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Die Geschichte von Josef ist ein Beispiel für Geduld angesichts der Not.  Sein ganzes Leben lang hat Josef Prüfungen und Leiden  mit vollständigem Vertrauen in Gott entgegen gesehen.  Wieder einmal war er in einer außerordentlich schwierigen Situation.  Ein weiteres Mal war er gezwungen, die Annäherungen von Al Aziz Frau abzuwehren, dieses Mal vor ihren Genossinnen.  Josef bat Gott um Hilfe.  Er sagte:





“Er sagte: "O mein Herr, mir ist das Gefängnis lieber als das, wozu sie mich auffordern; und wenn Du ihre List nicht von mir abwendest, so könnte ich mich ihnen zuneigen und einer der Unwissenden sein.” (Quran 12:33)





Josef dachte, das Leben im Gefängnis sei dem Leben im Haus des Al Aziz vorzuziehen.  Die Umgebung war voller Lust und Habgier mit unerlaubter Schönheit und Verführung, vielleicht vielen der heutigen Gesellschaften ähnlich.  Er glaubte, das Gefängnis sei dem sich Beugen der Fitna[1]um ihn herum zu bevorzugen.  Gott erhörte Josefs Bitte und rettete ihn.    





“Da erhörte ihn sein Herr und wendete ihre List von ihm ab. Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende.  Hierauf, nachdem sie die Zeichen (seiner Unschuld) gesehen hatten, schien es ihnen angebracht (zu sein), ihn eine Zeitlang einzukerkern.” (Quran 12:34-35)





Obwohl er von Josefs Unschuld überzeugt war, warf Al Aziz, der oberste Minister von Ägypten, Josef ins Gefängnis.  Er sah keine andere Möglichkeit, um die Ehre seines Namens und seiner Stellung zu bewahren.     





Josef im Gefängnis





Mit Josef im Gefängnis waren zwei Männer, die seine Frömmigkeit und seine Rechtschaffenheit erkannten.  Beide wurden von heftigen Träumen geplagt und nun hofften sie, Josef sei in der Lage, die Träume für sie zu deuten.  Ein Mann sah einen Traum, in dem er Trauben auspresste; der andere sah in einem Traum, dass Vögel Brot von seinem Kopf fraßen.  Josef sagte: “Ich werde euch die Bedeutung dieser Träume mitteilen, noch bevor eure nächste Mahlzeit serviert wird.”





“Er sprach: "Jedes Essen, mit dem ihr versorgt werdet, wird euch nicht eher gebracht werden, bevor ich euch hiervon berichtet habe, und zwar noch, ehe es zu euch kommt. Dies (geschieht) auf Grund dessen, was mich mein Herr gelehrt hat. Ich habe die Religion jener Leute verlassen, die nicht an Gott glauben und Leugner des Jenseits sind. Und ich folge der Religion meiner Väter Abraham und Isaak und Jakob. Uns geziemt es nicht, Gott irgend etwas zur Seite zu stellen. Dies ist etwas von Gottes Huld gegen uns und gegen die Menschheit, jedoch die meisten Menschen sind undankbar.” (Quran 12:37-38)





Beachte Josefs Verhalten.  Als sie ihm eine Frage über Träume stellten, erinnert er sie sofort daran, dass Gott Derjenige ist, Der sie mit Nahrung versorgt, genau wie Er ihn mit den Kenntnissen der Traumdeutung versorgt.  Josef ist sorgsam darauf bedacht, einen Unterschied darin zu machen, was von Gott und was von ihm selbst ist.  Er macht seine Religion deutlich.  Er glaubt und praktiziert nicht die Religion, die um ihn herum praktiziert wird, sondern er glaubt an die wahre Religion, die den Glauben an das Jenseits mit einschließt.  Josef beteuert, dass seine Familie, die Familie Abrahams, das Wissen von der Einheit Gottes besaß , und dass seine Religion und Familie Gott keine Partner zur Seite stellt.  Obwohl das ägyptische Volk von Gott wusste, zogen sie es vor, andere Gottheiten als Partner oder Fürsprecher anzubeten.





Nachdem er seine Gefährten darüber informiert hatte, dass falsche Götter kein Gewicht haben und nachdem er ihnen von der Allmacht Gottes erzählt hat, deutete Josef ihre Träume.  Er sagte, einer von euch wird ein enger Verbundener des Königs werden, der andere wird gekreuzigt und die Vögel werden von seinem Kopf fressen.   





