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Männer aus Yathrib





Sie kamen aus Yathrib, einer Stadt, die über zweihundert Meilen entfernt war und seitdem als al-Medina, "die Stadt" par excellence bekannt ist, um die Pilgerschaft (Hajj) zu verrichten.  Yathrib besaß eine bevorzugte Lage in einer angenehmen Oase, auch zu jener Zeit schon bekannt für ihre Datteln, aber in jeder anderen Hinsicht unglücklich.  Die Oase war zum Schauplatz unaufhörlicher Stammesfehden geworden.  Juden bekämpften Juden und Araber bekämpften Araber; Araber verbündeten sich mit Juden und kämpften gegen Araber, die wiederum mit einer anderen jüdischen Gemeinschaft verbündet waren.  Während Mekka gedieh, lebte Yathrib in Elend.  Sie benötigten dringend einen Führer, der in der Lage war, das Volk zu vereinen.   





In Yathrib gab es jüdische Stämme mit gelehrten Rabbinern, die oft mit den Götzendienern von einem Propheten gesprochen hatten, der bald von den Juden kommen würde, mit dem sie, wenn er käme, die Araber zerstören würden, so wie die alten Völker der ´Aad und der Thamud wegen ihres Götzendienstes zerstört wurden.  





Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, besuchte in diesem Stadium seines Aufrufs heimlich verschiedene Stämme außerhalb von Mekka, um ihnen die Botschaft des Islam zu vermitteln.  Einst hörte er zufällig eine Gruppe von Männern bei Aqaba, einem Ort außerhalb von Mekka, und er fragte sie, ob er mit ihnen sitzen dürfe, woraufhin sie ihn erfreut einluden.  Als die Männer vom Stamm der Khazraj aus Yathrib hörten, was Muhammad ihnen zu sagen hatte, erkannten sie in ihm den Propheten, von dem ihnen die Juden berichtet hatten, und alle diese sechs Männer nahmen den Islam an.  Sie hofften auch, dass Muhammad mit seiner neuen Religion derjenige sein würde, der sie mit ihren Bruderstamm, den Auws, einem Stamm aus Yathrib, mit dem sie ihre Abstammung teilten, wieder vereinen würde, aber Jahre des Krieges und der Feindschaft hatten sie befremdet.  Sie beschlossen, nach Yathrib zurückzukehren und die Religion Muhammads zu verbreiten.  Die Folge davon war, dass in Yathrib bald kein Haus mehr existierte, das noch nicht von der Botschaft des Islam gehört hatte und in der nächsten Pilgersaison, im Jahr 621, kam eine Delegation aus Yathrib mit der Absicht, den Propheten zu treffen.





Erstes Abkommen von Aqaba   





Diese Delegation bestand aus zwölf Männern, fünf von denen, die auch im Vorjahr da gewesen waren, und zwei Mitglieder von den Auws.  Sie trafen den Propheten wieder bei Aqaba und schworen in ihren eigenen Namen und in denen ihrer Ehefrauen, dass sie Gott kein anderes Geschöpf zur Seite stellen (also wurden sie Muslime), dass sie weder stehlen, noch Ehebruch begehen, noch in größter Armut ihre Kinder töten; und sie verpflichteten sich, diesem Mann in allen Dingen zu Gehorsam zu leisten.  Dies ist als der erste Schwur von Aqaba bekannt.  Als sie nach Yathrib zurückkehrten, schickte der Prophet seinen ersten Botschafter mit ihnen, Mus´ab ibn ´Umair, der die neuen Konvertiten in den Grundlagen des Glaubens unterrichten und die Religion unter denen, die den Islam noch nicht angenommen hatten, weiter verbreiten sollte. 





Mus´ab predigte die Botschaft des Islam, bis fast jede Familie in Yathrib einen Muslim in ihrer Mitte hatte und vor dem Hajj des folgenden Jahres, 622, kehrte Mus´ab zum Propheten zurück und teilte ihm die guten Nachrichten von seiner Mission mit und erzählte ihm von dem Guten und von der Stärke Yathribs und seines Volkes.





