Die Familie im Islam
(teil 1 von 3): Der Aufruf zu einem islamischen
Familienleben
Im Islam wird das Wohl des "anderen", anstatt nur an sich selbst zu denken,
als ein derartig in der Religion verankerter Wert betrachtet, dass es selbst
Außenstehenden auffällt. Der britische Philanthrop und Zivilrechtsgelehrter,
Clive Stafford-Smith, ein Nicht-Muslim, stellte fest: "Was ich am Islam mag,
ist seine Konzentration auf die Gemeinschaft, im Gegensatz zur westlichen
Betonung des Individuums."[1]
Individuen, die eine jegliche Gesellschaft bilden, sind durch verbindende
Gruppenbeziehungen miteinander verknüpft. Die stärkste aller
gesellschaftlichen Verbindungen ist die Familie. Und während man sich jetzt
rechtfertigen könnte, die Familie stelle immer die Grundeinheit einer jeden
menschlichen Gesellschaft dar, so gilt dies aber insbesondere für Muslime. In
der Tat ist es häufig der große Wert, den der Islam dem Familiensystem
beimisst, der Anziehungspunkt für neue Konvertierte zum Islam, insbesondere
für Frauen.
“Mit Gesetzen für fast jeden Aspekt des Lebens, repräsentiert der Islam
eine auf dem Glauben basierende Ordnung, die Frauen für den Aufbau
gesunder Familien und Gemeinschaften als entscheidend ansehen und
korrigiert den Schaden, den der bekannte sekuläre Humanismus der
vergangenen dreißig Jahre angerichtet hat, sagten verschiedene Experten.
Zusätzlich könnten Frauen aus zerstörten Familien sich von dieser Religion
besonders angezogen fühlen, weil diese der Stellung der Familie einen
besonderen Wert verleiht, sagte Marcia Hermansen, eine Professorin für
Islamische Studien an der Loyola University in Chicago und eine
Amerikanerin, die ebenfalls zum Islam konvertiert ist.”[2]
Nirgends ist dieser Trend eines Volkes, für das die traditionellen Werte der
Familie, wenn sie den Islam annehmen, so vorherrschend ist, wie in
Nordamerikas Latino oder Spanischer Gemeinschaft. Wie einer von Floridas
Muslimen beobachtete: "Ich habe eine ansteigende Zahl von Spaniern zum
Islam konvertieren gesehen. Ich denke, die spanische Kultur selbst ist sehr
reich, was die Familienwerte angeht, und das ist etwas überaus Bedeutendes in
der Religion des Islam.”
Also welche besonderen Werte oder Wesenszüge des islamischen
Familienlebens finden diese vielen Menschen so anziehend?
Bei einer islamischen Veranstaltung an der Columbia Universität sprach
Hernan Guadalupe, ein ecadorianischerAmerikaner: “über die kulturellen
Ähnlichkeiten und Familienwerte zwischen Spaniern und Muslimen.
Typischerweise sind die spanischen Haushalte eng verbunden und fromm, und
Kinder werden in einer strengen Umgebung aufgezogen – Züge, die sich in
muslimischen Haushalten wiederspiegeln.”[3]
Und in einem anderen kürzlich erschienenen Zeitungsbericht wurde auch
beobachtet, wie: "Familienwerte bei der Bildung einer muslimischen
Gemeinschaft eine ganz wesentliche Rolle spielen. Denn aufgrund jener
Familienwerte gibt es eine große Menge anderer Normen, die in der spanischen
Gemeinschaft und dem Islam übereinstimmen, beispielsweise Respekt vor dem
Alter, Eheleben und Kinder aufziehen sind einige der spanischen Traditionen,
die sich im Islam wiederfinden.”[4]
Einige normale amerikanische Konvertierte haben ebenfalls etwas über
wirkliche Lebenserfahrung zu sagen, und manche davon hat die Mutter eines
solchen Konvertierten in einem Buch zusammengestellt. Es heißt Daughters
of Another Path von Carol L. Anway. Eine Frau, die in diesem Buch zitiert
wird,[5]sprach über ihre veränderte Haltung gegenüber Heirat und
Familienleben, nachdem sie zum Islam konvertiert war: "Ich wurde reiner und
ruhiger, je tiefer ich mich in die Religion begab. Ich wurde sehr diszipliniert.
