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Wie oft verbinden wir die Rolle Maryams (Friede sei mit ihr) mit dem einladenden Aufruf zum Islâm, wenn wir an sie denken? Ist uns bewusst, wie sehr sie sich darum bemühte, dass ihr Volk gegenüber der Rechtleitung empfänglich wird und zur Wahrheit kommt? Ist uns bewusst, wie sehr sie sich für die Verbreitung des Islâm einsetzte? Begreifen wir, dass wir von ihr, als Ruferin zum Islâm, lernen können? Würde es euch wundern, zu erfahren, dass es eine historische Debatte unter Gelehrten darüber gab, ob Maryam (Friede sei mit ihr) eine Prophetin war oder nicht, da sie unmittelbar von Dschibrîl Offenbarungen erhielt? Ich neige an und für sich zur Meinung, dass sie keine Prophetin war, obwohl sie möglicherweise einen ähnlichen Status an Rechtschaffenheit mit den Propheten teilt. Ich werfe diese Frage jedoch aus folgendem Grund auf: Es ist leichter, uns selbst einzugestehen, dass wir Maryam (Friede sei mit ihr) und deren Rolle in der Einladung zum Islâm bei aller Liebe auf keinen Fall so gut kennen, wie wir denken. Da viele von uns beim einladenden Aufruf zum Islâm mitwirken, sind Geschichte und das Beispiel Maryams (Friede sei mit ihr) besonders im 21. Jahrhundert unentbehrlich. Da dieser Artikel dem Thema nicht voll gerecht wird, werden wir uns lediglich auf einige wesentliche Lehren konzentrieren, die Maryam (Friede sei mit ihr) dem für den Islâm Wirkenden bietet.





1. Der erste Schritt beim einladenden Aufruf zum Islâm: Ein Gottesbewusstsein beim Zuhörer entwickeln





Als der Engel Dschibrîl zum ersten Mal Maryam (Friede sei mit ihr) in Gestalt eines Mannes erschien, während sie allein war, sagte sie: „… Ich suche beim Allerbarmer Schutz vor dir, wenn du gottesfürchtig bist“ (Sûra 19:18).





Az-Zamachscharî erwähnt, dass sie, da sie sich Allâh zuwandte, zudem hoffte, dass ihr Verhalten diesen Fremden dazu ermuntern würde, sich Ihm ebenfalls  zuzuwenden. Der Grund dafür, dass sich Maryam speziell an Allâh den Hocherhabenen als „den Allerbarmer“ wandte, bestand darin, in diesem Fremden, von dem sie dachte, er sündige, Hoffnung zu entfachen, damit er sich zurückbegeben und jegliches Übel, das er anfangs zu tun beabsichtigte, unterlassen würde. Unsere Gemeindeaktivisten sollten sich durch Maryam (Friede sei mit ihr) an die Wichtigkeit, ja sogar an die Dringlichkeit erinnern lassen, denjenigen, die scheinbar sündigen wollen, Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allâhs des Hocherhabenen zu geben. Es ist interessant festzustellen, dass in der Geschichte von Maryam und Jesus (Friede sei mit ihm) in der Sûra Mayram“ Allâh der Hocherhabene ständig mit Seinem gesegneten Namen „der Allerbarmer“ erwähnt wird. Die Sûra Mayram“ berichtet auch über die Zwangslagen anderer Propheten, darunter Abraham, Mûsâ und Idrîs (Friede sei mit ihnen). Eine Lehre, die wir bei der Einladung zum Islâm daraus ziehen können, lautet, dass man, wenn man auf dem Weg des Lehrens Mühe hat, sich auch daran erinnern sollte, dass Er der Barmherzigste ist, der diesen Weg erleichtert.





