Zainab, Ex-Christin, USA
(teil 1 von 2)
Dies ist eine sehr lange und detailierte Beschreibung der Themen, über die ich
am meisten befragt werde; über mein spirituelles Leben, meine Konvertierung, die
Reaktion meiner Familie auf meine Konvertierung und meine Zukunftspläne im
Islam.
"Nein, mich hat kein Junge konvertiert."
Mein spirituelles Leben:
Ich war in Gott verliebt, seit ich jung war. Wie viele Kinder starrte ich die
Wolken oder die Sterne an und fragte mich, wer, was, wo, warum und wie Gott
ist. Bei dem Versuch, Seine Anwesenheit zu überprüfen, machte ich quasi
Experimente, um einen Beweis zu finden. Beispielsweise ein Glas auf einen Tisch
stellen und Gott bitten, es zu bewegen, um Seine Existenz zu beweisen. Ohne
Resultat variierte ich das Objekt, die Zeit und versuchte, nicht hinzusehen
(vielleicht wollte Gott nicht, dass ich Ihn sehe, wie Er es bewegt?). Ein anderes
Mal versuchte ich verschiedene Formen von Gebeten, um zu sehen, welches
"funktioniert". Unter anderem versuchte ich auf meinem Gesicht zu beten, auf
meinen Knien, im Stehen, im Liegen, mit geschlossenen Augen, mit einer guten
Körperhaltung, mit gestreckten Fingern, Ihn anflehend, ein Opfer bringend d.h.
"Gott, wenn du mir zu einem Fahrrad verhilfst, werde ich nie wieder Eis
essen." Nach einer Weile wurde mir klar, dass wenn Gott tat, worum ich Ihn bat,
um Ihn mir zu beweisen, oder ob es eine Gebetsart gab, die mein erwünschtes
Resultat garantierte, dann wäre ich Gott, nicht Er.
Ich bin als Christ aufgewachsen, und als ich größer wurde, ging ich zu
verschiedenen kirchlichen Konfessionen und befragte die Priester, wie sie mit
Sicherheit wissen konnten, dass Gott existiert. Nun, ich würde denken, dass ihnen
diese Frage am häufigsten gestellt wird, doch es stellte sich heraus, dass diese
Frage so gut wie nie gestellt wurde, und was noch erstaunlicher ist, die meisten
von ihnen scheinen es nicht zu mögen, wenn ihnen diese Frage gestellt
wird. Schließlich traf ich auf einen Pastor, der keine Angst vor dieser Frage hatte,
der sie tatsächlich liebte und der die echte Ehrlichkeit einer suchenden Seele
genoss und schätzte. Er war ein Intellektueller - Rice University - Summa Cum
Laude, aber was noch wichtiger ist, er war ein überaus spiritueller Mensch. Er
beantwortete jede Frage, die ich je gehabt hatte, führte mich in zahlreiche
spirituelle Theorien und Prinzipien ein, und half mir dabei, mein Gebetsleben von
dem kindischen Verhalten Gott um alles mögliche zu bitten, als wären meine
Gebete eine Wunschliste für einen Feiertag, zu einem reiferen, meditativen Gebet
umzustellen und zu einem Anhänger, der auf die Rechtleitung Gottes hört und
Seiner Richtung folgt. Mein Leben war damit gesegnet, sie beide gekannt zu
haben, ihn und seine Frau.
Ich begann, Kinder in der Sonntagsschule zu unterrichten, als ich 16 war. Ich
liebe es, Kindern etwas über Gott beizubringen, mehr als alles andere auf der Welt
und ich glaube durch Gott ist dies mein größtes Talent. Ich habe viele lustige
Geschichten über die Erfahrungen, die ich beim Unterrichten gemacht habe,
allerdings wenn ich darauf jetzt eingehen würde, würde dieser ohnehin schon
langer Text noch viel länger werden.