Ich hatte nicht beabsichtigt, zu heiraten, bevor ich Muslima war, und schon
wurde ich bald Ehefrau und dann Mutter. Der Islam stellte einen Rahmen, der
es mir erlaubte, Glauben (in Worte) auszudrücken, wie Mäßigung,
Freundlichkeit und Liebe, die ich bereits besaß. Er leitete mich auch durch
meine Heirat und die Geburt zweier Kinder zum Glücklichsein an. Vor dem
Islam hatte ich nicht den Wunsch, meine eigene Familie zu haben, denn ich
hasste (den Gedanken) Kinder zu haben.”
Eine andere Frau spricht in demselben Buch über die freundliche
Aufnahme von Seiten der Familie ihres Mannes: "Wir wurden auf dem
Flughafen von vielen Mitgliedern seiner Familie empfangen, und das war ein
sehr bewegender Moment - einer, den ich nie vergessen werde. Mama (ihre
Schwiegermutter) ist wie ein Engel… Ich hatte oft Tränen in den Augen
Wegen dem, was ich hier sehe. Das Familiensystem ist einzigartig mit einer
Verbundenheit, die man mit Worten nicht beschreiben kann.”[6]
In Appendix C des Buches schrieb eine 35 jährige amerikanische
Konvertierte, die zu dieser Zeit bereits seit 14 Jahren Muslima war, über die
Familie ihres Ehemanns und deren Werten gegenüber ihren eigenen
amerikanischen Werten. "Ich habe alle engen Familienmitglieder meines
Ehemannes getroffen und auch einige entferntere Verwandte seiner großen
Familie... Ich habe von meinen Schwieger-Verwandten eine Menge gelernt.
Sie haben eine wunderbare Art, ihren Kindern zu erzählen, eine Art, die
Respekt für andere und sehr viel Selbstachtung weckt. Es ist interessant, zu
sehen, wie eine kinderorientierte und religionorientierte Kultur verfährt. Die
Verwandten meines Mannes, auf Grund ihres großen Kontrasts zu meiner
amerikanischen Kultur, haben mir eine große Wertschätzung für bestimmte
Elemente meiner amerikanischen, kulturellen Identität vermittelt... Ich habe
gesehen, dass der Islam wirklich recht hat, wenn er sagt, Mäßigung ist der
richtige Weg.”[7]
Anhand dieser Zitate, eines von einem nicht-muslimischen Intellektuellen,
andere von Konvertierten und Journalisten, und wieder andere von ganz
normalen amerikanischen Frauen, die den Islam angenommen haben, können
wir feststellen, dass die Familienwerte im Islam einen der
Hauptanziehungspunkte darstellen. Diese Werte stammen von Gott und Seiner
Leitung durch den Qur´an und das Beispiel und die Lehren Seines Gesandten,
Muhammad, der die Familieneinheit als eine der Hauptstützen der Religion und
der islamischen Lebensweise bezeichnete. Die Wichtigkeit, eine Familie zu
gründen, wird durch die Aussage des heiligen Propheten selbst unterstrichen,
der sagte: .
“Wenn ein Mann heiratet, hat er eine Hälfte seiner Religion erfüllt, also
lasst ihn in bezug auf du verbleibende Hälfte Gott fürchten.[8] (al-Baihaqi)
Die beiden folgenden Artikel werden die Familie im Islam sus der Sicht des
Qur´an und der Lehren des Propheten betrachten. Anhand einer kurzen
Erforschung der islamischen Ansichten über das Eheleben, den Respekt für die
Alten und das Aufziehen von Kindern, können wir damit beginnen, den Nutzen
der Familie im Islam zu schätzen.
Footnotes:
[1] Emel Magazine, Issue 6 - June/July 2004.