Zweites Abkommen von Aqaba    





622 kamen fünfundsiebzig Pilger aus Yathrib, die Muslime waren, darunter zwei Frauen.  Spät in der Nacht, als alle schliefen, schlichen die Muslime von den Pilgern as Yathrib heimlich zu dem Ort, an dem sie sich zuvor mit dem Propheten verabredet hatten, in den Bergen bei Aqaba, um dem Propheten ihre Treue zu schwören und um ihn in ihre Stadt einzuladen.  Bei Aqaba trafen sie den Propheten und sein Onkel war bei ihm, der noch immer ein Götzendiener war, aber seinen Neffen wegen der Familienbande verteidigte.  Er sprach und warnte die Muslime vor den Gefahren ihres Vorhabens, und dagegen, ihrer Verpflichtung gegenüber Untreue zu zeigen, wenn sie diese eingegangen sind.  Einer von den Pilgern, die auch in den vergangenen beiden Jahren anwesend gewesen war, stand ebenfalls auf und warnte vor der Gefahr ihrer Verpflichtung und ihrer Bereitschaft, sie aufrechtzuerhalten.  In ihrer festen Entschlossenheit und Liebe zum Propheten schworen sie, ihn so zu verteidigen, wie sie sich selbst, ihre Frauen und ihre Kinder verteidigen würden.  Da wurde auch die Hijrah, die Auswanderung nach Yathrib, beschlossen. 





Dies ist auch als der Schwur des Kampfes bekannt, denn er umfasste den Schutz der Person des Propheten, wenn nötig mit Waffen; und bald nach der Auswanderung nach Yathrib wurde der Qur´anvers offenbart, der den Kampf, um die Religion zu verteidigen, erlaubte.  Diese Verse sing in der Religion des Islam grundlegend:.  





“Die Erlaubnis (, sich zu verteidigen,) ist denen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen Unrecht geschah – und Gott hat wahrlich die Macht, ihnen zu helfen - , jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sagten: "Unser Herr ist Gott."  Und wenn Gott nicht die einen Menschen durch die anderen zurückgehalten hätte, so wären gewiss Klausen, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen der Name Gottes oft genannt wird, niedergerissen worden.  Und Gott wird sicher dem beistehen, der Ihm beisteht.  Gott ist wahrlich Allmächtig, Erhaben.” (Quran 22:39-40)





Für den Propheten Muhammad, für die Muslime und für die Welt war ein Wendepunkt gekommen.  Es war das Schicksal des Propheten Muhammads, und ein Aspekt seiner prophetischen Funktion, dass er den Verfolgten und Unterdrückten die Alternativen, die sich ihnen eröffneten, zeigen sollte; einerseits Selbstbeherrschung; auf der anderen Seite das, was von den Christen und Juden als ´gerechter Krieg´ bezeichnet wird, aber von dem eine spätere Qur´anoffenbarung sagt: "dann wäre die Erde wahrhaftig von Unheil erfüllt."  (Quran 2:251).  Fast dreizehnn Jahre lang hatten er und seine Gefährten unter der Verfolgung, den Drohungen und Beleidigungen gelitten, ohne auch nur eine Hand zur Selbstverteidigung zu heben.  Sie hatten bewiesen, dass dies menschlich möglich ist.  Die Umstände veränderten sich aber und erforderten eine andere Antwort, wenn die Religion des Islam in der Welt überleben sollte.  Friede hat seine Zeiten, aber auch der Krieg, und ein Muslim vergißt nie, dass jeder Mensch geboren wurde, um sich auf die eine oder andere Weise anzustrengen; wenn nicht körperlich, dann geistig.  Diejenigen, die diese Tatsache versuchen, zu ignorieren, werden früher oder später versklavt. 





Der Komplott um den Propheten zu ermorden   





In kleinen Gruppen verließen die Muslime Mekka und machten sich auf in Richtung Yathrib.  Die Hijrah (´Auswanderung´) hatte begonnen. 





Für die Quraisch waren die Grenzen des Ertragbaren überschritten.  Feinde in der eigenen Stadt waren schlimm genug, jetzt aber waren die Feinde auf dem Weg im Norden ein rivalisierendes Zentrum zu gründen.  Der Tod Abu Talibs hatte Muhammads hauptsächlichen Beschützer beseitigt.  Bislang durch die von den beduinischen Vorvätern geerbten Prinzipien und der Furcht vor unangenehmen Blutfehden verhindert, beschlossen die Führer letztendlich doch, dass Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sterben muss.  Abu Jahl schlug einen einfachen Plan vor.  Junge Männer von verschiedenen Sippen sollten Muhammad einen tödlichen Stoß versetzen, damit sie alle an Muhammads Blut schuldig seien.  Haschim konnte nicht von allen anderen Sippen Vergeltung fordern.       





