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Mein Vater Umar Bin Al-Chattab erzählte mir: Als wir eines Tages beim Gesandten Allahs saßen, erschien bei uns ein Mann in vollkommen weißer Kleidung mit tiefschwarzem Haar. An ihm waren keine Reisespuren zu sehen und niemand von uns kannte ihn. Er setzte sich zum Propheten, seine Knie berührten die des Propheten und er legte seine Hände auf seine Oberschenkel8 und fragte: „O Muhammad! Erzähl mir, was Islam bedeutet.“


Der Prophet sagte: „Islam bedeutet, dass du


1. bezeugst, dass es keinen Anbetungswürdigen außer Allah gibt und dass Muhammad Sein Gesandter ist,


2. und dass du das Gebet verrichtest,


3. die Zakat entrichtest,


4. im Monat Ramadan fastest


5. und die Wallfahrt zum Hause Allahs unternimmst, sofern du dazu in der Lage bist.“ Der Mann sagte: „Das ist richtig!“


Wir waren erstaunt, dass er fragt und gleichzeitig die Antwort als Wahrheit bestätigt.


Dann fragte er: „Erzähle mir, was Iman bedeutet! “ Der Prophet sagte: „Iman bedeutet, an


1.Allah,


2. an Seine Engel,


3. an Seine Bücher,


4. an Seine Gesandten,





Die Gelehrten sagen: Er (Gabriel) legte seine Hand auf seinen eigenen Oberschenkel und nicht auf den des Propheten, Allah segne ihn und gebe ihm Heil. Erläuterung des Riyadus Salihin 1/182.


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5. an den Jüngsten Tag,


6. und an die Vorherbestimmung zu glauben, (welche Allah bestimmt hat), sei sie gut oder schlecht.“


Der Mann sagte: „Das ist richtig! Jetzt erzähle mir vom Ihsan (die höchste Stufe der Güte, des Wohltuns, des rechten Tuns).“


Der Prophet, sagte: „Du sollst Allah so anbeten, als sähest du Ihn, denn, wenn du Ihn nicht siehst, Er sieht dich doch.“ Der Mann sagte: „Erzähle mir von der Stunde (dem Jüngsten Tag).“ Der Prophet sagte: „Darüber weiß der Befragte nicht mehr als der Fragende.“


Der Mann sagte dann: „So erzähl mir von den Vorzeichen der Stunde (des Jüngsten Tages). Der Prophet, sagte: „(Zu ihnen gehört), dass die Dienerin ihren Herrn gebärt und dass barfüßige, nackte, mittellose Schafhirten hohe Gebäude errichten.“ Schließlich ging der Mann fort und ich blieb noch eine Weile.


Dann fragte der Prophet: „O Umar, weißt du, wer dieser (Mann) war, der diese Fragen stellte?“ Ich sagte: „Allah und Sein Gesandter wissen es am besten!“ Er, sagte: „Er ist Dschibril (Gabriel), der gekommen ist, um euch eure Religion zu lehren.“


Muslim 8, Tirmidhi 261, Nasai 4990, Ibn Madscha 63


Ich räume ein, dass diese kurze Erläuterung für ein umfassendes Verständnis bei Weitem nicht ausreichend ist, da Al-Qadar ein sehr kompliziertes Thema ist, worüber man sich viele Vorträge anhören und viele Bücher lesen sollte. Eine Prüfung des Imans liegt auch darin, in welchem Maße man sich Allah fügt. Während ich diese


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Zeilen schreibe zittere ich. Denn, wenn brillante Gelehrte bei diesem Thema Fehler begehen könnten, wie kann dann erst ich der Sache gerecht werden? Ich bitte Allah mich rechtzuleiten und aus meinen Zeilen etwas Verständliches hervorzubringen. Zu dieser Prüfung und der Stärke des Imans gab es zahlreiche Auseinandersetzungen, und viele ließen dem schwachen Menschenverstand freien Lauf und rissen die Verse bezüglich Al-Qadar aus dem Kontext. Da man Al-Qadar auf der Basis des menschlichen Verstandes nur sehr begrenzt erfassen kann, führte es dazu, dass sie in ihren Debatten darüber in dieser beschränkten Form zu philosophieren begannen und letztlich scheiterten. Imam Ibn Qayyim stellte die Frage: "Was ließ denn die Qadariya, Murji‘a, Chawarij, Mu‘tazila und andere Bid‘a-Leute vom geraden Weg abweichen außer ihre Fehlinterpretation über Allah und Seinen Gesandten?"


Wer jedoch dem Quran und der Sunna folgt wird auch hier, in dieser komplexen Thematik, nicht irregehen. Wer sich aber nur auf seinen Verstand verlässt, wird verlassen sein, obwohl der Islam den Verstand nicht geringschätzt, ihm im Gegenteil einen hohen Stellenwert einräumt. Die Technologie und ähnliche Aspekte gehören zum fassbaren Bereich des menschlichen Verstandes, doch in Bezug auf den Glauben an die sechs Säulen des Imans müssen wir zu den Texten aus dem Quran und der Sunna zurückkehren. Der menschliche Verstand kann Al-Qadar nicht selbstständig begreifen und verstehen, weil dies zu den Verborgenheiten Allahs gehört. Wir glauben an das, was Allah uns in Seinem Buch und durch Seinen Gesandten, mitteilte und glauben ebenso an das Verborgene, über das


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Allah uns nicht in Kenntnis gesetzt hat. Wir besitzen den Iman an Seine vollkommene Gerechtigkeit. Er wird nicht danach gefragt, was Er tut, doch die Menschen werden gefragt und zur Rechenschaft gezogen: "Er wird nicht befragt nach dem, was Er tut; sie aber werden befragt.", (Al-Anbiya´, 21:23).


