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Welche Übereinstimmungen bestehen zwischen islâmischer Handelsethik und den Prinzipien des Fairen Handels?





Mit einem Fünftel der Weltbevölkerung, die sich als Muslime bezeichnet, und unter Berücksichtigung, dass diese aktive Teilnehmer an den Weltmärkten sind, ist es unumgänglich, die muslimische Gemeinschaft in Handelsangelegenheiten einzuschließen und nach Wegen zu suchen, sie zu erreichen. Bei der Betrachtung von Ähnlichkeiten zwischen islâmischen Handelssitten und Fair Trade (dt. Fairem Handel) erkennt man viele Methoden, wie diese beiden miteinander zusammenarbeiten könnten, um bei geschäftlichen Unternehmungen Erfolg für alle Beteiligten zu gewährleisten. Wenn man der muslimischen Gemeinde Gelegenheiten zum Fairen Handel zugänglich macht, ist es zudem essenziell, sie dazu zu ermuntern, diese Gelegenheiten zunehmend zu beanspruchen, da sie mit dem islâmischen Glaubenssystem konform sind und darüber hinaus das Vorhaben erleichtern, der Menschheit zu helfen.





Wurzeln des Fairen Handels und des Islâm





Zum Zwecke dieses Artikels wird folgende Definition für Fair Trade verwandt:





„Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt basiert und größere Gerechtigkeit im internationalen Handel anstrebt. Es steuert zu nachhaltiger Entwicklung bei, indem es marginalisierten Herstellern und Arbeitern – besonders im Süden – bessere Handelsbedingungen bietet und deren Rechte sichert. Organisationen des Fairen Handels [sic], die von Konsumenten unterstützt werden, engagieren sich aktiv dafür, Hersteller zu unterstützen, das Bewusstsein zu schärfen und sich für Änderungen der Regeln und Praktiken des konventionellen internationalen Handels einzusetzen.“ (Khan & Thaut, 2008).





1. Die Wurzeln des Fairen Handels können auf die Kirchen in Nordamerika und Europa der späten 40er Jahre zurückverfolgt werden. Das Ziel bestand darin, Flüchtlingen und anderen schwer von Armut betroffenen Gemeinden Erleichterung zu verschaffen, indem man ihr Kunsthandwerk auf den Märkten im Norden verkaufte. Den Herstellern in Entwicklungsländern wurden durch Direkthandel und faire Preise hohe Erträge geboten. In den Vereinigten Staaten folgten alternative Handelsorganisationen (ATOs) diesem Modell mit Kunsthandwerk im Fairen Handel und bildeten im Jahre 1986 einen ebenbürtigen Austausch, um Kaffee im Fairen Handel in den US-Markt zu importieren.





2. Der Islâm legt das Fundament für alle Aspekte des Lebens eines Muslims. Die Offenbarungen, die hierfür verwandt werden, sind im Qurân zu finden. Bei der Religionsausübung wird der Qurân durch überlieferte authentische Aussagen (Hadîthe) und Taten (Sunna) des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sowie durch die Scharia (das islâmische Rechtssystem) ergänzt. Die Scharia, die ihre Wurzeln im Qurân hat, betrachtet „Einzelheiten geforderter Pflichten und umreißt alle Arten menschlicher Interaktionen. Sie konstituiert essenziell das, was anderswo als Strafrecht, Zivilrecht und Handelsrecht betrachtet wird.“





3. Das Spektrum, das durch diese Quellen abgedeckt wird, reicht von hochspirituellen bis hin zu materiellen Angelegenheiten, einschließlich des Handels. Der Islâm betrachtet den Handel nicht nur als akzeptable Beschäftigung, sondern auch als würdevolle Aktivität. Bevor Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Prophet wurde, war er selbst ein Händler in Makka. Chadîdscha, zu jener Zeit eine reiche Geschäftsfrau in der Region, war mit Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verheiratet, was somit die Wichtigkeit der Beschäftigung mit dem Handel im Islâm erkennen lässt 