Die Hijrah (23. September 622 nChr.)





Der Prophet hatte jedoch mit ein paar wenigen Gefährten auf den göttlichen Befehl gewartet, dass er sich den anderen Muslimen in Yathrib anschließen soll.    Er hatte nicht die Freiheit, auszuwandern, bevor es ihm befohlen wurde.  Schließlich kam der Befehl.  Er gab Ali seinen Umhang, bat ihn, sich damit in sein Bett zu legen, damit jeder, der hineinschaute, denken möge, Muhammad läge dort.  Die Mörder sollten ihn töten, sobald er sein Haus verließ, sei es in der Nacht oder am frühen Morgen.  Er wusste, dass sie Ali nicht verletzen würden.  Die jungen Männer hatten sich bereits um sein Haus verteilt, als der Prophet Muhammad ungesehen hinausschlich.  Er ging zu Abu Bakrs Haus, rief ihn und sie beide versteckten sich in einer Höhle eines Berges in der Wüste, bis die Gefahr vorbei war.  Abu Bakrs Sohn und Tochter und sein Hirte brachten ihnen nach Einbruch der Dunkelheit Nahrung und die Nachrichten.  Einmal kam ein Suchtrupp ihrem Versteck so nahe, dass sie ihre Worte hören konnten.  Abu Bakr bekam Angst und sagte: "O Gesandter Gottes, wenn einer von ihnen zu ihren Füßen hinabblickte, würde er uns sehen!"  Der Prophet antwortete: .





“Was denkst du von zwei Menschen, wenn Gott der Dritte ist?  Sei nicht beunruhigt, denn Gott ist wirklich mit uns. ” (Sahieh Al-Bukhari)





Als der Suchtrupp weitergezogen war, ohne ihre Anwesenheit zu bemerken, ließ Abu Bakr bei Nacht die Reitkamele und den Führer zu der Höhle bringen und sie begannen den langen Ritt nach Yathrib. 





Nachdem sie viele Tage durch unwegsames Gelände geritten waren, erreichten die Fliehenden die Umgebung von Yathrib, die Qubaa genannt wird, wo die Menschen seitdem sie vor Wochen gehört hatten, dass der Prophet Mekka verlassen hatte, jeden Morgen von den Hügeln aus Ausschau nach dem Propheten hielten, bis die Hitze sie dazu zwang, den Schatten aufzusuchen.  Die Reisenden kamen in der Hitze des Tages dort an, nachdem die Wächter sich zurückgezogen hatten.  Ein Jude, der wieder auf dem Posten war, sah ihn sich nähern und rief den Muslimen zu, dass der, den sie erwarteten, schließlich angekommen sei, und die Muslime brachen zu den Hügeln vor Qubaa auf, um ihn zu begrüßen. 





Der Prophet blieb für einige Tage in Qubaa und baute dort die erste Moschee des Islam.  In dieser Zeit kam auch Ali dort an, der Mekka drei Tage nach dem Propheten zu Fuß verlassen hatte.  Der Prophet, seine Gefährten aus Mekka und die "Helfer" von Qubaa begleiteten ihn nach Medina, wo seine Ankunft besorgt erwartet wurde. 





Die Bewohner Medinas haben in ihrer Geschichte nie einen strahlenderen Tag gesehen.  Anas, ein enger Gefährte des Propheten, sagte: . 





"Ich war an dem Tag anwesend, als er nach Medina kam, und ich habe nie einen besseren oder strahlenderen Tag gesehen, als den Tag an dem er zu uns nach Medina kam; und ich war an dem Tag anwesend, als er starb und ich habe nie einen schlimmeren oder dunkleren Tag gesehen, als den Tag an dem er starb.” (Ahmed)





Jedes Haus in Medina wünschte, dass der Prophet bei ihnen bleiben sollte, und manche versuchten, sein Kamel zu ihnen nach Hause zu führen.  Der Prophet hielt sie aber davon ab und sagte:.     





