Der Zusammenhalt der Familie
(teil 1 von 4): Einleitung
Gott sagt im Qur´an – in einer Passage, die der Prophet, Gottes Segen und
Frieden seien auf ihm, häufig zu wiederholen pflegte, wenn er eine seiner
Reden begann:
“O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch
erschaffen hat aus einem einzigen Wesen; und aus ihm
erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele
Männer und Frauen entstehen. Und fürchtet Gott, in
Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer)
Blutsverwandtschaft. Wahrlich, Gott wacht über euch.”
(Quran 4:1)
Die Familie bildet den Kern der ganzen Gesellschaft. Wenn die Familie
auf einer soliden Grundlage steht, wird höchstwahrscheinlich auch die
Gesellschaft als Ganzes in einem guten Zustand sein. Daher hielten die
Gesandten Gottes, die hauptsächlichen Vorbilder für die Menschen, an der
Institution der Heirat und der Familie fest. Gott sagt:
“Wahrlich, schon vor dir entsandten Wir Gesandte und
gaben ihnen Frauen und Kinder…” (Quran 13:38)
Der Prophet Muhammad bestimmte ebenfalls die Ehe als seine
Lebensweise, als er sagte:
“Bei Gott, ich bin der Gottesfürchtigste unter euch und ich besitze die
meiste Frömmigkeit; aber ich faste und breche mein Fasten, bete [in der
Nacht] und schlafe, und ich heirate Frauen. Wer sich von
meiner Sunna[1]abwendet, ist nicht von mir.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh
Muslim)
Zweifellos betont der Islam die Verbindung und den Zusammenhalt der
Familie sehr. Gelehrte des islamischen Rechts haben bemerkt, dass wenn
jemand die Gesetze studiert, die im Islam zu finden sind, und die Weisheit, die
sich dahinter verbirgt, so findet man heraus, dass sie bestimmt worden sind, um
bestimmte Notwendigkeiten des Lebes zu stellen, beschützen,
wiederherzustellen und zu am Laufen zu erhalten. Die Notwendigkeiten des
Lebens, wie sie im islamischen Gesetz gesehen werden, sind folgende:
(1) Religion,
(2) Leben,
(3) Familienverbindungen und Beziehungen,
(4) geistige Unversehrtheit,
(5) Reichtum und Besitz.
Daher braucht man beispielsweise nur über die verbindlichen Gesetze, die
mit der Bewahrung der Unverletzlichkeit der Familie in Verbindung stehen,
nachzudenken, um den großen Wert zu verstehen, den der Islam der Familie
gibt. Im “modernen Westen” werden Ehebruch und andere Taten, die die
Grundfesten der Familie erheblich erschüttern, nicht als Verbrechen
eingestuft.[2] Im Islam ist die Situation ganz anders. Der Islam ermahnt alle
Mitglieder der Familie, einander gut zu behandeln und derart freizügige Taten
zu vermeiden, die an sich schlecht sind und jeder Ehe Schaden zufügen. Gott
sagt zum Beispiel:
“Und kommt der Unzucht nicht nahe; seht, das ist eine
Schändlichkeit und ein übler Weg.” (Quran 17:32)
Allerding sind diese Mahnungen nicht einfach nur leere Worte. Sie werden
ganz im Gegenteil bei einigen der haarsträubendsten Taten, die nicht einfach
durchgehen gelassen werden können, durch die Kraft des Gesetzes gestützt.
Daher befiehlt Gott:
“Peitscht die Unzüchtige und den Unzüchtigen
gegebenenfalls jeweils mit hundert Peitschenhieben aus;
und lasset euch angesichts dieser Vorschrift Gottes nicht
von Mitleid mit den beiden ergreifen, wenn ihr an Gott und
an den Jüngsten Tag glaubt. Und eine Anzahl von
Gläubigen soll ihrer Pein beiwohnen.” (Quran 24:2)
Mitleid gestattet es nicht, das, was getan werden muss, zu übergehen, denn
am Ende wird dieses Mitleid – und Mitleid ist etwas, das einen dazu antreibt,
anderen Gutes zu tun – zu schlimmen Ergebnissen führen. Außerdem geht aus
einer Aussage des Propheten, die bei al-Bukhary und Muslim berichtet wird,
hervor, dass er für den Ehebrecher die Steinigung bis zum Tode angeordnet
hatte. In der Tat geht der Islam noch weiter um die Unverletzlichkeit der
Familie zu schützen: diejenigen, die fälschlicherweise anständige Frauen
beschuldigen, etwas eine so schlimme Tat begangen zu haben, erhalten
ebenfalls eine harte Strafe. Gott sagt:
“Und denjenigen, die ehrbaren Frauen (Unkeuschheit)
vorwerfen, jedoch nicht vier Zeugen (dafür) beibringen,
verabreicht achtzig Peitschenhiebe. Und lasset ihre
Zeugenaussage niemals gelten; denn sie sind es, die Frevler
sind.” (Quran 24:4)
Gott bietet der Menschheit Seine Rechtleitung im Umgang mit allen
Mitgliedern der Familie. Um es kurz zu halten wird dieser Artikel einen
Überblick über das angemessene Verhalten anderen Familienmitgliedern
gegenüber geben – einschließlich Eltern, Kindern, Gatten und anderen
Verwandten.