4. Islâmische Handelsmoral





Zentral für den Islâm ist die Betonung auf gerechte Interaktionen – „…(so) tut weder ihr Unrecht, noch wird euch Unrecht zugefügt. (Sûra 2:279) und „…Allâh liebt ja die Gerechten.“ (Sûra 49:9). Während Individuen vor Problemen stehen, die mit ethischen Themen im Bereich des Handels zu tun haben, verlangt der Islâm von Muslimen in einer Art und Weise zu handeln, die zu jeder Zeit sozio-ökonomische Gerechtigkeit gewährleistet. Überall im Qurân sind Verse zu finden, die diesen Gedanken wiedergeben: „Und gebt volles Maß, wenn ihr messt, und wägt mit der richtigen Waage …“ (Sûra 17:35); „…und schmälert den Menschen nicht ihre Sachen und richtet auf der Erde nicht unheilstiftend Verderben an! (Sûra 11:85).





Der Islâm verbietet in der Tat jegliche Art Vorurteile, Repression und Diskriminierung. Die letzte Ansprache des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ist ein lebendes Vermächtnis, in dem er erklärte: „Alle Menschen stammen von Adam und Eva ab. Kein Araber besitzt irgendeine Überlegenheit gegenüber einem Nicht-Araber, kein dunkelhäutiger Mensch besitzt Überlegenheit gegenüber einem hellhäutigen Menschen, und kein hellhäutiger gegenüber einem dunkelhäutigen Menschen. Das Kriterium für Ehre aus der Sicht Allâhs ist Rechtschaffenheit und das Führen eines ehrenwerten Lebens.“





5. Dies ist wichtig, wenn man die gesellschaftlichen Interaktionen zwischen den Menschen in Betracht zieht.





Laut dem Propheten des Islâm (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gilt Folgendes: „Die besten Einkünfte stammen aus einem gesegneten Verkauf und vom Produkt der eigenen Hände eines Mannes!“ Ein Verkauf würde nicht als „gesegnet“ betrachtet werden, wenn er Täuschung oder Betrug in irgendeiner Art und Weise beinhalten würde. Der Charakter eines muslimischen Händlers muss zu jeder Zeit vorbildlich sein!





Was Muslime betrifft,  so werden Geschäftsunternehmungen zwar hoch geschätzt, deren Realisierung in einer hastigen Art und Weise jedoch nicht. Tatsächlich ermuntert der Islâm zu individueller Initiative, Antrieb, Effizienz und unternehmerischen Einstellungen. Daneben hat man im Islâm ein Recht darauf, Gewinn zu machen und privates Eigentum zu besitzen. Der Islâm verabscheut Habgier, Skrupellosigkeit und eine Einstellung, bei der die Rechte und Bedürfnisse anderer missachtet werden. Exzessives Anhäufen von Besitz sollte für einen Muslim nicht das ultimative Ziel sein!





6. Modell des Fairen Handels





Indem man Landwirten und Feldarbeitern einen direkten Zugang zu internationalen Märkten sowie Werkzeugen und Ressourcen verschafft, die sie benötigen, um Erfolg zu haben und zu gedeihen, ermöglicht der Faire Handel eine nachhaltige lokale Entwicklung. Fairer Handel hat es ermöglicht, dass Bauern bedeutend höhere Einnahmen erzielen und Gesundheits-, Bildungs- und Frauenprogramme geschaffen werden, die für geschätzte fünf Millionen Menschen weltweit von Nutzen sind. Fairer Handel reicht Bewohnern von Entwicklungsländern die Hand. Obwohl er kein Almosen ist, verleiht er Regionen, in denen die globale Wirtschaft versagt hat, einen notwendigen Schub.





Die Qualifikation zum Fairen Handel befähigt Landwirte und Feldarbeiter dazu, sich selbst aus der Armut herauszuheben, indem sie in ihre Höfe und Gemeinden investieren, die Umwelt schützen und die Handelsfertigkeiten entwickeln, die notwendig sind, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein 





7. Dieses Modell dient als eine Alternative zum System des kapitalistischen Handels, bei dem Hürden geschaffen werden, um den Status Quo aufrechtzuerhalten. Fairer Handel eröffnet Landwirten, die sonst nicht in der Lage dazu wären, sich Zugang zu Weltmärkten zu verschaffen, Chancen. 