“Lasst sie, denn sie ist unter (göttlichem) Befehl.”





Es ging an vielen Häusern vorüber, bis sie an dem Land von Banu Najjaar anhielt und niederkniete.  Der Prophet stieg nicht ab, bevor das Kamel sich nochmals erhoben hatte, ein wenig gegangen war, dann umkehrte und sich an demselben Platz wieder niederließ.  Daraufhin stieg der Prophet herab.  Er war mit seiner Wahl zufrieden, den Banu Najjaar waren seine Onkel mütterlicherseits, und er wünschte auch, sie zu beehren.  Als verschiedene Mitglieder der Familie ihn in ihre Häuser baten, trat ein gewisser Abu Ayyub vor zu seinem Sattel und trug ihn in sein Haus.  Der Prophet sagte:.     





“Ein Mann geht mit seinem Sattel.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)





Die erste Aufgabe, die er in Medina erfüllte, war eine Moschee zu bauen.  Der Prophet , Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, schickte nach zwei Jungen, denen der Dattelhain gehörte und bat sie, den Preis für das Stück Land zu nennen.  Sie antworteten: "Nein, aber wir können ihn dir zum Geschenk machen, o Prophet (Gottes Segen und Frieden seien auf ihm) Gottes."  Der Prophet (Gottes Segen und Frieden seien auf ihm) aber lehnte ihr Angebot ab, zahlte ihnen den Preis und erbaute dort eine Moschee, er selbst nahm an ihrer Errichtung teil.  Beim Arbeiten wurde gehört, wie er sagte:.   





“O Gott!  Es gibt nichts Gutes, außer das Jenseits, also bitte vergib den Helfern und den Auswanderern.” (Sahieh Al-Blucher)





Die Moschee diente den Muslimen als Ort der Gottesanbetung.  Das Gebet, das zuvor individuell im Geheimen verrichtet worden war, wurde nun zu einer öffentlichen Angelegenheit, eine die eine muslimische Gesellschaft zusammenbringt.  Die Epoche in der die Muslime und der Islam untergeordnet und unterdrückt waren, war vorüber, jetzt wurde der Adhan, der Ruf zum Gebet, laut verkündet, hallend und durch die Mauern eines jeden Hauses dringend, rufend und die Muslime daran erinnernd, ihre Verpflichtung ihrem Schöpfer gegenüber zu erfüllen.  Die Moschee war ein Symbol der islamischen Gesellschaft.  Sie war ein Ort des Gottesdienstes, eine Schule, wo die Muslime über die Wahrheiten der Religion lernten, ein Versammlungsort, an dem die Differenzen verschiedener Streitparteien gelöst wurden und ein Verwaltungshaus, von dem aus alle Angelegenheiten, die die Gesellschaft betreffen, geregelt wurden, ein wahres Beispiel, wie der Islam alle Aspekte des Lebens in der Religion vereint.  Alle diese Aufgaben wurden an einem Patz gelöst, der aus den Stämmen von Dattelpalmen erbaut und von ihren Blättern überdacht wurde.





Als die erste und wichtigste Aufgabe erfüllt war, machte er auf beiden Seiten der Moschee Häuser für seine Familie aus demselben Material.  Die Moschee des Propheten und das Haus stehen auch noch heute in Medina an genau demselben Ort. 





Die Hijrah war vollbracht.  Es war der 23. September 622 und die islamische Zeitrechnung, der muslimische Kalender, beginnt an dem Tag, an dem dieses Ereignis stattfand.  Und von diesem Tag an hatte Yathrib einen neuen Namen, einen ehrenvollen Namen: Medinat-un-Nabi, die Stadt des Propheten, kurz Medina. 





Das war die Hijrah, die Auswanderung von Mekka nach Yathrib.  Die dreizehn Jahre der Demütigung, der Verfolgung, des begrenzten Erfolgs und der unerfüllten Prophezeihung waren vorbei. 