[2] “Islam’s Female Converts” (Weibliche Konvertiten zum Islam); Priya Malhotra, February
16, 2002. (see http://thetruereligion.org/modules/xfsection/article.php?articleid=167).
[3] “Some Latinos convert to Islam”(Einige Latinos konvertieren zum Islam); Marcela Rojas,
The Journal News
(http://www.thejournalnews.com/apps/pbcs.dll/article?AID=/20051030/NEWS02/510300319/
1028/NEWS12)
[4] “Islam Gains Hispanic Converts” (Islam gewinnt spanische Konvertiten); Lisa Bolivar,
Special Correspondent, September 30, 2005
(http://thetruereligion.org/modules/xfsection/article.php?articleid=405)
[5] Daughters of Another Path (Töchter auf einem anderen Weg), 4th printing, Al-Attique
Publishers, S.81.
[6] Daughters of Another Path (Töchter auf einem anderen Weg), S.126.
[7] Daughters of Another Path, S.191.
[8] Eine Überlieferung vom Propheten durch Anas bin Malik, dessen persönlichen Diener,
gesammelt und kommentiert von Imam al-Baihaqi in Shu’ab al-Iman (Zweige des Glaubens).
(teil 2 von 3): Heirat
Heirat
“Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für
euch aus euch selber schuf, auf dass ihr Frieden bei ihnen
finden möget; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit
zwischen euch gesetzt. Hierin liegen wahrlich Zeichen für
ein Volk, das nachdenkt.” (Quran 30:21)
Heirat ist die älteste der menschlichen gesellschaftlichen Institutionen. Die
Heirat kam mit der Schöpfung des ersten Mannes und der ersten Frau zur
Existenz: Adam und Eva. Alle die Propheten, die seitdem als Vorbilder für
ihre Gemeinschaften geschickt worden waren, vom ersten bis zum letzten,
hielten die Institution der Ehe, als göttlich-genehmigten Ausdruck der
heterosexuellen Partnerschaft, aufrecht.[1] Selbst heutzutage wird es noch
immer als richtiger und reiner betrachtet, wenn Paare einander als "meine
Ehefrau" oder "mein Ehemann" vorstellen, als "mein Geliebter" oder "mein
Partner". Denn durch die Ehe erfüllen Männer und Frauen auf erlaubte Weise
ihre fleischlichen Gelüste, ihr Verlangen nach Liebe, Bedürftigkeit,
Partnerschaft, Intimität und so weiter.
“…sie (eure Frauen, ihr Männer) sind ein Kleid (d.h.
Geborgenheit) für euch und ihr (Männer) seid ein Kleid
für sie... ” (Quran 2:187)
Im Laufe der Zeit sind manche Gruppen dazu übergegangen, extreme
Ansichten über das andere Geschlecht und Sexualität zu vertreten. Von vielen
religiösen Männern werden insbesondere Frauen als schlecht betrachtet und
daher sollte der Kontakt zu ihnen möglichst gering gehalten werden. So wurde
der Monastizismus mit seiner lebenslangen Enthaltsamkeit und Zölibat von
denen, die etwas wollten, das sie als eine fromme Alternative zur Ehe und ein
gottbezogeneres Leben ansahen, erfunden.
“Dann ließen Wir Unsere Gesandten ihren Spuren folgen;
und Wir ließen (ihnen) Jesus, den Sohn der Maria, folgen,
und Wir gaben ihm das Evangelium. Und in die Herzen
derer, die ihm folgten, legten Wir Güte und
Barmherzigkeit. Doch das Mönchtum, das sie im Trachten
nach Gottes Wohlgefallen erfanden – das schrieben Wir
ihnen nicht vor; und doch befolgten sie es nicht auf die
richtige Art. Dennoch gaben Wir denen von ihnen, die
gläubig waren, ihren Lohn, aber viele von ihnen waren
Frevler.” (Quran 57:27)
Die einzige Familie, die Mönche kennen (Christen, Buddhisten oder
andere), sind die anderen Mönche im Kloster oder Tempel. Im Fall des
Christentums können auch Frauen die frommen Ränge erreichen, indem sie
Nonnen oder "Bräute Christi" werden. Diese unnatürliche Situation hat häufig
zu einer großen Zahl gesellschaftlicher Frevel geführt, wie Kindesmissbrauch,
Homosexualität und ungesetzliche sexuelle Beziehungen unter den
Klosterbewohnern – diese alle werden tatsächlich als strafbare Sünden
betrachtet. Jene muslimischen Ketzer, die diesen nicht-islamischen Praktiken
der Enthaltsamkeit und Abkapselung gefolgt sind, oder die noch dazu
behaupten, sie hätten sogar einen noch frommeren Weg als die Propheten
selber eingeschlagen, sind genau wie sie denselben Freveln erlegen und das in
einem gleichermaßen skandalösen Grad.