Die Vollständigkeit des Imans an Al-Qadar hängt von den folgenden vier Maratib (Stufen des Al-Qadar) ab:





1. Das Wissen (Bzgl. des Wissens Allahs): Ein Muslim, eine Muslima besitzt den Iman, dass Allah Allwissend und Sein Wissen allumfassend ist, ungeachtet, um welches noch so kleine Detail oder, um welch noch so unvorstellbar große Sache es sich handelt. Von Ewigkeit zu Ewigkeit. Er weiß im voraus, was Er mit wem, wie und wo macht und welches Geschöpf was, wann und wie tut.





2. Das Niederschreiben: Ein Muslim, eine Muslima besitzt den Iman, dass Allah alles bereits fünfzigtausend Jahre bevor Er die Himmel und die Erde erschuf auf Al-Lauh Al-Mahfudh niederschrieb und damit festlegte.


Allah, Ta´ala, sagt:"Weißt du denn nicht, dass Allah weiß, was im Himmel und auf der Erde ist? Gewiss, das steht in einem Buch; gewiss, das ist Allah ein Leichtes.“, (Al-Hadsch 22:70).


Amr Bin Al-´As berichtete: Ich hörte den Gesandten Allahs sagen: "Allah schrieb Al-Maqadir (die


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Vorherbestimmung) der Schöpfung 50.000 Jahre, bevor Er die Himmel und die Erde erschuf, nieder.", (Muslim und Tirmidhi). Und in einem anderen Hadith sagte der Gesandte Allahs weiter: "Als erstes erschuf Allah den Stift und Er sagte zu ihm: Schreib! Er fragte: O Herr, was soll ich schreiben? Er sagte: Schreib die Bestimmung aller Dinge bis zum Beginn der Stunde nieder.", (Abu Dawud 4700, und von Albani als sahih eingestuft). Das heißt, dass alles Glück, jedes Leid, sämtliche Entwicklungen in dieser Welt oder auf einem anderen Planeten Allah in jedem Detail bereits bekannt sind, lange bevor sie sich ereignen. Allah sagt: "Kein Unglück trifft ein auf der Erde oder bei euch selbst, ohne dass es in einem Buch (verzeichnet) wäre, bevor Wir es erschaffen – gewiß, dies ist Allah ein Leichtes.", (Al–Hadid 57:22).





3. Der Wille Allahs: Ein Muslim, eine Muslima besitzt den Iman, dass Allahs Wille nicht aufzuhalten ist und keine Ereignisse, ob gute oder schlechte, ohne Seinen Willen eintreten. Allah sagt: "Er ist es, Der euch im Mutterleib gestaltet, wie Er will.", (3:6). "Und dein Herr erschafft, was Er will, und wählt.", (28:68) und: "Allah tut, was Er will.", (14:27).





4. Die Schöpfung: Ein Muslim, eine Muslima besitzt den Iman, dass Allah das gesamte Universum und alle Lebewesen erschuf. Ebenso hat Er sämtliche ihrer Handlungen erschaffen, wie Er im Quran sagt: „wo doch Allah euch und das, was ihr tut, erschaffen hat?“, (37:96).


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Das heißt, alles, was geschieht, geschieht durch Seine Erlaubnis, die des Schöpfers,: „Allah ist der Schöpfer von allem, und Er ist Sachwalter über alles.“, (Az-Zumar 39:62). Allah gibt dem Menschen die Fähigkeiten, zwischen Gut und Schlecht unterscheiden zu können und lässt ihn aus dieser Fähigkeit heraus entscheiden. Al-Qadar steht nicht im Widerspruch zum freien Willen des Menschen. Denn dieser kann frei entscheiden, ob und wie er etwas tun oder unterlassen möchte, ob er Allah gehorcht oder Sünden begeht, ob er Menschen freundlich oder unfreundlich behandelt usw. Wenn jemand jedoch beispielsweise zittert, so geschieht das ohne seinen Willen.


Über den freien Willen des Menschen sagt Allah: "Das ist der wahrhaftig (eintreffend)e Tag. Wer nun will, nimmt zu seinem Herrn eine Heimkehr.", (An-Naba´ 78:39) und "Allah erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. Ihr kommt (nur) zu, was sie verdient hat, und angelastet wird ihr (nur), was sie verdient hat.", (Al-Baqara 2:286). Das heißt, die Menschen haben von Allah die Fähigkeit erhalten, eigenverantwortlich zu handeln.