Die Überschneidung





Um die Ähnlichkeiten zwischen islâmischen Handelssitten und Fairem Handel zu verstehen, dient eine Gegenüberstellung der Prinzipien als optimaler Rahmen. Neben den ausgewählten Prinzipien stehen ein entsprechender Qurân-Vers oder eine islâmische Lehre, der beziehungsweise die die Angelegenheit betrifft.





Die IFAT (International Fair Trade Association) schreibt die Normen vor, die Unternehmen des Fairen Handels in ihrer täglichen Arbeit einzuhalten haben.





8. Das erste Prinzip verlangt Transparenz und Rechenschaftspflicht. Wie bereits erwähnt: „Und gebt volles Maß, wenn ihr messt, und wägt mit der richtigen Waage…“ (Sûra 17:35). Dies zeigt die Wichtigkeit, bei unserem Geschäftsverkehr nicht betrügerisch zu sein, was ein gewisses Maß an Transparenz voraussetzt. Zweitens verlangen die Prinzipien, die Förderung eines fairen Handels und das Zahlen eines fairen Preises. Im Qurân finden wir: „Wir erlegen keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. Und bei Uns ist ein Buch, das die Wahrheit redet, und es wird ihnen kein Unrecht zugefügt.“ (Sûra 23:62). Hierdurch wird betont, dass sowohl Weisungsbefugnis als auch Verantwortung vorhanden sein müssen, um ein faires Geschäft für alle - sowohl für Käufer als auch für Verkäufer - zu gewährleisten. Das nächste Prinzip fördert die Gleichstellung der Geschlechter. Der Prophet des Islâm (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) heiratete eine reiche Geschäftsfrau, was den Beweis dafür liefert, dass im Islâm die Teilnahme von Frauen am Geschäftsleben sowohl erlaubt als auch angeregt wird. Ein weiterer Beweis ist, dass im Islâm zudem hinsichtlich des Rechts auf Leben, Freiheit, Besitz, Würde und Bildung kein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht wird.





9. Ein weiteres Prinzip hält zur Verbesserung ökologischer Praktiken und zur Anwendung verantwortungsbewusster Produktionsmethoden an. Gleichermaßen verabscheut der Islâm verschwenderischen Konsum. Niemand ist dazu berechtigt, von Allâh bereitgestellte Ressourcen zu zerstören oder zu verschwenden. Dies betrifft zudem das Prinzip, das sich mit folgenden Dingen befasst: Das soziale, ökonomische und ökologische Wohlbefinden von marginalisierten kleinen Herstellern. Niemand darf auf ihre Kosten seinen Gewinn maximieren 





10. Was bedeutet das für Muslime?





Durch die Untersuchung verschiedener islâmischer Prinzipien wird ersichtlich, dass die Ideenlehre des Islâm tatsächlich deckungsgleich mit der des Geschäftsmodells des Fairen Handels ist. Muslime werden dazu ermuntert, sich an Märkten zu beteiligen, bei denen man sich Allahs bewusst ist. Von ihnen wird verlangt gerecht zu sein und ihren Brüdern und Schwestern dabei zu helfen, sich selbst zu versorgen. Während das Prinzip des Fairen Handels transparentes Management und Beziehungen einschließt, die auf das Fördern von Fairness und Respekt zwischen Handelspartnern abzielen, birgt der Islam dasselbe in sich. Im Zusammenhang mit dem Modell des Fairen Handels können Muslime dabei helfen, dies sogar über die momentan verfügbaren Märkte hinaus zu erweitern.





11. Fairer Handel erlaubt Landwirten in Entwicklungsländern, sich Märkte zu erschließen und durch faire Gelegenheiten, die völlig im Einklang mit dem Islâm stehen, ihren Lebensstandard zu verbessern. Dadurch ist die Vereinbarkeit der beiden bestätigt.     





 



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