Ein weiterer Einwand ist der Glaube, dass die Erde flach sei. Dies war einst eine selbstverständliche Wahrheit, es war eine Grundüberzeugung. Als die Wissenschaft sich weiter entwickelt hat, haben wir herausgefunden, dass dies nicht der Fall ist. Wir wissen nun, dass die Welt rund ist. Ich möchte keine große philosophische Diskussion über Grundüberzeugungen oder selbstverständliche Wahrheiten anfangen, und ob sie durch zukünftige wissenschaftliche Beweise verändert werden können, aber was ich sagen will, ist, dass dieses Problem auf die Existenz Gottes nicht anwendbar ist. Gott ist der Definition nach, ein nicht wahrnehmbares Wesen, und Er ist außerhalb Seines Universums. Wenn ich zum Beispiel einen Stuhl machen würde, bleibe ich offensichtlich von dem Stuhl getrennt und unverbunden. Ich bin außerhalb vom Stuhl. Genauso ist der Schöpfer vom Universum getrennt und außerhalb.[1] Darum kann der Schöpfer nicht gesehen werden. Wir können nichts wahrnehmen, das sich außerhalb unseres Universums befindet. Aus dieser Perspektive lässt sich der Einwand nicht anwenden: er kann nur auf Dinge angewendet werden, die wahrgenommen werden können.
Wissenschaft basiert auf einer Theorie des Wissens, das Empirismus. Empirismus entstammt der Vorstellung, dass du nur Wissen von etwas haben kannst, das auf Erfahrungen auf der Basis von direkter oder indirekter Wahrnehmung basiert.[2] Eine empirische Ablehnung Gottes ist unmöglich, denn dies würde einen Beweis durch Wahrnehmung erforderlich machen, um eine Schlussfolgerung zu machen. Etwas abzulehnen, das nicht wahrgenommen werden kann, indem man die Theorie des Wissens verwendet, dass nur Schlussfolgerungen auf der Grundlage von Wahrnehmungen gemacht werden können, ist absurd. Die Welt der Wissenschaft kann die Existenz Gottes niemals ablehnen, weil sich die Wissenschaft nur mit Dingen beschäftigt, die man wahrnehmen kann. Aus diesem Grund hat der wissenschaftliche Philosoph Elliot Sober in seinem Essay Empiricism versichert, dass die Wissenschaft auf Fragen beschränkt ist, die Wahrnehmungen erklären können:
"Zu jeder Zeit sind Wissenschaftler durch die Wahrnehmungen, die sie zur Hand haben, limitiert…die Limitierung besteht darin, dass die Wissenschaft gezwungen ist, ihre Aufmerksamkeit auf Probleme zu beschränken, die Wahrnehmungen lösen können."[3]
Gott wird nicht wahrgenommen. Wie kannst du die wahrnehmbare Welt benutzen, um etwas zu bestreiten, das nicht wahrnehmbar ist? Das ist unmöglich. Dies ist der Grund aus dem die Wissenschaft niemals die Existenz Gottes zurückweisen kann. Sie kann nur zwei Dinge tun:
1. Über diese Sache still bleiben
2. Einige Beweise vorschlagen, die verwendet werden können, um aus Seine Existenz zu schlussfolgern.
Eine gewöhnliche Antwort auf diese Fragen ist: ‘wenn es nicht wahrgenommen werden kann, kannst du nicht daran glauben’. Dies ist eine unangebrachte Behauptung, denn Wahrnehmungen umfassen nicht alle Phänomene. Es gibt viele Dinge, an die wir glauben, die wir nicht wahrnehmen können. Der Philosoph John Cottingham enthüllt dieses Problem in seinem Buch Rationalism:
"Doch was ist damit ‘dass Wasser, bei einem bestimmten atmosphärischen Druck bei 100 Grad Celsius siedet?’ Da diese Aussage die Form einer unbegrenzten universellen Verallgemeinerung hat, folgt, dass keine endliche Zahl von Beobachtungen schließlich seine Wahrheit feststellen kann. Ein zusätzliches und vielleicht noch besorgniserregenderes Problem ist, dass wenn wir höhere Level der Wissenschaft erreichen...neigen wir dazu, Strukturen und Organisationen anzutreffen, die nicht mit irgendeinem einfachen Sinn wahrnehmbar sind. Atome, Moleküle, Elektronen, Photonen und ähnliche sind überaus komplexe theoretische Konstruktionen...hier scheinen wir weit von der Welt direkter ´empirischer Wahrnehmung´ entfernt zu sein…"[4]
Einwand #3: Der Glaube an Gott ist nicht universell
Ein letzter Einwand ist, dass weil selbstverständliche Wahrheiten universal sein müssen, die Existenz von Millionen Atheisten auf der Welt vorschlagen, dass die Existenz Gottes nicht selbstverständlich sei. Es gibt zwei Gründe aus denen dieser Einwand falsch ist:
1. Selbstverständliche Wahrheiten müssen nicht allgemein gültig sein: Selbstverständliche Wahrheiten, Grundüberzeugungen oder Axiome können individualisiert sein und müssen nicht allgemeingültig sein. Nimm beispielsweise deine Mutter; du hast die Grundüberzeugung, dass die Dame, die du deine Mutter nennst, diejenige ist, die dich geboren hat. Du hast keinen DNA Prüfset für zuhause, und du akzeptierst die Tatsache, dass sie deine Mutter ist, denn für dich ist es selbstverständlich wahr. Für jemand anderen könnte die Dame, die du deine Mutter nennst, deine Tante, Stiefmutter oder Adoptivmutter sein. Grundüberzeugungen müssen nicht allgemein gültig sein. Sie können individualisiert werden.
2. Der Glaube an Gott ist ist allgemein gültig: Trotz der Zahl der Atheisten auf der Welt ist der Glaube an Gott allgemein gültig. Ein universaler Glaube bedeutet nicht, dass jede einzelne Person auf dem Planeten daran glauben muss. Ein kulturübergreifender Konsens ist Beweis genug, um die Behauptung zu untermauern, dass die Existenz Gottes eine allgemein gültige Behauptung ist. Offensichtlich gibt es auf der Welt mehr Theisten als Atheisten, und dies war immer der Fall seit dem Beginn der Geschichtsschreibung.
Damit Atheisten und Skeptiker diese These effektiv herausfordern können, werden sie erklären müssen, dass Gott keine allgemein gültige Wahrheit ist. Sie werden erklären müssen, dass Gott keine Grundüberzeugung ist, sondern kulturell gebunden und lediglich durch eine Übertragung von Informationen erworben.
Existiert Gott? Dies ist die Frage, die ich laufend mit atheistischen Akademikern diskutiert habe. Die Diskussion äußert sich häufig in verschiedenen Ausprägungen, aber die Prämisse ist immer dieselbe; existiert Gott und welche Beweise gibt es, die diesen Glauben unterstützen?
Tatsächlich würde ich argumentieren, dass wir keinerlei Beweis für die Existenz Gottes benötigen. Also debattiert sich diese Frage selbst. Es sollte nicht heißen: "Existiert Gott?" sondern eher: "welche Gründe haben wir, um Seine Existenz zu leugnen?"
Also versteht mich nicht falsch, ich glaube, wir haben gute Argumente, die den Glauben an Gott unterstützen. Der Punkt, den ich hier erhebe, ist allerdings, dass wir keinen Beweis benötigen; Gott ist ein axiomatischer Glaube. Mit anderen Worten, Gottes Existenz ist offensichtlich wahr. Auch bekannt als ´Grundüberzeugung´ in der Sprache der Philosophie.