Die Eltern
Gott hat den Muslimen befohlen, ihre Eltern auf die bestmögliche Weise zu
behandeln. Muslime müssen dankbare Menschen sein. Sie müssen Gott und
allen, die ihnen Gutes tun, dankbar sein. Nach Gott gibt es vielleicht
niemanden, der die Dankbarkeit eines Menschen mehr verdient, als seine
Eltern. Daher berühren zahlreiche Verse des Qur´an die Frage über die
Behandlung der Eltern. Tatsächlich verknüpft Gott an mehreren Stellen im
Qur´an das gute Benehmen den Eltern gegenüber eng mit dem Befehl, Ihn
allein anzubeten. Beispielsweise in folgendem Vers:
“Dient Gott und setzt Ihm nichts zur Seite; und seid gut zu
den Eltern und zu den Verwandten, den Waisen, den
Armen, dem Nachbar, sei er verwandt oder aus der
Fremde, dem Begleiter an der Seite, dem Sohn des Weges
und zu dem (Sklaven), den ihr von Rechts wegen besitzt.
Seht, Gott liebt nicht den Hochmütigen und Prahler.”
(Quran 4:36)
Gott sagt auch:
“Sprich: “Kommt her, ich will euch verlesen, was euer
Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts zur Seite
stellen und den Eltern Güte erweisen...” (Quran 6:151)
“Und dein Herr hat befohlen: “Verehrt keinen außer Ihm,
und (erweist) den Eltern Güte. Wenn ein Elternteil oder
beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht
´Pfui!´ zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu
ihnen in ehrerbietiger Weise. Und senke für sie in
Barmherzigkeit den Flügel der Demut und sprich: ´Mein
Herr, erbarme Dich ihrer (ebenso mitleidig), wie sie mich
als Kleines aufgezogen haben.´ Euer Herr weiß am besten,
was in euren Seelen ist: Wenn ihr rechtgesinnt seid, dann
ist Er gewiss Verzeihend gegenüber den Sich-
Bekehrenden.” (Quran 17:23-25)
“Und (denke daran) als Wir mit den Kindern Israels einen
Bund schlossen: ´Ihr sollt niemanden außer Gott anbeten,
euch den Eltern, Verwandten, Waisen und Armen
gegenüber wohltätig erweisen...” (Quran 2:83)
Der Prophet betonte ebenfalls die gute Behandlung der Eltern, indem er sie
gleich nach der Verrichtung des Gebets zur rechten Zeit mit den beliebtesten
Taten genannt hat. Der Prophet wurde gefragt:
“Welche Tat ist bei Gott am beliebtesten?” Er antwortete: „Das Gebet zur
rechten Zeit.“ Er wurde gefragt: „Welche Tat dann?“ Er antwortete er:
„Seine Pflicht gegenüber den Eltern erfüllen...“ (Sahieh Al-Bukhari,
Sahieh Muslim)
Gott erinnert die Gläubigen daran, dass ihre Eltern, besonders ihre Mütter,
viele Schwierigkeiten und Anstrengungen auf sich genommen haben, um ihr
Kind aufzuziehen und aus diesem Grund haben sie einen Anspruch auf Liebe,
Respekt und Dankbarkeit dafür. Gott sagt:
“Da sagte Luqman zu seinem Sohn, indem er ihn
ermahnte: “O mein Sohn, setze Gott keine Götter zur
Seite; denn Götzendienst ist wahrlich ein gewaltiges
Unrecht.” Und Wir haben dem Menschen im Hinblick auf
seine Eltern anbefohlen - seine Mutter trug ihn in
Schwäche über Schwäche und seine Entwöhnung erfordert
zwei Jahre - : „Sei Mir und deinen Eltern dankbar. Zu
Mir ist die Heimkehr.” (Quran 31:13-14)
“Und Wir haben dem Menschen anbefohlen, gegen seine
Eltern gütig zu sein. Seine Mutter trug ihn mit
Widerwillen, und mit Widerwillen brachte sie ihn zur
Welt. Und ihn zu tragen und ihn zu entwöhnen erfordert
dreißig Monate, bis er dann, wenn er seine Vollkraft
erlangt und vierzig Jahre erreicht hat, sagt: „Mein Herr,
sporne mich an, dankbar zu sein für Deine Gnade, die Du
mir und meinen Eltern erwiesen hast, und (sporne mich
an,) Rechtes zu wirken, das Dir wohlgefallen mag. Und
lass mir meine Nachkommenschaft rechtschaffen sein.
