Artikel

Der wahre, gläubige Muslim glaubt an folgende wesentliche Glaubensartikel:





 





1. Er glaubt an Einen Gott, an den Allwaltenden und Ewigen, Unbegrenzten und Mächtigen, Barmherzigen und Allerbarmer, Schöpfer und Versorger. Um effektvoll zu sein, erfordert dieser Glaube vollständiges Vertrauen in und Hoffnung auf Gott, Ergebung in Seinen Willen und Verlass auf Seine Hilfe. Er sichert die Würde des Menschen und bewahrt ihn vor Angst und Verzweiflung, vor Schuld und Verwirrung. Der Leser ist eingeladen, die oben erwähnte Bedeutung des Wortes Islâm zu lesen.





 





2. Er glaubt an alle Gesandten Gottes, ohne irgendeinen Unterschied zwischen ihnen zu machen. Jedes bekannte Volk hatte einen Warner oder Gesandten von Gott. Diese Gesandten waren großartige Lehrer der guten und wahren Verfechter des Rechten. Sie wurden von Gott auserwählt, die Menschen Seine von Ihm stammende Botschaft zu lehren und sie ihnen zu übermitteln. Sie wurden zu unterschiedlichen Zeiten in der Geschichte entsandt und jedes bekannte Volk hatte einen oder mehrere Gesandte. Manchmal entsandte Gott gleichzeitig zwei oder mehr Gesandte zur selben Nation. Im edlen Qurân werden Namen von 25 erwähnt. Der Muslim glaubt an sie alle und erkennt sie als autorisierte Gesandte Gottes an. Mit Ausnahme Muhammads waren sie alle als „nationale“ oder regionale Gesandte bekannt. Doch ihre Botschaft, ihre Religion, war grundsätzlich dieselbe und wurde Islâm genannt, da sie Ein und Derselben Quelle entstammten, namentlich Gott, und ein und demselben Zwecke dienten, nämlich die Menschen zu Gottes geradem Weg zu führen. Alle Gesandten - ohne jegliche Ausnahme - waren Sterbliche, Menschen, ausgestattet mit göttlichen Offenbarungen und von Gott dazu ernannt, bestimmte Aufgaben zu verrichten. Unter ihnen gilt Muhammad als letzter Gesandter und krönender Glanz des Fundaments des Prophetentums. Dies ist weder ein willkürlicher Standpunkt noch ist es lediglich ein zweckdienlicher Glaube. Wie alle anderen islâmischen Glaubensinhalte ist es eine authentische und logische Wahrheit. Es könnte auch sinnvoll sein, an dieser Stelle die Namen einiger großer Gesandter wie beispielsweise Noah und Abraham, Ismael und Moses, Jesus und Muhammad zu erwähnen  Frieden sei auf ihnen ). Der Qurân verlangt von den Muslimen mithin Folgendes:





 





„…Wir glauben an Allâh und an das, was zu uns (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, und an das, was zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen herabgesandt wurde, und (an das,) was Moses und Jesus gegeben wurde, und (an das,) was den Propheten von ihrem Herrn gegeben wurde. Wir machen keinen Unterschied bei jemandem von ihnen, und wir sind Ihm ergeben.“ (Sûra 2:136, vergleiche auch 3:84; 4:163-165; 6:84-87).





 