Sie sagte zu Dschibrîl: „…, wenn du gottesfürchtig bist“, da nur ein gottesfürchtiger Mensch Geboten und Verboten Folge leistet. Dies wird in einem scheinbar unvollständigen Konditionalsatz ausgedrückt. Während die Bedingung, gottesfürchtig zu sein, erwähnt wird, fehlt die Antwort auf die Bedingung. Einige Exegese-Gelehrte vermuteten alle die gleiche Bedeutung, und zwar dass die fehlende Antwort „Wenn du gottesfürchtig bist, dann würdest du dich von mir entfernen oder mich allein lassen!“ sei. At-Tantâwîs Exegese erwähnt allerdings etwas noch Verständlicheres: Die Antwort fehlt, da sie allgemein auf alle bösen Dinge zutrifft, die einem in den Sinn kommen könnten. Wenn man demnach grundsätzlich gottesfürchtig wäre, würde man sich darum bemühen, alles, was falsch ist, zu unterlassen und das Richtige tun. Ar-Râzî sagt, dass es dem Fremden nicht nutzen würde, wenn sie vor ihm Zuflucht sucht, es sei denn, er wäre gottesfürchtig. Diese Aussage enthält also ein Bittgebet für sie selbst, gemeinsam mit einer Erinnerung an ihn, dass sie sich auf Allâh verlässt, sowie eine unausgesprochene Aufforderung an ihn, Allâh zu fürchten und demgemäß zu handeln. Spätere Gelehrte sagten, dass in dieser Aussage ein Beweis dafür liegt, dass nur jemand, der Gottesfurcht besitzt, von Geboten und Verboten profitieren kann. Deshalb sollten diejenigen, die zu Allâh aufrufen, zuerst zu Gottesfurcht aufrufen, um zunächst eine Beziehung zu Allâh entwickeln, und dann zu den Geboten und Verboten im Islâm!     





2. Einladendes Aufrufen zum Islâm durch eigenes Vorbild und aus ganzem Herzen kommendes Interesse





Als Maryam (Friede sei mit ihr) ein Stadium erlangt hatte, in dem sie fürchtete, ihre Schwangerschaft würde erkannt werden, ging sie fort, an einen Ort, der als „Makânan qasiyyan“ bezeichnet wird – sprich ein weit entfernter, ferner, abgelegener Ort. Wir müssen uns vorstellen, dass sie völlig allein an diesem Ort verweilte – und monatelang mit diesem Geheimnis lebte, von dem sie niemandem etwas erzählen konnte! Während einige Exegesen besagen, dass Maryams Schwester, die Frau von Zakariyyâ, von der Schwangerschaft wusste, da sie zu dieser Zeit von Yahyâ schwanger war, lehnen andere Exegesen diesen Gedanken ab, da das Beweismaterial hierfür auf zahlreichen Ebenen nicht fehlerfrei ist (Exegese des Ibn Kathîr). Auch nicht zu vergessen ist, dass sie ihr Kind nicht ganz allein entbunden hätte, wenn ihre Familie davon gewusst hätte. Versetzt euch also in die Lage als ihre Schwester! Wie allein würdet ihr euch fühlen, wenn ihr zu einem entlegenen Ort fliehen müsstet, nicht in der Lage irgendjemandem zu vertrauen? In dieser Situation verließ sie sich auf Allâh den Hocherhabenen und gebar ihren Säugling selbst. Mütter, die eine Geburt erlebt haben, könnten sich niemals vorstellen, diesen Vorgang völlig allein durchzustehen! In diesem Zustand rief sie aus: „… O wäre ich doch zuvor gestorben und ganz und gar in Vergessenheit geraten!“ (Sûra 19:23).