Die Vorstellung von selbstverständlichen Wahrheiten wird von allen akzeptiert. Nimm zum Beispiel die Wissenschaft: die Wissenschaft nimmt die Wirklichkeit der Welt als selbstverständliche Wahrheit an; sie glaubt, dass die Welt real ist. Mit anderen Worten ist die physikalische Welt getrennt und befindet sich außerhalb von unserem Verstand und unseren Gedanken.
Du könntest denken: Ích glaube, dass die reale Welt real ist, weil ich sie anfassen und fühlen kann. Ich glaube, die Welt ist real, weil andere Menschen auch sagen, dass die Welt so fühlbar ist, wie sie es für mich ist.’
Allerdings beweist das überhaupt nichts. Etwas anfassen und fühlen beweist nicht, dass das, was du berührst und fühlst, außerhalb deines Verstandes ist. Das Denken und Fühlen könnte einfach durch die Funktion deines Gehirns zustande kommen. Bedenke; es könnte sein, dass sich dein Gehirn in einem Gefäß auf dem Mond befindet. Dort ist ein Außerirdischer, der Sonden hinein getan hat, der dich denken und fühlen lässt, was du gerade fühlst.
Du hast keinen tatsächlichen Beweis für die Realität der Welt, die du erlebst. Beweis auf der Grundlage von Erfahrung ist unzuverlässig, denn die Erfahrung könnte einfach eine Produktion des Gehirns sein. Beweis auf der Grundlage von Philosophie oder komplexer Logik ist ebenfalls ein Produkt des Verstandes. Die äußere Welt könnte keine reale Existenz besitzen, abgesehen von dem, was in deinem Schädel vor sich geht.
Wenn du dies liest, könntest du nach einem Beweis verlangen, beweise, dass die reale Welt außerhalb deines Gehirns ist... aber wir haben keinen einzigen Beweis. Tatsächlich brauchen wir keinen. Aus diesem Grund nennen wir den Glauben in der realen Welt ein Axiom, eine selbstverständliche Wahrheit oder eine Grundüberzeugung. Daher würde ich argumentieren, dass das Ablehnen der Existenz Gottes gleichzusetzen ist mit dem Ablehnen, dass die Welt real ist, denn beide sind selbstverständliche Wahrheiten.
Dies ist keine besondere Art des Plädierens für Gott, denn es gibt eine Unzahl anderer selbstverständlicher Wahrheiten und Axiome, an die wir glauben. Darunter folgende:
• Die Existenz anderer Denkweisen
• Die Existenz objektiver Moralvorstellungen
• Die Existenz logischer Wahrheiten
• Die Gültigkeit unserer Vernunft
• Das Kausalitätsgesetz
Selbstverständliche Wahrheiten, Axiome und Glaubensgrundlagen sind kulturübergreifend, sie sind also nicht an eine Kultur gebunden. Sie sind auch angeboren, sie werden nicht über einen Informationsaustausch irgendeiner Art erworben, und daher sind sie grundlegend. Was mit grundlegend gemeint ist, ist, dass sie die Grundlage für eine kohärente Weltsicht liefern. Diese Aspekte selbstverständlicher Wahrheiten werden anhand der hauptsächlichen Einwände dieses Arguments weiter beschrieben.
Einwand #1: Was ist mit dem großen Kürbis oder dem Spaghettimonster?
Es gibt einige Einwände gegen dieses Argument. Manche Atheisten und Skeptiker werden sagen: "Was ist mit dem großen Kürbis oder dem Spaghettimonster?’ Sie betonen, dass wenn Gott eine selbstverständliche Wahrheit darstellt, wenn Gott axiomatisch ist, warum können dann das Spaghettimonster oder der große Kürbis nicht auch selbstverständliche Wahrheiten sein?