3. Der wahre Muslim glaubt auf Grund des 2. Artikels an alle Schriften und Offenbarungen Gottes. Sie waren das leitende Licht, das die Gesandten empfingen, um ihren jeweiligen Völkern Gottes rechten Pfad zu zeigen. Im Qurân werden die Bücher Abrahams, Mose, Davids und Jesu ausdrücklich erwähnt. Doch bereits lange vor der Offenbarung des Quran an Muhammad gingen einige dieser Bücher verloren oder sie wurden verfälscht, andere wurden vergessen, vernachlässigt oder verborgen gehalten. Der Qurân ist das einzige authentische und vollständige Buch Gottes, das heute existiert. Grundsätzlich glaubt der Muslim an die früheren Bücher und Offenbarungen. Doch wo sind ihre vollständigen und ursprünglichen Fassungen? Sie könnten sich noch am Grunde des Toten Meeres befinden und es könnten noch weitere Schriftrollen entdeckt werden. Möglicherweise wären mehr Informationen über sie verfügbar, wenn die christlichen und jüdischen Archäologen der Öffentlichkeit die vollständigen Originalfunde ihrer fortlaufenden Ausgrabungen im Heiligen Land offenlegten. Für den Muslim existiert dieses Problem nicht. Der Qurân befindet sich in seinen Händen, vollständig und authentisch. Nichts davon fehlt und nichts davon wird noch erwartet. Seine Authentizität steht außer Zweifel und kein seriöser Gelehrter oder Denker hat sich je gewagt, seine Echtheit anzuzweifeln. Der Qurân stammt demnach von Gott selbst, Der ihn offenbarte und es Sich Selbst zur Aufgabe machte, ihn vor Erweiterungen und Verfälschungen jeglicher Art zu schützen. Dementsprechend ist er den Muslimen als Maßstab oder Richtwert gegeben, nach dem alle anderen Offenbarungsbücher beurteilt werden. Was auch immer also mit dem Qurân übereinstimmt, wird als Wahrheit von Gott akzeptiert, und was auch immer vom Qurân abweicht, wird entweder abgelehnt oder aufgehoben. Gott sagt: Gewiss, Wir sind es, die Wir die Ermahnung offenbart haben, und Wir werden wahrlich ihr Hüter sein. (Sûra 15:9; vergleiche auch 2:75-79; 5:13-14, 41, 45, 47; 6:91; 41:43).





 





Gute literarische Werke können nicht vollständig in irgendeine andere Sprache übersetzt werden. Dies gilt erst recht für den Qurân - das Buch, das die muttersprachlichen Lehrmeister der arabischen Sprache und Literatur herausforderte (und noch heute herausfordert), und deren Unfähigkeit bewies, etwas hervorzubringen, das dem kürzesten Kapitel dieses Buches (Qurân) auch nur entfernt ähnelt. Daher ist es unmöglich, die Bedeutung, Schönheit und Faszination des Qurân in irgendeiner Form nachzubilden. Es wäre nicht der echte Qurân oder dessen perfekte Übersetzung, selbst wenn dies möglich wäre. Vielmehr ist es eine menschliche Interpretation in einer anderen Sprache, die die Wirkung des ursprünglichen Buches Gottes nicht erreicht. Aus diesen Gründen werden hier an Stellen, die im engeren Sinne Übersetzungen sind, keine Anführungsstriche verwendet.








4. Der wahre Muslim glaubt an Gottes Engel. Es sind rein spirituelle und prächtige Wesen, die kein Essen, kein Trinken und keinen Schlaf benötigen. Sie haben weder physische noch materielle Bedürfnisse jeglicher Art. Sie verbringen ihre Tage und Nächte im Dienste Gottes. Es gibt viele von ihnen und jeder Einzelne hat eine bestimmte Aufgabe. Auch wenn wir die Engel nicht mit unserem bloßen Auge sehen können, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie nicht existieren. Es gibt viele Dinge in der Welt, die für das Auge unsichtbar oder für die Sinne nicht wahrnehmbar sind, und dennoch glauben wir an deren Existenz. Es gibt Orte, die wir niemals sahen, und Dinge wie Gas und Äther, die wir mit unserem bloßen Auge nicht sehen, schmecken, berühren oder hören können; dennoch bestätigen wir ihre Existenz. Der Glaube an die Engel basiert auf dem islâmischen Grundsatz, dass Wissen und Wahrheit nicht einzig auf die sensorische Erkenntnis oder Sinneswahrnehmung beschränkt sind (siehe Sûra 16:49-50; 21:19-20 und auch Belegstellen in Artikel zwei).  (Fortsetzung folgt)





