Krieg. Hunger. Leid. Kein Tag vergeht, an dem die Abendnachrichten keine entsetzlichen Geschichten von Menschen in Verzweiflung und weltweitem Elend zeigen. Auf einer persönlicheren Ebene sind viele von uns in ihren täglichen Leben von Kummer und Depressionen betroffen. Ein geliebter Mensch verstirbt. Ein finanzieller Zusammenbruch. Ein betrügender Ehegatte. Warum also lässt Gott zu, dass guten Menschen schlimme Dinge widerfahren? Dies ist eine Frage, mit der sich Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten seit Hunderten von Jahren quälen. Sie ist einer der größten Stolpersteine des Glaubens, und sie hat zahllose Menschen dazu gebracht, überhaupt nicht an Gott zu glauben.
Theisten haben versucht, Gott und das Böse in einer Reihe von Möglichkeiten in Einklang zu bringen. Einige Götzendiener haben behauptet, dass Gott das Böse hasse, aber Er sei zu machtlos, um es zu verhindern. Diese Vorstellung wird allerdings vom Qur´an widerlegt, denn sie stellt Gottes Stellung als den Angesehensten (Al-Aziez), den Unterwerfenden (Al-Jabbaar), den Starken (Al-Qawiyy) und den Seine Bestimmung Durchsetzenden (Al-Qadir) in Frage. Andere behaupten, dass Gott vielleicht in der Lage sei, Böses abzuwenden, aber Er wisse nicht, wann oder wo Böses geschehen würde. Diese Vorstellung degradiert Gott zu einem Feuerwehrmann, der erst auf der Bildfläche erscheint, wenn die Hälfte des Gebäudes heruntergebrannt ist. Also ist dies auch eine unhaltbare Behauptung, denn Gott wird im Qur'an als der Allwissende (Al-Aalim), der Allsehende (Al-Basier), der Allhörende (Al-Samie') und der beständige Eigentümer und Überwacher von allem (Al-Maliek) bezeichnet. Es würde tatsächlich als blasphemisch angesehen, Gottes Macht in Frage zu stellen: wenn Gott alles Schlechte auf dieser Erde entfernen wollte, dann könnte Ihn nichts davon abnhalten.
Polytheistische Religionen verfügen darüber hinaus noch über eine weitere Hypothese: Gott ist Gut, aber es gäbe noch andere böse Götter, die Seine Güte vereiteln wollten und Korruption auf Erden verbreiten. Gott sei daher im Kampf mit diesen Gottheiten blockiert. Vielleich sei Satan ein Gegen-Gott, mit dem Gott ständig kämpfen muss. Doch diese Idee – von vielen Göttern – wird im Qur´an kategorisch abgelehnt, der Gott als den Einen (Al-Wahid), den Einen und Einzigen (Al-Ahad), den Ersten (Al-Awwal) und den Letzten (Al-Akhir) beschreibt. Der Qur´an betont, dass es keine Götter neben Gott gibt; beispielsweise sagt der Qur´an:
“Euer Gott ist ein Einziger Gott, es ist kein Gott außer Ihm!” (Quran 2:163)
Mit über tausend Versen diesbezüglich ist es unmöglich an mehrere Götter zu glauben; vielmehr gibt es nur Einen Einzigen Allerhöchsten Gott.
Die antiken Gnostiker hatten so sehr Schwierigkeiten damit, das Böse in dieser Welt mit Gott zu versöhnen, dass sie schlussfolgerten, dass Gott Selbst böse sein müsse. Menschen, die von dieser Behauptung weiter ausgehen, argumentieren, Gott könne nicht gleichzeitig der Allmächtige und der All-Liebende sein. Wenn Gott in der Lage ist, Böses zu beseitigen und es nicht tue, dann müsste Er dafür böse sein. Doch wird diese Vorstellung vom Qur´an bedingungslos abgelehnt, der erklärt, dass Gott der Quell der Liebe ist (Al-Wadud), der Gütigste (Al-Barr) und der Großzügigste (Al-Kariem). Der Qur´an bezeichnet Gott auch als den Barmherzigsten (Al-Rahiem), den Allerbarmer (Al-Rahmaan), den stets Verzeihenden (Al-Ghaffaar), den Herrn der unendlichen Gnade (Dhul Fadl al-Adthiem) und der Quell allen Friedens und jeglicher Sicherheit (Al-Salaam).
Damit bestätigt der Qur´an, dass Gott sowohl Allmächtig als auch Liebend ist; wie also können diese beiden Eigenschaften miteinander vereinbart werden, angesichts der Tatsache, dass die Welt voller Übel ist? Die islamische Perspektive ist, dass Gott "schlimme" Dinge geschehen lässt, um etwas größeres Gutes zu erreichen. Gott prüft Seine Diener mit Leid, um sie zu Menschen der Art zu formen, wie Er sie haben möchte. Durch das Leiden können die Menschen Eigenschaften entwickeln, die ewig bleiben: Standhaftigkeit und Geduld im Angesicht der großen Not, ebenso wie große Demut und Milde. Vor allem aber bewirkt das Leiden, dass sich die Menschen hilfesuchend Gott zuwenden; es festigt und unterscheidet die wahren Gläubigen von den falschen.
