Radko, Ex-Atheist, Tscheche
(teil 1 von 2): Vom Atheismus zum Christentum
Ich kannte einmal einen Atheisten, der behauptete, er hätte nie an die Existenz
Gottes geglaubt. Seiner Meinung nach wird erwartet, dass Gläubige Menschen
mit schwachem Charakter seien, die die Notwendigkeit fühlten, eine Krücke für
ihre Unfähigkeit und Faulheit zu finden, daher gingen sie zur Kirche. Er regte sich
auf, wenn man über Religion diskutierte und er den Gegenüber nicht mit seinen
Argumenten überzeugen konnte. Er verachtete die Gläubigen auf eine fast
hysterische Art. Er hatte allerdings einen sehr guten Freund, der an Gott
glaubte. Sie verabredeten keine Diskussion über Religion anzufangen, wenn sie
zusammen sind.
Eines Tages nahm dieser Mann, vielleicht in einem seltenen Augenblick der
Schwäche, eine Einladung seines Freundes an, seine Kirche zu besuchen. Für sich
selbst lachte er bei dem Gedanken daran, inmitten der Massen zu sprechen, und
lachen und mit erhobenem Zeigefinger von der Kanzel aus auf die Gläubigen
zeigend. Wie auch immer, wir wissen, Gott arbeitet auf mysteriöse Weise. Er
ging zur Kirche, stand in den hinteren Bankreihen und starrte die betenden
Menschen an.
Die Messe begann, und er warf ihnen allen einen sarkastischen Blick zu. Dann
begann die Predigt und dauerte etwa 15Minuten. Plötzlich wallten ihm mitten in
der Predigt die Tränen über die Wangen. Ein seltsames Gefühl der Freude und des
Glücks wusch seine Feindseligkeit weg, ein Gefühl, das seinen ganzen Körper
verschlang. Nach der Messe gingen die beiden Freunde zusammen. Sie waren
still bis zu dem Augenblick, wo sich ihre Wege trennten, da fragte er seinen
Freund, ob sie mal wieder zusammen zur Kirche gehen könnten. Sie verabredeten
sich für den nächsten Tag.
Es ist möglich, dass du vermutet hast, ich sei der dickköpfige Atheist
gewesen. Ich hatte gläubigen Menschen gegenüber nichts gefühlt, außer
Geringschätzung und Hass. Doch nach dieser Predigt 1989 als der Priester
erklärte, warum dass wir nicht andere beurteilen dürfen, wie wir nicht beurteilt
werden wollen, nahm mein Leben plötzlich eine dramatische Wende.
Ich fing an, regelmäßig zu den Gottesdiensten zu gehen, und ich war durstig
nach Informationen über Gott und Jesus Christus. Ich nahm an Treffen mit
christlichen Jugendlichen teil, wo wir unsere spirituellen Erfahrungen
austauschten. Ich fühlte mich wiedergeboren. Plötzlich fühlte ich den Bedarf, in
der Gesellschaft von Gläubigen zu sein. Ich musste die vergangenen 18 Jahre
nachholen.
Ich bin in einer atheistischen Familie aufgewachsen, die außer dass sie mich
taufen lassen haben, keinen Versuch unternommen haben meine spirituelle
Entwicklung zu fördern. Ich kann mich daran erinnern, in der sechsten Klasse
gewesen zu sein, als uns ein Genosse von der kommunistischen Partei geschickt
wurde, um uns zu erklären, warum Gott nicht existiert. Ich erinnere mich daran,
wie ich jedes seiner Worte aufnahm. Was meinen Fall betrifft, so brauchte man
mich nicht zu überzeugen. Ich glaubte alles, was er sagte. Seine Arroganz, seine
Geringschätzung und sein Hass Gläubigen gegenüber wurde der meine. Doch nun
musste ich all jene Jahre nachholen.
