Aischa, die Mutter der Gläubigen, berichtet, dass der Gesandte Gottes, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte: "Wer in unsere Angelegenheit etwas Neues einführt, das nicht davon ist, wird zurückgewiesen."[1] In einer anderen Überlieferung lesen wir: "Wer eine Tat einführt, die nicht mit unserer Sache übereinstimmt, wird zurück gewiesen."[2]
Die Wichtigkeit dieses Hadithes
Ibn Rajab erwähnt, dass dieser Hadith (Überlieferung des Propheten) eines der wichtigsten Prinzipien des Islam deutlich formuliert. Er schreibt: "Genau wie der Hadith ‘Taten entsprechen den Absichten’ das Kriterium für die verborgenen Aspekte unserer Taten liefert, gibt uns dieser Hadith das Kriterium, um ihren äußeren Ausdruck zu bewerten. Genau wie eine Tat zurück gewiesen wird, wenn sie nicht aufrichtig für Gott ausgeführt wird, wird sie ebenfalls zurückgewiesen, wenn sie nicht mit dem, was Gott und Sein Gesandter gebracht haben, überein stimmt."[3]
Was mit "in unsere Angelegenheit" gemeint ist
Der Prophet bezog sich auf die Religion des Islam. Wer etwas Neues in den Islam einführt, wird zurück gewiesen. Wer eine Handlung anfängt, die nicht mit der Religion Gottes übereinstimmt, wird abgewiesen.
Dieses Prinzip ist anwendbar bei gottesdienstlichen Handlungen und auf Transaktionsrecht im Islam. Was die gottesdienstlichen Handlungen angeht, wenn jemand versucht, fromme Taten zu verrichten, die nicht vom Qur´an und der Sunna (Lehren des Propheten Muhammad) beschrieben wurden, dann werden sie zurück gewiesen. Anstatt den Segen Gottes zu erhalten, wird diese Person von Sünden umgeben sein. Was Transaktionen betrifft, werden sie null und nichtig sein.
Gottesdienstliche Handlungen und die Gefahr von Erneuerungen
Formale Riten des Gottesdienstes sind Taten, die einzig und allein auf Gott ausgerichtet sein sollen. Es ist uns nicht gestattet, uns diese Riten selbst auszudenken. Wir dürfen Gott nur auf die Art und Weise dienen, die Er von uns verlangt hat. Wir dürfen keine neuen gottesdienstlichen Handlungen erfinden oder modifizieren, die Gott für uns aufgestellt hat.
Der Prophet sagte: "Jede neu eingeführte Sache ist eine Neuerung. Jede Neuerung ist ein Irrtum und jeder Irrtum ist im Feuer."[4]
Eine Erneuerung ist, linguistisch gesehen, jede beispiellose Angelegenheit. Mit islamischen Rechtsbegriffen wird sie als jede erfundene religiöse Angelegenheit definiert, die die rechtliche Zuständigkeit des islamischen Gesetzes verletzt und als gottesdienstliche Handlung verrichtet wird.
Dies gilt für eine gottesdienstliche Handlung, die in ihrer Gesamtheit ersonnen ist, wie wenn Menschen versuchen, Gott durch hingebungsvolles Singen und Tanzen anzubeten. Es trifft ebenfalls auf gottesdienstliche Handlungen zu, die aus ihrem wahren Kontext gerissen werden. Eine Praktik, die durch den Qur´an und Sunna für eine bestimmte gottesdienstliche Handlung begründet wurde, kann nicht außerhalb davon verrichtet werden.
Einmal sah der Prophet einen Mann unter der direkten Mittagshitze stehen und stellte Fragen über ihn. Der Prophet wurde darüber informiert, dass dieser Mann geschworen hatte, stehen zu bleiben, sich nicht hinzusetzen und auch keinen Schatten aufzusuchen, und zu fasten. Der Prophet befahl dem Mann, sich in den Schatten zu setzen und sein Fasten einzuhalten. Der Prophet gestattete dem Mann nicht, sein Stehen und sein sich der Sonne aussetzen zu einer gottesdienstlichen Handlung zu machen, obwohl das Stehen eine gottesdienstliche Handlung bei unseren Gebeten darstellt und das sich der Sonne Aussetzen ein Teil des Ihrem während der Pilgerfahrt sein kann. Aus diesem richtigen Kontext heraus gerissen, sind beide Akte der Hingabe zu Neuerungen geworden.