Leid lässt Menschen Gottes gedenken
Menschliche Wesen tendieren dazu, Gott zu vergessen, wenn es ihnen gut geht, und sie gedenken Seiner nur, wenn sie von Leid heimgesucht werden. Der Qur´an gibt uns ein Beispiel von einem Schiff: wenn das Schiff sachte dahinsegelt, dann gedenken seine Insassen nicht Gottes, aber wenn der Wind droht, das Schiff zu kentern, fangen seine Insassen plötzlich an, ernsthaft zu Gott zu beten. Der Qur´an sagt:
“Euer Herr ist es, Der die Schiffe auf dem Meer für euch treibt, auf daß ihr nach Seiner Gnade trachten möget. Wahrlich, Er ist gegen euch Barmherzig. Und wenn euch auf dem Meer ein Unheil trifft: verloren sind jene die ihr an Seiner Statt anruft. Hat Er euch aber ans Land gerettet, dann kehrt ihr euch (von Ihm) ab; denn der Mensch ist undankbar!” (Quran 17:66-67)
Dieses Beispiel kann auf unsere tag-täglichen Leben übertragen werden. Eine Person mag Gott vergessen, solange ihre finanzielle Situation gut ist, wenn sie aber arbeitslos wird, dann bittet sie plötzlich Gott um Hilfe. Als der Prophet Muhammad die Botschaft Gottes verkündete, waren es die Armen und die Sklaven, die den Großteil seiner Anhänger ausmachten. Die reichen und wohlhabenden Führer von Mekka andererseits fuhren damit fort, ein von Gott entferntes Leben zu führen. Es ist allgemein bekannt, dass reiche Leute – wie Schauspieler, Sänger und andere Berühmtheiten – die gottlosesten Leben führen. Währenddessen klammern sich die Sanftmütigen und Bedürftigen mehr an Gott. Dies bedeutet, dass das Leiden nicht notwendigerweise etwas Schlechtes sein muss, und Reichtum ist nicht notwendigerweise etwas Gutes. Gott sagt im Qur´an:
“Doch es mag sein, daß euch etwas widerwärtig ist, was gut für euch ist, und es mag sein, daß euch etwas lieb ist, was übel für euch ist. Und Gott weiß es, doch ihr wisset es nicht!” (Quran 2:216)
Dies ist alles Teil der menschlichen Psychologie: wir vergessen Gott in guten Zeiten und wir gedenken Seiner in Zeiten der Not. Daher betrübt Gott uns mit Prüfungen und Leiden, damit wir uns Ihm wieder zuwenden und Seine Gnade ersuchen. Wie viele unzählige Menschen haben sich Gott zugewandt und wurden zum Islam geführt, nachdem sie von Leiden über Leiden heimgesucht worden waren? Ein Beispiel das mir einfällt, ist das eines gut-meinenden Politikers, der beabsichtigt, Gutes zu tun, aber sobald er an die Macht kommt, verdirbt ihn das System. Bald fängt er an, Bestechungsgelder zu nehmen und zu geben, er beginnt, das gottlose Leben eines reichen Politikers zu führen, verschwenderisch und extravagant. Dann plötzlich bewirkt Gott seine Verhaftung; der Mann verliert allen Reichtum, seine Frau verlässt ihn und er verrottet im Knast. Letztendlich nachdem er über seine Gewinne und Verluste nachgedacht hat, wendet sich der Mann Gott zu. Also widerfuhren diesem Mann so schlimme Dinge, damit etwas größeres Gutes geschehen konnte. Als er reich gewesen war, strebte er der Hölle zu, aber als Gott ihn mit Leiden heimsuchte, änderte er seinen Kurs; das zeitweilige Leiden im Gefängnis ist in der Tat ein kleiner Preis verglichen mit der Ewigen Glückseligkeit im Paradies. Schließlich sehen wir, wie Gott es zulässt, dass guten Menschen schlimme Dinge geschehen, damit etwas größeres Gutes auf lange Sicht zustande kommt.
Etwas anderes Gutes, das durch das Leiden kommt, ist dass die Seele dadurch gereinigt wird. Der Prophet Muhammad erklärte:
“Bei Dem Einen, in Dessen Hand meine Seele ist (d.h. Gott) kein Gläubiger wird von Müdigkeit, Erschöpfung, Angst oder Trauer befallen, ohne dass Gott ihm dafür einige seiner Sünden vergibt – auch wenn ihn nur ein Dorn sticht.” (Musnad Ahmad)
Einige Menschen beschreiben ein Gefühl des Herzbrennens, wenn sie Trauern. Auf der physischen Ebene könnte es nur eine Magen-Reflux Krankheit sein, die durch Stress und Angst hervorgerufen wurde; aber auf symbolischer Ebene repräsentiert es das spirituelle Herz, das wie ein mächtiger Ofen Sünden verbrennt. Wenn ein Gläubiger von Leid getroffen wird, dann sühnt Gott damit einige Sünden dieser Person aus Gnade. Infolgedessen wird diese Person nicht für diese Sünden im Jenseits bestraft und rückt dadurch dem Paradies näher.
Ein Skeptiker könnte vielleicht fragen, warum Gott Seinen Dienern nicht einfach vergeben kann, ohne sie mit Leiden auf der Erde oder im Jenseits zu belasten. Die Antwort darauf ist, dass Gott tatsächlich alle Sünden vergibt, solange Sein Diener sich Ihm bereuend zuwendet und Seine Gnade und Vergebung erbittet. Einem solchen Menschen, der Gott um Vergebung ersucht, wird Gott ohne irgendeine Strafe oder Vergeltung vergeben. Gott wird seine Sünden löschen, als seien sie nie dagewesen. Gemäß dem Propheten Muhammad wird jedem vergeben, der sich Gott in Reue zuwendet, "selbst wenn seine Sünden so zahlreich sind wie der Schaum auf dem Meer, so zahlreich wie die Körner des Sandes, so schwer wie die Berge und so viele wie die Regentropfen und die Blätter von allen Bäumen".