Siehe, ich wende mich zu Dir, und ich bin einer der
Gottergebenen.” (Quran 46:15)
Daher gebührt insbesondere der Mutter die größte Freundlichkeit und Nähe
ihrer Kinder. Der Prophet wurde einmal gefragt:
“Wer von den Menschen hat das größte Anrecht auf meine gute
Gesellschaft?“ Der Prophet antwortete: „ Deine Mutter.“ Der Mann
fragte: “Und wer dann?” Der Prophet antwortete wieder: „Deine
Mutter.“ Der Mann fragte: “Und wer dann?” Der Prophet antwortete
wieder einmal: “Deine Mutter.” Der Mann fragte nochmal: “Und wer
dann?” Dieses Mal antwortete der Prophet: “Dein Vater.” (Sahieh
Muslim)
Footnotes:
[1] Sunna: Lehren und Lebensweise. (IslamReligion)
[2] 1969 wies ein englischer Richter einen Kläger zurecht, der sich über das Verhalten seiner
Ehefrau seinem Freund gegenüber beschwert hatte, dass seine Denkweise altmodisch sei und
dass er sich gewahr werden müsse, dass er jetzt, 1969, lebte. [Diese Geschichte wird in
folgendem Buch zitiert: Yoosuf al-Aalim, Al-Maqaasid al-Aaammah li-l-Shareeah al-
Islaamiyyah (Riyadh: International Islamic Publishing House, 1994), S. 397.] Heutzutage
gibt es unzählige Streitigkeiten zwischenEhegatten, wobei der Ehemann leugnet, dass die
Kinder in seinem Haushalt seine eigenen seien, was zu Hass, Reibereien und Zerstörung der
Ehe führt. Man könnte berechtigterweise fragen: Ist es so, wie eine „moderne, zivilisierte“
Ehe aussehen sollte?
(teil 2 von 4): Die Rolle von Ehemann und Ehefrau
Der Ehemann[1]
Heirat ist eine sehr wichtige Einrichtung im Islam. Der Qur´an zeigt, dass
zwischen Mann und Frau eine klare Verbindung besteht. An vielen Stellen im
Qur´an erinnert Gott daran, dass die Menschen von demselben ursprünglichen
menschlichen Wesen abstammen. Durch dieses Band sind sie untereinander
verbunden und durch diese Verbindungen werden einige ihrer Rechte
gegenüber den anderen etabliert. Gott sagt am Anfang des 4. Kapitels, mit dem
Titel “Die Frauen”:
“O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn, Der euch
erschaffen hat aus einem einzigen Wesen; und aus ihm
erschuf Er seine Gattin, und aus den beiden ließ Er viele
Männer und Frauen entstehen. Und fürchtet Gott, in
Dessen Namen ihr einander bittet, sowie (im Namen eurer)
Blutsverwandtschaft. Wahrlich, Gott wacht über euch..”