Ich traf mich mit einem Priester und anderen, die mich in diese neue Richtung
wiesen. Ich hatte so viele Fragen, die sie beantworteten. Später musste ich einen
großen Fehler erkennen: ich nahm alles ohne nachzudenken oder zu überlegen
an. Ich konnte sagen, dass sie mir die Dinge auf eine “nimm es, wie es ist” – Art
erklärten, aber das war nicht fair von ihnen. Es war tatsächlich mein Fehler. Ich
habe weder über ihre Worte nachgedacht, noch habe ich kritisch gedacht. Dies hat
mir später viele Komplikationen verursacht. Rückblickend glaube ich, ein
wichtiger Faktor, der mein Verhalten beeinflusst hat, war mein Alter. Ich war zu
jung, um Dinge, die so ernst und kompliziert sind wie Glaube wirklich zu
verstehen.
Ich wünschte mir, ein guter Christ zu werden und Gott weiß, dass ich es
wirklich sehr stark versuchte. Doch mit der Zeit konnte ich nicht über die
Widersprüche, die in der Bibel zu finden sind, hinwegsehen, wie das göttliche
Wesen Jesus´ und das Konzept von der Erbsünde. Priester versuchten meine
Fragen zu beantworten, aber schließlich wurde ihre Geduld strapaziert. Mir wurde
gesagt, dass solche Dinge im Glauben akzeptiert werden müssen und diese Fragen
seien reine Zeitverschwendung und dienten nur dem Zweck, mich von Gott zu
distanzieren. Bis zum heutigen Tag erinnere ich mich an den Streit mit einem
spirituellen Führer, ein Ereignis, das meine Selbst-zerstörerischen Tendenzen
wieder geweckt hatte. Vielleicht hatte ich doch nicht recht gehabt. Ich war jung.
Wie ich Muslim wurde
Mein Weg zum Islam war keineswegs leicht. Du könntest denken, da ich vom
Christentum enttäuscht gewesen bin, hätte ich sogleich den Islam als meinen
Glauben angenommen. Das hätte sehr einfach sein können, aber alles, was ich
vom Islam wusste, waren Dinge, wie dass Muslime Gott Allah nennen, dass sie
anstatt in der Bibel im Qur´an lesen und dass sie jemanden mit Namen
Muhammad anbeten. Auch dachte ich, ich sei noch nicht bereit, den Islam
anzunehmen.
Also zog ich mich von der Kirchengemeinde zurück und behauptete, ein solo-
Christ zu sein. Ich fand allerdings heraus, dass auch wenn ich die Gemeinschaft
der Gläubigen oder die Kirche nicht vermisste, Gott so tief in meinem Herzen
´siedelte´, dass ich Ihn nicht gehen lassen konnte. Ich versuchte es nicht
einmal. Ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich glücklich, Gott zu haben und hoffte
Ihn auf meiner Seite zu haben.
Später fing ich an, eine Dummheit nach der anderen zu begehen, ein Leben des
Luxus und der Lust zu führen. Mir war nicht bewusst, dass ein solcher Weg mich
von Gott weg zur Hölle führen würde. Einer meiner Freunde sagte, dass du den
Tiefpunkt erreichen musst, um den Boden unter den Füßen zu spüren. Genau das
geschah mir. Ich bin wirklich tief gefallen. Ich kann mir nur vorstellen, wie Satan
mit offenen Armen auf mich gewartet haben muss, doch Gott hatte mich nicht
aufgegeben und gab mir eine andere Chance.
(teil 2 von 2): Ein gesätes Korn wächst groß und stark
Im Juli 2001 traf ich einen jungen Mann vom Irak. Sein Name war
Ibrahim. Wir sind ziemlich schnell ins Gespräch gekommen. Er erzählte mir,
dass er Muslim sei, und ich antwortete, ich sei Christ. Ich fürchtete, es könnte ein
Problem sein, dass ich Christ bin, aber da habe ich mich geirrt. Ich war froh, mich
geirrt zu haben. Es war interessant, dass ich nicht Muslim werden wollte und er
versuchte nicht, mich zu Konvertieren.