Es gibt drei Arten mit dieser falschen Behauptung umzugehen:
1. Ein kulturübergreifender Glaube: Das ‘Spaghettimonster’ und der ‘große Kürbis’ sind keine natürlichen Tendenzen.[1] Es gibt keine breite, natürliche Tendenz, an ein ‘Spaghettimonster’ oder an einen ‘großen Kürbis’ zu glauben. Dies sind keine natürlichen Tendenzen, sie sind kulturgebunden. Wenn ich zum Beispiel an ein Spaghettimonster glaube, hätte ich in einer Kultur aufgezogen worden sein, in der du über Spaghetti und Monster lernst. Die Vorstellung von Gott dagegen, die grundlegende Vorstellung von einem Schöpfer, einer übernatürlichen Ursache für das Universum, ist kulturübergreifend. Er ist nicht von der Kultur abhängig, sondern transzendiert sie, genau wie der Glaube an die Kausalität und die Existenz anderer Denkweisen.
2. Ein angeborener Glaube: Richtige Grundüberzeugungen, axiomatische Überzeugungen und selbstverständliche Wahrheiten bedürfen keines Informationentransfers. Damit ich verstehe, was ein Spaghettimonster ist, brauche ich Informationen, die mir übermittelt werden. Zum Beispiel benötige ich Wissen über westliche Küche und italienische Kultur. Aber wenn es um die Vorstellung von der Existenz Gottes als Schöpfer des Universums geht, brauchst du keinen Informationentransfer, egal ob von der Kultur oder der Bildung. Aus diesem Grund argumentieren Soziologen und Anthropologen, dass wenn atheistische Kinder auf einer einsamen Insel ausgesetzt würden, dann würden sie anfangen zu glauben, dass etwas diese Insel geschaffen hat.[2]
Dies ist sehr wichtig zu verstehen, denn wir hören regelmäßig: Gott ist nichts anderes, als an das Spaghettimonster zu glauben.’ Dies ist nicht wahr. Wenn du selbstverständliche Wahrheiten, axiomatische und Grundüberzeugungen verstehst, dann würdest du sehen, dass es dafür keines Informationenaustauschs bedarf. Das Grundkonzept von Gott braucht keinen Informationenaustausch. Die Vorstellung, dass Monster existieren, oder auch nur dass Spaghetti existieren, bedarf eines Informationenenaustauschs. Daher ist das Spaghettimonster keine selbstverständliche Wahrheit.
3. Ein fundamentaler Glaube: Ein dritter Punkt ist, dass Grund- und axiometische Überzeugungen grundlegend sind: sie liefern eine Grundlage für eine kohärente Weltsicht. Sie beantworten Fragen und erleichtern Wissen. Zum Beispiel erklärt die Existenz Gottes bewusstes Auftreten, die Tatsache, dass wir in dieser materiellen Welt ein Bewusstsein haben.[3] Es beantwortet die Fragen, auf die wir keine Antwort haben, wie die Frage nach der Sprache. Zur Zeit können evolutionäre Paradigmen nicht die Entwicklung der Sprache erklären.[4] Es erklärt ebenfalls die Existenz objektiver moralischer Wahrheit und bietet eine Grundlage, um zu erklären, warum Dinge geschehen.
Lasst uns dies auf eine andere selbstverständliche Wahrheit anwenden: die Gültigkeit unseres Verstandes. Unserem Verstand zu vertrauen und der Tatsache, dass wir über die Wahrheit nachdenken können, ist eine Grundüberzeugung. Wenn wir keinen solchen Glauben hätten, wie könnten wir dann unserem Verstand trauen? Wie könnten wir die Wahrheit schlussfolgern? Wie könnten wir das Universum und uns selbst verstehen? Diese Fragen sind bezeichnend für die funktionelle Beschaffenheit der Gültigkeit unserer Erwägungen.
Gottes Existenz liefert eine Grundlage für eine kohärente Weltsicht, erleichtert das Wissen und beantwortet fundamentale Schlüsselfragen. Ein Glaube an das Spaghettimonster oder der Glaube an den großen Kürbis liefert nur die Grundlage für ein paar Lacher.