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Ich kenne eine Geschichte, die keine gewöhnliche Geschichte ist. Sie beginnt mit einer Frau, die etwas mehr liebte als den Glanz des Diesseits. Sie war eine Frau, die es niemals zuließ, von ihren schmerzhaften Lebensumständen dirigiert oder begrenzt zu werden. Sie hatte einen derart tiefen Glauben, dass sie bereit war, dafür zu sterben. Sie war eine Königin, sah jedoch durch die Throne und Paläste des Diesseits hindurch. Sie sah durch ihren Palast im Diesseits und blickte stattdessen auf ihren Palast im Jenseits. Doch für Âsiya, die Frau des Pharaos, war dies nicht nur ein metaphorischer, flüchtiger Blick des Herzens. Âsiya sah diesen Weitblick mit ihren Augen. 





 





Allâh der Hocherhabene sagt: „Und Allâh hat als Gleichnis für diejenigen, die glauben, dasjenige von Fir'auns Frau geprägt. Als sie sagte: »Mein Herr, baue mir bei Dir ein Haus im (Paradies)garten, und errette mich von Fir'aun und seinem Werk, und errette mich von dem Volk der Ungerechten.«“ (Sûra 66:11).





 





Ich habe die Geschichte von Âsiya unzählige Male gehört. Und jedesmal trifft sie mich aufs Neue. Kürzlich traf mich ihre Geschichte jedoch aus einem anderen Grund sehr heftig. Vor einigen Monaten sah ich mich einer schwierigen Prüfung ausgesetzt. Das Schöne, rechtschaffene und engelhafte Seelen als Begleiter zu haben, ist etwas Unbezahlbares. Wenn man in Schwierigkeiten steckt, dann bedarf es lediglich einer Textnachricht, eines „Status Update“ auf Facebook, und man hat eine ganze Armee schöner Seelen, die für einen beten. Allâh ist über jeden Mangel erhaben und zu preisen!





 





Deshalb stellte ich diese Bitte. Ich bat um das größte Geschenk, das ein Mensch einem anderen machen kann. Ich bat um aufrichtige Bittgebete. Die Resonanz überwältigte mich. Ich werde dieses Geschenk Allâhs niemals vergessen. Ich hatte Menschen, die im freiwilligen Nachtgebet für mich beteten, vor der Ka'ba stehend, auf Reisen und sogar beim Entbinden. Ich erhielt sehr viele Bittgebete, doch es gab eines, das mich wirklich traf. Es war lediglich eine einfache Textnachricht, doch ich las: „Möge dir deine Wohnstätte im Paradies gezeigt werden, damit dir jede Schwierigkeit leicht fällt!“ Ich las sie und es traf mich wie ein Hammerschlag. Es traf mich wirklich.





 





Und dann erinnerte ich mich an die Geschichte von Âsiya und erkannte plötzlich etwas Erstaunliches. Âsiya durchlebte die schlimmste Qual, die man sich vorstellen kann. Pharao war der größte Tyrann, der jemals auf Erden wandelte. Er war nicht nur ein Herrscher über sie. Er war ihr Ehemann. Und in ihren letzten Momenten begann Pharao sie aufs Brutalste zu quälen. Doch etwas Außergewöhnliches geschah. Âsiya lächelte. Sie erlebte einen der schlimmsten Momente, die ein Mensch erleben kann, und dennoch lächelte sie.





 





Wie kann das sein? Wie kann es sein, dass sie gequält wird und lächelt, und wir, wenn wir einen Stau erleben oder jemand uns in einer falschen Art und Weise anschaut, dies nicht ertragen können? Wie kann es sein, dass der Prophet Abraham  Frieden sei auf ihm  eine der schlimmsten Qualen durchlebte, und sich das Feuer dennoch kalt für ihn anfühlte? Warum finden manche Menschen, die nichts besitzen, keinen Grund, sich zu beschweren, während andere, die „Alles“ besitzen, immer nur Gründe zum Beschweren finden? Wie kommt es, dass wir manchmal mehr Geduld mit den großen Herausforderungen im Leben haben als mit den alltäglichen kleinen?





 





Ich dachte, Schicksalsschläge seien hart, weil bestimmte Dinge einfach objektiv schwierig zu ertragen sind. Ich dachte, es gebe ein Stammblatt, eine Standard-Rangordnung für Schwierigkeiten. Der Tod eines Nahestehenden beispielsweise ist immer schwieriger zu ertragen als der Erhalt eines Strafzettels. Es scheint eindeutig genug zu sein. Es kommt einem einleuchtend vor.