Gott vergibt denen, die um Seine Vergebung bitten und zwar, weil Er die Gläubigen liebt, die vor Ihm demütig sind, die vor Ihm Buße tun und diejenigen, deren Herzen weinen, weil sie Ihm ungehorsam gewesen sind. Der Qur´an sagt:
“Wahrlich, Gott liebt diejenigen, die sich (Ihm) reuevoll zuwenden und die sich reinigen.” (Quran 2:222)
Was wird aber aus demjenigen, der sündigt und niemals Gott um Vergebung bittet? Was ist mit dem, der immer weiter sündigt, ohne vorzuhaben, damit aufzuhören? Gott lässt nicht alle Sünden ungestraft, denn dies würde die Menschen nachlässig und böse werden lassen. Der Vollzug der Strafe für diese Sünder ist zu ihren Gunsten, genau wie ein Vater seinen Sohn zu dessen eigenen Gunsten bestraft. Wenn zum Beispiel ein Sechsjähriger seine Finger in die Steckdose steckt, dann bestraft ihn sein Vater dafür aus Angst, er könnte einen Stromschlag bekommen. Eltern drohen ihren Kindern zum Wohle des Kindes mit der Bestrafung, auch wenn das widerspenstige Kind vielleicht noch zu unreif sein mag, um zu realisieren, dass die Strafe von der Liebe und Fürsorge des Vaters herrührt. Wenn das Kind seine Finger in die Steckdose steckt, wird es selbst – und nicht sein Vater – einen Stromschlag bekommen. Genauso ist es, wenn wir sündigen, wir tun es zu unserem eigenen Nachteil und die Ehre Gottes bleibt unangetastet. Die weltliche Strafe ist daher ein Mittel, nicht das Ende; das Ziel der Bestrafung ist nicht zu bestrafen, sondern sie dient eher als starke Abschreckung.
Wenn der Vater zu nachlässig mit seinem Sohn ist und nichts dazu sagt, wenn das Kind die Finger in die Steckdose steckt, dann wird dem Jungen nicht deutlich werden, wie gefährlich das ist, was er tut. Dann wird er weiterhin seine Finger in die Steckdose stecken, bis er eines Tages einen Stromschlag bekommt und stirbt. Genauso wäre es, wenn Gott keine Heimsuchung auf Seine Diener herabsenden würde, dann könnten sie den Irrtum, den sie auf ihren gottlosen Wegen begehen, nicht bemerken, bis sie ihren spirituellen Tod erreichen. Der schürzenjagende Ehemann beispielsweise würde nie bemerken, dass seine Fehltritte eines Tages zum Zerbrechen seiner Familie führen werden; der zwanghafte Spieler würde nicht bemerken, dass ihn seine Sucht zum Bankrott führen wird; und der Alkoholiker würde nicht bemerken, dass sein Trunksucht zu einem Leben des Elends und der Leere führen wird. Also schickt Gott auf diese Menschen Bestrafungen herab, nicht nur um ihre Sünden zu sühnen, sondern auch um sie zu sensibilisieren und von ihren schädlichen Wegen zu wecken.
Stell dir einmal ein Kind vor, das weiss, dass seine Eltern nichts tun würden, wenn es mit Drogen erwischt würde. Dies wäre eine grobe Fahrlässigkeit der Eltern, und es würde das Kind dazu verleiten, sich ohne Angst vor Konsequenzen zu schädigen. Daher werden verantwortungsbewusste Eltern bestimmte Richtlinien aufstellen, damit das Kind weiss, dass wenn es Drogen nimmt, dann ist es am Boden zerstört. Dies lässt das Kind von Drogen fernbleiben, aus Angst davor bestraft zu werden. Ähnlich ist es mit der Erschaffung des Höllenfeuers – obwohl es eine Bestrafung ist - ist es auch eine Gnade für die Menschheit; durch die Drohung damit, schafft Gott eine Menge Gutes. Das Höllenfeuer ist eine Bestrafung, die Gott Seinen Dienern androht, damit sie Gott fürchten und Ihm gehorchen, solche Menschen werden dann spiritueller, religiöser und rechtgeleiteter werden. Dies hat keinen Nutzen für Gott, sondern nutzt nur ihnen selbst. Gott hat keinen Bedarf an ihnen, aber sie brauchen Ihn in ihren Leben.
Aber Gott gibt Seinen Dienern viele Gelegenheiten und Warnungen, bevor Er sie ins Höllenfeuer verdammt. Ähnlich verhält es sich bei einem Polizisten, der eine Raserin angehalten hat. Das erste Mal, als sie beim Rasen erwischt wird, verwarnt sie der Polizist. Beim zweiten Mal bekommt sie eine Geldstrafe von $50. Beim dritten Mal bekommt sie eine saftige Geldstrafe von $300. Beim vierten Mal muss sie zur Strafe einige Stunden gemeinnützige Arbeit leisten und beim nächsten Mal wird ihr die Fahrerlaubnis entzogen usw. Der Polizist hält die Fahrerin nicht zu seinem eigenen Nutzen an; es ist zu ihrem eigenen Nutzen, damit sie in keinen Verkehrsunfall gerät und sich selbst schädigt. Dies ist wie die Methodik Gottes: Er prüft die Menschen mit kleineren Strafen in diesem weltlichen Leben, damit sie die Fehler in ihren Wegen erkennen. Mit anderen Worten, Gott erlaubt es, dass guten Menschen schlimme Dinge passieren, um sie für ihre Sünden zu bestrafen; diese Strafe dient als eine Warnung, damit sie sich in diesem Leben bessern und damit die Bestrafung im Jenseits vermeiden. Sicherlich würde ein Autofahrer lieber lieber $50 Strafe zahlen als im Gefängnis eingesperrt zu werden. Ebenso wird ein Gläubiger bevorzugen, in diesem Leben bestraft zu werden, als im nächsten Leben ins Höllenfeuer geworfen zu werden.