Ein Jahr später würde ich gebeten, ein christliches Gruppenleitungstraining zu
absolvieren. Es war eine sehr wertvolle Erfahrung, denn neben dem Erlernen
wertvoller lohnender spiritueller Prinzipien, lernte ich, was Pastoren lernen, in
Bezug auf die Stärken und Schwächen der Argumente für das Christentum. Dies
gibt mir eine einzigartige, starke Grundlage für das Argumentieren über das
Christentum.
Im nächsten Jahr wurde ich gebeten, in einem Heilungs –Priesterteam
mitzuwirken, um denen zu helfen, die physikalische, spirituelle oder emotionale
Schwierigkeiten haben. Ich fühlte mich sehr glücklich, in dieser Kapazität zu
dienen, den ich war von den besten Leuten umgeben, in der besten Kirche, an der
ich je teilgenommen hatte. Ich war viel jünger und unerfahrener als der Rest der
Gruppe und ganz außerhalb meiner Liga. Also blieb ich bei ihnen, denn sie
verfügten über das Wissen, das ich mir wünschte. Ich wollte immer wissen, „was
man sagt" und „was man nicht sagt", zu denen, die gerade Schreckliches
erleben. Ich beschloss, solange der Rest der Mannschaft nicht bemerkte, dass es
mir über den Kopf stieg, ich es ihnen auch nicht erzählen würde. Wieder einmal
fühlte ich, dass mein Leben unverdient gesegnet worden ist, indem ich mit denen,
die ich am meisten bewunderte, herumhängen und von ihnen lernen
durfte. Manchmal jedoch, da ich ihrem fortgeschrittenen Level nicht annähernd
mithalten konnte, blickte ich durch den Raum und fing an, an das Lied von der
"Sesamstraße" zu denken.
"Eines dieser Dinge ist nicht wie die anderen, eines dieser Dinge gehört nicht
dazu."
Ich habe auch viele lustige und interessante Geschichten aus der Arbeit mit
dem Heilungs-Team, aber wieder würde das hier alles in die Länge ziehen.
An einem Punkt fing ich an, meine Mitglieder im Team zu berücksichtigen –
die Menschen, von denen ich annahm, sie seien die spirituellste Elite und
weise. Obwohl sie mir in jeder Hinsicht überlegen waren, dachte ich, dass sie
nicht da waren, wo ich sein wollte, wenn ich ihr Alter erreiche. Ich empfand eine
Distanz von Gott im Christentum. Ich diskutierte mit meinem Pastor, erklärte
ihm, dass ich meine Beziehung zu Gott ausbauen wollte. Er schlug vor, ich könne
versuchen, häufiger während des Tages zu beten, er erwähnte, dass Muslime
fünfmal am Tag beten, was vermutlich in dieser Angelegenheit hilfreich sein
könnte. Natürlich versuchte er nicht, mein Interesse am Islam zu wecken. Doch
das tat er.
Ich hatte andere Schwierigkeiten mit dem Christentum. Das Konzept, dass der
Himmel nur erreicht werden kann, wenn man Jesus als unseren Erlöser akzeptiert,
ohne dass gute oder schlechte Taten einen Einfluss haben, das war eine
Vorstellung, die meiner Meinung nach dem gesunden Menschenverstand
widersprach. Theoretisch gesehen, würde im Christentum eine Person, die den
ganzen Tag sündigt, in den Himmel kommen, wenn sie eine Sekunde vor ihrem
Tod Jesus als ihren Erlöser akzeptiert. Der Mensch, der Gutes tut, jeden Tag
seines Lebens, der nicht während seines Lebens Jesus als seinen Erlöser
akzeptiert, wird mit ewiger Hölle bestraft. Was ergibt das für einen Sinn? Es gibt
noch viele zusätzliche Probleme mit dem Christentum, aber ich werde an dieser
Stelle nicht darauf eingehen.