Ein Muslim hat keinen Einwand gegen Al-Qadar, wenn er arm oder schwach ist, weil er weiß, dass krank oder gesund sein, groß oder klein, arm oder reich sein zum Al-Qadar Allahs gehören, und Er lässt jedem zukommen, was Er will. Der Iman an Al-Qadar verlangt, dass man sich um alles bemüht, und wenn man Erfolg hat, so ist das ein Teil der Vorherbestimmung Allahs. Und wenn jemand in einer Sache scheitert, resigniert er nicht, sondern übt Geduld, weil er weiß, dass es sich um Al-Qadar handelt. Allah, subhana, sagt: "Kein Unglück trifft ein auf der Erde oder


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bei euch selbst, ohne dass es in einem Buch (verzeichnet) wäre, bevor Wir es erschaffen – gewiss, dies ist Allah ein Leichtes-, damit ihr nicht betrübt seid über das, was euch entgangen ist, und euch nicht (zu sehr) freut über das, was Er euch gegeben hat. Und Allah liebt niemanden, der eingebildet und prahlerisch ist...", (Al-Hadid 57:22-23).


Ein Muslim, eine Muslima weiß, dass alles, was für ihn/sie als Al-Qadar feststeht, eintreten wird und alles, was für ihn/sie nicht feststeht, nicht eintreten wird. Der Gesandte Allahs , sagte: "...Strebe nach dem, was dir nützt, bitte Allah um Beistand und sei nicht untätig! Sollte dir etwas passieren, dann sage nicht: Wenn ich doch nur dies und jenes getan hätte! Sondern sage: Allah hat es bestimmt, und was Sein Wille ist, macht Er. Denn „wenn“ öffnet dem Satan die Tür.“, Sahih Muslim, Nr. 2664. Ferner besitzen die Muslime den Iman, dass alles, was mit der Vorherbestimmung festgelegt ist, eben in der bestimmten Menge und Art und Weise eintreten wird. Bezüglich der Frage Maryams (Marias), wie sie ein Kind bekommen konnte, sagt Allah im Quran: "Sie (Maryam) fragte: Mein Herr, wie sollte ich ein Kind haben, wo mich (doch) kein menschliches Wesen berührt hat? Er (der Engel,) antwortete: So (wird es sein); Allah erschafft, was Er will. Wenn Er eine Angelegenheit bestimmt (qada‘), so sagt Er zu ihr nur: `Sei!` und so ist sie.", (Al-i-Imran 3:47).


Deswegen empfahl der Gesandte Allahs Ibn Abbas:


„...Wenn du jemanden bittest, dann bitte Allah. Wenn du Hilfe suchst, dann suche Hilfe bei Allah. Und du musst wissen: Wenn die gesamte Menschheit beschließt, dir in einer Sache zu nutzen, wird sie dir nur in dem nutzen, was


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Allah bereits für dich niedergeschrieben hat, und wenn sie beschließt, dir in einer Sache zu schaden, wird sie dir nur in dem schaden, was Allah bereits für dich niedergeschrieben hat. Die Schreibfedern sind erhoben und die Tinte ist getrocknet.“9


Aus einer anderen Überlieferung: „Bewahre Allah, dann findest du Ihn bei dir. Kenne Allah in Wohlstand, dann kennt Er dich in der Not. Wisse, was dich verfehlte, sollte dich nicht treffen. Was dich aber trifft, hätte dich nicht verfehlt...“


Alle Ereignisse geschehen nach dem Willen Allahs, ob die Menschen es wollen oder nicht; sie können sie nicht beeinflussen, wie zum Beispiel die Geburt eines Menschen, wann er stirbt, sein Geschlecht, seine Eltern, ob er schön oder weniger schön, klug, dumm, groß oder klein sein wird. Ein Muslim ist mit dem zufrieden, was Allah für ihn bestimmt hat. Allah, ta´ala, sagt: "Und dein Herr erschafft, was Er will, und wählt. Ihnen steht es aber nicht zu, zu wählen. Preis sei Allah! Erhaben ist Er über das, was sie (Ihm) beigesellen.“, (Qasas 28:68).


Ein Mumin übt Geduld in allen Angelegenheiten - wenn er beispielsweise krank wird oder jemand aus seinem Familienkreis verstirbt - weil er weiß, dass seine Geduld ihn mittels Al-Qadar von seinen Sünden befreit. Allah sagt: "Wenn Allah dir Unheil widerfahren lässt, so kann es keiner hinwegnehmen außer Ihm. Und wenn Er für dich etwas Gutes will, so kann keiner Seine Huld zurückweisen.


9 Authentisch: Sahih Aldschami3 7957, At-Tirmidhi 243, in Mishkat Almasabih 5302 als sahih eingestuft.


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Er trifft damit, wen Er will von Seinen Dienern. Er ist der Allvergebene und Barmherzige.", (Hud 11:107).


Der Mensch muss sich erst vor Allah verantworten, wenn er sich ohne Zwang für etwas entschieden hat und seine geistigen Fähigkeiten nicht eingeschränkt sind.