“O meine beiden Kerkergenossen, was den einen von euch anbelangt, so wird er seinem Herrn Wein ausschenken; und was den anderen anbelangt, so wird er gekreuzigt werden, so dass die Vögel von seinem Kopfe fressen. Die Sache, worüber ihr Auskunft verlangtet, ist beschlossen.” (Quran 12:41)





Josef näherte sich dem Gefährten, der dem König nahe stehen wird und sagte: “Bitte erinnere deinen König an mich”.  Er hoffte, dass der König sich seinen Fall ansehen, die Unterdrückung erkennen und ihn freilassen wird.  Aber die Einflüsterungen und die List Satans ließen den Gefährten vergessen, Josef zu erwähnen und infolge dessen blieb er noch ein paar Jahre länger im Gefängnis.  Die islamischen Gelehrten haben zwei unterschiedliche Meinungen über die Art der Vergesslichkeit.  Ibn Katheer erwähnt, dass der Gefährte vergaß, Josef zu erwähnen, während andere Gelehrten die Möglichkeit erwähnten, dass Josef vergessen haben könnte, Gott um Hilfe zu bitten und daher vergaß der Gefährte, ihn zu erwähnen.  Was auch immer der Fall gewesen ist, Josef blieb im Gefängnis und vertraute weiter auf Gott mit Geduld und Stärke. 





Der Traum des Königs





Der König träumte, er stand an den Ufern des Nils und sah sieben fette Kühe aus dem Fluss auftauchen, gefolgt von sieben mageren Kühen.  Die sieben mageren Kühe verschlungen die sieben Fetten.  Dann änderte sich der Traum, und er sah sieben grüne Kornähren an den Ufern des Nils wachsen.  Sie verschwanden in den Schlamm, und er sah an derselben Stelle sieben trockene Kornähren wachsen.  Der König erwachte erschreckt und fröstelnd und sandte nach seinen Zauberern, Priestern und Ministern.  Sie versagten dabei, den Traum zu deuten und kamen einstimmig zu der Schlussfolgerung, dass es nur ein Albtraum gewesen sei.  Josefs Gefährte aus dem Gefängnis bekam von dem Traum zu hören, und er erinnerte sich an Josef.  Mit der Zustimmung des Königs eilte er zum Gefängnis und bat Josef, den Traum zu deuten. 





“Er sprach: „lhr werdet ununterbrochen sieben Jahre lang säen und hart arbeiten; und was ihr erntet, belasst auf den Ähren, bis auf das wenige, was ihr esset. Danach werden dann sieben schwere Jahre kommen, die alles aufzehren, was ihr an Vorrat für sie aufgespeichert habt, bis auf das wenige, was ihr bewahren möget. Danach wird ein Jahr kommen, in welchem die Menschen Erleichterung finden und in welchem sie (Früchte) pressen.’” (Quran 12:47-49)





Der König war über diese Deutung erstaunt; Josef gab nicht nur eine Bedeutung an, sondern er empfahl auch eine Handlungsweise.  Der König befahl, dass Josef vor ihn gebracht werde.  Josef aber weigerte sich, das Gefängnis zu verlassen und bestand darauf, dass der Bote zum König zurückkehrte und ihn fragte: “wie es den Frauen ergeht, die sich in die Hände schnitten.” (Quran 12:50)  Josef wollte das Gefängnis nicht verlassen, bis seine Unschuld bestätigt wurde.  





 





Der Prophet Mohammad sagte: “Jeder Prophet wurde ausschließlich zu seinem Volk entsandt, aber ich wurde für die gesamte Menschheit gesandt.”[1]  Gott sandte Josef, den Sohn Jakobs, zum ägyptischen Volk und unterstützte ihn durch Fähigkeiten, die wahrnehmbar waren, und für die Menschen einen Sinn ergaben, zu denen Josef gesandt war, um sie rechtzuleiten.  Zur Zeit von Josef waren Träume und die  Deutung von Träumen sehr wichtig und dies ist durch Josefs gesamte Geschichte hindurch klar und deutlich.  Der Prophet Jakob (Josefs Vater), die Gefährten im Gefängnis und der König von Ägypten, sie alle hatten Träume.  





