Saumya, Ex-Hindu, Indien
Wenn sich dir die Wahrheit enthüllt, und du stehst ihr von Angesicht zu
Angesicht gegenüber, wie lange kannst du dann ablehnen, sie anzunehmen? Wie
lange kannst du vor ihr davonrennen und sie leugnen?
Es kommt ein Punkt in deinem Leben, da musst du dich von allen Ketten
befreien, die dich davon abhalten, dem Wahren Ruf zu folgen.
Es ist ein Augenblick, in dem nichts anderes bedeutungsvoll und gleichwertig
erscheint, wie der Ruf des Allmächtigen Gottes und Sein Weg der Freiheit,
Glückseligkeit und Zufriedenheit.
All die Lügen, mit denen du gelebt hast, beginnen zu verblassen und dein
Glaube als Ungläubiger fällt um wie ein Stapel Karten. Und du wirst Zeuge eines
großartigen Moments, eines Momentes, in dem dir die Schönheit des Islam
gewahr wird.
Dann nimmst du dir keine Zeit, sondern nimmst ihn an. Du musst nur einen
mutigen Schritt machen, den gesellschaftlichen Druck und die
Meinungsverschiedenheiten weniger fürchten. Denn du solltest immer für die
Wahrheit kämpfen und fest dazu stehen, egal ob es gegen deine Verwandtschaft
ist.
Ich erinnere mich an den Tag, als ich in meinem Zimmer vor dem Spiegel
stand, unbestimmt schaute, versuchte nach etwas zu suchen, aber die Antwort
nicht fand. Zurück blickend kann ich sagen, ich bin nie Atheist gewesen, ich habe
immer an Gott geglaubt und als Hindu hat Er für mich in tausend Formen existiert:
von einem Stein bis zu einem Baum, von einem Baum zu einem Fluss, von einem
Fluss zu einem Brunnen (das ist lustig aber wahr). Sie alle waren für mich
Objekte der Anbetung, wie mir von meiner Familie und anderen Traditionen
gesagt wurde.
Ich war stolz darauf, ein Polytheist zu sein, dachte, dass alle Dinge, die Gott
geschaffen hat, es wert seien, angebetet zu werden und dass ein Teil Gottes in
ihnen existiere, in jedem einzelnen Ding, daher seien sie alle es wert, angebetet zu
werden. Es konnte eine Kuh, ein Baum, ein Fluss (wie ich bereits sagte, auch ein
Brunnen) sein, Götzen und sogar menschlicher Wesen.
Ich verabscheute den Islam dafür, dass er in diesen Dingen so starr und
eigensinnig ist. Ich fand, dass Muslime starr sind, in der Vergangenheit leben,
während sich die Welt weit von ihnen weg bewegt. Für mich waren alle ihre
Ansichten unvernünftig (weil ich nie nach Vernunft gesucht hatte), impraktikabel,
grausam und veraltet.
Vielleicht war es nicht mein Fehler, es war mir beigebracht worden, es so zu
betrachten. Es war eine vorgefasste Vorstellung, die ich von dieser Gesellschaft
geerbt hatte, die oft ein negatives Bild vom Islam besitzt.
Mein erstes Zusammentreffen mit dem Islam war in der High School, wo die
Mehrheit meiner Klassenkameraden Muslime waren und während der Freistunden
pflegten wir über den Islam zu diskutieren (vor allem wegen der anti-islamischen
Propaganda der Hindu-Organisationen nach dem 11.September und der Unruhen
von Gujarat).
Während dieser Gespräche versuchten sie, verschiedene Missverständnisse zu
beseitigen, die ich bezüglich des Monotheismus, Frauenrechten, ihrer Stellung und
anderer bekannter Mythen hatte.
Doch es überzeugte mich nicht, ich behielt diese Ansichten und meinen Stolz
darauf, Polytheist zu sein. Obwohl ich nicht mehr gegen Muslime
voreingenommen war, bewegten mich die Leiden von Menschen, die von uns
waren, die einfach starben, weil sie einen anderen Glauben praktizierten. Ich
wurde in meinen Ansichten weltlicher.