Der Prophet Muhammad verdeutlichte zu seinen Lebzeiten seine Gefühle
über die Anregung, Heirat könne ein Hindernis darstellen, sich Gott zu nähern.
Einst schwor ein Mann dem Propheten, dass er nichts mit Frauen zu tun haben
wolle, d.h. nicht heiraten werde. Der Prophet antwortete darauf ernst:
“Bei Allah! Ich bin der gottesfürchtigste unter euch! Trotzdem… heirate
ich! Wer sich von meiner Sunnah abwendet, ist nicht von mir (d.h. kein
wahrer Gläubiger).”
“Sprich (zum Volk, oh Muhammad): ´Wenn ihr Allah
liebt, so folgt mir. Lieben wird euch Allah und euch eure
Sünden vergeben; denn Allah ist Allvergebend,
Barmherzig.’” (Quran 3:31)
In Wirklichkeit sind die Muslime weit davon entfernt, die Ehe als schädlich
für jemandes Glauben anzusehen, denn die Ehe stellt einen wesentlichen
Bestandteil ihrer religiösen Hingabe dar. Wie bereits zuvor erwähnt, stellte der
Prophet Muhammad eindeutig fest, dass die Heirat die Hälfte des Glaubens
(des Islam) darstelle. Mit anderen Worten, vielleicht die Hälfte aller
islamischen Tugenden wie Treue, Keuschheit, Almosen, Großzügigkeit,
Toleranz, Einfühlsamkeit, Bestreben, Geduld, Liebe, Zärtlichkeit, Mitgefühl,
Fürsorge, Lernen, Lehren, Ehrlichkeit, Mut, Gnade, Enthaltsamkeit,
Vergebung, usw. finden ihren natürlichen Ausdruck durch das Leben in einer
Ehe. Daher wird im Islam empfohlen, dass Gottesbewusstsein und guter
Charakter die Hauptkriterien bei der Auswahl des zukünftigen Ehegatten oder
der Ehegattin sein sollten. Der Prophet Muhammad sagte:
“Eine Frau wird für vier Dinge geheiratet: ihren Reichtum, ihre Stellung,
ihre Schönheit und ihre religiöse Hingabe. Also heiratet die religiösen
Frauen, sonst seid ihr Verlierer.” (Sahieh Al-Bukhari)
Zweifellos finden sich die gesellschaftlichen Krankheiten und der Zerfall,
die in vielen Teilen der nicht-islamischen Welt zu finden sind, auch in ihren
Ausdruck in manchen Teilen der muslimischen Welt. Trotzdem werden das
Mischen der Geschlechter, Ehebruch und Unzucht in all den islamischen
Gesellschaften noch immer rundweg verdammt und zum trivialen Zeitvertreib
heruntergespielt werden. Tatsächlich erkennen die Muslime immer noch die
große Zerstörungskraft vor-ehelicher und außer-ehelicher Beziehungen auf die
Gesellschaft. Der Qur´an verdeutlicht, dass die bloße Anschuldigung schon
sehr strenge Konsequenzen nach sich zieht, sowohl in diesem als auch im
nächsten Leben.