Als der König Josefs Deutung seines Traumes hörte, war er erstaunt und er ließ Josef frei.  Doch Josef weigerte sich, das Gefängnis zu verlassen, ohne seinen Namen von dem Makel irgendeines Übels zu befreien.  Er wollte, dass sein Herr Al Aziz vollkommen sicher war, dass er (Josef) sein Vertrauen nicht missbraucht hatte.  Josef bat den König respektvoll, die Angelegenheit der Frauen, die sich in ihre Hände geschnitten hatten, zu klären.  Der König wurde neugierig und ließ die Frau von Al Aziz und ihre Gefährtinnen rufen. 





“Er sprach (zu den Frauen): "Wie stand es um euch, als ihr eure Verführungskünste an Josef gegen seinen Willen ausprobiertet?" Sie sagten: "Gott bewahre! Wir haben nichts Böses über ihn erfahren!" Da sprach die Frau des `Aziz: "Nun ist die Wahrheit ans Licht gekommen. Ich versuchte, ihn gegen seinen Willen zu verführen, und er gehört sicherlich zu den Wahrhaftigen.” (Quran 12:51)





Sobald seine Unschuld bewiesen war, erschien Josef vor dem König.  Nachdem er Josefs Worte gehört hatte, war der König noch mehr beeindruckt, und er betraute ihn mit einer Stellung von hohem Rang.  Josef sagte: „Setze mich über die Schatzkammern des Landes ein; denn ich bin ein wohlerfahrener Hüter.” (Quran 12:55)  In der Religion des Islam ist es nicht erlaubt, dass jemand um eine Machtstellung bittet oder dass er prahlend über sich selbst spricht.  Als Josef allerdings den König bat, ihn über die Schatzkammern einzusetzen, tat er nichts dergleichen. 





Die Gelehrten des Islam erklärten, dass wenn du die einzige Person bist, die für einen Posten geeignet ist, dann ist es gestattet danach zu fragen und wenn du in einer Gemeinschaft neu bist, ist es gestattet, sich vorzustellen.  Josef wusste, welche Prüfungen Ägypten begegnen werden, und er wusste, dass er imstande sein würde, die Gefahr abzuwenden, die in einer Hungersnot innewohnt.   Für Josef  wäre es unverantwortlich gewesen, nicht um diesen Posten zu bitten.  Der Junge, der verraten und in den Brunnen geworfen worden war, wurde nun als Finanzminister von Ägypten eingesetzt.  Seine Geduld und seine Beharrlichkeit und vor allem seine gänzliche Ergebenheit in den Willen Gottes haben ihm bereits eine große Belohnung eingebracht.  Josef wusste aber, dass der größte Lohn im Jenseits sein würde. 





Josef trifft seine Brüder





Die Zeit verging.  Während der sieben guten Jahre bereitete Josef alles für die Zeit der kommenden Hungersnot vor.  Die Dürre und der Hunger, die Josef richtigerweise propheziehen hatte, trafen nicht nur Ägypten, sondern auch die darum herum liegenden Länder, einschließlich des Ortes, wo Jakob und seine Söhne lebten.  Josef hatte die Angelegenheiten in Ägypten so gut bewältigt, dass es genug Getreide gab, um das ägyptische Volk und die in der Umgebung zu ernähren.  Als das Leben schwer wurde und das Essen knapp, fingen die Menschen an, nach Ägypten zu kommen und das Getreide zu kaufen, das Josef zu einem angemessenen Preis verkaufte. 





Unter denen, die nach Versorgung suchten, waren Josefs zehn älteren Brüder.  Als die Brüder in Josefs Gegenwart geführt wurden, erkannten sie ihn nicht.  Josef blickte seine Brüder an und sein Herz erfüllte sich mit Sehnsucht nach seinem Vater und nach seinem jüngeren Bruder Benjamin.  Er begrüßte sie respektvoll, stellte Fragen nach ihrer Familie und ihrer Heimat und erklärte, dass die Getreiderationen pro Kopf abgegeben wurden; wenn sie ihren jüngeren Bruder mitgebracht hätten, dann hätten sie mehr Rationen erhalten.  Josef hoffte, dass er sie ermuntern könnte, beim nächsten Mal Benjamin mitzubringen, er ging tatsächlich so weit, dass er ihnen sagte, wenn sie ihren jüngeren Bruder nicht mitbrächten, bekämen sie überhaupt keine Versorgung. 





