17. Die Freude der Muhâdschirûn (Auswanderer) und der Ansâr (Helfer in Al-Madîna) über die Ankunft des Gesandten Allâhs in Al-Madîna
Die Bewohner von Yathrib (Al-Madîna) unter den gläubigen Ansâr und Muhâdschirûn freuten sich über die sichere Ankunft des Gesandten Allâhs in Al-Madîna in einem Ausmaß, dass die Frauen und Kinder aus ihren Häusern kamen und die Männer ihre Arbeit verließen. Die Juden von Al-Madîna teilten nach außen hin diese Freude mit ihren Mitbürgern, aber innerlich waren sie betrübt über die Konkurrenz der neuen Führung. Die Freude der Gläubigen über ihr Treffen mit dem Gesandten war nicht überraschend, weil er es war, der sie von der Dunkelheit der Unwissenheit und der Götzendienerei rettete, sie mit der Erlaubnis ihres Herrn (Allâh) zum Licht des Glaubens brachte, und sie zum Wege Allâhs des Erhabenen leitete.
Die Tatsache, dass die Ansâr und Muhâdschirûn den Gesandten Allâhs empfingen, beweist die Erlaubnis, Gouverneure und Gelehrte bei deren Ankunft zu empfangen und willkommen zu heißen, eine Nachahmung dessen, was mit dem Gesandten Allâhs geschah. Diese Ehrung und das großzügige Willkommen entsprangen jedoch ihrer wahren Liebe für den Gesandten Allâhs im Unterschied zum Empfang der Herrscher und Führer in unserer zeitgenössischen Welt. Es ermutigt auch den Wettbewerb im Tun von Gutem und der Ehrung der Gelehrten und erhabenen Persönlichkeiten, weil jeder Stamm begierig darauf war den Gesandten Allâhs zu bewirten und seine Männer als Wachen für ihn einzusetzen. Eine andere Schlussfolgerung ist hier die Wichtigkeit der Ehrung und des Zeigens von Respekt sowie das Stehen im Dienste der Gelehrten und aufrichtigen Personen.
18. Die Klarheit des gestaffelten Prozesses der Weiterbildung)
Es kann beobachtet werden, dass der Gesandte Allâhs , als er die ersten späteren Ansâr traf, sie nur dazu ermutigte den Islâm anzunehmen und er rezitierte den Qurân für sie. Als sie im folgenden Jahr zu ihm kamen, nahm er ihren Treueeid an, dass sie Anbetungshandlungen verrichten und sich an gute Moral und Tugenden halten würden. Als sie im folgenden (dritten) Jahr kamen, nahm er den zweiten Aqaba Treueschwur von ihnen an, dass sie auf dem Wege Allâhs des Allmächtigen kämpfen und die Muslime unterstützen und ihnen Schutz geben würden.
Es ist bemerkenswert, dass der Schwur zu kämpfen erst nach zwei vollen Jahren geleistet wurde, während sie gut vorbereitet und dafür qualifiziert wurden. Daher wurde die Staffelung in einer derartigen Weise vorgenommen, dass sie der Methode der Erziehung, die von der Da'wa (einladender Aufruf zum Islâm) vom ersten Tag an angenommen wurde, nützen würde.
Dies war die Methode, zu der Allâh der Allmächtige Seinen Propheten führte, damit dieser daran festhalte. Beim ersten Treueschwur schworen die neuen Unterstützer ihm Treue für den Islâm als Glauben, Methode und Art der Erziehung. Im zweiten Treueschwur schworen die Ansâr ihm Treue hinsichtlich der Unterstützung der Da'wa und hinsichtlich dessen, dass sie die muslimische Gesellschaft, deren Früchte reif und deren Grundlagen stärker und standhafter geworden waren in ihre Arme schließen.
Diese zwei Treueschwüre waren ergänzende Elemente in der Erziehung der Methode der islâmischen Da'wa: Der erste bezog sich auf den Inhalt und der zweite, das heißt der Schwur zur Kriegsführung, auf die Grenze, die diesen Inhalt schützt. Es ist wahr, dass dieser Treueschwur zur Kriegsführung um zwei Jahre verzögert wurde, nachdem Leute den Islâm angenommen hatten, und er wurde nicht sofort nach ihrer Erklärung des Islâm entgegengenommen. Er wurde zwei Jahre später durchgeführt, nachdem sie gut vorbereitet und wahrhaftig und daher bereit für den Treueschwur waren. Es sollte beachtet werden, dass der Kriegsschwur von keinem Muslim vor diesem Tag entgegengenommen wurde; er wurde erst entgegengenommen, als die Da'wa in diesen Unterstützern und dem Land, in dem sie lebten, eine angemessene Festung fand, von der aus die Krieger ihre Verteidigung einleiten könnten, weil Makka zu jener Zeit nicht für den Krieg vorbereitet war.