(Quran 4:1)
Allerdings betont Gott, abgesehen von dem Anfang, den die beiden
Geschlechter gemeinsam haben, dass Liebe und Zuneigung, die Er in den
Herzen der Ehegatten geschaffen hat, eines Seiner größten Zeichen ist, das für
Menschen, die Verstand haben, ein Zeichen ist. Mit anderen Worten können
solche Menschen diesen Aspekt der Schöpfung betrachten und sich der
Großartigkeit von Gottes Werk erinnern und an die riesengroße Gnade, die
Gott dieser Welt erwiesen hat. Gott sagt:
“Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für
euch aus euch selber schuf, auf dass ihr Frieden bei ihnen
finden möget; und Er hat Zuneigung und Barmherzigkeit
zwischen euch gesetzt. Hierin liegen Zeichen für ein Volk,
das nachdenkt.” (Quran 30:21)
Gott sagt ebenfalls:
“Er ist es, Der euch aus einer einzigen Seele erschuf; und
aus ihm machte Er seine Gattin, damit er bei ihr ruhe…”
(Quran 7:189)
Daher sollte die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau von Liebe,
Gnade und gegenseitigem Verständnis geprägt sein. Gott befiehlt in folgendem
Vers den Männern, ihre Frauen freundlich zu behandeln:
“…Verkehrt in Billigkeit mit ihnen; und wenn ihr Abscheu
gegen sie empfindet, empfindet ihr vielleicht Abscheu
gegen etwas, in das Gott reiches Gut gelegt hat.” (Quran
4:19)
Es sollten ein paar Worte über den Sinn und Zweck der Ehe gesagt
werden. Dies ist nötig, denn oft gehen Menschen eine Ehe ein oder haben das
Verlangen, zu heiraten ohne sich der Rolle und dem Zweck der Ehe bewusst zu
sein. Daher sind sie sich nicht bewusst, welche Verantwortung auf ihren
Schultern lastet, wenn sie verheiratet sind. Wenn allerdings der Zweck der Ehe
und die Verantwortlichkeiten, die eine Ehe beinhaltet, von Anfang an bekannt
sind, dann wird die Wahrscheinlichkeit größer, dass die Ehe eine erfolgreiche
Ehe wird. Die Person wird wissen, was von ihr erwartet wird, sowohl in bezug
auf ihre Verantwortung als auch in bezug auf ihre Pflichten und Rechte.
Offensichtlich ist der Zweck einer Ehe nicht einfach “Spass” zu haben oder
“tierische Gelüste” auszuleben. Eine Ehe bedeutet viel mehr als das. Einige
der Ziele einer Ehe beinhalten[2]: Fortpflanzung, erlaubtes sexuelles
Vergnügen, Erreichen seiner vollen Reife, sich gegenseitig unterstützen, in
seinem Leben in dieser Welt zurechtzukommen, zahlreiche psychologische und
physiologische Nutzen, den Eckstein einer anständigen, moralischen
Gesellschaft zu bilden, die folgende Generation in einem Rahmen aufzuziehen,
der für anständiges Verhalten und geistiges Wachstum inspirierend ist und die
Menschen und Familien verbindet.
Die Rechte des Ehemanns und der Ehefrau
Damit eine Ehe bestens funktioniert, sollte jeder Partner seine oder ihre
Rechte, Verantwortung, Rolle und Verpflichtungen voll verstehen. Aus diesem
Grunde legt das islamische Gesetz die Rechte und Verantwortlichkeiten von
einem muslimischen Ehemann und Ehefrau ganz eindeutig fest. Zur selben
Zeit muss sich jede verheiratete Person darüber bewusst sein, dass sein
Ehegatte in allererster Linie ein anderer Muslim ist. Er/sie ist ein Bruder/eine
Schwester im Islam. Daher genießt unser Ehepartner alle Rechte, die jeder
Muslim aufgrund der allgemeinen Brüderlichkeit im Islam genießt. Es gibt
Bücher über das Verhalten eines Muslims, Brüderlichkeit und Liebe und
Zuverlässigkeit unter Muslimen, und alle diese Prinzipien gelten bei einer
verheirateten Person auch, denn der Ehepartner ist Teil der islamischen
Bruderschaft und Gesellschaft. Außerdem betonte der Prophet, Gottes Segen
und Frieden seien auf ihm, diesen Punkt ebenfalls, als er sagte:
“Keiner von euch glaubt wahrhaftig, bis er für seinen Bruder liebt, was er
für sich selbst liebt.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)
Allerdings hat unser Ehepartner aufgrund der Großartigkeit und
Wichtigkeit des Vertrags, der geschlossen wurde, noch mehr Rechte über
uns.[3]
Wenn wir daher die Rechte von Ehemännern und Ehefrauen besprechen,
sollte man das Thema nicht nur aus der kalten und rechtlichen Sicht
betrachten. Die Verbindung zwischen Ehemann und Ehefrau muss viel mehr
sein, als eine Angelegenheit von Gesetzen, an die sich jeder halten muss.
