Artikel

Iman Yusuf, Ex-Katholikin, USA


(teil 1 von 4)


Die Konvertierung zum Islam von jedem Menschen ist immer ein Anlass zu


Verwunderung und die größte Gnade, die Allah denen zukommen läßt, die Er


liebt. Aber in meinem Fall war es noch so viel mehr. Es war wirklich ein


Wunder, alhamdulillah (aller Lobpreis gebührt Gott).


Noch bevor ich das Wort Islam überhaupt gekannt hatte, oder was genau ein


"Muslim" ist, hat Allah mich durch meine Fitrah (die von Gott gegebene


natürliche Veranlagung) dazu geleitet, mit meinem Herzen und meinem Verstand


herauszufinden, wie genau Er wollte, dass ich lebe. Es ist eine erstaunliche


Geschichte und aller Lobpreis gebührt Dem Einen, Der mich rechtgeleitet hat.


Angefangen im Sommer 1981 wurde mir dieses Geschenk des Islam langsam


über einen Zeitraum von einem Jahr am tiefsten und herausforderndsten Punkt


meines Lebens gewährt.


Ich wurde in den USA geboren und dort wuchs ich auch auf, meine


Urgroßeltern allerdings stammten aus Deutschland und Österreich.


Ich war fromm römisch-katholisch – fromm, was das Praktizieren und


Glauben von ganzem Herzen angeht. Meine Ehe war ein Fehlschlag,


hauptsächlich aufgrund der Tatsache, dass mein Mann nicht nur nicht katholisch,


sondern auch noch Atheist war.


Obgleich mich dies störte, war es kein Grund für ernsthafte Probleme in


meiner Ehe gewesen, bis meine Tochter 1979 geboren wurde. Von diesem Punkt


an wurde sie zu einer beständigen Quelle der Frustration und des Schmerzes.


Während er mir erlaubte, sie zu taufen, war er nicht besonders davon angetan,


sie irgendwie religiös zu erziehen. Keine Diskussion berührte ihn oder erinnerte


ihn daran, dass er bei unserer Hochzeit in der Kirche ein Papier unterschrieben


hatte, wo er versprach, alle Kinder, die aus dieser Ehe geboren würden, als


Katholiken zu erziehen.


Er lehnte einfach die Vorstellung ab, dass sie an eine Gottheit glauben würde,


und er fing an, sich nicht nur über meinen Glauben lustig zu machen, sondern auch


über Gott.


Ich vereinbarte ein Treffen mit einem Priester, den ich seit Jahren kannte, in


der Hoffnung, er könne mich in dieser Angelegenheit beraten. Er spendete mir


wenig Trost. Ich fühlte, dass er dieses Thema nicht so ernst nahm wie ich es tat.


Er schien mehr darum besorgt zu sein, meine Ehe zu retten, als um das Thema


des Glaubens meiner Tochter. Er konnte den Schmerz nicht nachvollziehen, den


ich jedes Mal verspürte, wenn mein Ehemann Gott verfluchte oder über Ihn Witze


machte.


Auch verstand er nicht, wie vernichtend dies für meine Tochter sein würde, die


eine fürchterlich gemischte Botschaft erhalten würde, wenn sie aufwuchs. Ich


fürchtete den Tag, an dem mein Ehemann uns auch noch daran hindern würde, zur


Kirche zu gehen.


Irgendwie entgleiste unser Gespräch in eine andere Richtung, und wir fingen


an, über die Prinzipien des Katholizismus zu diskutieren. Obwohl ich mich jetzt


nicht mehr so genau daran erinnere, stellte ich eine Frage über die Trinität.


Ich erhielt eine Standard-Antwort…drei Götter in einer göttlichen Person. Als


ich weiter nachbohrte, wurde der Priester unruhig und informierte mich darüber,


dass ich, wenn ich solche Fragen stellen würde, wohl überhaupt keinen Glauben


besäße.


Obgleich ich seine Reaktion heute verstehe – sie kam aufgrund der Tatsache,


dass er keine bessere Erklärung für dieses "Mysterium" geben konnte als ich – war


ich damals schockiert und verletzt.