5. Der wahre Muslim glaubt an den Tag des Gerichts. Diese Welt wird eines Tages zu einem Ende kommen, und die Toten werden wiederauferstehen und sich ihrem letzten und gerechten Prozess stellen. Alles, was wir in dieser Welt tun, jede Absicht, die wir fassen, jede Bewegung, die wir machen, jeder Gedanke, den wir hegen, und jedes Wort, das wir aussprechen, werden insgesamt gezählt und in präzisen Aufzeichnungen festgehalten. Am Tage des Gerichts werden diese hervorgebracht. Menschen mit guten Aufzeichnungen werden großzügig belohnt und in Gottes Himmel herzlich empfangen, und diejenigen mit schlechten Aufzeichnungen werden bestraft und in die Hölle geworfen. Die tatsächliche Beschaffenheit des Himmels und der Hölle sowie deren genaue Beschreibung sind einzig Gott bekannt. Im Qurân und in den Überlieferungen Muhammads gibt es Beschreibungen des Himmels und der Hölle. „Im Himmel…“ sagte Muhammad „…gibt es Dinge, die kein Auge jemals gesehen, kein Ohr jemals gehört und kein Verstand sich jemals ausgemalt hat.“ Dennoch glaubt der Muslim, dass es definitiv eine Vergütung und eine Belohnung für die guten Taten sowie eine Bestrafung für die schlechten Taten geben wird. Dies ist der Tag der Gerechtigkeit und der endgültige Abgleich  aller Rechnungen.





 





Wenn einige Leute denken, sie seien gerissen genug, um mit ihren Missetaten davonzukommen, genauso wie sie gelegentlich den Strafen der weltlichen Gerichte entkommen, dann liegen sie falsch. Sie werden am Tage des Gerichts hierzu nicht imstande sein. Sie werden an Ort und Stelle ertappt - schutzlos, ohne jeglichen Anwalt oder Rechtsbeistand, der für sie eintritt. All ihre Taten sind für Gott sichtbar und werden von Seinen Beauftragten erfasst. Wenn einige rechtschaffene Menschen gute Taten verrichten, um Gott zu gefallen, und in dieser temporären Welt scheinbar keine Würdigung oder Anerkennung erhalten, so werden sie an eben diesem Tag schließlich ihre volle Belohnung erhalten und immens gewürdigt. Jedem wird absolute Gerechtigkeit zukommen.





 





Der Glaube an den Tag des Gerichts ist die letzte befreiende Lösung für viele Probleme unserer Welt. Es gibt Menschen, die Sünden begehen, Gott missachten und unsittlichen Handlungen nachhängen, dennoch scheinen sie „vordergründig“ erfolgreich im Handel und glücklich im Leben zu sein. Es gibt auch tugendhafte und Gottes bewusste Menschen, die dennoch scheinbar weniger an Belohnung für ihre aufrichtigen Bemühungen erhalten und im Diesseits mehr leiden. Wenn die schuldigen Menschen dem weltlichen Gesetz unbeschadet entkommen können und obendrein auch noch wohlhabender sind, was bleibt dann für die rechtschaffenen Menschen? Was fördert den Anspruch auf Moral und Tugend? Es muss eine Methode geben, um Tugend zu belohnen und Bösem Einhalt zu gebieten! Wenn dies nicht hier auf der Erde getan wird – und wir wissen, dass es nicht immer oder umgehend getan wird –, so muss es eines Tages getan werden, sprich am Tage des Gerichts. Dies bedeutet nicht, dass Ungerechtigkeit geduldet oder Verderben in dieser Welt toleriert werden sollen! Die Benachteiligten sollen damit nicht ruhiggestellt und deren Ausbeuter nicht ermutigt werden! Vielmehr sollen damit Abweichler vom rechten Weg gewarnt und daran erinnert werden, dass Gottes Gerechtigkeit früher oder später ihren Lauf nehmen wird (siehe beispielsweise die vorigen Belegstellen).  