Die zehn Jahre des Erfolgs, die erfülltesten, die jemals die Mühen eines Mannes gekrönt haben, hatten begonnen.  Die Hijrah zieht eine klare Trennungslinie in der Geschichte von der Botschaft des Propheten, wie durch den Qur´an bewiesen wird.  Bis dahin war er nur ein Prediger gewesen.  Von nun an war er der Führer eines Staates, zuerst eines sehr Kleinen, aber er wuchs innerhalb der zehn Jahre zum arabischen Reich an.  Die Art der Führung, die er und sein Volk jetzt nach der Hijrah benötigten, war nicht mehr dieselbe, die sie zuvor benötigt hatten.  Daher unterscheiden sich die Kapitel Medinas von denen Mekkas.  Die letzteren gaben der Seele des Einzelnen und dem Propheten als Warner die Rechtleitung; die früheren geben einer heranwachsenden sozialen und politischen Gemeinschaft Anleitung und dem Propheten als Vorbild, Gesetzgeber und Erneuerer. 





Das Hauptessen des Propheten Muhammad bestand aus gekochter Mehlsuppe mit Datteln und Milch, seine einzige weitere Mahlzeit bestand aus Datteln und Wasser; aber er war regelmäßig hungrig, manchmal band er sich einen flachen Stein gegen seinen Bauch, um sich das Unwohlsein zu erleichtern.  Eines Tages gab ihm eine Frau einen Umhang – etwas, das er dringend benötigte – aber am selben Abend bat ihn jemand darum als Leichentuch und er gab ihn sogleich als Almosen.  Ihm wurde von denen, die etwas mehr hatten, Essen gebracht, aber er schien es nie lange genug zu behalten, um es zu kosten, denn es gab immer jemanden, der noch bedürftiger war.  Mit verminderter körperlicher Kraft – er war jetzt zweiundfünfzig Jahre alt – bemühte er sich, aus den verschiedenen Völkern, die ihm Gott als Ausgangsmaterial gegeben hat, eine Nation auf der Grundlage der wahren Religion des Islam aufzubauen.





Mit der Kraft seines Charakters in Verbindung mit außerordentlichen diplomatischen Fähigkeiten begann der Prophet Muhammad die zerstrittenen Fraktionen in Medina wieder zu vereinen.  Mit seinen anderen Gefährten, die ebenfalls ausgewandert waren, wurde ein System der Unterstützung für die Neuankömmlinge benötigt.  Um die ´Emigranten´ (Muhājirūn) mit den ansässigen ´Helfern´ (Ansār) zu vereinen, richtete er ein System persönlicher Beziehung ein: jeder ´Helfer´ nahm sich einen ´Emigranten´ als seinen Bruder, behandelte ihn unter allen Umständen auch als solchen und stand auch in der Erbfolge wie seine natürlichen Familienmitglieder da.  Mit wenigen Ausnahmen hatten die ´Emigranten´ alles verloren, was sie zuvor besessen hatten und waren von ihren neuen Brüdern völlig abhängig.  Die Helfer gingen manchmal so weit, dass sie ihren Brüdern von den Emigranten die Hälfte von allem, was sie besaßen, gaben, Häuser, Vermögen, Land und Gehölze.  Derart war der Enthusiasmus der Helfer, alles mit ihren Brüdern im Glauben zu teilen, dass sie alles in zwei Teile teilten, um dann Lose zu ziehen, welchen Teil sie zur Verfügung stellten.  In den meisten Fällen versuchten sie, den Emigranten den besseren Anteil zukommen zu lassen. 





Man ist versucht, die Tatsache als ein ´Wunder´ zu beschreiben, dass diese Situation keine Verstimmung unter denen verursacht hat, die plötzlich verpflichtet waren, völlig Fremde in ihre Familien aufzunehmen.  Dieses Bündnis der Bruderschaft brach alle Bande der Abstammung, Farbe, Zugehörigkeit und anderer Faktoren, die zuvor als Standard der Ehre betrachtet wurden.  Die einzige Verbindung, die nun zählte, war die Religiöse.  Selten wurde die Kraft des religiösen Glaubens, den Menschen zu verändern, deutlicher gezeigt. 





Die mekkanischen Muslime hatten allerdings ihre alten Ferigkeiten nicht vergessen.  Als ihn sein neuer Bruder fragte: "O Ärmster der Armen, wie kann ich dir helfen?  Mein Haus und mein Vermögen stehen dir zur Verfügung!" antwortete einer der Emigranten: "O Freundlichster der freundlichsten Freunde, zeige mir nur den Weg zum Marktplatz.  Der Rest erledigt sich von selbst."  Dieser Mann, so wird erzählt, began damit, Käse und geklärte Butter zu verkaufen und schon bald wurde er reich genug, um das Brautgeld für ein einheimisches Mädchen zu zahlen und zu gegebener Zeit eine Karavane mit 700 Kamelen auszustatten. 