Anstatt dessen sollte es eine Beziehung sein, die von Liebe, Unterstützung und
gegenseitigem Verständnis geprägt ist. Jeder Ehepartner sollte die Bedürfnisse
und Fähigkeiten des anderen berücksichtigen. Sie sollten versuchen, einander
glücklich zu machen, auch wenn sie manches Mal Kompromisse eingehen
müssen, und nicht einfach nur sicherstellen, dass alle ihre Rechte in der Ehe
erfüllt werden. Tatsächlich ist es normalerweise der Fall, dass keiner der
Ehegatten die Rechte des anderen vollständig erfüllen und ihn glücklich
machen kann. Also müssen die beiden sich ihrer Unzulänglichkeiten bewusst
werden und sie akzeptieren.
Der Prophet wies insbesondere die Ehemänner an, ihre Frauen auf die beste
Art und Weise zu behandeln – vielleicht aufgrund ihrer größeren Autorität oder
aufgrund ihrer größeren Stärke im allgemeinen. Der Prophet sagte:
“Der beste von euch ist der beste zu seiner Familie (Frau), und ich bin der
beste zu meiner Familie.” (Al-Tirmidhi und ibn Majah)
Footnotes:
[1] Mehr Details zu islamischen Gesetzen über die Ehe siehe: “The Fiqh of the Family,
Marriage and Divorce” desselben Autors (American Open University, 1997), passim. Diese
Erörterung hier hat Teile des Werkes zur Grundlage.
[2] Cf., Abdul Rahman Abdul Khaaliq, Al-Zawaaj fi Dhill al-Islaam (Kuwait: al-Daar al-
Salafiyyah, 1988), pp. 21ff.
[3] Gott sagt im Qur´an: “Und wie könntet ihr es fortnehmen, wo ihr einander bereits
beiwohntet, und sie mit euch einen festen Bund schlossen?” (Quran 4:21).
(teil 3 von 4): Gegenseitige Rechte von Ehepartnern
Eigentlich gelingt es beiden Ehepartnern im allgemeinen nicht, ihre
gegenseitigen Pflichten vollständig zu erfüllen. Aus diesem Grunde sollte man,
bevor man den anderen wegen irgendwelcher Fehler kritisiert oder sauer wird,
zuerst einmal sich selbst betrachten und darüber klar werden, was man selber
falsch macht.
Zur gleichen Zeit hat das islamische Gesetz einige Rechte und
Verantwortungen festgelegt, so dass beide Seiten genau wissen, was von ihnen
erwartet wird und was sie erfüllen müssen, um ein richtiger Ehepartner zu
sein. Gott sagt zum Beispiel:
“…Und den [Frauen] stehen die gleichen Rechte zu wie sie
[ihre Ehemänner] zur gütigen Ausübung über sie haben…”
(Qur´an 2:228)
Zusammengefasst beinhalten die Rechte der Ehefrau oder die
Verpflichtungen des Ehemannes unter anderem folgendes:
(1) Eine angemessene Brautgabe zu erhalten. Gott sagt:
“Und gebt den Frauen ihre Brautgabe als Schenkung. Und
wenn sie euch gern etwas davon erlassen, so könnt ihr dies
unbedenklich zum Wohlsein verbrauchen.” (Qur´an 4:4)
(2) Von ihrem Ehemann völlig und vollständig finanziell unterhalten zu
werden. Gott sagt:
“Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor,
weil Gott die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und
weil sie von ihrem Vermögen hingeben...” (Qur´an 4:34)
Außerdem erfahren wir aus einem Hadith, den al-Bukhary und Muslim
berichteten, dass der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, zu Hind
bint Utbah sagte, als sie sich über ihren sehr geizigen Ehemann (Abu Sufyan)
bei ihm beklagte, der ihr keinen Unterhalt gab, und sie fragte, ob sie ohne sein
Wissen von seinem Geld nehmen dürfe:
“Nimm´, was für dich und dein Kind ausreicht, gemäß dem, was üblich
ist.”