Es war aus der Gnade Allâhs des Allmächtigen heraus, dass Er ihnen das Kämpfen erst auferlegte, als sie einen Sitz des Islâm hatten, der als Festung für sie fungierte, den sie als Schutz und Rückzugsort nehmen konnten. Al-Madîna Al-Munawwara war der erste Sitz des Islâm. Der erste Treueschwur basierte auf dem Glauben an Allâh den Allmächtigen und Seinen Gesandten wogegen der zweite auf der Auswanderung und dem Dschihâd basierte. Es sind diese drei Elemente - der Glaube an Allâh den Allmächtigen und Seinen Gesandten , die Auswanderung und der Dschihâd -, auf denen die Existenz des Islâm in einer angehenden gemeinschaftlichen Realität gegründet wurde. Die Auswanderung war nicht vollständig, außer wenn es eine Gruppe geben würde, die bereit war Schutz zu bieten. Daher sagt Allâh der Allmächtige:
„Gewiss, diejenigen, die den Glauben verinnerlicht haben und ausgewandert sind und sich mit ihrem Besitz und ihrer eigenen Person auf Allâhs Weg abgemüht haben, und diejenigen, die Zuflucht gewährt und geholfen haben, sie sind einer des anderen Schutzfreunde. Zu denjenigen aber, die den Glauben verinnerlicht haben und nicht ausgewandert sind, habt ihr kein Schutzverhältnis, bis sie auswandern. Wenn sie euch jedoch um der Religion willen um Hilfe bitten, dann obliegt euch die Hilfe, außer gegen Leute, zwischen euch und denen ein Abkommen besteht. Und was ihr tut, sieht Allâh wohl.“ (Sûra 8:72.)
„Und diejenigen, die danach den Glauben verinnerlicht haben und ausgewandert sind und sich mit euch abgemüht haben, sie gehören zu euch. Aber die Blutsverwandten stehen einander am nächsten; im Buch Allâhs. Gewiss, Allâh weiß um jede Sache.“ (Sûra 8:75.)
Der Kriegsschwur war der letzte vorbereitende Schritt, der für die Auswanderung des Gesandten Allâhs und dessen Gefährten nach Al-Madîna unternommen werden musste. Daher fand der Islâm seinen Platz, von dem aus er den Ruf der Wahrheit mit Weisheit und guter Ermahnung einleitete und die kämpfenden Gruppen der Wahrheit zum ersten Mal entsendete. Auf diese Art wurde der islâmische Staat, der das Gesetz Allâhs zur Geltung brachte, gegründet.
19. Die Auswanderung oder Hidschra des Propheten und dessen Gefährten aus Makka war ein großes Opfer um Allâhs des Allmächtigen willen. Der Prophet beschrieb dieses Opfer, als er sagte: „Bei Allâh, du [das heißt Makka] bist sicherlich das beste Land Allâhs und das liebste Land für Allâh, und hätte man mich nicht aus dir vertrieben, wäre ich niemals gegangen“ (At-Tirmidhî)
Âischa sagte: 'Als der Gesandte Allâhs nach Al-Madîna auswanderte, war diese Stadt eine der vom Fieber geplagtesten Gegenden. Ihr Wasser hatte eine schlechte Farbe und einen schlechten Geruch, und daher wurden die Gefährten krank, als sie dort ankamen, aber Allâh der Allmächtige beschützte Seinen Gesandten gegen diese Krankheit. Abû Bakr, Âmir ibn Fuhaira und Bilâl waren im selben Haus und sie litten an Fieber. Ich bat den Propheten mir zu erlauben sie zu besuchen und er stimmte zu. Ich besuchte sie (vor der Verpflichtung des Hidschâb) und sie hatten hohes Fieber. Ich informierte den Propheten darüber, worauf er sagte: „O Allâh, lass uns Al-Madîna so lieben wie wir Makka lieben oder noch mehr, und leite das Fieber, das in ihm ist, an Al-Juhfa weiter. O Allâh, segne unseren Mudd und Sâ (Maßeinheiten)!“ (Al-Buchârî)
Allâh der Allmächtige nahm die Bittgebete des Propheten an und die Muslime wurden von diesem Fieber geheilt. Außerdem wurde Al-Madîna ein ausgezeichneter Ort für alle Auswanderer und Muslime aus verschiedenen Umgebungen und Orten.
20. Der Prophet belohnte Umm Ma'bad
Es ist überliefert, dass die Schafe von Umm Ma'bad sich vermehrten, bis sie einige von ihnen nach Al-Madîna brachte. Ihr Sohn erkannte Abû Bakr , der an ihnen vorübergezogen war. Er sagte: 'O meine Mutter, dies ist der Mann, der diesen gesegneten Mann begleitete!' Sie ging zu ihm und sagte: 'O Diener Allâhs, wer ist der Mann, den du begleitetet hast?' Abû Bakr erwiderte: 'Du kennst ihn wirklich nicht?' Sie antwortete: 'Nein!' Abû Bakr sagte: 'Es ist der Prophet.' Er brachte sie zum Propheten , der ihr Essen und Geschenke gab.
In einer anderen Überlieferung heisst es: 'Sie ging mit Abû Bakr zum Propheten und bot ihm etwas Käse und Gegenstände der Beduinen an. Daher überreichte der Prophet ihr Kleidung und gab ihr Geschenke (und sie nahm den Islâm an).'