Derartige Unternehmungen ermutigten, aber es gab auch solche, die weder die Fähigkeit dazu besaßen, noch eine Familie hatten oder über Vermögen verfügten.  Sie verbrachten den Tag gewöhnlich in der Moschee und in der Nacht teilte sie der Prophet verschiedenen Leuten von den Helfern zu.  Sie wurden als 'Ahl us-Suffa' bekannt.  Manche wurden beim Propheten selbst mit gerösteter Gerste aus der Gemeinschaftskasse verpflegt, wenn es keinen anderen Platz gab.





Im ersten Jahr seiner Herrschaft in Yathrib, schloß der Prophet einen feierlichen Pakt wechselseitiger Verpflichtungen zwischen seinem Volk und den jüdischen Stämmen Medinas und Umgebung, in dem sie sich darauf einigten, dass sie denselben Status als Bewohner des Staates und völlige religiöse Freiheit besäßen und jeder würde im Angriffsfall den anderen verteidigen.  





Aber ihre Vorstellung von einem Propheten war so, dass sie ihnen die Vormachtstellung geben würde, und es sollte ein jüdischer Prophet sein, kein Araber.  Die Juden hatten auch wunderbar von den Streitigkeiten unter den arabischen Stämmen profitiert, denn es war die Unbeständigkeit in dieser Region gewesen, die ihnen die Oberhand in Handel und Versorgung hatte gewinnen lassen.  Friede zwischen den Stämmen Medinas war eine Bedrohung für die Juden.





Auch unter den Einwohnern Medimas gab es solche, die den neu Zugewanderten schlecht gesonnen waren, aber sie blieben vorläufig still.  Der mächtigste von ihnen war Abdullah ibn Ubayy ibn Saluul, ihm war der Ankunft des Propheten ein Dorn im Auge, denn er war es gewesen, der vor dem Propheten in der Stadt geherrscht hatte.  Er nahm formell den Islam an, aber später betrog er die Muslime als der Führer der "Heuchler". 





Aufgrund dieses verbreiteten Hasses auf den Propheten, die Muslime und den neuen Stand der Dinge in Yathrib, war ein Bündnis zwischen den Juden und den "Heuchlern" fast nicht zu vermeiden.  Durch die gesamte Geschichte der Muslime in Medina hindurch versuchten sie, die Anhänger von der neuen Religion abzubringen und schmiedeten immer wieder neue Pläne gegen sie.  Aus diesem Grund werden die Juden und die Heuchler in den (in Medina offenbarten) Kapiteln des Qur´an häufig erwähnt.  





Die Qiblah





Die Qiblah (die Richtung, in die die Muslime beten) war bis zu dieser Zeit Jerusalem gewesen.  Die Juden stellten sich vor, dass diese Tatsache daraus entstanden war, weil der Islam dem Judentum angelehnt sei und der Prophet bedürfe ihrer Anweisung.  Der Prophet sehnte sich danach, das die Qiblah zur Kaaba geändert würde; dem ersten Ort für die Anbetung Gottes auf der Erde und von Abraham wieder aufgebaut.  Im zweiten Jahr nach der Auswanderung erhielt der Prophet den Befehl, die Qiblah von Jerusalem zur Kaaba in Mekka zu ändern.  Ein ganzer Teil von Sura al-Baqarah berichtet von dieser Streitfrage der Juden.





Die ersten Feldzüge





Die erste Sorge des Propheten als Herrscher galt dem öffentlichen Gebet und der Errichtung eines Staates; aber er vergaß nie, dass die Quraisch geschworen hatten, seiner Religion ein Ende zu bereiten.  Aufgebracht über die gelungene Auswanderung des Propheten nach Medina, steigerten sie die Folterungen und Verfolgung der Muslime, die in Mekka zurückgeblieben waren.  Aber ihre schlimmen Planungen machten hier nicht Halt.  Sie versuchten ebenfalls, sich im Geheimen mit Götzendienern aus Medina zu verbünden, wie mit dem bereits zuvor erwähnten Abdullah ibn Ubayy, dem sie befahlen, den Propheten zu töten oder auszuweisen.  Die Quraisch sandten den Muslimen in Medina oft Drohbriefe, um sie vor ihrer Vernichtung zu warnen und auch den Propheten erreichten so viele Nachrichten von den Plänen und Komplotten der Götzendiener, dass er bat, Wachen um sein Haus herum aufzustellen.  Zu jener Zeit erteilte Gott den Muslimen die Erlaubnis, ihre Waffen gegen die Ungläubigen zu erheben. 