(3) Anständig und freundlich behandelt zu werden. Gott sagt:
“…Verkehrt in Billigkeit mit ihnen; und wenn ihr Abscheu
gegen sie empfindet, empfindet ihr vielleicht Abscheu
gegen etwas, in das Gott reiches Gut gelegt hat.” (Qur´an
4:19)
(4) Das Recht auf Geschlechtsverkehr: im Sahih von Ibn Hibban finden wir
folgende Überlieferung:
Die Ehefrau von Uthman ibn Madh’uun beschwerte sich beim Gesandten
Gottes darüber, dass ihr Ehemann keinen Bedarf an Frauen habe.
Während des Tages fastete er und in der Nacht betete er. Der Prophet
fragte ihn: „Bin ich nicht euer bestes Vorbild, dem ihr folgen könnt?“ Er
antwortete: “Doch, sicherlich, mögen mein Vater und meine Mutter für
dich geopfert sein.“ Der Gesandte Gottes sagte darauf zu ihm: „Was dich
betrifft, du betest während der Nacht und fastest den Tag über. Mit
Sicherheit hat deine Fraue ein Anrecht auf dich. Und dein Körper hat ein
Anrecht auf dich. Also bete und schlafe, faste und brich dein Fasten.“
(5) Das Recht auf “Privatsphäre”. Dazu folgender Hadith des Propheten:
“Gibt es irgendeinen Mann unter euch, der zu seiner Ehefrau geht, die
Tür hinter sich schließt, sich zudeckt und mit der Verhüllung Gottes
verhüllt.” Sie sagten: „Ja.“ Dann sagte er: „Dann sitzt er danach [mit
anderen] und er sagt: ´Ich tat dieses-und-jenes.´” Sie waren still. Dann
wandte er sich zu den Frauen und sagte: „Sprechen manche von euch über
solche Dinge?“ Auch sie blieben still. Da kam ein junges Mädchen bis zu
seinen Zehen, so dass der Prophet sie sehen konnte, und sie sagte: “O
Gesandter Gottes, sie [die Männer] sprechen sicherlich darüber und sie
[die Frauen] sprechen auch darüber.” Er sagte: „Wisst ihr, wem sie
ähneln? Sie sind wie ein weiblicher Teufel, der einen Teufel auf der Straße
traf, und sie befriedigten ihr Verlangen, während die Leute zusahen.”[1]
(6) Das Recht über die Religion unterrichtet zu werden oder sie zu lernen.
Andererseits beinhalten die Rechte des Ehemannes oder die
Verantwortlichkeit der Ehefrau folgendes:
(1) Der Haushaltsvorstand zu sein. Gott sagt:
“Die Männer stehen den Frauen in Verantwortung vor,
weil Gott die einen vor den anderen ausgezeichnet hat und
weil sie von ihrem Vermögen hingeben...” (Qur´an 4:34)
Obwohl dies normalerweise als ein Recht des Ehemannes dargestellt wird,
ist es tatsächlich eine schwere Verantwortung, die auf seinen Schultern lastet,
denn es bedeutet, dass er die Verantwortung hat, seine Familie zu leiten und
auf dem geraden Weg zu führen.
(2) Das Recht auf Gehorsam; dies geht aus dem ersten Recht hervor. Eine
Person kann nichts leiten, wenn sie keine Autorität besitzt.
(3) Dass seine Frau seine sexuellen Bedürfnisse befriedigt.
(4) Dass seine Frau keinen in sein Haus lässt, außer mit seiner Erlaubnis: in
einem Hadith, der bei al-Bukhary und Muslim berichtet wird, sagte der
Gesandte Gottes:
“Gestatte keinem, sein Haus zu betreten, außer mit seiner
Erlaubnis.”
Wenn Ehemann und Ehefrau mit der richtigen Absicht heiraten, Gott
zufrieden zu stellen und sich gegenseitig auch, wenn sie ihre Rollen und
Verantwortungen in der Ehe anerkennen und sich gegenseitig mit
angemessenem islamischen Verhalten behandeln, wird ihre Verbindung, so
Gott will, eine gesegnete Verbindung sein, die sich von diesem Leben bis ins
Jenseits erstreckt.