Er zwingt ihnen keine Handlungen auf, um sie danach zu bestrafen. Das geziemt der Gerechtigkeit Allahs nicht. Vielmehr lässt Er sie mit ihrem begrenzten Wissen eigene Entscheidungen treffen. Aus diesem Grund tragen dann die Menschen am Tage der Auferstehung die Verantwortung für ihre freiwillig verrichteten Taten.


Allah hat zwei Wege geschaffen, den des Guten und den des Bösen. Er sagt: "…und ihn (den Menschen) beide Hochebenen10 geleitet?", (Al-Balad 90:10), und Er befiehlt den Menschen, den geraden Weg zu beschreiten und verspricht denjenigen, die ihm gehorchen, eine große Belohnung. Und Er warnt die Menschen vor Kufr und in die Irre zugehen, wofür Er ihnen eine harte Strafe androht. Allah will, dass Seine Diener den Weg des Guten, des Imans, wählen. Er sagt: "Wenn ihr ungläubig seid, so ist Allah eurer unbedürftig, obgleich Er mit dem Unglauben für Seine Diener nicht zufrieden ist.", (Az-Zumar 39:7) und "Und sag: (Es ist) die Wahrheit von eurem Herrn. Wer nun will, der soll glauben, und wer will, soll ungläubig sein.“, (Al-Kahf 18:29) und "Wir haben ihn (den Menschen) ja den (rechten) Weg geleitet, ob er nun dankbar oder undankbar sein mag.“, (Al-Insan 76:3).


10 D.h.: den breiten Weg des Guten und den des Bösen. Übersetzung des Edlen Quran, Elyas & Bubenheim.


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Ein Muslim eine Muslima weiß, dass Allah die Versorgung und das Alter jedes Einzelnen bestimmt hat und keine Seele sterben wird, bevor sie ihre Versorgung vollständig verbraucht hat. Allah sagt: "Und im Himmel ist eure Versorgung und das, was euch versprochen wird. Beim Herrn des Himmels und der Erde, das ist gewiss so wahr, gleichermaßen wie ihr reden könnt.", (Ath-Thariat 51:22-23). Ein Muslim ist beruhigt, wenn er weiß, dass niemand seine Versorgung zurückhalten kann und sagt, was Al-Hassan Al-Basri, rahimahullah, sagte: "Als ich wusste, dass kein anderer meine Versorgung nehmen kann, war mein Herz beruhigt." Doch ein Muslim bleibt nicht untätig und wartet nicht, bis diese Versorgung kommt. Er darf die Asbab (Ursachen) nicht vernachlässigen, die die Versorgung mit sich bringen. Das gehört zu Allahs, Al-Qadar. Hätten die Sahaba (Gefährten) es nicht so verstanden, wären sie nicht in dem Eifer gewesen, in dem sie sich stets befanden und wären damit nicht solche Vorbilder geworden. Sie waren ununterbrochen für das Gute tätig, wie ein Bienenstock. Und was die Resultate ihrer Bemühungen anbelangte - dabei verließen sie sich stets auf Allah.


Wenn der Mensch sich bemüht, Tawakull übt und sich dabei auf Allah verlässt, wird ihm Allah reichlich geben. Der Gesandte Allahs sagte: „Wenn ihr auf Allah vertraut, mit aufrichtigem Vertrauen, wird Er für euren Lebensunterhalt sorgen wie Er für die Vögel sorgt.


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Morgens fliegen sie mit leerem Magen aus und abends kehren sie mit vollem Magen zurück.“11


Sie verlassen ihr Nest und fliegen aus, wie es in diesem Hadith heißt. Sie bleiben nicht untätig, sondern bemühen sich. So sollte man seinen Lebensunterhalt immer auf Halal-Wegen verdienen, während man darauf vertraut, dass Allah die Versorgung ermöglicht.


Ein Muslim, eine Muslima besitzt den Iman, dass die Vorherbestimmung Allahs und Seine Geheimnisse der Plan für Seine Schöpfung ist, worüber Er keinen Engel und keinen Gesandten etwas wissen ließ. Aus diesem Grund wäre es naiv, sich mit dem begrenzten menschlichen Verstand und Horizont darüber zu vertiefen.


Zu den Eigenschaften Allahs gehört, dass Er absolut gerecht ist und Seine allumfassende Gerechtigkeit keine Grenzen kennt. Daher geziemt es Allah nicht, dem Menschen gegenüber ungerecht zu sein, ihm eine Tat aufzuzwingen und ihn dafür zu bestrafen. Wenn einem Menschen etwas anderes von Satan eingeflüstert wird, soll er sich daran erinnern, dass Allah ihm nicht einmal im Gewicht eines Stäubchens Unrecht zufügen würde; so wird sein Herz beruhigt. Denn Allah braucht absolut niemanden, keine Gottesdienste bringen Ihm etwas, und keine Sünden schaden Ihm - wie es in einem langen


11 Von At-Tirmidhi berichtet, und er betrachtet ihn als hasan Hadith. Alsilsila Alsahiha 310, und Sahih Aljami3 5254


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Hadith-Qudsi12 in dem Sahih-Werk Sahih Muslim schön erläutert wird.