 





6. Der wahre Muslim glaubt an das zeitlose Wissen Gottes und an Dessen Fähigkeit, Seine Pläne zu erstellen und auszuführen. Gott ist weder desinteressiert an dieser Welt noch ihr gegenüber gleichgültig. Sein Wissen und seine Macht sind immerfort präsent, um in Seinem gewaltigen Reich Ordnung zu halten und die vollständige Herrschaft über Seine Schöpfung zu wahren. Er ist weise und liebend. Sofern dies in unserer Denkweise verankert ist, sollten wir all Sein Handeln getrost akzeptieren, auch wenn wir es möglicherweise nicht vollständig verstehen oder gar denken, es sei ungünstig! Wir sollten fest an Ihn glauben und all sein Handeln akzeptieren, da unser Wissen begrenzt ist und unsere Ansichten auf individuellen oder persönlichen Betrachtungen beruhen, wohingegen Sein Wissen grenzenlos ist und Er auf einer universelleren Basis plant!





 





Dies macht den Menschen keineswegs fatalistisch oder hilflos. Es zeigt lediglich die Grenzlinie zwischen dem Interesse Gottes und der Verantwortlichkeit des Menschen. Da wir von Natur aus endlich und begrenzt sind, besitzen wir ein endliches und begrenztes Maß an Macht und Freiheit. Wir können nicht alles tun, und Er macht uns gnädigerweise nur für unsere eigenen Taten verantwortlich. Dinge, die wir nicht verrichten können, oder Dinge, die Er Selbst durchführt, befinden sich nicht in unserem Verantwortlichkeitsbereich. Er ist gerecht und hat uns beschränkte Macht verliehen, die unserer endlichen Natur und begrenzten Verantwortlichkeit entspricht. Andererseits hindern uns Gottes zeitloses Wissen und Dessen Fähigkeit, Seine Pläne auszuführen, nicht daran, eigene Pläne in unserem eigenen begrenzten Fähigkeitsbereich zu machen. Er hält uns sogar zum Denken, Planen und zu vernünftiger Entscheidungsfindung an. Wenn die Dinge allerdings nicht so verlaufen wie gewollt oder geplant, sollten wir nicht den Glauben verlieren oder uns seelischen Belastungen und niederschmetternden Sorgen ergeben! Wir sollten es wieder und wieder versuchen! Wenn die Ergebnisse nicht zufriedenstellend sind, dann wissen wir, dass wir unser Bestes getan haben, und für die Ergebnisse nicht verantwortlich gemacht werden können, da alles, was sich jenseits unserer Fähigkeit und Verantwortlichkeit befindet, allein Gottes Angelegenheit ist. Die Muslime nennen diesen Glaubensartikel den Glauben an den Göttlichen Beschluss (Qadâ) und die Göttliche Vorherbestimmung (Qadar), was mit anderen Worten schlicht bedeutet, dass Gottes zeitloses Wissen Ereignisse voraussieht und Ereignisse gemäß dem präzisen Wissen und Beschluss Gottes stattfinden (siehe beispielsweise Sûra 18:29; 41:46; 53:33-62; 54:49; 65:3; 76:30-31).  





7. Der wahre Muslim glaubt, dass Gottes Schöpfung sinnstiftend ist und dass das Leben einen edlen Zweck hat, der über die physischen Bedürfnisse und materiellen Tätigkeiten des Menschen hinausgeht. Der Lebenszweck ist die Anbetung Gottes. Dies bedeutet nicht, dass wir unser gesamtes Leben in ständiger Abschottung und uneingeschränkter Meditation verbringen müssen. Gott anzubeten bedeutet, Ihn zu kennen, Ihn zu lieben, Seine Anordnungen zu befolgen, Seinem Gesetz in allen Lebensaspekten Geltung zu verschaffen, Seiner Sache zu dienen, indem man das Rechte verrichtet und das Verwerfliche verwirft und Ihm, sich selbst sowie seinen Mitmenschen gegenüber gerecht ist. Gott anzubeten bedeutet das Leben zu „leben“ und nicht vor ihm davonzulaufen. Kurz gesagt bedeutet Gott anzubeten, sich von Seinen Höchsten Attributen durchdringen zu lassen. Dies ist keinesfalls eine einfältige Aussage. Es ist auch keine allzu starke Vereinfachung der Angelegenheit. Es ist absolut umfassend und schlüssig. Wenn also das Leben einen Zweck hat und der Mensch dazu erschaffen ist, diesem Zweck zu dienen, kann er der Verantwortlichkeit nicht entkommen. Er kann seine Existenz nicht leugnen und die vitale Funktion, die er übernehmen muss, nicht ignorieren.