Dreizehn Jahre lang waren sie strikte Pazifisten gewesen.  Jetzt aber brachen sie zu kleinen Expeditionen auf, die entweder vom Propheten selbst oder von einigen der mekkanischen Emigranten geleitet wurden, sowohl um die Routen, die nach Mekka führten, zu erkunden, als auch um sich mit anderen Stämmen zu verbünden.  Andere Expeditionen wurden geführt, um einige Karavanen, die aus Syrien in Richtung Mekka zurückkehrten, abzufangen; ein Mittel, mit dem die Muslime ökonomischen Druck auf die Quraisch ausüben konnten, damit sie ihre Verfolgung der Muslime in Mekka wie auch in Medina aufgeben.  Nur wenige dieser Feldzüge endeten tatsächlich im Kampf, aber durch sie festigten die Muslime ihre neue Position auf der Arabischen Halbinsel.  Sie zeigten, dass sie nicht länger ein unterdrücktes und schwaches Völkchen waren, sondern dass sie an Stärke gewonnen hatten und nun eine furchteinflößende Kraft geworden waren, die nicht zu unterschätzen war.





Die Schlacht von Badr





Auf einer Expedition war die Karavane der Quraischiten, die sich auf dem Weg nach Syrien befand, den Muslimen entkommen.  Daraufhin warteten die Muslime auf ihre Rückkehr.  Einige Kundschafter der Muslime sahen die Karawane, die von Abu Sufyan angeführt wurde, an sich vorüberziehen, und sie beeilten sich, den Propheten über sie und ihre Größe zu informieren.  Wenn diese Karawane abgefangen würde, hätte dies einen unvorstellbaren wirtschaftlichen Verlust zur Folge gehabt, einen, der die gesamte Gesellschaft der Mekkaner erschüttert hätte.  Die muslimischen Kundschafter berichteten, dass die Karawane bei den Quellen von Badr halten würde, und die Muslime bereiteten sich darauf vor, sie abzufangen.  





Die Nachricht von diesen Vorbereitungen erreichten Abu Sufyan auf seiner Reise in den Süden, und er sandte eine dringende Nachricht nach Mekka, damit eine Armee entsandt wurde, um mit den Muslimen fertig zu warden.  Die katastrophalen Konsequenzen eines Überfalls auf die Karawane begreifend, rüsteten sie soviel Kraft wie möglich und zogen los, um den Muslimen entgegenzutreten.  Auf ihrem Weg nach Badr erreichte die Armee die Nachricht, dass es Abu Sufyan gelungen war, den Muslimen zu entgehen, indem er die Karavane auf einer anderen Route die Küste entlang führte.  Die mekkanische Armee, die etwas tausend Mann zählte, bestand darauf, nach Badr zu ziehen, um den Muslimen eine Lehre zu ereilen, damit diese zukünftig keine Karawanen mehr bedrohen sollten. 





Als die Muslime gewahr wurden, dass sich ihnen die mekkanische Armee näherte, wußten sie, dass sie in dieser Angelegenheit einen mutigen Schritt unternehmen mussten.  Wenn die Muslime ihnen bei Badr nicht entgegentraten, würden die Mekkaner damit fortfahren, die Sache des Islam mit all ihrer Macht zu untergraben, möglicherweise würden sie nach Medina ziehen, um Leben, Vermögen und Wohlstand dort zu entweihen.  Der Prophet rief einen Kriegsrat zusammen, um die Vorgehensweise festzulegen.  Der Prophet wollte die Muslime nicht anführen, denn die Helfer bildeten beiweitem die Mehrheit des Heeres und sie waren durch das Abkommen von Aqaba noch nicht einmal daran gebunden, außerhalb ihres Territoriums zu kämpfen, wenn sie nicht zustimmten.