Das Gesagte bezog sich nur auf die Ehe, aber der Islam ist eine leicht
anzuwendende Religion. Er zieht alle möglichen Umstände in betracht. Es ist
möglich ist, dass ein Mann und eine Frau mit guten Absichten eine Beziehung
eingehen, aber ihre Persönlichkeiten und Vorlieben harmonisieren einfach
nicht. Es gibt Zeiten, in denen eine gute Ehe einfach nicht erreicht werden
kann, und die Ehegatten geraten in einen Zustand des Elends. Unter derartigen
Umständen gestattet das islamische Gesetz, der Ehe und ihrem Leiden ein Ende
zu setzen.[2] Das Ziel ist, entweder auf friedliche Art zusammenzubleiben oder
sich auf gute Art zu trennen. Daher sagt Gott beispielsweise:
“Und wenn ihr euch von den Frauen scheidet und sie sich
der Erfüllung ihrer Wartezeit nähern, dann behaltet sie in
gütiger Weise oder entlasst sie in gütiger Weise…” (Qur´an
2:231)
Gott sagt ebenfalls:
“Wenn sie aber ihren Termin erreicht haben [der die
Scheidung endgültig werden läßt], dann haltet sie in Güte
zurück oder trennt euch in Güte von ihnen… ” (Qur´an
65:2)
Offensichtlich ist eine Scheidung kein anzustrebendes Ziel oder eine leichte
Angelegenheit. In einer vollkommenen Welt würden alle Paare in Frieden
leben. Allerdings gibt es Zeiten, in denen diese Option für alle Betroffenen die
beste ist. Daher besteht die Möglichkeit der Scheidung im Einklang mit dem
übergeordneten Ziel, die Familie zu bewahren – denn es ist nicht nur Quantität,
die zählt, so dass alle Ehen immer bestehen bleiben müssen, sondern was
angestrebt wird, ist Qualität.
Footnotes:
[1] Abu Dawud.
[2] Unglücklicherweise ist eine Scheidung in einigen muslimischen Kulturen zu einer
“Schande” geworden, so dass sie diese wichtige Leitung des islamischen Gesetzes
vernachlässigen und die betroffenen Eheleute im Stillen leiden. Dies ist definitiv nicht das
Ziel des islamischen Gesetzes, was solche Dinge betrifft.
(teil 4 von 4): Kinder und Verwandte
Die Kinder
Aus vielen Versen des Qur´an
geht deutlich hervor, dass Kinder zu
haben, als ein Segen von Gott
betrachtet wird. Daher sagt Gott, als
Er einige Seiner Segnungen für die
Menschheit aufzählt:
“Und Gott gab euch
Gattinnen aus euch selbst, und aus euren Gattinnen
machte Er Söhne und Enkelkinder, und Er hat euch mit
Gutem versorgt. Wollen sie da an Nichtiges glauben und
Gottes Huld verleugnen (indem sie Ihn nicht anbeten)?”
(Quran 16:72)
Und wir werden über den Propheten Zacharias belehrt, der zu Gott betete,
ihm Kinder zu gewähren (Quran 3:38). Außerdem ist bekannt, dass Kinder zu
haben, bei den Eltern beliebt ist. Daher sagt Gott:
“Besitztum und Kinder sind Schmuck des irdischen
Lebens…” (Quran 18:46)
Zur gleichen Zeit muss sich jedes Elternteil darüber bewusst sein, dass
Kinder zu haben, auch eine grosse Verantwortung und Prüfung von Gott
beinhaltet. Gott sagt:
“Eure Reichtümer und eure Kinder sind wahrlich eine
Versuchung; doch bei Gott ist großer Lohn.” (Quran
64:15)
Gott sagt auch:
“O ihr, die ihr glaubt, rettet euch und die Euren vor einem
Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind...”
(Quran 66:6)
Die Bedeutung dieses Verses wurde vom Propheten Muhammad, Gottes
Segen und Frieden seien auf ihm, wiederholt, als er sagte:
“Jeder von euch ist ein Hirte und jeder von euch wird über seine
Schützlinge befragt werden... Der Mann ist verantwortlich für seinen
Haushalt und wird über seine Verantwortlichkeit befragt werden. Die
Frau wird über das Haus ihres Ehegatten und ihre Verantwortlichkeit
befragt.”[1]
Also erfreut der Islam den Menschen mit der Anerkennung, mit einem
Kind gesegnet zu sein, während er zur selben Zeit darauf aufmerksam macht,
dass dieses Kind eine große Verantwortung darstellt. Die Eltern müssen für
das Kind sorgen und es auf die bestmögliche Weise aufziehen, indem sie
versuchen, es vor dem Höllenfeuer zu schützen.