Argumente der Menschen, die Schlechtes tun und dann behaupten, ihr Verbrechen sei von Allah gewollt, hört man immer wieder. Sie rechtfertigen sich damit, dass sie kein Kufr oder Sünden begehen würden, wenn Allah dies nicht wollte. Es ist richtig, dass Allah alles verhindern kann, jedoch hat Er jeden Menschen mit der Fähigkeit ausgestattet, sich für das Gute zu entscheiden und danach zu handeln. Das Absonderliche ist, dass sie mit Al-Qadar nur im Falle von Sünden argumentieren, aber nicht bei guten Taten, was das Manko in ihren Ansichten zeigt. Denn Allah hat diesen Menschen keinen Blick auf die wohlverwahrte Tafel gewährt, weshalb sie ja aufgrund ihrer freien Entscheidung Übles begehen, da sie nicht wissen können, was Allah für sie als Al-Qadar bestimmt hat. Wenn der gleichen Person aber etwas genommen wird, wird sie es beharrlich und mit ganzer Kraft zurückverlangen. Allah erwähnt solche Typen wie folgt: "Diejenigen, die (Ihm) beigesellen, werden sagen: 'Wenn Allah es gewollt hätte, hätten wir (Ihm) nichts beigesellt, und (auch) nicht unsere Väter, und wir hätten nichts verboten. Ebenso haben diejenigen vor ihnen (ihre Gesandten) der Lüge bezichtigt, bis sie Unsere Gewalt kosteten. Sag: Habt ihr (irgendein) Wissen, das ihr uns


12Sahih Muslim, 2577. Hadith-Qudsi: ein heiliger Hadith, in dem Allah, ta´la, etwas gesagt hat, wobei der Gesandte Allahs , mitteilt, was ihm von Allah offenbart wurde, was jedoch nicht Teil des Qurans ist.


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vorbringen könnt? Ihr folgt ja nur Mutmaßungen, und ihr stellt nur Schätzungen an. Sag: Allah hat das überzeugende (wörtlich: das durchdringende) Beweismittel. Wenn Er gewollt hätte, hätte Er euch fürwahr allesamt rechtgeleitet.“, (Al-An´am 6:148-149) und: "Und sie sagen: Wenn Der Allerbarmer gewollt hätte, hätten wir ihnen nicht gedient. Sie haben kein Wissen davon; sie stellen nur Schätzungen an.", (Az-Zuchruf 43:20).


Ein Muslim rechtfertigt eine üble Tat nicht mit Al-Qadar.


Einst wurde dem Befehlshaber der Gläubigen, Umar Bin Al-Chattab, ein Dieb vorgeführt, welchen er fragte, warum er Diebstahl begangen habe. Dieser antwortete, dass es Allahs Al-Qadar sei. Da sagte Umar: "Schlagt ihn mit dreißig Peitschenhieben, dann schneidet ihm die Hand ab." Man fragte nach dem Grund der Peitschenhiebe. Er antwortete: "Seine Hand soll wegen des Diebstahls abgeschnitten werden, und geschlagen soll er werden, wegen seiner Lüge Allah gegenüber." Dieser Mann machte eine gefährliche Aussage, indem er Al-Qadar für seinen Diebstahl verantwortlich machte, was Allah gegenüber eine große Lüge ist. Deshalb bestrafte ihn Umar nicht nur für den Diebstahl, sondern auch für seine ungeheuerliche Lüge.


Ein Muslim glaubt daran, dass alles, was ihm geschieht


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oder von ihm ausgeht, Allah bekannt und bereits niedergeschrieben ist, dass es passieren wird. Somit ist Allahs Wissen علم انكشاف وليس علم اجبار das Wissen der Einsicht und keine zwanghafte Ausführung einer Handlung eines Menschen. Weitere Erläuterungen dazu, wie Umar und andere Sahaba Al-Qadar verstanden, sind im Kapitel Medizin zu finden, insbesondere unter den Ahadith 2218 und 2219 in Sahih Muslim.


Tirmidhi überliefert, dass der Gesandte Allahs , einen Beduinen, welcher die Moschee betrat und sein Kamel zuvor nicht angebunden hatte, darauf aufmerksam machte: „Binde erst dein Kamel an und mache dann Tawakkul (d.h., auf Allah vertrauen)“. Als man den Gesandten Allahs , fragte, ob medizinische Behandlungen erlaubt seien, antwortete er: „Sie (die Medizin) ist ein Teil des Al-Qadar." Und in einem anderen Hadith, der ebenfalls von Tirmidhi berichtet wurde, sagte er : „Lasst euch medizinisch behandeln, denn Allah, Der Erhabene und Majestätische, erschuf keine Krankheit, ohne dass Er dafür auch eine Medizin erschuf, außer einer Krankheit: Das Altern." Es gilt sogar als Sünde, wenn man gegen Krankheit oder Hunger nichts unternimmt.