“Und denjenigen, die ehrbaren Frauen (Unkeuschheit)
vorwerfen, jedoch nicht vier Zeugen (dafür) beibringen,
verabreicht achtzig Peitschenhiebe. Und lasset ihre
Zeugenaussage niemals gelten; denn sie sind es, die Frevler
sind.” (Quran 24:4)
“Diejenigen, welche den ehrbaren, unbedachten, gläubigen
Frauen (Unkeuschheit) vorwerfen, sind im Diesseits und im
Jenseits verflucht. Ihnen wird eine schwere Strafe zuteil
sein.” (Quran 24:23)
Während es doch ironischerweise die unverheiratete Frau ist, die am
meisten unter den Konsequenzen den gemischten Beziehungen zu leiden hat,
haben einige der radikaleren Stimmen der feministischen Bewegung für die
Aufgabe der Institution Ehe plädiert. Sheila Cronin von der Bewegung NOW
spricht aus der leuchtenden Perspektive einer fransigen Feministin, deren
Gesellschaft aufgrund des Fehlens der traditionellen westlichen Ehe schwankt,
welche den Frauen Sicherheit, Schutz vor Geschlechtskrankheiten und vielen
anderen Problemen und Missbräuchen bietet, vetritt die Meinung:. “Solange
Ehe eine Sklaverei der Frauen darstellt, ist es ganz klar, dass sich die
Frauenbewegung darauf konzentrieren muss, diese Institution anzugreifen. Die
Freiheit der Frauen kann nicht ohne die Aufgabe der Ehe erreicht werden.”
Im Islam jedoch oder eher gemäß dem Islam ist die Ehe ein Mittel, das die
Freiheit der Frauen garantiert. Es gibt kein besseres Vorbild für eine
vollkommene islamische Ehe als den Propheten Muhammad, der seinen
Anhängern sagte:. "Die besten von euch sind diejenigen, die ihre Frauen am
besten behandeln. Und ich bin der beste der Menschen zu meinen
Frauen.”[2] Die geliebte Frau des Propheten, A´ischa, bestätigte die gute
Behandlung durch ihren Ehemann, als sie sagte:
“Er beteiligte sich immer an der Hausarbeit und besserte seine Kleidung
aus, reparierte seine Schuhe und fegte den Boden. Er molk, band und
fütterte seine Tiere und erledigte Hausrabeit.” (Sahieh Al-Bukhari)
“Wahrlich, ihr habt an dem Gesandten Allahs ein schönes
Vorbild für jeden, der auf Allah und den Letzten Tag hofft
und Allahs häufig gedenkt.” (Quran 33:21)
Footnotes:
[1] Ob diese Propheten selbst verheiratet waren oder nicht: Jesus zum Beispiel stieg als
unverheirateter Mann zum Himmel auf. Allerdings glauben die Muslime, dass er vor dem
Ende der Zeit zum zweiten Mal auf die Erde zurückkehren wird; er wird herrschen, ein
Ehemann und Vater wie jeder andere Familienmann sein. Also ist die Kontroverse des De
Vinci Codex, der rein fiktiv behauptete, dass Jesus heiratete und Kinder hatte, keineswegs
blasphemisch, insofern, dass er sagt, der Messias könnte ein Familienvater sein, bloß zu früh.
[2] Berichtet bei Al-Tirmidhi.
(teil 3 von 3): Elternschaft
Elternschaft
Einer der Gründe, warum die
islamische Familie funktioniert, ist
ihre klar definierte Struktur, in der
jedes Haushaltsmitglied seine oder
ihre Rolle kennt. Der Prophet
Muhammad sagte:
“Jeder von euch ist ein Hirte, und
alle von euch sind für ihre Herden
verantwortlich.” (Sahieh Al-
Bukhari, Sahieh Muslim)
Der Vater ist der Hirte für seine Familie, beschützt sie, sorgt für sie und ist
bestrebt, eine Vorbildfunktion für sie auszuüben und seine Funktion als
Haushaltsvorstand zu erfüllen. Die Mutter ist die Hirtin über das Haus, sie
beaufsichtigt es und bereitet darin eine wohltuende, liebende Umgebung, die
für ein glückliches und gesundes Familienleben notwendig ist. Sie ist auch
diejenige, die in erster Linie für die Anleitung der Kinder und deren Erziehung
zuständig ist. Wäre es nicht so, dass ein Elternteil die Führerrolle annimmt,
dann wäre regelmäßiges Diskutieren und Streiten nicht zu vermeiden, das die
Familie auf die Dauer zum Auseinanderbrechen bringen würde – genau wie in
jeder Organisation, der es an einer hierarchischen Authorität mangelt.