(teil 2 von 2)
Ich beteiligte mich auch an christlichen Studentendiensten. Ich bevorzugte es
immer, christliche Freunde zu haben, denn wir hatten mehr gemeinsam. Und
obwohl ich viele nette christliche Freundinnen hatte, spürte ich fehlende Nähe zu
ihnen wegen Meinungsverschiedenheiten über gottgefälliges Leben, bis hin zu
Verabredungen, Alkohol, Clubs besuchen etc. Ich wurde ständig gefragt, ob
irgendetwas mit mir sei und sie machten sich über mich lächerlich, wenn ich
Einladungen in Clubs, zum Trinken etc. ablehnte. Es ließ ein schreckliches
Gefühl in mir zurück.
Eines Tages traf ich einige muslimische Schwestern und ich fühlte sogleich
eine Verwandtschaft, so wie ich sie noch nie zuvor verspürt hatte. Genau wie ich
verabredeten sie sich nicht, schworen nicht, tranken nicht und die ganze lange
Liste üblicher Übel. Es war so ein großartiges Gefühl, andere zu Treffen, die mit
einem in solchen Themen so sehr übereinstimmten. Ich war überrascht, dass es
andere Menschen auf diesem Planeten gab, die mir ähnlich waren. Ich hatte keine
Vorstellung davon gehabt, dass so ein Geschöpf existiert.
Da dies das zweite Mal war, dass Muslime meine Aufmerksamkeit erregten,
beschloss ich, dass ich den Islam zumindest erforschen wollte, daher rief ich bei
einer Moschee an und ging dorthin, um eine Richtung zu erhalten. Mit wurde ein
Qur´an-Exemplar gegeben und so begann ich zu lesen. Langsam begann sich
mein Fokus vom Christentum zum Islam zu verschieben. Zuerst hörte ich damit
auf, in meinen Sonntagsschulstunden zu lehren, dass "Christ der Erlöser" ist und
entschied mich für Moral-Lektionen jede Woche. allerdings war ich schon bald
nicht mehr in der Lage, die Kinder anzuschauen, wenn ich unterrichtete, denn ich
fühlte mich ihnen und ihren Eltern gegenüber, die von mir erwarteten, ein
vorbildlicher Christ zu sein, wie ein Heuchler.
Als nächstes fühlte ich während meiner Gebete, dass Gott mich dazu leitete,
damit aufzuhören, an der Sonntagsschule zu unterrichten und am Sonntag zu
verschiedenen Kirchen zu gehen und das Kirchenwachstum zu studieren. Wenn
sich zum Beispiel zwei Kirchen in derselben Straße befinden, warum hat dann die
eine 50 und die andere 5000 Mitglieder? Dies alles ergab für mich keinen Sinn,
aber ich fühlte mich von Gott dazu angetrieben, dies zu tun und ich hatte gelernt,
dass wenn du sicher bist, dass Gott dich in eine bestimmte Richtung führt, und du
bist sicher, dass es Gott ist und nicht dein eigener Instinkt oder Verlangen, dann
solltest du es lieber tun, wenn du das beste in diesem Leben willst. Ich hatte Seine
Führung in der Vergangenheit ignoriert und habe viele Male versagt. (Noch
weitere lustigen Geschichten folgen ein anderes Mal).
Ich sprach mit keinem über den Islam, den ich fühlte mich, als würde ich
meine ganze Christliche Familie und alle meine Freunde betrügen, und ich sprach
n och nicht einmal mit meinen muslimischen Freundinnen darüber, den ich wollte
in meiner Entscheidung keinen Druck haben. Langsam, ohne es zu merken, fing
ich an, meinen Glauben vom Christentum zum Islam umzuwandeln. Es war keine
schnelle oder einfache Umwandlung, denn meine gesamte Lebensgrundlage
basierte auf dem Christentum, und dennoch wandelte es sich.