Auch wenn ich Muslime für eine exotische Gruppe hielt, hatte ich Interesse,
mehr über den Islam zu erfahren. Es war eine gute Gelegenheit, mehr zu
lernen. Mir wurde klar, dass ich einen Mann vor mir hatte, der mir viel über den
Islam beibringen konnte, daher nahm ich meinen Mut zusammen, um ihn zu
bitten, genau dies zu tun. Dies war mein erstes Treffen mit dem Islam, in der Tat
mein erster Schritt. Nach einiger Zeit trennten sich unsere Wege, und ich habe ihn
nicht wieder gesehen. Doch die Saat war gesät.
Ich erinnere mich daran, einmal ein Interview mit Mohammad Ali Silhavy
(einem alten tschechischen Muslim) gelesen zu haben, und ich bemühte mich,
seine Adresse herauszufinden und ihm einen Brief zu schreiben. Dann kam der
11. September. Aufgrund des politischen Klimas dachte ich, es könnte nicht die
passende Zeit sein, mit Mr. Silhavy Kontakt aufzunehmen. Also befand ich mich
in einer Sackgasse.
Ungefähr zwei Monate später fand ich den Mut, Mr. Silhavy einen langen
Brief zu schreiben. Nach einer Weile antwortete er und schickte mir ein Päckchen
mit islamischer Literatur und Broschüren. Er teilte mir mit, dass er die Islamic
Foundation in Prag von mir informiert und sie gebeten hatte, mir die Übersetzung
des Qur´an zu schicken. Also war dies mein Anfang. Schritt für Schritt lernte ich,
dass der Islam keine militante Religion ist, sondern ganz im Gegenteil, er ist eine
Religion des Friedens. Meine Fragen wurden beantwortet.
Aufgrund bestimmter Umstände entschloss ich mich erst drei Jahre später, Mr.
Silhavy zu besuchen. Er zeigte viel Geduld, als er mir verschiedene Dinge
erklärte und schlug vor, ich sollte die Moschee von Brno (Tschechische Republik)
besuchen. Als ich zur Moschee von Brno kam, befürchtete ich, man würde mich
als Fremden, als Außenseiter betrachten. Ich war höchst überrascht, als das
Gegenteil der Fall war. Ich traf K. und L., sie waren die ersten Personen, die mir
halfen. Natürlich traf ich auch noch andere Brüder, die mich auf die herzlichste
Weise willkommen geheißen haben.
Ich fing an, mich in alle Aspekte des Islam zu vertiefen, und ich fand heraus,
wie verständlich und logisch der Islam ist. Nach und nach lernte ich, zu beten und
heute meistere ich das Gebet ohne Probleme, sogar auf arabisch. Ich gab eine
schlechte Gewohnheit von mir auf , die mit dem Islam nicht vereinbar war. Ich
war ein Spieler gewesen, und wirklich ein sehr guter. Es war ein schwerer Kampf
mit mir selbst, doch mit Gottes Hilfe habe ich diesen Kampf gewonnen.
Wenn ich mein Interesse am Islam je angezweifelt habe oder ob ich in der
Lage sein würde, als Muslim zu leben, wusste ich, dass mein Interesse beständig
war und dass ich mich als einer von ihnen betrachtete. Mag sein, dass es ziemlich
leicht aussieht, aber ich habe diesen inneren Kampf wieder mit Gottes Hilfe
gewonnen. Ich habe sorgfältig darüber nachgedacht, bevor ich mich definitiv
entschieden habe, den Islam anzunehmen. Um ehrlich zu sein, das ganze Jahr
2003 und den Anfang von 2004 war ich mir nicht vollständig sicher, ob ich damit
zurecht kommen würde. Schließlich entschied ich mich definitiv. Ich bin nicht
mehr dieser junge Mann aus den 90ern.
Aus diesem Grund fühle ich mich heute glücklich, weil ich Muslim geworden
bin. Ich bin letzten Endes frei, ich habe noch immer Unzulänglichkeiten, aber ich
versuche, mich zu bessern. Ich glaube, dass Gott mir helfen wird. Jetzt höre zu,
was ich dir erzählen will, und bedenke diese Verpflichtung: Ich glaube in meinem
Herzen, und erkläre mit meinen Worten, dass es keinen Gott gibt, außer Gott und
dass Muhammad sein Gesandter ist.