Was dies bedeutet, ist, dass wenn ein Gläubiger von irgendeinem Schicksalsschlag getroffen wird, dann sollte er sich mit der Tatsache trösten, dass seine Sünden von Gott vergeben werden. Er sollte wissen, dass Gott jedes Weh und Leid begleicht, und Gott ist der Allergerechteste! Der Prophet Muhammad berichtete uns, dass Gott Seinen Dienern sogar die geringen Schmerzen, wenn ein Dorn ihre Haut durchsticht, kompensiert. Ein Gläubiger, der eine schwierige Zeit durchlebt, sollte nie Gott gegenüber undankbar sein oder die Gerechtigkeit Gottes in Frage stellen, denn Gott wird alles im nächsten Leben ausgleichen. Dies ist das Versprechen Gottes an die Menschheit. Ein Gläubiger, der von Prüfungen und Leiden heimgesucht wird, sollte sich der Tatsache erfreuen, dass er zu den Auserwählten Gottes gehört, den Gott so sehr liebt, dass Er ihn nicht in der Hölle bestrafen möchte, sondern lieber in diesem Leben reinigen will.
Ein anderer Grund aus dem Gott den Menschen Unglück und Bedrängnis schickt, ist um sie zu prüfen. Der Qur´an erklärt:
“Meinen die Menschen, sie würden in Ruhe gelassen werden, wenn sie bloß sagten: "Wir glauben", und meinen sie, sie würden nicht auf die Probe gestellt?” (Quran 29:2)
Dieses Konzept kann deutlich verstanden werden, wenn wir es mit einer Ehe vergleichen. Ein Mann kann in guten Zeiten seine Frau lieben und ihr treu sein, aber wenn Schwierigkeiten auftreten, könnte er sie im Stich lassen. Wenn sie beispielsweise jung und hübsch ist, wird er sie verehren; aber wenn sie an Krebs erkrankt und ihre äußerliche Schönheit verliert, könnte derselbe Mann sie im Stich lassen. Dies zeigt, dass er sie nicht wirklich geliebt hat. Ähnlich sollte ein Mensch Gott nicht nur in guten Zeiten lieben und Ihm gehorchen, sondern auch in anstrengenden Zeiten. Heuchler könnten zum Wege Gottes aufrufen, wenn das Wetter gut ist, aber sobald der Sturm bläst, geben sie ihren Glauben an Gott auf.
Zum Beispiel gab es während der Zeit des Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, zahlreiche Heuchler, die den Islam angenommen hatten, weil sie einen Nutzen darin hatten. Indem sie dies taten, waren sie in der Lage gewesen, sich mächtige Positionen in der Islamischen Regierung zu sichern. Aber sobald es mal rau zuging, fingen sie an, ihren Unglauben zu zeigen, auch nachdem sie behauptet hatten, zu glauben; wenn ein mächtiger Feind drohte, den jungen islamischen Stadtstaat zu zerstören, gaben die Heuchler ihren Glauben auf. Die Feinde des Islam haben die frühen Muslime verfolgt, sie gequält, boycottiert und sogar getötet. Dies hat die wahren Gläubigen von den falschen abgetrennt; die wahren Gläubigen blieben Gott treu, auch in Zeiten großer Widrigkeiten. Dies ist der Grund, aud dem Gott die Menschen prüft: um die wahren Gläubigen von den Heuchlern zu trennen. Gott sagt:
“Meinen die Menschen, sie würden in Ruhe gelassen werden, wenn sie bloß sagten: "Wir glauben", und meinen sie, sie würden nicht auf die Probe gestellt? Und Wir stellten doch die auf die Probe, die vor ihnen waren. Also wird Gott gewiß die erkennen, die wahrhaftig sind, und gewiß wird Er die Lügner er kennen.” (Quran 29:2-3)
Diese Vorstellung wird in zahlreichen Versen des Qur'an wiederholt, wie:
“Gott gedenkt die Gläubigen nur so lange in der Lage zu belassen, in welcher ihr seid, bis daß Er die Schlechten von den Guten gesondert hat.” (Quran 3:179)
Der Gesandte Gottes versprach seinen Anhängern, dass sie dadurch, dass sie Muslime werden, Erfolg haben werden. Als der mächtige Feind die muslimischen Verteidiger fast überwältigt hätte, fingen die Heuchler an, das Versprechen des Gesandten Gottes in Frage zu stellen; sie begannen sogar, die Eigenschaft der Allmächtigkeit Gottes in Frage zu stellen. Der Qur´an sagt:
“Als sie von oben und von unten her über euch kamen, und als die Augen rollten und die Herzen in die Kehle stiegen und ihr verschiedene Gedanken über Gott hegtet, damals wurden die Gläubigen geprüft, und sie wurden in heftigem Maße erschüttert. Und da sagten die Heuchler und die, in deren Herzen Krankheit war: "Gott und Sein Gesandter haben uns nur Trug verheißen.’” (Quran 33:10-12)
Der Schicksalsschlag ließ die Heuchler ihren Unglauben zeigen, während er nur die wahren Gläubigen in ihrem Glauben bestärkte. Der Qur´an sagte von ihnen:
“Und als die Gläubigen die Verbündeten sahen, da sagten sie: "Das ist es, was Gott und Sein Gesandter uns verheißen haben; und Gott und Sein Gesandter sprachen die Wahrheit." Und es verstärkte nur ihren Glauben und ihre Ergebung.” (Quran 33:22)