Der Gesandte Allahs pflanzte das richtige Verständnis und den Iman an Al-Qadar, welcher viele Früchte birgt, in die Herzen seiner Gefährten, so dass sie verstanden, dass der Iman eines Muslims nicht vollständig sein wird, ehe er daran glaubt, dass das, was ihn trifft, ihn niemals hätte


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verfehlen können, und das, was ihn verfehlt, ihn niemals hätte treffen können. Durch Ibn Abbas lehrte er uns:





Ibn Abbas berichtete, dass er eines Tages (auf einer Reise) hinter dem Propheten saß, als dieser sagte:


„O Junge! Ich lehre dich (einige) Worte: Bewahre15 Allah, so wird Er dich bewahren. Bewahre Allah, so wirst du Ihn vor dir finden. Wenn du jemanden bittest, dann bitte Allah. Wenn du Hilfe suchst, dann suche Hilfe bei Allah. Und du musst wissen: Wenn die gesamte Gemeinde beschließt, dir in einer Sache zu nutzen, sie dir nur in dem nutzen wird, was Allah bereits für dich niedergeschrieben hat, und wenn sie beschließt, dir in einer Sache zu schaden, sie dir nur in etwas schaden wird, das Allah bereits für dich niedergeschrieben hat. Die Schreibfedern sind abgesetzt und die Tinte ist getrocknet.“16


Aus einer anderen Überlieferung, außer bei At-Tirmidhi:





15 Befolgung Seiner Gebote und Vermeidung Seiner Verbote.


16 Authentisch: Sahih Aldschami3, 7957, Sahih Tirmidhi 243, als sahih eingestuft in Mishkat Almasabi7, 5302


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„Wisse, was dich verfehlte, sollte dich nicht treffen. Was dich aber trifft, hätte dich nicht verfehlt.“


Aus diesem Grund besitzt ein Muslim, eine Muslima in Bezug darauf stets innere Ruhe und lebt ein stressfreies Leben. Denn der Gesandte Allahs, sagte:


„Die Angelegenheit des Gläubigen ist zu bewundern; denn alle seine Angelegenheiten sind gut und dies ist bei niemandem so außer bei einem Gläubigen. Wenn ihm also etwas Erfreuliches widerfährt und er (Allah) dankt, ist das gut für ihn, und wenn er einen Schaden erleidet und Geduld übt, so ist das gut für ihn.“17


In einem Unglück sieht ein Muslim Allahs Al-Qadar, was mit Geduld zu ertragen ist, weil dahinter eine große Weisheit stehen kann und nur Allah weiß, was diese Weisheit und was die Zukunft bringt. Allah sagt: "Aber vielleicht ist euch etwas zuwider, während es gut für euch ist, und vielleicht ist euch etwas lieb, während es schlecht für euch ist. Allah weiß, ihr aber wißt nicht.", (Al-Baqara 2:216). Außerdem erhofft sich ein Muslim, eine Muslima, dass ein Unglück eine Tilgung für seine/ihre Sünden ist.


Der Muslim, die Muslima mit dem Iman an Al-Qadar kennt keinen Neid und schaut nicht, mit welchen Gaben Allah andere Menschen versorgt hat, weil alles der Besitz Allahs ist, und Er manchen gibt und manchen vorenthält: "Sag: O Allah, Herr der Herrschaft, Du gibst die Herrschaft, wem Du willst, und Du entziehst die Herrschaft, wem Du willst. Du machst mächtig, wen Du willst, und Du erniedrigst, wen Du willst. In Deiner Hand


17 Authentisch: Sahih Muslim 2999


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ist (all) das Gute. Gewiß, Du hast zu allem die Macht.", (Al-i-Imran 3:26).


Die Dschabariya-Sekte الجبرية


Von den irregeleiteten Sekten behauptet die Dschabariya, dass der Mensch keinen eigenen Willen besäße, keine Wahl hätte und somit für seine eigenen Taten nicht verantwortlich sei. Diese18 unterlassen das Handeln, weil sie der Meinung sind, dass sie nichts unternehmen bräuchten, wenn sie sowieso gezwungen sind und Al-Qadar sie in der gleichen Form lenke wie sie gelenkt werden, wenn sie keine Kontrolle über ihr Zittern besitzen. Somit hätten sie keine Kontrolle über ihre Taten, gleich einem Baum, der durch den Wind hin und her bewegt wird.


Die Qadariya-Sekte القدرية


Sie leugnen die Voraussicht Allahs und behaupten, der Mensch sei vollkommen unabhängig und Allah wisse nicht im Voraus, was sich in der Zukunft ereignen wird. Der Gesandte Allahs sagte über sie:





"Die Qadariya sind die Madschus (Magier, Feueranbeter) dieser Umma. Wenn sie krank werden, besucht sie nicht, und wenn sie sterben, beteiligt euch nicht an deren Begräbnis.", (Sahih Dschami´). Damit meint der Gesandte Allas dass die Qadariya ähnliche Ansichten wie die altpersischen Feueranbeter haben. Denn die Madschus dachten, dass alles Gute ein Werk des Lichtes sei und alles


18 Ein weiterer Irrglaube der Dschabariya liegt darin zu leugnen, dass man Allah am Tage der Auferstehung sehen kann.


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Schlechte ein Werk der Finsternis. Somit glaubten sie, es gäbe zwei Kräfte und beide hätten die gleiche Stärke.