Der Autor von Al-Wafâ erwähnte, dass sie mit ihrem Ehemann auswanderte und dass ihr Bruder Chunais den Islâm annahm und am Tag der Einnahme Makkas gemartert wurde.
21. Der großartige Vorfall Abû Aiyûb Al-Ansâris
Abû Aiyûb sagte:
'Als der Prophet zu meinem Haus kam, bevorzugte er es, im unteren Stockwerk zu leben, während Umm Aiyûb und ich im oberen Stockwerk lebten. Abû Aiyûb sagte jedoch zum Propheten : 'Mögen mein Vater und meine Mutter für dich geopfert werden! Ich verabscheue es, im oberen Stockwerk zu leben, während du im unteren bist. Ziehe deshalb bitte ins obere Stockwerk und wir werden ins untere ziehen!' Der Prophet sagte jedoch: „Wir bevorzugen das untere Stockwerk wegen der vielen Leute, die uns besuchen kommen.“ Wir beugten uns dem Wunsch des Propheten.
Abû Aiyûb überlieferte: 'Eines Nachts zerbrach einer unsere Krüge und das Wasser übergoss das obere Stockwerk. Umm Aiyûb und ich wischten das Wasser mit einem Stück Samt auf, das unsere einzige Decke war, aus Furcht, dass es zum Propheten durchsickern und ihm schaden würde.'
22. Die Auswanderung Alîs , der damit begann das Gute in der neuen Gemeinschaft zu gebieten und das Schlechte zu verbieten
Alî folgte dem Propheten nach Al-Madîna, nachdem er die dem Propheten anvertrauten Gegenstände in Makka deren Besitzer zurückgegeben hatte. Er erreichte Qubâ zwei oder drei Nächte nach dem Propheten der noch immer dort weilte. Er blieb zwei Nächte in Qubâ und brach dann an einem Freitag mit dem Propheten nach Al-Madîna auf.
Während der zwei Nächte, die er in Qubâ verbrachte, bemerkte Alî , dass ein Mann jede Nacht zum Haus einer muslimischen Frau ging, die keinen Ehemann hatte. Der Mann klopfte an die Tür und dann kam die Frau heraus und nahm etwas von ihm. Alî betrachtete dies als verdächtig. Daher ging er zu dieser Frau und fragte, 'O Dienerin Allâhs, wer ist der Mann, der jede Nacht an deine Tür klopft und dir dann einen unbekannten Gegenstand gibt, wo du doch eine muslimische Frau ohne Ehemann bist?' Sie entgegnete: 'Es ist Sahl ibn Hunaif ibn Wahb. Er weiß, dass ich eine muslimische Frau bin und dass ich keinen Mann habe, der sich um meine Angelegenheiten kümmert. Deshalb zerbricht er die Götzen seines Volkes in der Nacht und bringt mir dann das Holz, damit ich es nutze.' Alî erinnerte sich bis zu seinem Tod im Irak immer an diese edelmütige Tat des Sahl ibn Hunaif ibn Wahb .
23. Die Hidschra (Auswanderung) des Propheten war ein Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit
Die Hidschra des Propheten aus Makka nach Al-Madîna war das größte Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Es änderte den Kurs des Lebens und die Methode, der die Menschen folgten und die sie in Form von Gesetzen, Regeln, Traditionen, Bräuchen, Moralvorstellungen, Verhalten des Einzelnen und der Gemeinschaft, Glaubensvorstellungen, Anbetungshandlungen, Wissen, Wissenschaft, Unwissenheit, Fehlhgehen, Rechtleitung, und Gerechtigkeit adoptierten.
25. Hidschra ist Gesetzmäßigkeit der ehrenwerten Gesandten
Die Hidschra Allâhs zuliebe ist eine uralte Gesetzmäßigkeit. Die Hidschra unseres Propheten war kein Präzedenzfall im Leben der Gesandten , damit ihr Glauben siegreich blieb. So wie der Prophet von seinem Heimatland der Da'wa zuliebe auswanderte, um diese zu erhalten und eine fruchtbare Umgebung zu gründen, die sie akzeptiert, darauf eingeht und sie verteidigt, wanderte eine Anzahl von Propheten vor ihm aus deren Heimatländern aus den gleichen Gründen aus, derentwegen unser Prophet auswanderte.
Das Durchführen der Da'wa in einem unfruchtbaren Land dient dieser nicht. Vielmehr hindert es sie, behindert ihren Fortschritt und beschränkt sie vielleicht auf enge Kreise. Der edle Qurân beinhaltet einige Geschichten der Auswanderung von Gesandten und deren Anhängern aus früheren Nationen, um uns zu verdeutlichen, dass dies einer der Wege Allâhs des Allmächtigen in der Da'wa ist. Wenn eine Barriere zwischen den Gläubigen und seinen Glauben gesetzt wird und wenn sein Dasein und seine Existenz verachtet und seine Persönlichkeit und Ehre verletzt werden, ist er verpflichtet dem gleichen Beispiel zu folgen.