Dies geschah jedoch nicht auf Grund der Geburtswehen. Ihre Aussage „… ganz und gar in Vergessenheit geraten!“ bezieht sich nicht auf den physischen Schmerz, sondern vielmehr auf ihren Ruf. Die Exegese von Al-Qurtubî erwähnt, dass das arabische Wort „nasyan“ niedrig und belanglos bedeutet, damit es leicht wäre, vergessen zu werden, verloren, ohne dass sich jemand darum kümmert oder sich daran erinnert. Von dieser Beschreibung erfahren wir, dass Maryam (Friede sei mit ihr) sich nicht auf Grund der Geburtswehen den Tod wünschte. Wer auch immer diese Meinung vertritt, denkt schlimm von Maryam (Friede sei mit ihr), da ihr Glaube stärker war als dies. Vielmehr wollte sie aus einem höheren Grund „vergessen“ sein. Sie stammt aus dem Hause Imrân. Ihr Schwager ist der Prophet Zakariyyâ, der Vater von Yahyâ. Dies bedeutet, dass sie den Hausstand der Prophetenschaft repräsentierte, den Hausstand der Prägung der Religion für ihr Volk. Deshalb war sie in diesem Moment in Sorge darüber, wenn sie vor ihrem Volk mit einem Sohn erscheinen würde, die Leute sich an ihren Stand erinnern und schlecht über ihre Religion und demnach über die Religion Allâhs des Hocherhabenen denken würden (Exegese von As-Schaukânî). Gepriesen sei Allâh! Sie wäre lieber gestorben, als den Islâm schlecht aussehen zu lassen! Ich brauche gar keine Beispiele dafür aufzuzählen, dass dieses Prinzip in unserer Gemeinschaft völlig missachtet werden kann! Lasst uns stattdessen in uns gehen und uns selbst fragen, wie sehr wir uns wirklich um unsere Funktion beim einladenden Aufruf zum Islâm kümmern. Kümmern wir uns ausreichend darum, dass wir schlechte Ausdrucksweise, Manieren und Eigenschaften, die wir möglicherweise besitzen, unterlassen, da diese die Menschen in Wahrheit davon abbringen mehr zu lernen? Sind wir engagiert genug, um nach persönlichem Wandel zu streben? Gepriesen sei Allâh! Ein Bruder aus Tadschikistan sagte einmal zu einigen anderen Studenten (einer anderen Herkunft), die sich an der Azhar sehr schlecht verhielten: „Wenn wir uns in Russland so verhielten wie ihr, dann nähme niemand den Islâm an!“ Niemand ist von der notwendigen Besinnung ausgenommen, die Umgangsformen und Eigenschaften zu reinigen. Möge Allâh uns erlauben, ein Herz wie Maryam (Friede sei mit ihr) zu besitzen, um uns um den einladenden Aufruf zu Seiner Religion zu kümmern! Möge Allâh der Hocherhabene uns erlauben, niemals eine Unannehmlichkeit bei der Rechtleitung anderer zu sein!





Es mag zunächst problematisch scheinen zu sehen, wie sich eine großartige Persönlichkeit im Islâm den Tod wünscht. Al-Alûsî erwähnt, dass der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) uns lehrte:





„Niemand von euch sollte sich auf Grund eines Unheils, das ihn getroffen hat, den Tod wünschen! Wer ihn sich jedoch wünscht, der soll sagen: »O Allâh! Erlaube mir zu leben, solange das Leben gut für mich ist, und erlaube mir zu sterben, wenn der Tod gut für mich ist!«“





Dennoch fällt Maryams Todeswunsch nicht unter die Kategorie „verpönt“, da sie nicht auf ein Unheil reagierte, das ihr aufgebürdet worden war. Vielmehr hatte sie Angst davor, dem Glauben anderer zu schaden. Diese Art Sorge, die Verantwortlichkeiten gegenüber Allâh dem Hocherhabenen zu erfüllen und nicht zu scheitern, ist laut Ar-Râzî „die Gepflogenheit der rechtschaffenen Menschen.“ Er führt das Beispiel Abû Bakrs  möge Allah mit ihm zufrieden sein an, der sich wünschte, die Frucht zu sein, die die Vögel fressen. Und das Beispiel Umars, der sich wünschte, überhaupt nichts zu sein. Und Ali  möge Allah mit ihm zufrieden sein bei der Kamelschlacht, der sich wünschte, zwanzig Jahre früher gestorben zu sein. Da es eine religiöse Angelegenheit ist, sei dies laut Al-Alûsî nicht verpönt. Vielmehr sei es eine gute Sache für einen Menschen, der Verantwortung trägt oder dem die Führung anvertraut ist, besonders in schwierigen Zeiten, tief besorgt darüber zu sein, wie man sich vor Allâh dem Hocherhabenen verantworten kann und dem Vertrauen, das einem gegeben wurde, gerecht wird.