“Gott prägt ein Gleichnis von einem Mann, der mehreren
Herren gehört, die unter sich im Zwiespalt sind, und (von)
einem Mann, der einem einzigen Herrn gehört. Sind sie
beide einander gleich? Alles Lob gebührt Gott. Jedoch die
meisten von ihnen wissen es nicht.” (Quran 39:29)
Es ist nur logisch, dass derjenige von den beiden Elternteilen, der
körperlich und emotional stärker ist, zum Haushaltvorstand bestimmt wird: der
Mann.
“…Und den (Frauen) stehen die gleichen Rechte zu, wie sie
(die Männer) zur gütigen Ausübung über sie haben. Doch
die Männer stehen eine Stufe (Verantwortung, usw.) über
ihnen…” (Quran 2:228)
Was die Kinder angeht, die Früchte der elterlichen Liebe, legt der Islam
verständliche Sitten bezüglich der elterlichen Verantwortlichkeit fest, und dem
gegenüber die Pflichterfüllung des Kindes an seinen Eltern.
“Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter
erreichen, so sage dann nicht «Pfui!» zu ihnen und fahre
sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger
Weise. Und senke für sie in Barmherzigkeit den Flügel der
Demut und sprich: «Mein Herr, erbarme Dich ihrer
(ebenso mitleidig), wie sie mich als Kleines aufgezogen
haben.»” (Quran 17:23-4)
Wenn es den Eltern offensichtlich misslingt, ihren Kindern bereits in einem
frühen Alter die Furcht vor Gott einzuprägen, weil sie selbst zu sorglos sind,
dann können sie nicht erwarten, dass ihnen rechtschaffene Dankbarkeit zurückerwiesen
wird. Deshalb warnt Gott uns streng in Seinem Buch: .
“O ihr, die ihr glaubt, rettet euch und die Euren vor einem
Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.”
(Quran 66:6)
Wenn die Eltern wirklich bestrebt sind, ihre Kinder zur Rechtschaffenheit
zu erziehen, dann, wie der Prophet sagte:.
“Wenn der Sohn Adams stirbt, hören alle seine Taten auf, bis auf [drei,
ein fortbestehendes Almosen, nützliches Wissen und] ein rechtschaffener
Sohn (und / oder Tochter) der für seine Eltern betet.” (Sahieh Al-Bukhari,
Sahieh Muslim)
Ungeachtet dessen, wie die Eltern ihre Kinder aufziehen, und unabhängig
von ihrer eigenen Religion (oder dem Fehlen derselben), kommt der Gehorsam
und die Verehrung, die ein muslimisches Kind ihnen gegenüber an den Tag
legen soll, gleich an zweiter Stelle nach dem Gehorsam gegenüber dem
Schöpfer Selbst. Und so erinnert Er uns:.
“Und (erinnere dich) als Wir mit den Kindern Israels einen
Bund schlossen: "Ihr sollt niemanden außer Gott anbeten,
euch den Eltern, Verwandten, Waisen und Armen
gegenüber wohltätig erweisen, freundlich zu den Menschen
sprechen, das Gebet verrichten und die Abgabe
entrichten.’” (Quran 2:83)
Tatsächlich hört man häufig von älteren Nicht-Muslimen, die zum Islam
konvertieren, weil ihre Kinder, nachdem diese selber zum Islam konvertiert
waren, ihnen mehr Fürsorge und Ehrerbietung angedeihen ließen.