Wenn jemand fünf Gebetseinheiten für Dhuhur (Mittagsgebet) betet, wird sein Gebet zurückgewiesen. Wenn er versucht, Haǧǧ im Ramadhan zu machen, wird sein Haǧǧ zurück gewiesen.
Was wir bis jetzt gesagt haben, bezieht sich auf gottesdienstliche Handlungen. Die verschiedenen Bräuche und Praktiken, die Menschen haben, um ihr tägliches Leben und weltliche Dinge zu erleichtern, stellen keine Erneuerungen nach dem islamischen Gesetz dar. Allerdings regelt das islamische Gesetz auch diese Dinge, und darauf sollten wir jetzt unsere Aufmerksamkeit lenken.
Transaktionsgesetz
Im Transaktionsgesetz wird im Gegensatz zu den gottesdienstlichen Handlungen, alles als erlaubt angesehen, außer wenn es einen Beweis im Qur´an und der Sunna gibt, der besagt, dass es verboten ist. Menschliche Transaktionen dienen dazu, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen, daher müssen sie natürlich ein breites Spektrum von Umständen umfassen und eine fast unendliche Zahl von Eventualitäten berücksichtigen.
Nichtsdestotrotz reguliert das islamische Gesetz unsere Transaktionen und setzt ihnen Grenzen. Das islamische Gesetz regelt unsere Geschäftspraktiken. Muslimen ist es nicht erlaubt, mit Zinsen zu handeln. Ihnen ist nicht erlaubt, verbotene Dinge wie Schweinefleisch oder Wein zu verkaufen. Es ist ihnen nicht erlaubt, Glücksspiele zu machen. Das islamische Gesetz regelt auch Ehe, Scheidung und viele andere zwischenmenschliche Beziehungen.
Wenn eine Transaktion direkt durch das islamische Gesetz verboten ist oder wenn eine der notwendigen Bedingungen dafür fehlt, die vom islamischen Gesetz festgelegt sind, wird sie sofort ungültig. Wenn die Rechte einer Partei im Vertrag durch die andere verletzt wurden, dann kann der Vertrag von der verletzten Partei für ungültig erklärt werden.
Wir wollen nun das Ehegesetz näher betrachten. Es gibt verbotene Grade der Ehe. Wir können nicht unsere Geschwister oder nahe Verwandten heiraten. Eine Frau kann nicht ohne die Einwilligung ihres Vormunds heiraten. Dies sind einige der unantastbaren Regelungen und Bedingungen, die das islamische Gesetz festlegt. Eine Frau kann nicht von ihrem Vater gezwungen werden, gegen ihren Willen jemanden zu heiraten. Ihre Freiheit in dieser Angelegenheit ist ihr Recht.
Wenn die Ehegesetze verletzt werden, wird der Vertrag entweder sofort ungültig oder offen für eine Annullierung. Wenn ein Mann einen Heiratsvertrag mit seiner Nichte schließt, ist diese Ehe null und nichtig. Ebenso wenn eine Frau versucht, einen Heiratsvertrag ohne die Einwilligung ihres Vormunds abzuschließen, ist der Vertrag ungültig. Unser Prophet sagte: "Wenn eine Frau ohne das Einverständnis ihres Vormunds heiratet, ist ihr Ehevertrag ungültig und der Herrscher ist der Vormund derjenigen, die keinen Vormund besitzt." Er sagte ebenfalls: "Es gibt keine Heirat ohne Vormund." Wenn ein Vater eine Ehe für seine Tochter ohne ihre Einwilligung schließt, hat sie die Wahl, die Ehe annullieren zu lassen.
Gleichzeitig bietet das Ehegesetz viel Flexibilität. Eine Person hat eine große Auswahl an Ehepartnern. Es gibt keine Hindernisse, was die Rasse oder Ethnizität betrifft. Jede Partei kann dem Ehevertrag Bedingungen hinzufügen, solange diese nicht im Widerspruch zum islamischen Gesetz stehen oder zur Aufhebung eines der legalen Zwecke der Ehe führen. Beispielsweise kann eine Frau die Vorkehrung hinzufügen, dass ihr Ehegatte nicht von ihr verlangen darf, ihre Heimatstadt zu verlassen. Dies basiert alles auf dem Prinzip, dass im Transaktionsgesetz alles erlaubt ist, solange es keinen Beweis gibt, der es für verboten erklärt.