 





Wenn Gott ihn mit irgendeiner Verantwortlichkeit betraut, versorgt Er ihn mit all der hierfür erforderlichen Unterstützung. Er stattet ihn mit Intelligenz und mit der Fähigkeit aus, seine Handlungsweise zu wählen. Gott empfiehlt dem Menschen daher eindringlich, sein Möglichstes zu tun, um seinen Lebenszweck vollständig zu erfüllen. Sollte er dies versäumen oder sollte er sein Leben zweckentfremden oder seine Pflichten vernachlässigen, so wird er Gott gegenüber für seine falschen Taten verantwortlich gemacht (siehe Sûra 21:17-18; 51:56-58; 75:37). 








    


8. Der wahre Muslim glaubt, dass der Mensch einen besonders hochrangigen Status in der Hierarchie aller bekannten Geschöpfe genießt. Er hält diese hervorragende Stellung inne, da einzig er mit verstandesmäßigen Fähigkeiten, spirituellen Aspirationen und Handlungsvermögen ausgestattet ist. Je hervorragender sein Status jedoch ist, desto größer ist auch seine Verantwortlichkeit. Er hält die Stellung des Statthalters Gottes auf Erden inne. Der Mensch, der von Gott dafür bestimmt ist, Sein engagierter Beauftragter zu sein, muss zwangsläufig etwas Macht und Autorität besitzen und zumindest potenziell mit Ehrenhaftigkeit und Integrität ausgestattet sein. Dies ist die Stellung des Menschen im Islâm; keine von Geburt bis zum Tode abgeurteilte Rasse, sondern ein würdevolles Wesen, das potenziell zu guten und edlen Taten imstande ist. Die Tatsache, dass Gott Seine Gesandten aus dem Menschengeschlecht erwählte, zeigt, dass der Mensch vertrauenswürdig und fähig ist und enorme Schätze an Tugendhaftigkeit erlangen kann (siehe Sûra 2:30-34; 6:165; 7:11; 17:70-72, 90-95).





 





9. Der wahre Muslim glaubt, dass jeder Mensch als „Muslim“ geboren wird. Dies bedeutet, dass die Geburt an sich im Einklang mit dem Willen Gottes, entsprechend der Realisierung Seiner Pläne und gemäß Seinen Anordnungen erfolgt. Es bedeutet außerdem, dass jeder Mensch mit spirituellen Potenzialen und intellektuellen Neigungen ausgestattet ist, die ihn zu einem guten Muslim machen können, sofern er den richtigen Zugang zum Islâm findet und seine angeborene Veranlagung entfalten kann. Viele Menschen würden den Islam bereitwillig annehmen, wenn er ihnen denn richtig präsentiert würde, da er das Göttliche Rezept für diejenigen ist, die ihre moralischen und spirituellen Bedürfnisse erfüllen und ihren natürlichen Bestrebungen nachgehen möchten, für diejenigen, die ein konstruktives und solides Leben führen wollen, sei es persönlich oder gesellschaftlich, national oder international. Denn der Islâm ist ja die universale Religion Gottes, des Schöpfers der Menschennatur, Der weiß, was am besten für die Menschennatur ist (siehe Sûra 30:30; 64:1-3; 82:6-8).