Al-Alûsî erwähnte außerdem, dass Maryam (Friede sei mit ihr) befürchtete, dass die gesamte Gemeinschaft sündigen würde, da sich Verleumdung und Klatsch ausbreiten würden und sie ihr Volk nicht dazu anzetteln wollte, sich selbst zu schaden. Durch dieses Verständnis erkennen wir, dass sich Maryam (Friede sei mit ihr) zudem wahrhaftig um den Zustand ihres Volkes sorgte und nicht nur um ihre eigene Schuldzuweisung. Gepriesen sei Allâh! Selbst um Dschibrîl, von dem sie dachte, er sei ein Fremder ihres Volkes, der nichts Gutes im Schilde führte, machte sie sich genug Sorgen, um ihn an „den Allerbarmer“ zu erinnern. Die Lektion für den für den Islâm Wirkenden ist klar: Man kann niemals einem Volk helfen, um das man sich nicht sorgt! Muslim oder Nicht-Muslim, wen immer man aufrufen will: Man muss mit dem eigenen Herzen beginnen, indem man eine echte und aufrichtige Sorge um dessen Zustand entwickelt!





3. Einladendes Aufrufen zum Islâm, das sich in Reinheit und persönlicher Aufopferung ausdrückt





Allâh der Hocherhabene erwähnt Maryam (Friede sei mit ihr):





„Und (auch) diejenige, die ihre Scham unter Schutz stellte. Da hauchten Wir ihr von Unserem Geist ein und machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Weltenbewohner“ (Sûra 21:91).





„Und (auch von) Maryam, Imrâns Tochter, die ihre Scham unter Schutz stellte, worauf Wir in sie von Unserem Geist einhauchten. Und sie hielt die Worte ihres Herrn und Seine Bücher für wahr und gehörte zu den (Allâh) demütig Ergebenen“ (Sûra 66:12).





Ich erwähne diese Verse, damit wir über einige Punkte nachdenken. Maryam (Friede sei mit ihr) war auserwählt, um ein Zeichen für jedermann, für alle Völker und alle Zeiten zu sein. Als sie ihre Aufgabe erhielt, akzeptierte sie diese vollständig, glaubte an die Worte Allâhs des Hocherhabenen und erfüllte gehorsam ihre Funktion. Ihre Prüfung bestand nicht nur darin, Jesus (Friede sei mit ihm) zu entbinden, ohne verheiratet gewesen zu sein. Ihre Prüfung bestand auch darin, zu einer Zeit unverheiratet zu sein, in der sie höchstwahrscheinlich gerne verheiratet gewesen wäre. Die Verse betonen ihre Keuschheit, die Zamachscharî als „völlige, vollständige Unberührtheit von dem, was harâm ist, und selbst von dem, was halâl ist“ beschreibt. An jene Brüder und Schwestern, die damit geprüft werden ledig zu sein, zu einer Zeit, in der sie gerne verheiratet wären: Erinnert euch an Maryam (Friede sei mit ihr), die Geduld und Akzeptanz dessen besaß, was ihr vorherbestimmt war! Offensichtlich bedeutet dies nicht, die Heirat nicht aktiv anzustreben, da das Heiraten zur empfohlenen Sunna des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gehört. Es bedeutet, dass man, solange es einem noch nicht geschrieben steht und der oder die Richtige erst noch gefunden werden muss, nicht sein Schicksal dafür verantwortlich machen soll. Beschuldige Allâh den Hocherhabenen nicht dafür! Sei stattdessen wie Maryam (Friede sei mit ihr), glaube an Seine Worte und Sein Offenbarungsbuch, und werde noch gehorsamer! Erkenne, dass Maryam (Friede sei mit ihr) möglicherweise auch einsam war! Besonders als ledige Mutter, die von ihrem eigenen Volk bezichtigt wird! Erkenne jedoch auch ihre Belohnung, die beste Frau im Paradies zu sein! Genauso wie ihre Keuschheit Jesu Geburt zu einem Zeichen für jedermann machte, so macht die Keuschheit und Sittsamkeit unserer ledigen Brüder und Schwestern den Islâm zu einem Zeichen für jedermann. Obwohl wir den Charakter und die Sittlichkeit Maryams (Friede sei mit ihr) im vierten Teil dieser Reihe ausführlich behandeln werden, lasst uns hier daran denken, dass der Prophet Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) einst sagte:





„Jede Religion hat eine eindeutige Eigenschaft. Und die eindeutige Eigenschaft des Islâm ist Sittlichkeit“ (Al-Baihaqî, Ibn Mâdscha und Mâliks Werk Muwatta).





Zudem opferte sich Maryam (Friede sei mit ihr), indem sie sich vollständig dem Dienste Allâhs des Hocherhabenen widmete und ein Zeichen für Seine Religion war. In einer Welt, die mit Filmstreifen wie „Ich sterbe für dich“ und „Ich lebe für dich“ Romantik zu einem falschen Götzen macht, ist es einfach den Durchblick zu verlieren. Die Heirat an und für sich ist kein Ziel, sondern vielmehr ein Mittel zum Zweck. Wir haben unzählige Beispiele erstaunlicher Persönlichkeiten in unserer Geschichte, die niemals die Gelegenheit bekamen zu heiraten. Es gibt auch Menschen, die der Ehe andere Prioritäten vorziehen, wie beispielsweise Zainab Al-Ghazâlî, die die Bedingungen ihres einladenden Aufrufs zum Islâm in ihrem Ehevertrag festlegte. Und Imâm Ahmad ibn Hanbal, der die Ehe hinauszögerte, bis er 40 Jahre alt war, da er befürchtete, sie würde ihn vom Studium ablenken. In all diesen Fällen waren diese Persönlichkeiten im Stande, ein erfülltes Leben zu leben, da ihr höchstes Ziel Allâh der Hocherhabene Selbst war. Beachte zudem, dass diese Leute sehr versiert waren, da sie mit dem Arbeiten, dem Helfen von Menschen, dem Studieren und Lehren beschäftigt waren. Verheiratet oder unverheiratet, das Leben von Maryam (Friede sei mit ihr) zeigt uns allen, dass es Einen gibt, für Den es sich lohnt zu leben und zu opfern. Einzig Einer, Der unsere Herzen wirklich besitzt.





4. Einladendes Aufrufen zum Islâm in einer seiner großartigsten Formen: Mutterschaft/Erziehung 





Wir erwähnten bereits Beispiele für unverheiratete Menschen, die sich durch Arbeit, Helfen von Menschen, Lernen und Lehren dem Dienste Allâhs widmeten. Maryam (Friede sei mit ihr) war auch eine Lehrerin, da sie die Mutter des Propheten Jesus (Friede sei mit ihm) war. Gewiss ist Mutterschaft und Erziehung im Allgemeinen eine der erstaunlichsten Formen beim einladenden Aufruf zum Islâm, die man in diesem Leben erleben kann. Während neue Mütter manchmal auf Grund verminderter Gemeinschaftsaktivitäten oder verminderten Lernens Gefühle der Unzulänglichkeit ausdrücken, leisten sie in Wirklichkeit eine Arbeit, die so großartig ist, dass deren wirkliche Würdigung erst im Jenseits augenscheinlich werden kann, da Allâh der Hocherhabene die geduldige Ausdauer von Müttern genau kennt: 





„… Gewiss, den Standhaften wird ihr Lohn ohne Berechnung in vollem Maß zukommen“ (Sûra 39:10).