Deshalb prüft Gott die Menschen, um die Aufrichtigen von den Falschen unterscheiden zu können. Wie kann man denn den Wert eines Objekts bestimmen, außer wenn man es einer Prüfung unterzieht? Ein Automobil-Hersteller wird seine Autos prüfen, um zu sehen, wie schnell sie fahren können und um zu sehen, welcher Art von Unfällen sie standhalten. Genauso prüft Gott Seine Geschöpfe, um zu sehen, wie gläubig sie sein werden, und um zu sehen, ob sie es auch bleiben, wenn es zum Zusammenbruch kommt. Werden sie zusammengefaltet wie eine ausgedrückte Zitrone? Oder werden sie wie ein High-Tech Auto reagieren, das so vielem standhält? Gott sagt:
“Und Wir wollen euch sicherlich prüfen, bis Wir diejenigen von euch ausscheiden, die kämpfen und standhaft sind. Und Wir wollen eure Verhaltensweise bekannt geben.” (Quran 47:31)
Missgeschicke und Bedrängnisse sind tatsächlich eine himmlische Gnade, denn sie geben den Gläubigen die Gelegenheit, gute Taten zu verdienen, indem die geduldig und Gott treu sind. Indem sie die Prüfung bestehen, die Gott ihnen auferlegt, öffnet sich für die Gläubigen der Eingang zum Paradies (d.h. zum Himmel). Gott sagt:
“Oder meint ihr etwa, ihr würdet ins Paradies eingehen, ohne (daß etwas) Ähnliches über euch gekommen sei wie über diejenigen, die vor euch dahingegangen sind?” (Quran 2:214)
Und so werden die Menschen durch verschiedene Probleme und Sorgen geprüft: Armut, Hunger, Furcht, usw. Alles sind unterschiedliche Arten der Prüfung. Sogar der Verlust eines Lieben ist eine solche Prüfung. Wenn der Undankbare einen Lieben verliert, wird er verbittert Gott gegenüber, fragt Ihn, warum Er seinen Lieben hat sterben lassen. Der dankbare Gläubige aber wird standhaft bleiben und seinen Willen dem Willen Gottes vollständig unterwerfen und daran wird Gott ihn als Wahrhaftigen erkennen. Gott sagt:
“Und gewiß werden Wir euch prüfen durch etwas Angst, Hunger und Minderung an Besitz, Menschenleben und Früchten. Doch verkünde den Geduldigen eine frohe Botschaft die, wenn sie ein Unglück trifft, sagen: "Wir gehören Gott und zu Ihm kehren wir zurück." Auf diese läßt ihr Herr Segnungen und Barmherzigkeit herab und diese werden rechtgeleitet sein.” (Quran 2:155-157)
Es ist nicht erforderlich, dass Unglück die einzige Art ist, wie Gott uns prüft. Gottes Prüfung kann auch aus Segen, Reichtum, Gesundheit, Kindern, Familie und ähnlichem bestehen. Was die Menschen mit solchen Gnaden anfangen, ist tatsächlich auch eine große Prüfung. Viele Berühmtheiten und reiche Menschen sind mit viel Reichtum, Erfolg und materiellen Gütern begabt worden, aber sie sind Gott dafür nicht dankbar und leben anstatt dessen ein Leben in Sünde und Gottlosigkeit. Gott sagt:
“Und wisset, daß euer Gut und eure Kinder nur eine Versuchung sind und daß bei Gott großer Lohn ist.” (Quran 8:28)
Daran sehen wir, dass Gott die Menschen sowohl durch Unglück als auch durch Glück prüft, aber ohne Rücksicht auf die Art der Prüfung sind die Gläubigen diejenigen, die Gott dankbar sind. Der Qur´an erläutert:
“Wahrlich, ihr sollt geprüft werden in eurem Gut und an euch selber, und wahrlich, ihr sollt viele verletzende Äußerungen von denen hören, welchen die Schrift vor euch gegeben wurde und von denen, die Gott Gefährten (zur Seite) setzten. Wenn ihr jedoch geduldig und gottesfürchtig seid dies gehört wahrlich zu den Dingen der Entschlossenheit.” (Quran 3:186)
Wenn einem Gläubigen ein Unglück widerfährt, dann sollte er sich bewusst sein, dass darin viel Gutes verborgen ist, auch wenn es auf den ersten Blick nicht erkennbar ist. Durch Bedrängnisse werden Sünden gesühnt und die Seele gereinigt; durch Belastungen werden die Standhaften von Gott auf die Probe gestellt und nur der Entschlossene wird erfolgreich sein. Daraufhin wird Gott zu gegebener Zeit Gutes gewähren, entweder in diesem Leben oder im Leben nach dem Tod. Gott sagt:
“Aber dies wird nur denen gewährt, die geduldig sind; und dies wird nur denen gewährt, die ein großes Glück haben.” (Quran 41:35)
Wenn uns ein Unglück trifft, sollten wir auf die Tatsache stolz sein, dass wir den rechtschaffenen Dienern Gottes ähneln, zu denen die Propheten gehörten; sie alle wurden Prüfungen und Untersuchungen unterzogen. Der Prophet Abraham und sein Sohn, möge Gott mit ihnen beiden zufrieden sein, wurden beide hart geprüft. Gott befahl dem Propheten Abraham, seinen Sohn zu opfern. Dieser Befehl war ohne Zweifel sehr hart für den Propheten Abraham, und er wäre zweifellos sehr traurig gewesen, wenn er seinen geliebten Sohn verloren hätte. Aber der Prophet Abraham harrte geduldig aus und war Gott gehorsam. Nicht nur das, sogar Ismael blieb standhaft und gehorsam und war einverstanden damit, geopfert zu werden.