Die Ahlul Sunna أهل السن ة


Sie haben eine klare Aqida, nämlich, dass der Mensch einen freien Willen besitzt, mit welchem er eine Wahl treffen kann. Und mit diesem ihm verliehenen Willen wird er gerechterweise für seine guten Taten belohnt und für die schlechten bestraft beziehungsweise wird ihm verziehen, wenn Allah es will oder, wenn er sie bereut, sonst wäre er nicht zum Ablegen der Rechenschaft verpflichtet. Allah sagt: "Allah erlegt keiner Seele mehr auf, als sie zu leisten vermag. Ihr kommt (nur) zu, was sie verdient hat, und angelastet wird ihr (nur), was sie verdient hat...", (Al-Baqara 2:286).


Ohne Leistungen werden keine Erfolge erzielt. Kein Ladenbesitzer würde je etwas verkaufen, wenn er zu Hause bliebe und sein Geschäft nicht öffnen würde. Doch Allah hat für ihn bestimmt, was und wieviel er verkaufen wird, welchen Gewinn er machen oder ob er überhaupt gut dort ankommen wird, und nicht unterwegs stirbt. Wer glaubt, er bekomme ein Kind ohne Frau, der irrt sich. Man braucht nur den Quran und die Sunna aufzuschlagen, welche mit Befehlen gefüllt sind, die die Aussage der Dschabariya الجبرية nichtig machen. Zum Beispiel: Seid Wahrhaftig, lügt nicht, tötet nicht, gebt den Armen, unterjocht die Waisen nicht, fahrt den Bettler nicht an, ermahnt, bereut, verzeiht einander, übt Geduld, bittet um Vergebung, lästert nicht, seid freundlich, betet, fastet, vollzieht die Pilgerfahrt, lernt, heiratet usw., und verlasst euch dabei auf Allah und wisset, dass das Vorauswissen


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eine Eigenschaft Allahs neben vielen Seiner Eigenschaften ist, von denen die Menschen lernen müssen, damit sie Allah so dienen und verherrlichen wie Er es verdient hat. Es gibt leider viele Widersprüche zwischen den Ibadat und dem Verhalten vieler Menschen. Unter anderem, weil sie unter Unwissenheit über die Eigenschaften Allas leiden, nicht um Seine Fähigkeiten über Seine Schöpfung wissen und weder Seine Barmherzigkeit kennen noch wissen, was Er von uns will. Er will, dass wir rechtschaffene Taten verrichten, weil Er möchte, dass wir ins Paradies eingehen, und die Hölle und die Taten, die dorthin führen meiden.


Er bestimmt Dinge für uns, und Er will Dinge von uns. Was Er für uns bestimmt hat, wissen wir nicht. Weshalb also beschäftigen wir uns mit dem, was Er vor uns verborgen hat und vernachlässigen, was Er uns gezeigt hat und von uns verlangt?


So zum Beispiel das Beten, Menschen gegenüber gütig sein, die Wahrheit sprechen, sein Wissen erweitern, niemandem Unrecht zufügen usw.


Alle Voraussetzungen der Rechtleitung begegnen dem Menschen immer wieder, doch er lehnt sie ab, und seine Hartnäckigkeit lässt ihn nicht nach der Wahrheit suchen, um ihr dann zu folgen, wenn er sie gefunden hat. Er wird irgendeinen Weg, statt den Weg der Rechtleitung, wählen. Doch in Seinem unendlichen Wissen ist auch die Kenntnis darüber vorhanden, dass der Soundso zur Welt kommen und die Wahl haben wird, Gutes zu tun und infolgedessen ins Paradies zu gelangen oder Schlechtes zu tun und ins Höllenfeuer zu gelangen. Denn Er ist der Allwissende.


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Es gibt Dinge, auf die wir keinen Einfluss haben und Dinge, bei denen wir eine Wahl haben. Und weil Allah gerecht ist, wird Er uns nur für Dinge zur Rechenschaft ziehen, zu denen wir eine freie Wahl hatten. Deshalb wird ein Tier oder ein Mensch, der unzurechnungsfähig ist, oder ein Kind nicht für seine Taten bestraft.


Das unsere Taten bereits auf der Lawhul Mahfud niedergeschrieben sind, heißt jedoch nicht, dass wir zu unseren Taten gezwungen sind beziehungsweise wir ohne unser Zutun dazu gezwungen werden, gut oder schlecht zu sein. Ein gutes Beispiel für dieses Thema ist auch, dass ein Lehrer bereits vor der Prüfung, die sein Schüler schreiben wird, mindestens einschätzen kann, ob er bestehen oder durchfallen wird oder es gar weiß. Und Allah, da Er der Allwissende ist, weiß durch Seine Allwissenheit noch besser, welcher Mensch wie handeln wird. Und dies hat er vor Beginn unserer Existenz bereits niedergeschrieben. Er ist unser Schöpfer und weiß wie wir funktionieren, so wie ein Ingenieur weiß, wie sein von ihm erschafftes Werk funktioniert und wo die Stärken und Schwächen liegen. Der Mensch ist mit der Fähigkeit erschaffen worden, eine Wahl zu treffen und danach zu handeln.