Obwohl die Menschen überall die Wichtigkeit der Funktion einer Mutter sowie deren andauernden Fleiß und pausenlose Selbstaufopferung anerkennen, genießt sie gesellschaftlich immer noch nicht die Wertschätzung und Unterstützung, die sie verdient. Damit sollen die Väter in keiner Weise ausgeschlossen werden, da in der muslimischen Gemeinschaft die Rolle der Mutterschaft oft sehr gepriesen und hervorgehoben wird, einzig um das Konzept der „Vaterschaft“ völlig zu ignorieren und möglicherweise sogar schädigende Ungerechtigkeiten im Heim zu rechtfertigen. Da dies ein Thema ist, das einen Artikel für sich verdient, ermutige ich unsere männlichen Leser dazu, während der Erörterung Maryams (Friede sei mit ihr) als Mutter über Erziehung und Vaterschaft nachzudenken. Für diejenigen unter euch, die jung oder unverheiratet sind: Diese Erörterung gilt auch für euch! Du beginnst genau genommen deine Kinder zu erziehen, wenn du 15 oder 16 Jahre alt bist, da du die Werte, die du in diesem Alter besitzt, deinen zukünftigen Kindern weitergeben wirst.





Maryam (Friede sei mit ihr) war eine großartige Mutter, und die Tochter einer großartigen Mutter. Erziehung (der Prozess der Selbstentwicklung) ist etwas, was von einem Mentor zum nächsten weitergegeben wird. Allâh der Hocherhabene erwähnt im Qurân:





„Als Imrâns Frau sagte: »Mein Herr, ich gelobe Dir, was in meinem Mutterleib ist, für Deinen Dienst freigestellt. So nimm (es) von mir an! Du bist ja der Allhörende und Allwissende.« Als sie sie dann zur Welt gebracht hatte, sagte sie: »Mein Herr, ich habe ein Mädchen zur Welt gebracht.« Und Allah wusste sehr wohl, was sie zur Welt gebracht hatte, und der Knabe ist nicht wie das Mädchen. »Ich habe sie Maryam genannt, und ich stelle sie und ihre Nachkommenschaft unter Deinen Schutz vor dem gesteinigten Satan.« Da nahm ihr Herr sie auf gütigste Art an und ließ sie auf schöne Weise heranwachsen …“ (Sûra 3:35-37).





Dieser Vers beinhaltet für Eltern und auch für Lehrer einige erstaunliche Edelsteine. Maryams (Friede sei mit ihr) Mutter widmete ihr Kind Allâh dem Hocherhabenen, als dieses sich noch im Mutterleib befand. Dies lässt eine tiefe Erkenntnis der Erziehungsberechtigten erkennen, dass sie ihr Kind nicht wie ein Gut besitzt, von dem sie besessen ist. Das Kind ist vielmehr ein unabhängiges menschliches Wesen, als anvertrautes Gut von Allâh dem Hocherhabenen, das gepflegt und aufgezogen werden muss, damit es ein Ihm gegenüber ergebenes Leben führt. Einzig dieser Punkt würde, wenn er mit all seinen Auswirkungen von den Eltern unserer Kommunen wirklich geschätzt werden würde, einen großen Anteil der Familienprobleme, von denen wir hören, beseitigen. Zweitens haben Eltern manchmal eine Vorstellung, wie die Zukunft ihres Kindes aussehen soll, wie dessen Karriere sein sollte, von welcher Familie es heiraten sollte usw. Sie haben für gewöhnlich gute Absichten. Aber nochmals: Kinder sind kein Eigentum und Allâh der Hocherhabene hat vielleicht einen anderen Plan für das Kind als denjenigen, der von der Erziehungsberechtigten beabsichtigt ist.