Ich verdanke es hauptsächlich Arya Samaj, einer Hinduorganization, die
glaubt, dass Hinduismus Monotheismus predigt, und keine Rituale und
Götzenanbetung billigt, dass ich Monotheist geworden bin. Nachdem ich unter
ihren Einfluss geraten bin, hörte ich damit auf, Götzen anzubeten, Rituale
irgendeiner Art zu verrichten und zu den Tempeln zu gehen.
Diese sind die Schritte, die ich unternommen habe, um letztendlich mein
Reiseziel zu erreichen, das der Islam ist. Obwohl Arya Samaj seine eigenen
Fehler hat, fand ich mich in demselben System wieder; wo Rituale und
Feueranbetung zu einem integralen Bestandteil wurden.
Das Lesen von Vedas, Manu Smiriti und anderen Schriften verwirrte
mich. Sie alle waren philosophisch, nichts materielles, dass mir dabei helfen
konnte, eine präzise Antwort auf meine alltäglichen Fragen zu finden.
Als ich auf dem College Rechte studierte war das erste mal, dass mir die
Klarheit des Islam dämmerte. Es war nur ein kleiner Kurs des Familienrechts –
hinduistisches Recht und islamisches Recht in Bezug auch Heirat, Scheidung,
Erbfolge usw.
Während das hinduistische Recht von allerlei Formalitäten, Verwirrungen,
Meinungsunterschieden und fehlender Stabilität durchlöchert war, war das
islamische Recht dagegen klar, präzise und sicher.
Meine Ansicht änderte sich über Nacht. Was ich als starr empfunden hatte,
erschien mir nun stabil. Dies weckte meine Neugier in dieser Hinsicht; ich
verbrachte Stunden damit, mit Freunden zu reden, die mir über den Islam zu
erzählen pflegten.
Ich las verschiedene Linke und nahm an Forumsdiskussionen teil. Meine
Ansicht über den Islam begann, sich zu verändern, was sich wiederspiegelte, wenn
ich mit meinen Freunden sprach oder diskutierte.
Natürlich wurde diese Veränderung von ihnen nicht gewürdigt, sie warnten
mich vor der sogenannten Gehirnwäsche, deren einziges Ziel darin bestand, die
Hindus zum Islam abzulenken.
All dies pflegte mich zu stören, ich fürchtete ihre
Meinungsverschiedenheit. Ich fühlte mich, als würde ich meine Freunde und
meine Familie verraten, indem ich tue, womit sie nicht einverstanden waren.
Doch wie ich schon vorher sagte, wie lange kann man vor der Wahrheit
davonrennen? Man kann nicht mit einer Lüge leben und akzeptieren, dass die
Wahrheit Mut benötigt. Und wie der Heilige Qur´an sagt:
“O ihr, die ihr glaubt, seid auf der Hut bei der Wahrnehmung
der Gerechtigkeit und seid Zeugen für Allah, auch dann,
wenn es gegen euch selbst oder gegen Eltern und Verwandte
geht. Ob der eine reich oder arm ist, so ist Allah beiden näher;
darum folgt nicht der persönlichen Neigung, auf dass ihr
gerecht handeln könnt. Und wenn ihr aber (die Wahrheit)
verdreht oder euch von (der Wahrheit) abwendet, so ist Allah
eures Tuns kundig. ” (Quran 4:135)
Und an jenem Tag verschwanden die Ängste einfach, denn wenn ich nicht
konvertiert wäre, dann hätte ich es vermutlich nie getan. Ich wäre in der
Komplexität der materiellen Welt hängen geblieben, in der uns falsche Emotionen
davon abhalten, das Richtige zu tun.
Auch wenn meine Freunde und Familienangehörigen es noch nicht wissen,
doch ich werde es ihnen früher oder später erzählen, und ich hoffe, inschaAllah
(wenn Gott will), dass sie meine Entscheidung akzeptieren werden.
Alhamdulillah, ich bin heute Muslim, ich versuche, immer mehr über den
Qur´an und die Richtlinien des Propheten Muhammad, Gottes Segen sei auf ihm,
zu lernen. InschaAllah werde ich auf Seinem Weg besser gehen.
Mit der Hilfe weniger Freunde und einer Organisation habe ich gelernt zu
beten, ich bete 5 mal am Tag alhamdulillah. Ich bitte Gott, mir mehr Kraft zu
geben, damit ich immer fest zu meiner Entscheidung stehen kann.