Es gibt jedoch auch Dinge und Ereignisse, bei denen der Mensch keine Wahl hat beziehungsweise er kein Wissen über sie besitzt. Dies ist das Vorauswissen und die Bestimmung Allahs, bei der man inne halten sollte. Der Gesandte Allahs sagte:





„.. und wenn Al-Qadar erwähnt wird, dann haltet inne!“, also diskutiert mit eurem begrenzten Horizont nicht über


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so eine gewaltige Sache; fügt euch vollkommen und haltet inne. Denn letztlich macht Allah möglich, was Er will, und deshalb liegen im Iman an Al-Qadar auch viele Früchte.


Die Früchte des Imans an Al-Qadar:


Zu den Früchten des Imans an Al-Qadar gehört, dass der wahrhaftige Mumin frei ist und seine Freiheit genießt, weil er nicht demütig wird außer vor Allah. Er fügt sich vor niemandem außer vor Allah, er fürchtet nichts und niemanden außer Allah. Derjenige, bei dem dies der Fall ist, wird auch den geraden Weg wählen und daran festhalten. Und er ruft zum Weg seines Herrn mit Weisheit, schöner Ermahnung und Güte. Er übt Geduld, wenn Menschen ihn verletzen, ihm Gewalt antun und Lügen über ihn verbreiten. Denn gewalttätige Menschen haben das Leben und die Versorgung der Menschen nicht in ihrer Hand. Was auch immer sie entscheiden, können sie ihre Taten nur mit der Erlaubnis Allahs ausführen, Der sie für all ihre Taten zur Rechenschaft ziehen wird; wobei wir, wie zuvor bereits angesprochen, wieder bei dem freien Willen und der Wahl zwischen Gut und Böse angelangt sind. Deswegen ist unwahrscheinlich, dass sich im Herzen des Guttuenden im Gewicht eines Stäubchens Furcht befindet, während er an Al-Qadar Allahs glaubt.


Al-Qadar treibt die Krankheit und Niedrigkeit des Neides, welcher Hass unter den Menschen schürt, aus dem Herzen des Menschen. Ein Muslim, eine Muslima neidet niemandem das, was Allah einem anderen an Versorgung und Vorzügen in dieser Dunya gewährt hat. Denn mit seinem Neid protestiert der Neider gegen Allah, dass Er den einen mehr als den anderen gibt. Ein Muslim will das


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Gute für jeden Menschen, so wie er das Gute für sich selbst wünscht, und seine Nächstenliebe ist in allen Bereichen des Lebens vertreten. Bekommt er, was er sich wünscht, dankt er Allah für Seine Huld. Bekommt er nicht, was er sich wünscht, dann übt er Geduld, und wird nicht pessimistisch und neidisch.


Der Iman an Al-Qadar füllt und stärkt die Herzen mit dem Mut, sich schwersten Hindernissen zu stellen, den Tadel des Tadlers nicht zu fürchten. Außerdem gewinnt man an Intensität, Qualität und Weisheit in allem, was man macht, kennt in der Verteidigung und dem Erlangen von Rechten für Unterdrückte keine Angst. Den Tod fürchtet man mit dem Wissen, dass man nur dann sterben wird, wenn die Ajal (Frist) eingetreten ist, nicht mehr; denn man wird keine Sekunde früher oder später sterben als es einem bestimmt ist.


Wer den Iman an Al-Qadar besitzt, trägt stets eine gewisse Ruhe in sich und lässt sich nicht so schnell aus der Reserve locken, wenn sich jemand einem anderen gegenüber falsch verhält. Wird man beispielsweise beschimpft oder wird einem die entgegengebrachte Güte mit Schlechtem gedankt, tut man umso mehr Gutes, weil man sich die Belohunng seiner Geduld von Allah erhofft. Man verzeiht rasch und vergisst den Schmerz darüber.


Der Iman an Al-Qadar bringt viele vorzügliche Eigenschaften mit sich. Darunter, dass man stets Hilfe bei Allah sucht, jedem gegenüber bescheiden ist, sich immer bemüht und dann auf Allah vertraut. Man ist großzügig und hat keine Angst, arm zu werden, hilft den


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Mitmenschen und investiert viel seiner Zeit und seines Wissens auch für sie. Mit Freundlichkeit ist man stets bemüht, Freude in den Herzen anderer Menschen zu verbreiten. In Bezug auf das Verrichten guter Taten, befindet man sich in einem Marathonlauf, der von dem Bewusstsein begleitet ist, dass der Tod dich in jedem Moment überraschen kann.


Der Iman an Al-Qadar ist die beste Medizin für Traurigkeit, Sorgen und sogar für psychische Krankheiten. Denn "wisse, was dich verfehlte, sollte dich nicht treffen. Was dich aber trifft, hätte dich nicht verfehlt.“


Weitere Ahadith sind im Kapitel 46 Sahih Muslim (Übersetzung Jotiar Bamarni) – Vorherbestimmung - zu finden. Das Lesen weiterer Aqida-Werke, die sich mit Al-Qadar beziehungsweise allen sechs Säulen des Imans ausführlicher befassen, ist empfehlenswert.


Verbesserungsvorschläge oder Textanforderung von: bamarni@gmx.de



 



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