 





Doch es ist auch falsch.





 





Jegliches Unheil ist nicht schwer zu ertragen, weil das Unheil an sich schwierig ist. Das Maß für Erleichterung oder Schwierigkeit in der Bedrängnis befindet sich auf einer anderen Skala – auf einer unsichtbaren Skala. Egal was einem im Leben begegnet, so wird es entweder leicht oder schwierig sein, nicht weil es leicht oder schwierig ist: Die Erleichterung oder Erschwernis basiert einzig auf dem Grad der göttlichen Hilfe. Nichts, absolut nichts ist leicht, außer Allah macht es leicht für einen. Kein Stau, keine Papierschnittwunde und nichts ist schwierig, außer Allah macht es schwierig für einen. Keine Krankheit, kein Tod, kein Wurf ins Feuer und auch keine Folter von einem Tyrannen.





 





Ibn Atallâh As-Sakandarî formulierte es schön: „Nichts ist schwierig, wenn du es durch deinen Herrn erstrebst, und nichts ist leicht, wenn du es durch dich selbst erstrebst.“





 





Abraham  Frieden sei auf ihm  wurde ins Feuer geworfen. So Allâh will, wird niemand von uns jemals eine derartige Prüfung im Diesseits erleben. Doch es gibt niemanden, der in seinem Leben nicht in eine Art emotionales, psychologisches oder soziales Feuer geworfen wird. Und denke nicht einen Augenblick daran, dass Allâh dieses Feuer nicht kühl für uns machen könnte! Âsiya wurde körperlich gequält, doch Allâh zeigte ihr ihr Heim im Paradies. Deshalb lächelte sie. Unsere physischen Augen werden das Paradies im Diesseits nicht sehen. Doch wenn Allâh will, dann kann uns durch die Vorstellungskraft unserer Herzen die Wohnstätte bei Ihm gezeigt werden, damit uns jede Schwierigkeit leicht fällt. Und vielleicht können wir auch sogar in schwierigen Zeiten lächeln.  





 





Das Problem ist also nicht die Prüfung an sich. Das Problem ist nicht der Hunger oder die Kälte. Das Problem ist, ob wir die Versorgung besitzen, die man benötigt, wenn dieser Hunger und diese Kälte kommen. Und wenn wir diese Versorgung besitzen, dann wird uns weder Hunger noch Kälte treffen. Es wird nicht schmerzen. Es ist nur dann ein Problem, wenn wir Hunger haben und kein Essen. Das Problem ist, wenn der Schneesturm kommt und wir über keinen Schutz verfügen.





 





Gewiss schickt Allâh Prüfungen, durch die wir geläutert, gestärkt und zu Ihm zurückgebracht werden können. Doch sei dir gewiss, dass Allâh mit diesem Hunger, diesem Durst und dieser Kälte auch das Essen, das Wasser und den Schutz schickt! Allâh schickt die Prüfung, doch mit ihr kann Er auch Geduld schicken und sogar Zufriedenheit, um diese zu überstehen. Ja, Allâh der Hocherhabene schickte Adam ins Diesseits herab, wo er kämpfen und sich Prüfungen stellen musste. Doch Er versprach auch Seine göttliche Hilfe. Der Qurân besagt: „Er sagte: »Geht alle fort von ihm. Einige von euch seien des anderen Feind. Doch wenn dann von Mir Rechtleitung zu euch kommt, dann wird derjenige, der Meiner Rechtleitung folgt, nicht irregehen und nicht unglücklich sein.“ (Sûra 20:123).





 





Eines meiner Lieblingsbittgebete ist das des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) in Taif. Blutig und von Wunden überzogen rief er seinen Herrn an: „Ich suche Zuflucht im Lichte Deines Antlitzes, durch das alle Dunkelheit vertrieben und jede Angelegenheit des Diesseits und des Jenseits geregelt wird!“





 





Wahrhaftig! Allâh prüft jene, die Er liebt, und Er prüft sie entsprechend ihres Glaubensniveaus. Doch Allâh schickt auch Seine göttliche Unterstützung, wodurch einem jede Prüfung leicht fallen und jedes Feuer kühl werden kann. Deshalb kann Allâh Seine göttliche Hilfe schicken, wobei uns ein einziger Blick auf Sein Licht und die Wohnstätte bei Ihm zum Lächeln bringen kann – sogar inmitten der Flammen der Prüfung.



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