“Doch wenn ihr ihn mir nicht bringt, dann sollt ihr kein Maß von mir erhalten, noch sollt ihr mir nahe kommen.” (Quran 12:60)





Als sie zu ihrem Vater, dem Propheten Jakob, zurückkehrten, erklärten sie ihm, dass sie kein Getreide mehr erhalten würden, außer wenn sie mit ihrem jüngeren Bruder kämen.  Benjamin stand seinem Vater sehr nahe, insbesondere nach Josefs Verschwinden.  Sich an seinen vorigen Verlust erinnernd, wollte Jakob seinen jüngsten Sohn nicht mitreisen lassen. Wieder einmal versprachen die Brüder, gut auf ihren jüngsten Bruder achtzugeben; und wieder einmal fühlte Jakob. wie sein Herz sich vor Furcht zusammenzog.  Dann fanden die Brüder heraus, dass das Geld, das sie für das Getreide bezahlt hatten ihnen heimlich zurück gegeben worden war.





Jakob vertraute völlig auf Gott und gab ihnen die Erlaubnis, Benjamin mitzunehmen, nachdem sie einen Eid im Namen Gottes geschworen hatten, ihn zu beschützen. Auch wenn der Prophet Jakob seinen Söhnen Josef und Benjamin besonders zugeneigt gewesen ist, liebte er doch alle sehr.  Sie waren starke, gutaussehende, fähige Männer und Jakob befürchtete, dass ihnen auf ihrer weiteren Reise nach Ägypten ein Leid zustoßen könnte.  Um das Risiko zu vermindern, ließ er sie Versprechen, die Stadt von unterschiedlichen Toren zu betreten   Jakob sagte zu ihnen:





“O meine Söhne, zieht nicht durch ein einziges Tor ein, sondern zieht durch verschiedene Tore ein; ich kann euch nichts gegen Gott nützen. Die Entscheidung ruht bei Gott allein. Auf Ihn vertraue ich, und auf Ihn sollen die Vertrauenden vertrauen.” (Quran 12:67)





Die Brüder kehrten nach Ägypten zurück, betraten die Stadt durch verschiedene Tore und gingen wegen der versprochenen Versorgung zu Josef.  Während dieses Treffens nahm Josef Benjamin beiseite und enthüllte ihm, dass er sein seit langem verlorener Bruder sei.  Die beiden umarmten sich und ihre Herzen waren vor Freude erfüllt.  Josef aber bat Benjamin, ihr Treffen erstmal geheim zu halten.  Nachdem er die Brüder mit ihren Getreiderationen versorgt hat, arrangierte Josef, dass ein goldener Krug in Benjamins Tasche versteckt wurde, dann schrie einer Josefs Anweisungen entsprechend aus: “O ihr Kamelführer, ihr seid wahrhaftig Diebe.“ (Quran 12:70)





Die Brüder waren erstaunt, denn sie waren keine Diebe.  Sie fragten über den gestohlenen Gegenstand und waren überrascht, dass es sich um einen goldenen Krug des Königs handelte.  Wer ihn zurückbringt wurde ihnen gesagt, würde mit einer Kamellast an Getreide belohnt werden.  Die Brüder von Josef behaupteten, kein Wissen von diesem Diebstahl zu haben.  Sie versicherten, dass sie keine Diebe seien, und dass die nicht nach Ägypten gekommen seien, um Unheil zu stiften.  Einer von Josefs Männern fragte: “Was ist eure Strafe für einen, der stiehlt?“  Die Brüder antworteten, dass unter dem Gesetz von Jakob der, der stiehlt, als Sklave genommen wird.  Josef wollte nicht, dass sein Bruder nach dem ägyptischen Recht bestraft wird, sondern er wollte die Gelegenheit nutzen, seinen Bruder bei sich zu behalten, wenn die anderen zu ihrem Vater Jakob zurückkehrten.  Das Gepäck wurde durchsucht und der goldene Krug wurde zwischen Benjamins Sachen gefunden. 