 





10. Der wahre Muslim glaubt, dass jeder Mensch sündenfrei ist und keine geerbte Tugendhaftigkeit besitzt. Er entspricht einem Buch mit leeren Seiten. Sobald der Mensch das Reifealter erlangt, ist er verantwortlich für seine Taten und Vorhaben, sofern er sich normal entwickelt und geistig gesund ist. Der Mensch ist nicht nur sündenfrei, bis er sündigt, sondern darf auch Dinge nach seinen Plänen und auf eigene Verantwortung unternehmen. Diese doppelte Freiheit, die Sündenfreiheit und die Freiheit, effektive Dinge zu tun, entlastet das Gewissen des Muslims vom immensen Druck der Erbsünde. Sie befreit seine Seele und seinen Geist von der unnötigen und von der Erbsündendoktrin hervorgerufenen Belastung.





 





Dieses islâmische Freiheitskonzept beruht auf dem Prinzip der Gerechtigkeit Gottes und der unmittelbaren Verantwortlichkeit des Individuums gegenüber Gott. Jeder Mensch muss seine eigene Last tragen und sich für seine eigenen Taten verantworten, da niemand für die Sünde eines anderen büßen kann. Daher glaubt ein Muslim, dass es die eigene Aufgabe Adams, wenn er denn die erste Sünde beging, war, für diese Sünde zu sühnen. Die Behauptung, dass Gott unfähig war, Adam zu vergeben, und jemand Anders für dessen Sünde sühnen lassen musste, oder die Annahme, dass Adam nicht um Vergebung bat oder darum bat, diese ihm jedoch nicht gewährt wurde, wäre äußerst unpassend und unvereinbar mit Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sowie mit Seiner charakteristischen Eigenschaft des Vergebens und Seiner Fähigkeit zum Vergeben. Die erwähnten Thesen als gegeben vorauszusetzen wäre eine dreiste Missachtung der Vernunft und ein eklatanter Bruch mit dem eigentlichen Gotteskonzept (siehe Belegstellen des neunten Artikels oben sowie Sûra41:46; 45:15; 53:31-42; 74:38; das Sündenkonzept folgt unten).





 





Auf rationaler  Basis ebenso wie gemäß dem Qurân glaubt der Muslim, dass Adam sein Vergehen erkannte und Gott um Vergebung bat, genauso wie jeder andere verständige Sünder dies tun würde. Auf derselben Basis glaubt der Muslim, dass Gott der Vergebende und Barmherzige Adam Vergebung gewährte (Sûra 2:35-37; 20:117-122). Daher kann der Muslim unmöglich eine Doktrin akzeptieren, die besagt, dass Adam gemeinsam mit dem gesamten Menschengeschlecht verdammt wurde und ihnen erst vergeben wurde, als Jesus kam, um für ihre Sünden zu büßen. Folglich kann der Muslim die dramatische Geschichte des Kreuzestodes Jesu zur unwiderruflichen Aufhebung aller Sünden der Menschheit nicht in Betracht ziehen.





 





An dieser Stelle muss der Leser vor falschen Schlussfolgerungen gewarnt werden! Der Muslim glaubt nicht an die Kreuzigung Jesu durch dessen Feinde. Dieses Nichtglauben an die Doktrin mindert weder die Ehrfurcht des Muslims vor Jesus noch den hohen Status Jesu im Islâm. Er bringt nicht einmal die Überzeugung des Muslims ins Wanken, dass Jesus ein ausgezeichneter Prophet Gottes ist. Vielmehr akzeptiert der Muslim Jesus durch die Ablehnung dieser Doktrin - jedoch mit mehr Hochachtung und größerem Respekt - und betrachtet seine ursprüngliche Botschaft als wesentlichen Teil des Islâm. Es soll also nochmals gesagt werden: Um ein Muslim zu sein, muss ein Mensch alle Propheten Gottes akzeptieren und respektieren, ohne irgendeinen Unterschied zwischen ihnen zu machen! Der allgemeine Status Jesu im Islâm wird in einem späteren Kapitel ausführlicher erörtert.





 



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