Muslimische Gelehrte denken, dass die Rechte der Kinder bereits lange
bevor sie empfangen werden, beginnen, nämlich mit der Auswahl eines
frommen und rechtschaffenen Ehegatten. Dies ist der erste Schritt, einen guten
Haushalt und eine geeignete Umgebung für das Kind zu schaffen. Wenn das
Kind geboren wird, gibt es andere wichtige Verpflichtungen, wie dem Kind
einen guten Namen zu geben und in seinem Namen ein Tier zu
opfern.[2] Abgesehen davon beinhalten die wichtigsten Rechte des Kindes:
(1) auf gesunde Art und Weise versorgt und erhalten zu werden;
(2) die Grundlagen der Religion zu lernen;
(3) mit Mitgefühl und Gnade behandelt zu werden;
(4) bei mehreren Geschwistern gerecht behandelt zu werden; und
(5) ein gutes Vorbild an ihren Eltern zu haben.
Andere Verwandte
Eine Familie besteht aus Geschwistern und anderen Verwandten. Der
Islam hat sicherlich keinen einzigen Verandten eines Individuums ausgelassen.
An zahlreichen Stellen des Qur´an betont Gott die Wichtigkeit, seine
Verwandten gut und freundlich zu behandeln. Gott sagt beispielsweise:
“Dient Gott und setzt Ihm nichts zur Seite; und seid gut zu
den Eltern und zu den Verwandten...” (Quran 4:36)
Gott spricht ebenfalls über das Spenden für seine Angehörigen:
“Sie befragen dich (Muhammad), was sie spenden sollen.
Sprich: ´Was immer ihr spendet an Gutem, das sei für die
Eltern und Verwandten...” (Quran 2:215)
Gott sagt auch:
“Es ist keine Frömmigkeit, wenn ihr eure Angesichter in
Richtung Osten oder Westen wendet; Frömmigkeit ist
vielmehr, dass man an Gott glaubt, den Jüngsten Tag, die
Engel, das Buch und die Propheten und vom Besitz –
obwohl man ihn liebt – den Verwandten gibt...” (Quran
2:177)
Der Prophet Muhammad wurde gefragt:
“Sag´ mir eine Tat, die mich dem Paradies näher bringt und mich vom
Höllenfeuer entfernt.” Er antwortete: “Diene Gott und stell´ Ihm keine
Partner zur Seite, verrichte das Gebet, entrichte die Zakat und pflege die
Verwandtschaftsbande.”[3]
Die Familienbande zu bewahren, bedeutet, ihnen Gutes zu tun mit seinen
Gesprächen, seinen Taten und seinem Vermögen. Es beinhaltet freundliche
Worte, Besuche, Spenden und Großzügigkeit. Es beinhaltet ebenfalls,
jeglichen Schaden von ihnen abzuwenden und sein Bestes zu tun, um ihnen
Freude zu bereiten.
Der Muslim muss verstehen, dass die Familienbande zu wahren, eine
Verpflichtung ist und nicht nur eine lobenswerte Tat. Im Qur´an lobt Gott
diejenigen, die…
“…verbinden, was Gott zu verbinden geboten hat (d.h. die
gut zu ihren Angehörigen sind und die
Verwandtschaftsbande nicht durchtrennen) und die ihren
Herrn fürchten und sich auf einen schlechten Ausgang der
Abrechnung gefasst machen. ” (Quran 13:21)
Der Prophet sagte:
“Derjenige, der die Verwandtschaftsbande zerreisst, wird das Paradies
nicht betreten.”[4]
Der Islam hat alle möglichen Familienbande betont. Er hat eine
Rechtleitung gebracht, welche die Wichtigkeit der Bindungen zu Eltern,
Kindern, Ehegatten und anderen Angehörigen zeigt. Er ermahnt jeden Muslim,
diese Bindungen zu pflegen um im Gegenzug die Zufriedenheit Gottes zu
erreichen. Außerdem (obwohl wir in diesem kurzen Artikel darauf nicht
eingegangen sind) liefert er Gesetze und strenge Regeln, welche dem Einzelnen
erlauben, sich darüber klar zu werden, auf welche Art und Weise er am besten
die Verbindungen mit allen seinen Familienangehörigen aufrecht erhält.
Footnotes:
[1] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim.
[2] Bei diesem Opfer, Aqieqah genannt, wird Fleisch an Arme, seine Familie, Freunde und
Nachbarn verteilt. (IslamReligion).
[3] Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim.
[4] Sahieh Muslim.