens und der Anerkennung?», würde ich antworten: «Was das Sich-Enthalten der Begehrlichkeit betrifft, so erleichtert dir dies deine innere Überzeugung, dass etwas, nach dem man giert, nur durch Allâh erfolgt, der allein dem anbetend Dienenden etwas davon gibt. Was nun das Sich-Enthalten des Lobens und der Anerkennung anbelangt, so wird es dir so erleichtert, dass du weißt, dass allein Allâh Derjenige ist, Dessen Loben nutzt und Dessen Tadel schadet.» Ein Beduine sagte zum Propheten Folgendes: „Wenn jemand mich lobt, ist es gut für ihn, und wenn jemand mich tadelt, ist es schlecht für ihn. Darauf sagte der Prophet : «Dies gilt nur für Allâh den Majestätischen.»“ (At-Tirmidhî und Ahmad). So enthalte dich des Lobens desjenigen, dessen Loben dir nicht nutzt sowie des Tadels desjenigen, dessen Tadel dir nicht schadet, und strebe nach dem Loben Desjenigen, in dessen Loben das ganze Gute und in dessen Tadel das ganze Böse liegt!
Erzieht ein anbetend Dienender seine Seele, so dass er sich des Diesseits, des Lobens der Menschen und deren Anerkennung enthält sowie das Ehren Allâhs bei seiner Handlung beabsichtigt, gehört er zu den aufrichtigen Menschen, deren gesamte Handlungen und Worte sowie Liebe und Hass um Allâhs des Erhabenen willen sind. So geschieht ihr äußeres und inneres Verhalten allein um Allâhs willen, wobei sie damit von den Menschen weder Belohnung noch Dank wollen und weder die Macht bei ihnen suchen noch nach dem Lob oder der Rangstellung in ihren Herzen streben oder vor deren Tadel fliehen. Dadurch wirst du der Stärkste unter den Menschen; denn dein Schutzherr ist in diesem Fall dein Herr der Starke und Feste. Auf diese Weise gehörst du zu den geehrten Menschen sowohl im diesseitigen Leben als auch in der Wohnstätte der Belohnung.
Die Aufrichtigkeit bei der Handlung gegenüber Allâh dem Erhabenen hat viele Vorteile. Wir erwähnen einige von ihnen, vielleicht motivieren sie uns zu vermehrten Bemühungen um die Verwirklichung der Aufrichtigkeit gegenüber Allâh dem Erhabenen hinsichtlich der Worte und Taten. Wisset, dass zu den Vorteilen der Aufrichtigkeit gehört, dass die Worte und Taten erst von Allâh angenommen werden, wenn man Ihm gegenüber aufrichtig ist! Die Handlungen, wie gut auch immer sie durchgeführt wurden, sind zurückgewiesen und hinfällig, wenn es dabei keine Aufrichtigkeit Allâh dem Erhabenen gegenüber gibt.
An-Nasâî berichtete in einem auf den Propheten zurückführbaren nach einer Aussage von Abû Umâma überlieferten Hadîth: „Allâh nimmt nur die aufrichtige Handlung an, mit der das Ehren Allâhs beabsichtigt ist.“ Das Gleiche gilt für die Worte. Der Prophet beschrieb den glückseligsten Menschen mit der Fürsprache des Propheten am Auferstehungstag: „Jemand, der aus seiner reinen Überzeugung "lâ ilâha illa-llâh" (= Es gibt nichts Verehrungswürdiges außer Allâh) spricht.“ (Al-Buchârî).