Diese Prüfung, die Gott dem Propheten Abraham auferlegt hat, diente zur Feststellung seiner Entschlossenheit. Wenn der Prophet Abraham oder sein Sohn schwach im Glauben gewesen wären, dann hätten sie beide die harte Prüfung verfehlt, für die Gott sie für ihren starken Glauben und ihre Gehorsamkeit Ihm gegenüber großen Lohn belohnt hat; gerade bevor der Prophet Abraham seinem Sohn das Messer an die Kehle setzte, erschien ein Widder und Gott befahl ihm, diesen an der Stelle seines Sohnes zu opfern. Zur Belohnung versprach Gott, sie auf der Erde zu Führern zu machen. Gott sagt über den Propheten Abraham und seinen Sohn:
“Als sie sich beide (dem Willen Gottes) ergeben hatten und er ihn mit der Stirn auf den Boden hingelegt hatte da riefen Wir ihm zu: "O Abraham du hast bereits das Traumgesicht erfüllt." So belohnen Wir die, die Gutes tun. Wahrlich, das ist offenkundig eine schwere Prüfung.” (Quran 37:103-106)
Der Quran sagt:
“Und als Abraham von seinem Herrn durch Worte geprüft wurde und er diese vollbrachte, (da) sprach Er: "Ich werde dich zu einem Imam für die Menschen machen." Da bat Abraham: "Auch von meiner Nachkommenschaft." Er sprach: "Mein Versprechen erstreckt sich nicht auf die, die Unrecht tun.” (Quran 2:124)
Als dem Propheten Abraham befohlen wurde, seinen Sohn zu opfern, hätte er unwillig reagieren können, aber er tat es nicht und gehorchte Gott, dem Allmächtigen. Man kann sagen, dass selbst wenn man etwas verabscheut, kann darin etwas Gutes liegen. Gott sagt:
“Doch es mag sein, daß euch etwas widerwärtig ist, was gut für euch ist, und es mag sein, daß euch etwas lieb ist, was übel für euch ist. Und Gott weiß es, doch ihr wisset es nicht.” (Quran 2:216)
Ein weiteres Beispiel, das einem einfällt, ist das des Propheten Joseph, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm. Der Qur´an erwähnt viele Einzelheiten von den Püfungen und Leiden, die er in seinem Leben verkraften musste. Sein Vater hatte ihn sehr geliebt, was seine Brüder auf ihn eifersüchtig werden ließ. Sie taten sich zusammen und schließlich haben sie ihn in einen Brunnen geworfen. Eine Handelskarawane kam an dem Brunnen vorbei und einer von ihnen ließ seinen Kübel hinunter. Er sagte: "Gute Nachrichten! Hier ist ein Junge!" Und sie nahmen ihn als Ware mit. Dadurch kam der Prophet Joseph als Sklave ins weit entfernte Ägypten. Ein ägyptischer Statthalter kaufte ihn und Joseph schuftete pflichtbewusst. Als er im Dienst des Statthalters stand, verschärfte sich die Prüfung, denn die Frau des Statthalters, die sehr hübsch war, versuchte, Joseph zu verführen. Dies war eine große Versuchung für den Propheten Joseph, und er widerstand ihren Annäherungsversuchen mit standhaftem Durchhaltevermögen. Eines Tages lief die Frau des Statthalters hinter Joseph her, um ihn mit Gewalt zu verführen, und sie zerriss sein Hemd, da trat ihr Ehemann in den Raum ein. Sie beschuldigte ihn der Vergewaltigung, aber Joseph leugnete und als der Statthalter sah, das sein Hemd von hinten zerrissen war, wies er seine Frau an, vor Gott zu bereuen. Sie heckte einen neuen Plan aus und näherte sich Joseph wieder; sie stellte ihn vor die Wahl: entweder sich ihr zu nähern oder ins Gefängnis zu kommen. Er wählte das zweite und wurde eine Zeit lang ins Gefängnis gesteckt.
Wenn wir von Schicksalsschlägen heimgesucht werden, sollten wir an all die Prüfungen denken, die dem Propheten Josef widerfahren sind: Jahre der Sklaverei und der Gefangenschaft. Doch trotz allem blieb Joseph standhaft. Er hatte sich nie über die Schicksalsschläge geärgert, die ihn befallen haben, sondern er pflegte, seinen Herrn zu bitten. Dann, nach vielen Jahren, hat Gott den Propheten Joseph für seine Standhaftigkeit belohnt. In derselben Gefängniszelle traf er einen Mann, der einen Traum hatte; Gott gab dem Propheten Joseph die Gabe, Träume deuten zu können. Der Prophet Joseph deutete den Traum seines Zellengenossen und sagte ihm voraus, dass er (der Zellengenosse) frei kommen und für den König arbeiten werde. Und tatsächlich bewahrheitete sich die Prophezeiung und der Mann arbeitete für den König.
Eines Tages hatte der König einen Traum. Die Geschichte wird im Qur´an erzählt:
“Und der König sprach: "Ich sehe sieben fette Kühe, und sie werden von sieben mageren gefressen; und ich sehe sieben grüne Ähren und(sieben) andere dürre. O ihr Vornehmen, erklärt mir die Bedeutung meines Traums, wenn ihr einen Traum auszulegen versteht.” (Quran 12:43)
Der ehemalige Zellengenosse des Propheten Josephs, der sich nun im Dienste des ägyptischen Königs befand, erinnerte sich an Joseph. Er erzählte dem König von Joseph und so wurde Joseph gebeten, den Traum des Königs zu deuten. Der Prophet Joseph sagte dem König, dass es sieben Jahre lang gute Ernte geben werde, auf die sieben Jahre der Trockenheit und des Hungers folgen werden. Er riet dem König, in den sieben Jahren des Wohlstands Nahrungsmittel zu lagern, die während der Jahre der Trockenheit und der Hungersnot gebraucht werden könnten.
Der König war mit dem Propheten Joseph so zufrieden, dass er ihn nicht nur frei ließ, sondern ihm eine hohe Position in seiner Regierung gab. Und so hat Gott viel Gutes nach den Widrigkeiten; wäre der Prophet Joseph von seinen Brüdern nie in den Brunnen geworfen worden, oder in die Sklaverei verkauft worden, oder ungerechterweise eingesperrt worden, wäre er nicht vom König entdeckt worden und hätte keine Stellung dieses Ranges bekommen. Der Prophet Joseph hatte alle diese Prüfungen zu ertragen, um diesen Rang zu erreichen. Wenn wir also schwierige Zeiten im Leben durchmachen, sollten wir positiv denken. Es könnte sein, dass Gott uns zu etwas größerem Guten vorantreibt, das uns im Moment nicht bekannt ist.