In der Geschichte Maryams (Friede sei mit ihr) dachte deren Mutter, dass sie einen Jungen bekommt, der sein ganzes Leben in „Bait Al-Maqdis“ dienen würde. Stattdessen bekam sie ein Mädchen, dessen Funktion eine völlig andere war, als man sich jemals hätte vorstellen können. Eine Funktion, die nur eine Frau erfüllen konnte: Eine ledige Mutter eines großartigen Propheten zu sein. Als Maryams Mutter begriff, dass Allâh der Hocherhabene ihr eine Tochter geschenkt hatte - etwas, was sie nicht geplant hatte - bat sie Allâh darum, sie und ihre Nachkommenschaft vor dem Satan zu beschützen. Schließlich ist dies das primäre Anliegen aller guten Eltern: dass ihr Kind, was immer es im Leben tun wird, auf einem Weg ist, der Allâh dem Hocherhabenen wohlgefällt und weitab von den Sünden des Satans ist. Manchmal mag es einfach sein, das primäre Anliegen auf Grund sekundärer Anliegen zu vergessen. Eltern könnten ihre Kinder dazu drängen, Menschen zu heiraten, die kein besonders bewusst sittliches Leben führen, jedoch von derselben Volkszugehörigkeit stammen. Sie ermutigen ihre Kinder möglicherweise dazu, eine Karriere einzuschlagen, die eine Menge Geld einbringt, jedoch kein Zielbewusstsein oder keine Erfüllung durch sinnstiftende Anstrengungen bietet. Möglicherweise legen sie mehr Wert auf das Erscheinungsbild als auf religiöse Entwicklung. Vom folgenden weisen Bittgebet der Mutter Maryams lernen wir etwas Entscheidendes beim einladenden Aufruf zum Islâm und beim Lehren: Du gibst die Werte weiter, die du tatsächlich lebst. Allâh der Hocherhabene sagt im folgenden Vers: „Da nahm ihr Herr sie auf gütigste Art an und ließ sie auf schöne Weise heranwachsen …“ (Sûra 3:37). Die guten Absichten und Bittgebete der Frau Imrâns wurden beantwortet und Maryam (Friede sei mit ihr) wuchs gut auf.





Als Maryam (Friede sei mit ihr) Mutter wurde, war sie allein, erschöpft und ohne Hilfe. Allâh der Hocherhabene sagt:





„Und schüttle zu dir den Palmenstamm, so lässt er frische, reife Datteln auf dich herabfallen“ (Sûra 19:25). Für jemanden, der Herausforderungen erlebt, reicht es nicht aus, lediglich Vertrauen in Allâh zu besitzen. Dieser Vers zeigt uns, dass Allâh der Hocherhabene zudem von uns verlangt, unser Bestes zu geben. Die Exegese-Gelehrten erwähnten: Wie könnte sich jemand vorstellen, an einen Baumstamm und obendrein an einer Dattelpalme zu rütteln? Da jedoch Allâh der Hocherhabene Macht über alle Dinge besitzt, sind jegliche Anstrengungen unsererseits dementsprechend symbolische Beweise, dass wir aktiv versuchen unser Bestes zu geben, um unsere Verpflichtungen zu erfüllen. Und obwohl unsere menschlichen Anstrengungen Mängel aufweisen, die wir bewusst erkennen, wie beispielsweise eine menschliche Hand, die versucht am Stamm einer Palme zu rütteln, ist Allâh der Hocherhabene Derjenige, Der den Erfolg bringt und uns mit Reichtum an Früchten segnet. Eltern, Lehrer und für den Islâm Wirkende sollten sich an diese Regel erinnern, wenn sie sich überwältigt fühlen! Allâh der Hocherhabene verlangt lediglich von uns, unser Bestes zu geben. Die erfolgreichsten Menschen, selbst im Diesseits, sind diejenigen, die das Meiste aus dem machen, was sie besitzen und wissen. Wir vertreten auch die Auffassung, dass man, um als Erziehungsberechtigter seinem Kind zu helfen, sich zuerst selbst helfen sollte. Persönliches Erhalten auf grundsätzlichen Ebenen ist eine notwendige Voraussetzung, um jemand anderen zu erhalten. Und letztendlich fühlt man sich manchmal, als wäre man „hintenan“ oder „zurückgelassen“, wie sich Maryam (Friede sei mit ihr) gefühlt haben könnte. Doch solange man es versucht, ist man noch da und drängt nach vorn und hat nicht versagt.