“Sprich (o Muhammad): ´Kommt her, ich will verlesen,
was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts zur
Seite stellen und den Eltern Güte erweisen; und ihr sollt
eure Kinder nicht aus Armut töten, Wir sorgen ja für euch
und für sie…’” (Quran 6:151)
Während das Kind verpflichtet ist, beiden Eltern Gehorsam zu erweisen,
betont der Islam, dass der Mutter jedoch der Löwenanteil an liebender
Dankbarkeit und Freundlichkeit gebührt. Als der Prophet Muhammad gefragt
wurde: "O Gesandter Gottes! Wem von den Menschen gebührt meine gütige
Geselligkeit?" antwortete er: "Deiner Mutter." Der Mann fragte weiter:
"Wem dann?" Der Prophet sagte: "Deiner Mutter." Wieder fragte der Mann:
"Wem dann?" Der Prophet wiederholte: "Deiner Mutter." Und wieder fragte
der Mann: "Wem dann?" Da sagte der Prophet schließlich: "(Dann) deinem
Vater."[1]
“Und Wir haben dem Menschen anbefohlen, gegen seine
Eltern gütig zu sein. Seine Mutter trug ihn mit
Widerwillen, und mit Widerwillen brachte sie ihn zur
Welt. Und ihn zu tragen und zu entwöhnen erfordert
dreißig Monate, bis er dann, wenn er seine Vollkraft
erlangt und vierzig Jahre erreicht hat, sagt: "Mein Herr,
sporne mich an, dankbar zu sein für Deine Gnade, die Du
mir erwiesen hast, und (sporne mich an), Rechtes zu
wirken, das Dir wohlgefallen mag. Und lass mir meine
Nachkommenschaft rechtschaffen sein. Siehe ich wende
mich zu Dir, und ich bin einer der Gottergebenen.’”
(Quran 46:15)
Schlussfolgerung
Im Islam gibt es ein allgemeines Prinzip, das feststellt, was gut für den
einen ist, ist auch gut für den anderen. Oder mit den Worten des Propheten:.
“Keiner von euch ist wirklich gläubig, bis er für seinen (gläubigen) Bruder
liebt, was er für sich selber (auch) liebt.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh
Muslim)
Wie man sich vorstellen kann, findet dieses Prinzip seinen größten
Ausdruck in einer muslimischen Familie, dem Kern der islamischen
Gesellschaft. Nichtsdestotrotz weitet sich die Ehrerbietung des Kindes
gegenüber seinen Eltern in Wahrheit auf alle Älteren der Gemeinschaft aus.
Die Gnade und Fürsorge, die die Eltern ihren Kindern erweisen, erstreckt sich
ebenfalls auf alle Kleinen. In der Tat ist es nicht so, dass dem Muslim in
solchen Angelegenheiten eine Wahl bliebe. Denn schließlich sagte der
Prophet:.
“Wer unseren Kleinen nicht gnädig ist, noch unsere Älteren ehrt, ist nicht
von uns.” (Abu Dawud, Al-Tirmidhi)
Ist es dann also ein Wunder, dass so viele Menschen, die als Nicht-
Muslime aufgewachsen sind, in der Religion des Islam das finden, was sie
immer vermisst haben, von dem sie immer geglaubt haben, es sei gut und
wahr? Eine Religion, in der sie direkt und warm als Mitglieder einer sich
liebenden Familie empfangen werden.
“Es ist keine Frömmigkeit, wenn ihr eure Angesichter in
Richtung Osten oder Westen wendet; Frömmigkeit ist
vielmehr, dass man an Gott glaubt, den letzten Tag, die
Engel, das Buch und die Propheten und vom Besitz –
obwohl man ihn liebt – den Verwandten gibt, den Waisen,
den Armen, dem Sohn des Weges, den Bettlern und (für
den Freikauf von) Sklaven, dass man das Gebet verrichtet
und die Zakah entrichtet. Es sind diejenigen, die ihr
Versprechen einhalten, wenn sie es gegeben haben, und
diejenigen, die in Elend, Not und in Kriegszeiten geduldig
sind; sie sind es, die wahrhaftig gottesfürchtig sind.”
(Quran 2:177)
Footnotes:
[1] Berichtet bei Sahieh al-Bukhari und Sahieh Muslim.