Auch der Prophet Salomo wurde geprüft, wenn auch auf eine andere Art und Weise. Ihm wurde gewaltiger Reichtum und Macht gegeben; die Geschichte bezeugt, dass Reichtum und Macht den Charakter verdirbt. Aber der Prophet Salomo war einer der wenigen Könige, die fromm und gottesfürchtig blieben. Der Qur´an sagt:
“Und wahrlich, Wir stellten Salomo auf die Probe, und Wir setzten einen Leib auf seinen Thron. Dann bekehrte er sich (zu Gott).” (Quran 38:34)
In der Tat wurden alle Propheten Gottes geprüft; dies zeigt, dass Gott Seinen rechtschaffenen Dienern Prüfungen auferlegt, und wir sollten stolz darauf sein, in ihrer Gesellschaft zu sein. Wir sollten auch ihr Verhalten annehmen, das darin bestand, im Zeiten der Prüfungen standhaft zu bleiben.
Alles, was in diesem Artikel festgestellt wurde, ist außerordentlich interessant, aber alles läuft auf folgende Frage hinaus: wie sollten wir mit Kummer umgehen, wenn das Schicksal zuschlägt? Jeder Mensch auf der Erde wird in seinem Leben mit etwas Kummer konfrontiert und manch einer mehr als andere. Die Menschen gehen auf unterschiedliche Weise mit Kummer um, aber wie sollte ein Gläubiger damit umgehen?
Das erste, worüber sich ein Gläubiger bewusst sein sollte, ist dass der Schicksalsschlag von Gott kommt. Der Qur' an erklärt:
“Sprich: "Alles (Gutes und Böses) ist von Gott."” (Quran 4:78)
Wenn wir einmal begriffen haben, dass es von Gott kommt, dann sollten wir uns darüber klar werden, dass Gott der Quell der Liebe (Al-Wadud) und der Wohltätige ist (Al-Barr). Daher ist es etwas Gutes, was auch immer Gott für uns vorgeschrieben hat, selbst wenn wir nicht gleich erkennen, was es ist. Gott der Allmächtige sagt:
“Doch es mag sein, daß euch etwas widerwärtig ist, was gut für euch ist, und es mag sein, daß euch etwas lieb ist, was übel für euch ist. Und Gott weiß es, doch ihr wisset es nicht.” (Quran 2:216)
Imam Hasan al-Basri, ein großer Gelehrter des Islam, sagte:
“Ärgere dich nicht über die Schicksalsschläge, die dich treffen und über die Unglücke, die passieren; vielleicht liegt in etwas, das du nicht magst, deine Erlösung und vielleicht ist etwas, das du bevorzugst, dein Verderben.”
Zum Beispiel wenn einem Mann gekündigt wird, ist dies vielleicht ein Anlass dafür, dass er einen besseren Job findet, an den er gar nicht gedacht hätte, wenn er von seinem alten Job nicht gefeuert worden wäre. Ein Nutzen der Schicksalsschläge, den wir sicher kennen, ist die Tatsache, dass die Sünden einer Person durch den Willen Gottes vergeben werden. Mus'ab b. Sa'd b. Malik berichtete, dass sein Vater gesagt hat:
"O Gesandter Gottes, wer sind die am meisten geprüften und versuchten Menschen auf dieser Welt? Er antwortete: 'Die Propheten und dann diejenigen, die ihnen ähnlich sind (d.h. die Gottesfürchtigen und Frommen). Ein Mann wird geprüft und versucht seiner Frömmigkeit und seinem Glauben entsprechend. Wenn der Einzelne einen starken Glauben besitzt, wird er auf eine härtere Art geprüft und versucht; dementsprechend wenn der Glaube eines Mannes schwach ist, wird er dem gemäß geprüft. Ein Mensch wird solange von Schicksalsschlägen heimgesucht, bis er sündenfrei ist." (Ibn Hibban #2901)
Fadl ibn Sahl sagte:
“Es ist ein Segen in den Schicksalsschlägen, den ein weiser Mann nicht ignorieren sollte, denn sie [die Schicksalsschläge] löschen Sünden, geben die Gelegenheit, einen Lohn für Geduld zu erhalten, vertreiben Nachlässigkeit, erinnern einen an den Segen der Gesundheit, rufen einen zum Bereuen auf und ermuntern dazu, Almosen zu geben.”
Der Gläubige sollte sich Gott zuwenden, wenn ihn ein Unglück trifft. Auf diese Weise erinnert das Unglück den Gläubigen daran, dass sein einziger Sinn im Leben – der Grund seiner Erschaffung – darin besteht, Gott Allein anzubeten. Gott sagt im Qur´an:
“Und Ich habe die Ginn und die Menschen nur darum erschaffen, damit sie Mir dienen (sollen)” (Quran 51:56)
Des öfteren wenn das Leben gut ist und der Mensch seinen Wohlstand genießt, vergisst er, seinen Herrn anzubeten. Nur wenn er von Unheil getroffen wird, erinnert er sich daran, Gott zu bitten. Auf diese Weise dient das Unheil als eine Erinnerung daran, den Zweck zu erfüllen, zu dem wir erschaffen wurden. Schaykh al-Islam Ibn Taymiyyah sagte:
“Ein Unheil, das dich zu Gott wenden läßt, ist besser für dich, als ein Segen, der dich das Gedenken Gottes vergessen läßt."
Imam as-Sufyan sagte:
“Was eine Person verabscheut, kann für sie besser sein, als was sie mag, denn was sie verabscheut, läßt sie zu Gott flehen, während das, was sie mag, achtlos werden läßt (beim Gottesdienst).”