Der golden Kelch wurde in Benjamins Sachen gefunden und seine Brüder waren überrascht.  Ihnen wurde schnell klar, dass der oberste Minister (Josef) nach ihren eigenen Gesetzen handeln und Benjamin als Sklave behalten wird.  Dies störte sie erheblich.  Sie hatten Angst, zu ihrem Vater ohne seinen geliebten jüngsten Sohn zurückzukehren.  Einer der Brüder bot an, die Strafe Benjamins auf sich zu nehmen, aber das Angebot wurde abgelehnt.  Ein anderer Bruder, vermutlich der älteste, blieb in Ägypten, während die anderen in ihre Heimat zurückkehrten, um ihrem Vater zu gegnenüberzutreten.  Als die Brüder zuhause ankamen, gingen sie sofort zu ihrem Vater und sagten:





“O unser Vater, dein Sohn (Benjamin) hat gestohlen; und wir haben nur ausgesagt, was wir wussten, und wir konnten keine Wächter des Verborgenen sein.  Frage nur in der Stadt nach, in der wir waren, und in der Karawane, mit der wir kamen; gewiss, wir sagen die Wahrheit.” (Quran 12:81-82)





Der Prophet Jakob hatte dies alles schon einmal zuvor gehört.  Als die Brüder Josef verraten und in den Brunnen geworfen hatten, waren sie flehend und weinend zu ihrem Vater gekommen, doch ihre Worte waren nichts als Lügen gewesen.  Dieses Mal weigerte sich Jakob, ihnen zu glauben.  Er wandte sich von ihnen ab und sagte: “Nein, ihr habt euch etwas vorgemacht. Doch schön geduldig sein (ist besser für mich).” (Quran 12:83) Jakob hatte Jahre damit verbracht, um Josef zu trauern und er hatte auf Gott vertraut.  Als nun dieser neue Kummer ihn überwältigte, war seine erste Reaktion, geduldig zu sein.  Er wusste ohne den geringsten Zweifel, dass die Angelegenheiten seiner geliebten jüngsten Söhne unter der Kontrolle von Gott standen. 





Auch wenn er vollkommen auf Gott vertraute, verhielt sich Josef so, wie es jeder Vater unter denselben Umständen tun würde.  Wenn er sich an Josef erinnerte, so weinte er, bis er krank wurde und sein Sehvermögen verlor.  Die Brüder waren wegen seines Schmerzes und seines Kummers besorgt und fragten über seine anhaltende Trauer.  Sie fragten ihn: “Wirst du bis zu dem Tag, an dem du stirbst, weinen?”  Jakob antwortete, dass er nur bei Gott seinen Kummer und seinen Gram beklage und dass er (Jakob) von Gott Dinge wisse, die sie nicht wüssten. (Quran 12:86)





Obwohl viele Jahre vergangen waren, hatte Jakob seinen Sohn Josef nicht vergessen.  Jakob dachte an Josefs Traum und verstand, dass Gottes Plan in Erfüllung gehen werde.  Jakob war vom Verlust seiner Söhne tief verletzt, doch sein Glaube an Gott erhielt ihn, und er befahl seinen Söhnen, nach Ägypten zurückzugehen um Josef und Benjamin zu suchen. 





Josef zeigt sich





Die Brüder brachen wieder einmal auf die lange Reise nach Ägypten auf.  Die Hungersnot hatte in den umliegenden Gebieten ihren Höhepunkt erreicht und die Menschen waren arm und geschwächt.   Als die Brüder vor Josef standen, gehörten sie zu den Armen.  Ihre Stufe der Schwäche zwang sie, um Almosen zu bitten.  Sie sagten:    





“O `Aziz, die Not hat uns und unsere Familie geschlagen, und wir haben Ware von geringem Wert mitgebracht; so gib uns das volle Maß und sei wohltätig gegen uns. Wahrlich, Gott belohnt die Wohltätigen.” (Quran 12:88)





Josef konnte es nicht ertragen, seine Familie in so einer Position zu sehen, auch wenn diese Männer es waren, die ihn verraten hatten.  Er blickte auf seine Familie und konnte sein Geheimnis nicht länger für sich behalten, er sagte:





“Wisset ihr, was ihr Josef und seinem Bruder antatet, weil ihr töricht waret?” (Quran 12:89)





Die Brüder erkannten Josef sofort, doch nicht wegen seines Aussehens, denn sie hatten ihn bereits oft zuvor gesehen, aber wer konnte die wahre Geschichte von Josef kennen, außer Josef selbst.