Als sie sich körperlich erholt hatte, musste sie ihren Ängsten still entgegensehen! Allâh der Hocherhabene erwähnt:





So iss und trink und sei frohen Mutes! Und wenn du nun jemanden von den Menschen sehen solltest, dann sag: Ich habe dem Allerbarmer Fasten gelobt, so werde ich heute mit keinem Menschenwesen sprechen.« Dann kam sie mit ihm zu ihrem Volk, ihn (mit sich) tragend. Sie sagten: »O Maryam, du hast da ja etwas Unerhörtes begangen. O Schwester Hârûns, dein Vater war doch kein sündiger Mann, noch war deine Mutter eine Hure.« Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: »Wie können wir mit jemandem sprechen, der noch ein Kind in der Wiege ist?«" (Sûra 19:26-29).





Erstaunlich an diesen Versen ist, dass Maryam (Friede sei mit ihr) Jesus tatsächlich zu den Leuten brachte. Sie initiierte das gefürchtete Treffen. Sie musste dies tun, da dies der Weg war, die Leute mit dem Zeichen Allâhs des Hocherhabenen vertraut zu machen. Von ihrem Handeln lernen wir, mehr Mut als Angst zu besitzen, wenn wir für die Wahrheit einstehen, indem wir unser Selbstvertrauen aus unserer Beziehung mit Allâh dem Hocherhabenen schöpfen.





Maryams (Friede sei mit ihr) Gehorsam gegenüber Allâh verdrängte ihren natürlichen Mutterinstinkt. Da Allâh der Hocherhabene sie dazu anwies schweigsam zu bleiben, widerstand sie der Versuchung, sich und ihren Sohn zu verteidigen, als die Leute sie nach Jesus (Friede sei mit ihm) fragten. Es gibt Zeiten, in denen der schützende Mutterinstinkt und die Gesetze des Islâm gleichauf liegen. Die erfolgreiche Mutter liebt Allâh den Hocherhabenen mehr als sich und ihre Familie. Derart, dass sie ihrer Ergebenheit gegenüber Allâh erlaubt, ihre Mutterschaft zu führen, anstatt ihrer Mutterschaft zu erlauben, ihre Ergebenheit zu begrenzen. Wenn wir schließlich in unserer Vergangenheit und Zukunft über die Funktion Jesu (Friede sei mit ihm) nachdenken, können wir nicht anders als die Funktion Maryams (Friede sei mit ihr) bei der Erziehung dieser historischen Persönlichkeit ebenfalls zu würdigen. Denke daran, dass Maryam (Friede sei mit ihr) die Mutter desjenigen ist, der sagte:





Er sagte: »Ich bin wahrlich Allâhs Diener; Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Und gesegnet hat Er mich gemacht, wo immer ich bin, und angeordnet hat Er mir, das Gebet (zu verrichten) und die Abgabe (zu entrichten), solange ich lebe, und gütig gegen meine Mutter zu sein. Und Er hat mich weder gewalttätig noch unglücklich gemacht. Und der Friede sei auf mir am Tag, da ich geboren wurde, und am Tag, da ich sterbe, und am Tag da ich wieder zum Leben auferweckt werde‘ (Sûra 19:30-33).





Von Maryam (Friede sei mit ihr) lernen wir, was es tatsächlich bedeutet, eine Mutter um Allâhs des Hocherhabenen willen zu sein. 





Fazit:





Es gibt zahlreiche Lehren beim einladenden Aufruf zum Islâm, die wir aus der Geschichte Maryams (Friede sei mit ihr) ziehen können. Dieser Artikel berührt lediglich die Oberfläche. Als Ruferin zu Gottesfurcht und Hoffnung auf die Barmherzigkeit Allâhs des Hocherhabenen war ihr Hauptanliegen die Stellung des Islâm, der Zustand ihres Volkes und dessen Rechtleitung. Ihr Leben in Sittlichkeit und Aufopferung und ihre mutige Mutterschaft bieten uns Edelsteine, nach denen wir leben können. Möge Allâh der Hocherhabene uns dazu verhelfen, diesen wichtigen Lehren, die wir von unserer geliebten Maryam (Friede sei mit ihr) ziehen, nachzueifern!



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