Ein Mann von den Helfern, Sa´d ibn Mu´aadh, bestätigte ihre Ergebenheit für den Propheten und die Sache des Islam.  Von ihm stammen die folgenden Worte:  





“O Prophet Gottes!  Wir glauben an dich und wir bezeugen, was du uns gewährt hast, und wir erklären in unzweideutigen Worten, dass du uns die Wahrheit gebracht hast.  Wir geloben dir feierlich unseren Gehorsam und unsere Opferbereitschaft.  Wir gehorchen dir willig in allem, was du uns befiehlst und bei Gott, Der dich mit der Wahrheit gesandt hat, wenn du uns bitten würdest, ins Meer zu springen, würden wir dem bereitwillig Folge leisten und kein einziger von uns wird zurückbleiben.  Wir haben nichts dagegen einzuwenden, uns dem Feind zu stellen.  Wir sind erfahren im Kampf, und wir sind zuverlässig im Gefecht.  Wir hoffen, dass Gott dir durch unsere Hände Taten zeigen wird, die vor deinen Augen Gefallen finden.  Sei so freundlich und führe im Namen Gottes in den Kampf." 





Nach dieser Enthüllung der extremen Unterstützung und Liebe für den Propheten sowohl durch die Emigranten wie auch durch die Helfer, machten sich die Muslime, die wenig mehr als 300 waren, so gut sie konnten auf den Weg nach Badr.  Sie hatten nur 70 Kamele und drei Pferde dabei, also ritten die Männer abwechselnd.  Sie näherten sich dem, was als al-Yaum al-Furqan, der Tag der Unterscheidung, in die Geschichte eingegangen ist; die Unterscheidung zwischen Licht und Dunkelheit, gut und Böse, richtig und falsch. 





Vor dem Tag der Schlacht verbrachte der Prophet die ganze Nacht im Gebet und sprach Bittgebete.  Die Schlacht fand am 17. Ramadhan im zweiten Jahr der Hijrah, 624 nChr., statt.  Es war ein Brauch der Araber, den Kampf mit einzelnen Duellen beginnen zu lassen.  Die Muslime errangen einen Vorteil bei den Duellen und ein paar Angesehene von den Quraisch wurden getötet.  Die Quraisch waren aufgebracht und fielen über die Muslime her, um ihnen ein für allemal ein Ende zu bereiten.  Die Muslime behielten eine strategischeVerteidigungsposition bei, und das verursachte große Verluste für die Mekkaner.  Der Prophet flehte die ganze Zeit mit aller Macht zu seinem Herrn, er erhob seine Hände so hoch, dass ihm sein Umhang von den Schultern fiel.  Daraufhin erhielt er eine Offenbarung, welche die Hilfe Gottes versprach:





“…Ich will euch mit eintausend Engeln nacheinander beistehen.” (Quran 8:9)





Als der Prophet die gute Nachricht hörte, befahl er den Muslimen, anzugreifen.  Die riesige Armee der Quraisch wurde von dem Eifer, der Tapferkeit und dem Glauben der Muslime überwältigt, und nachdem sie schlimme Verluste mit ansehen mussten, konnten sie nichts tun, als zu fliehen.  Die Muslime blieben allein auf dem Schlachtfeld zurück mit ein paar verdammten Mekkanern, unter ihnen der Erzfeind des Islam, Abu Jahl.  Die Quraisch waren geschlagen und Abu Jahl war tot.  Gott hat Sein Versprechen wahr gemacht: 





“Die Scharen werden alle besiegt werden, und sie werden in die Flucht geschlagen.” (Quran 54:45)





Dies war eine der entscheidendsten Schlachten in der Geschichte der Menschheit, die Zahl der Toten lag zwischen siebzig und achtzig.





Mekka taumelte unter dem Schock, wo Abu Sufyan als bestimmende Persönlichkeit zurückgenlieben war, und er wußte besser als sonst irgendwer, dass die Angelegenheit nicht einfach so hingenommen werden konnte.  Erfolg bringt Erfolg hervor, und die Beduinenstämme, die auf jede Verschiebung des Gleichgewichts der Mächte gleich reagierten, neigten zunehmend dazu, sich mit den Muslimen zu verbünden und der Islam gewann in Medina zahlreiche neue Konvertierte.



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