“Ich bin Josef, und dies ist mein Bruder (Benjamin).  Gott ist wahrlich gnädig gegen uns gewesen. Wahrlich, wer rechtschaffen und geduldig ist nimmermehr lässt Gott den Lohn derer, die Gutes tun, verlorengehen.” (Quran 12:90)





Die Brüder bekamen Angst, denn ihre vergangenen Taten waren schwere Sünden gewesen, und sie befanden sich nun in einer Position der Schwäche.  Sie standen in Furcht vor dem obersten Minister Ägyptens, nicht mehr vor dem kleinen, hübschen Jungen mit Namen Josef.  Durch seine Prüfungen und Versuchungen hatte Josef, wie sein Vater, Trost in der Ergebung zu dem Einen Gott gefunden.  Er verstand Geduld und die Güte von Barmherzigkeit und Frömmigkeit, die in wahrer Geduld eingebettet sind.  Er blickte auf seine Brüder hinab, die vor Furcht zitterten, und sagte: “Kein Tadel treffe euch heute. Möge Gott euch vergeben!” (Quran 12:91)





Josef machte sofort Pläne, um die Familie wieder zu vereinen.  Er wies seine Brüder an, zu ihrem Vater zurückzukehren und ein altes Hemd Josefs über sein Gesicht zu legen.  Dies, so sagte er, werde sein Augenlicht wieder herstellen.  Augenblicklich wandte der alte Mann, der so weit entfernt war, sein Gesicht zum Himmel und schnupperte, in dem Glauben, er könnte Josef in der Luft riechen.   Dies ist eines der Wunder, die Gott dem Propheten Josef ermöglich hat.  Als die Brüder ankamen, warfen sie das Hemd über Jakobs Gesicht, und er erhielt sein Augenlicht zurück.  Er rief aus: “Habe ich euch nicht gesagt: Ich weiß von Gott was ihr nicht wisset?” (Quran 12: 96)





Die Familie des Propheten Jakob sammelte ihre Habseligkeiten zusammen und reiste nach Ägypten.  Jakob war begierig darauf, mit seinen Söhnen wieder vereint zu sein.  Sie gingen geradewegs zu Josef und fanden ihn auf einem erhöhten Thron sitzend.  Josef sprach mit seiner Familie, indem er sagte, betretet Ägypten, wenn Gott will, in Sicherheit.  





Das 12.Kapitels des Qur´an begann mit dem kleinen Jungen Josef, der seinem geliebten Vater Jakob seinen Traum erzählte.  Er sagte: “Ich sah (in meinem Traum) elf Sterne und die Sonne und den Mond, (und) ich sah sie vor mir niederfallen.” (Quran 12:4)  Der Qur´an beendet die Geschichte von Josef auf die gleiche Weise, wie sie begann, mit der Deutung des Traumes.  Die elf Sterne waren die Brüder, die Sonne sein Vater und der Mond war seine Mutter.





“Als sie dann vor Josef traten, nahm er seine Eltern bei sich auf und sprach: "Zieht in Ägypten in Sicherheit ein, wie Gott es will."  Und er hob seine Eltern auf den Thron, und sie warfen sich vor ihm nieder. Und er sprach: "O mein Vater, dies ist die Deutung meines Traumes von damals. Mein Herr hat ihn wahrgemacht. Und Er hat mich gütig behandelt, als Er mich aus dem Kerker führte und euch aus der Wüste herbrachte, nachdem Satan zwischen mir und meinen Brüdern Zwietracht gestiftet hatte. Wahrlich, mein Herr ist Gütig, zu wem Er will; denn Er ist der Allwissende, der Allweise.” (Quran 12:98-100)





Das Wesentliche aus Josefs Geschichte ist Geduld angesichts Not und Leid zu bewahren.  Josef ist jeder Prüfung mit Geduld und vollständigem Gottvertrauen begegnet.  Sein Vater Jakob ertrug seinen Kummer und sein Elend mit Geduld und Ergebenheit.  Alle die Kapitel des Qur´an wurden zu bestimmten Zeiten als Antwort auf bestimmte Situationen offenbart.  Dieses Kapitel wurde dem Propheten Muhammad in einer Zeit großen Kummers offenbart.  Tatsächlich ist das Jahr seiner Offenbarung als „Jahr des Kummers“ bekannt.  Der Prophet Muhammad musste den Tod seiner geliebten ersten Frau Khadiǧa und seines Onkels Abu Talib verkraften. Beide hatten ihm viel Trost und Unterstützung gespendet.  Gott riet dem Propheten Muhammad, dass der Weg vielleicht lang und schwierig sein würde, doch der ultimative Sieg gehört denen, die Gottes bewusst sind und Geduld haben.  Die Geschichte von Josef ist für uns alle eine Lektion.  Wahre Geduld, von den Gelehrten des Islam schöne Geduld genannt, ist ein Schlüssel zum Tor des Paradieses.





 



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