Zu diesen Vorteilen gehört auch, dass die Aufrichtigkeit ein Grund für Stärke des Herzens, Selbstbeherrschung, Ertragen der Anstrengungen des anbetenden Dienens und Bemühungen des einladenden Aufrufens ist. Hat jemand unter uns das Leben einiger wahrhaftigen Aufrichtigen beobachtet, wird ihm dies klar. Dazu gehören die Selbstbeherrschung des Propheten und dessen Stärke, obwohl es bei ihm Gründe für ein Zugrundegehen erfüllt waren. Er sagte zu seinem Gefährten, als er in der Höhle war: „... als er zu seinem Gefährten sprach: „Sei nicht traurig! Wahrhaftig, Allâh ist mit uns!“ (Sûra 9:40). Die Aufrichtigkeit und die Wahrhaftigkeit gegenüber Allâh dem Erhabenen helfen beim Beachten der Wahrheit und beim Fernhalten von Nichtigkeiten, wie bedeutsam auch immer die Nichtigkeiten erscheinen mögen. Allâhs Prophet Hûd wirkte kein namhaftes Wunder wie andere Propheten. Trotzdem rief er sein Volk zum anbetenden Dienen Allâhs und zum Verzicht auf das anbetende Dienen anderer außer Ihm auf. Sein Volk diskutierte mit ihm und sagte ihm gemäß des Berichtes im Qurân: „Sie sagten: „O Hûd, du hast uns keinen klaren Beweis gebracht. Wir wollen nicht unsere Götter auf dein Wort hin verlassen, und wir werden deinetwegen nicht gläubig werden. Wir können nur sagen, dass einige unserer Götter dich mit etwas Bösem heimgesucht haben." Er sagte: „Ich nehme Allâh zum Zeugen, und bezeugt auch ihr, dass ich mich lossage von dem, was ihr beigesellt neben Ihm! So schmiedet alle gegen mich eure List und gewährt mir hierauf keinen Aufschub!“ (Sûra 11:53-55).
Zu den Vorteilen der Aufrichtigkeit gehört ferner das Befreien von der List des Satans und dessen Kontrolle. Allâh der Erhabene sagt über die Worte von Iblîs, als er vom Herrn der gesamten Schöpfung verlangte, dass Er ihm Aufschub gewährt: „außer Deinen anbetend Dienenden, den auserlesenen unter ihnen.“ (Sûra 15:40).
Zu den Vorteilen der Aufrichtigkeit gehört darüber hinaus, dass sie ein Grund für das Abwenden von Bösem und Abscheulichkeiten ist. Der Erhabene sagt in der Geschichte über Josef: „Es verlangte sie nach ihm, und es hätte ihn nach ihr verlangt, wenn er nicht den Beweis seines Herrn gesehen hätte. Dies geschah, damit Wir das Böse und das Schändliche von ihm abwendeten. Er gehört ja zu Unseren auserlesenen anbetend Dienenden.“ (Sûra 12:24).
Zu den Vorteilen der Aufrichtigkeit gehört des Weiteren, dass wenige Handlungen in Lauterkeit ein Grund für das Gewinnen der Zufriedenheit Allâhs des Erhabenen sind. Als Beispiel dafür gelten die Worte des Propheten : "Schützt euch vor dem Höllenfeuer, sei es auch nur mit einer halben Dattel!" (Al-Buchârî). So schützt das Geben einer halben Dattel als Spende in Aufrichtigkeit vor dem Höllenfeuer, und zwar durch die Gnade Allâhs, während ganze Tonnen Datteln aus Augendienerei in die unterste Stufe des Höllenfeuers kommen lassen. Der Erhabene sagt: „Gewiss, die Heuchler werden sich auf dem untersten Grund des Höllenfeuers befinden, und du wirst für sie keinen Helfer finden!“ (Sûra 4:145).
Es bleibt noch ein Vorteil, dass nämlich ein anbetend Dienender durch seine Aufrichtigkeit besiegt wird. Der Prophet sagte in einem von An-Nasâî nach einer Aussage von Mus'ab ibn Sa'd ibn Abû Waqqâs überlieferten Hadîth, als Sa'd ibn Abû Waqqâs meinte, dass er anderen Huld gewährt: „Allâh verhilft dieser Umma zum Sieg durch die Schwachen in ihr, und zwar durch deren Bittgebete, rituellen Gebete und Aufrichtigkeit.“
Die Handlungen und der Gehorsam unterscheiden sich nicht durch ihre Formen und Anzahl. Vielmehr unterscheiden sie sich je nach der Verschiedenheit dessen, was sich in den Herzen befindet. Es kann sein, dass zwei Handlungen gleicher Form sind, sich aber unterscheiden wie Himmel und Erde. Es kann auch sein, dass zwei Männer in der gleichen Gebetsreihe stehen, aber ihre beiden rituellen Gebete unterscheiden sich wie Himmel Erde. Ammâr ibn Yâsir sagte: „Ich hörte den Gesandten Allâhs sagen: «Ein Mann verrichtet eventuell das rituelle Gebet, während er für ein Zehntel, Neuntel, Achtel, Siebtel, Sechstel, Fünftel, Viertel oder Drittel oder die Hälfte seines rituellen Gebets belohnt wird.»“ (Abû Dâwûd).