Eines Tages fragte mich eine muslimische Freundin in der Schule, was ich
gern tue, wenn keine Schule ist. Ich hatte ihr erzählt, dass ich am liebsten das
Lehren an der Sonntagsschule mochte, und ich erzählte ihr, dass ich es nicht mehr
tat. Sie fragte mich, wenn es meine Lieblingsbeschäftigung sei, warum täte ich es
dann nicht? An diesem Punkt wurde mir klar, dass sich etwas verändert hatte,
ohne dass ich davon etwas bemerkt hätte. Ich wusste, ich würde nie zu der
Sonntagsschule zurückkehren, denn ich war kein Christ mehr, sondern anstatt
dessen – vielleicht – Muslim. Meine Überzeugungen waren nun fest
islamisch. Es war eines der schwersten Dinge, die ich jemals zugeben musste, ich
vermute, ich hoffte irgendwie, dass ich schließlich wieder zum Christentum
zurückkehren würde, so dass mein Leben leichter werden würde, doch so kam es
nicht. Daher erklärte ich ihr langsam, dass ich nicht mehr ans Christentum
glaubte, erstaunt und traurig über diese Erkenntnis. Diese Worte waren sehr
schwer auszusprechen. Sie fragte mich warum, da erklärte ich ihr, dass ich den
Qur´an gelesen habe und glaube, was darin steht, im Gegensatz zu dem, was in der
Bibel steht. Sie fragte: „Bist du also Muslim?" Ich sagte: "Ich weiß eigentlich gar
nicht genau, was einen als Muslim definiert." Sie stellte mir eine Reihe von
Fragen über meinen Glauben, und dann sagte sie mir, dass ich ein Muslim sei und
dass nur konvertieren bräuchte. Ich fragte sie, wie eine Person konvertiert, da
sagte sie, du brauchst mir nur diese Worte nachsprechen, und das tat ich. Da
erlebte ich den Tod meines Christentums und die Geburt meines Islam innerhalb
weniger Minuten. Unnötig zu erwähnen, dass dieser Augenblick für ewig in
meinem Gehirn eingraviert ist. InschaAllah [so Gott will].
Ich war so aufgeregt, aber ich musste positive bleiben, dass das was ich
dachte, tatsächlich geschehen war. Ich wollte keine Wischi-waschi Entscheidung
über diese Konvertierung treffen, d.h. einen Tag Muslim sein und Christ am
nächsten, dann wieder Muslim am Tag danach und wieder zurück zum
Christentum, daher machte ich mit vier Imamen Termine, um herauszufinden, was
es bedeutet, Muslim zu sein, um schließlich zu derselben Erkenntnis zu gelangen,
dass ich Muslim bin.
Im folgenden Monat war ich von dem Gefühl überwältigt, dass ich zuhause
bin. Ich fühlte, dass das, wonach ich mein Leben lang gesucht hatte, gefunden
hatte, und zum ersten Mal war ich zuhause, dort, wo ich hin gehörte. Oft fühle ich
mich so, als wäre ich immer ein Muslim gewesen, doch Gott hatte beschlossen,
dass ich Seinem Interesse am meisten diente, wenn ich in eine christliche
Umgebung hinein geboren werde, denn es brachte mich in die Lage, Ihm von
einem ganz anderen Winkel aus zu dienen als jemand, der als Muslim geboren und
erzogen wurde. Es gibt viele Dinge, die ich von meinen muslimischen Brüdern
und Schwestern lernen muss, doch gibt es auch viele Gebiete, in denen Muslime
von denen, die als Christen erzogen wurden, lernen können. InschaAllah, ich
hoffe, dass ich den Tag an dem ich konvertiert bin, nie vergessen werde, denn als
ich dies tat, sah die Welt plötzlich anders aus, als hätten alle Dinge plötzlich eine
andere Farbe. Ich weiß, das klingt dumm, aber es ist die einzige Art, wie ich die
Veränderung, die ich erfuhr, beschreiben kann. Die Dinge sahen anders aus,
dufteten anders, klangen anders usw. Ich kann es Wirklich nicht mit Worten
beschreiben.