Wenn daher ein Unheil hereinbricht, sollten wir Gott unsere Dankbarkeit zeigen, indem wir sagen: “Gepriesen sei Gott” (Al-Hamdu Lillah). Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden sei mit ihm, bemerkte:
“Wie wunderbar ist die Angelegenheit des Gläubigen, denn seine Angelegenheiten sind alle gut, und dies gilt für keinen außer den Gläubigen. Wenn ihm etwas Gutes passiert, ist er dafür dankbar und das ist gut für ihn. Wenn etwas Schlechtes passiert, dann erträgt er es mit Geduld und das ist gut für ihn.” (Sahih Muslim)
Als Schaykh al-Islam Ibn Taymiyyah zu Unrecht ins Gefängnis gesperrt wurde, betrachtete er es als eine Gnade, die seine Feinde ihm zukommen lassen haben. Schaykh al-Islam nutzte jene Zeit zu vermehrter Anbetung Gottes. Er sagte:
“Was können meine Feinde mir anhaben? ...Meine Gefangenschaft ist ein religiöses Refugium (eine Gelegenheit Gott anzubeten), mein getötet werden ist ein Märtyrertum und meine Vertreibung aus meiner Stadt ist eine Reise.”
Der Prophet Muhammad sagte:
“Es gibt keinen Muslim, der von einem Unheil heimgesucht wird und dann sagt, was Gott (zu sagen) geboten hat. ‘Fürwahr, zu Gott gehören wir und zu Ihm ist die Rückkehr; o Gott, belohne mich für mein Leid und entschädige mich mit etwas Besserem’ ohne dass Gott ihm dies mit etwas Besserem begleichen wird.” (Sahih Muslim)
Wir sollten daran denken, dass Gott diejenigen prüft, die Er am meisten liebt. Der Prophet sagte:
“Der größte Lohn kommt von der größten Prüfung. Wenn Gott ein Volk liebt, prüft Er es. Wer dies annimmt, gewinnt Seine Zufriedenheit.” (Al-Tirmidhi)
Und der Prophet sagte auch:.
“Der Weg zum Paradies ist umgeben von Schwierigkeiten.”
Unheil und Kummer sind Möglichkeiten für die Vergebung von Sünden in diesem Leben, damit wir für diese Sünden im nächsten Leben nicht mehr bestraft werden. Der Prophet Muhammad sagte:
“Prüfungen werden die gläubigen Männer und Frauen weiterhin widerfahren – in Bezug auf sie selbst, ihre Kinder und ihren Reichtum – bis sie Gott ohne Sünde auf sich treffen.” (Al-Tirmidhi)
Gott schickt uns keine Schicksalsschläge, um uns zu zerstören oder um unseren Willen zu erschüttern oder um uns auszulöschen, sondern eher als ein Mittel, um uns zu prüfen, um unsere Geduld und unseren Glauben auf die Probe zu stellen. Wenn die Prüfungen und Versuchungen nicht wären, würde der Mensch Arroganz, Achtlosigkeit und Hartherzigkeit entwickeln, die ihn zu den Abgründen der Hölle führen würden. Also ist es tatsächlich eine Gnade Gottes, dass Er uns dieses Gegenmittel geschickt hat, um uns von den Krankheiten des Herzens zu heilen und um alle schlechten Elemente in unserer Persönlichkeit zu beseitigen, die uns in unser Verderben führen.
Wenn uns Schicksalsschläge in diesem Leben treffen, sollten wir daran denken, dass Gott dies vergelten wird, aber wir müssen Geduld üben; die ultimative Vergeltung wird nicht einmal in diesem Leben sein, sondern im nächsten und in diesem Leben sollten wir uns trösten. Abu Sufyan verlor im Kampf bei der Verteidigung der Muslime sein Auge; er bat den Propheten, zu Gott zu beten, damit er (Abu Sufyan) sein Augenlicht wieder erhielte. Der Prophet fragte ihn, ob er lieber sein Auge in diesem oder im nächsten Leben haben würde und Abu Sufyan antwortete, dass er lieber den Ausgleich im nächsten Leben haben wolle. Abu Sufyan hat tatsächlich sein anderes Auge auch noch verloren.
Gott sagt:
“Und so verliehen Wir Yusuf Macht im Lande; er weilte darin, wo immer es ihm gefiel. Wir gewähren Unsere Gnade, wem Wir wollen, und Wir lassen den Lohn der Rechtschaffenen nicht verlorengehen. Der Lohn des Jenseits aber ist besser für jene, die glauben und (Gott) fürchten.” (Quran 12:56-57)
Ein Gläubiger darf nie an der Gnade Gottes verzweifeln; er sollte nicht denken, dass Gott ihn nicht aus der Misere wieder herausholt. In der Tat kommt der Name Satans auf arabisch (Iblis) von der Wurzel ablasa, was "verzweifeln" bedeutet. Ein Unglück traf Satan (er wurde "degradiert" als Adam geschaffen wurde); anstatt zu denken, dass dies etwas Gutes von Gott sei, verzweifelte Satan an der Gnade Gottes begann daraufhin seinen hedonistischen Lebensstil. Ähnlich ist es, wenn ein Unheil manche Menschen trifft, dann greifen sie zu Alkohol und anderen sündhaften Dingen, um ihren Schmerz zu ersticken. Die Gläubigen aber sollten nicht in Verzweiflung versinken, sondern sie wenden sich in Anbetung zu Gott. Gott sichert Seiner Schöpfung zu:
“Beim Vormittag und bei der Nacht, wenn alles still ist! Dein Herr hat dich weder verlassen, noch verabscheut. Wahrlich, das Jenseits ist besser für dich als das Diesseits. Und wahrlich, dein Herr wird dir geben und du wirst wohlzufrieden sein.” (Quran 93:1-5)