Ich fühlte mich, als wäre ich buchstäblich von der Kirche ausgestoßen


worden. Mit einer unschuldigen Frage und dem Wunsch, Gott näher zu kommen,


wurde ich zu einer Person abgestempelt, die gar keinen Glauben hat.


Ich beeilte mich, auszutreten und dachte lange und tiefgründig über die


Bemerkungen des Priesters nach. Ich wollte seine Meinung von mir einfach nicht


akzeptieren. Ich wußte, dass ich eine Person mit starkem Glauben und


Gottvertrauen war, und kein Mensch konnte mich vom Gegenteil überzeugen.


Aber von jenem Augenblick an betrachtete ich mich nicht mehr als


Katholikin. Es gab so viel Unruhe in der Kirche, und die Menschen verließen die


Kirche in Scharen. Obwohl ich es mir nie hätte vorstellen können, war ich


plötzlich einer von ihnen.


Ohne zurückzublicken begann ich, nach der Wahrheit zu suchen. Ich


versuchte kurz, die Bibel zu lesen und zu studieren – ein Buch, von dem ich


erstaunlich wenig Wissen hatte. Katholiken konzentrieren sich mehr auf den


Katechismus der Kirche als auf Bibellesungen.


Ich fand die Bibel schwer zu verstehen, unzusammenhängend, und mit wenig


Rechtleitung darüber, wie ich mein tägliches Leben führen sollte. Sie schien mir


eher wie ein Buch voller Geschichten.


In der Hoffnung, mich geirrt zu haben, nahm ich Kontakt zu einer ansässigen


christlichen Kirche auf und fragte, ob ich an religösen Unterrichtsstunden


teilnehmen dürfe. Meine erste Teilnahme war auch meine letzte. Sie waren


evangelisch und und konzentrierten sich stark auf das Sprechen mit "Zungen" und


das Erhalten des "Geschenks" des Heiligen Geistes.


Das war einfach zu weit entfernt für mich. Ich brauchte eine Religion, die ich


durchgehend in meinem Herzen behalten konnte, nicht etwas, bei dem ich mit


Geistern und toten Sprachen jonglieren musste.


Daraufhin wandte ich mich dem Judentum zu, von dem mir immer erzählt


worden war, sie sei die "wahre" und erste Religion des Menschen. Bald schon


fand ich mich auch aus diesem Club ausgestoßen, da ich nicht von einer jüdischen


Mutter geboren war.


Obwohl eine Konversion möglich war, wird diese von den Juden selbst nicht


anerkannt, insbesondere von den orthodoxen. Desweiteren war es diese


Vorstellung der Juden, dass sie das auserwählte Volk Gottes seien, der mir


Schwierigkeiten bereitete.


Ich konnte mir keinem Gott vorstellen, der seine Religion nur für diejenigen


erreichbar macht, die in sie hineingeboren wurden und dann ohne Rücksicht auf


ihre Taten – gut oder schlecht, sollten nur die Menschen aufgrund ihres


Geburtsrechts im Himmel zugelassen sein. Es schien nicht gerecht zu sein, und


ich war mir sicher, dass Gott nichts anderes als gerecht ist.


Und so begann ein Wirbelwind der Erforschung einer jeden Religion, die ich


finden konnte. Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, Konfuzius, Hare


Krishna…ich studierte sie alle und lehnte sie immer schneller ab. Ich betrachtete


alles, außer dem Islam. Ich wußte nicht einmal, dass er existierte.


Und ich verstand auch den Grund aus dem Allah mir gestattete, erst andere


Glaubensrichtungen zu erforschen. Denn als ich dann schließlich den Islam fand,


war ich 100% sicher, dass es die richtige Religion war.


An diesem Punkt war ich sehr deprimiert. Ich befand mich mitten in der


Scheidung und lebte wieder zuhause, für meinen kranken Großvater


sorgend. Meine geliebte Großmutter, meine beste Freundin auf der Welt und die


einzige wahre "Mutter", die ich je gekannt hatte, war im vergangenen Winter


unerwartet verstorben, und meine Mutter interessierte sich nicht für meine Suche


nach Erleuchtung. Ich fühlte mich so allein.


Ich versuchte, die Rückkehr zum Vollzeit-Kollege, eine aktive Tochter, einen


kranken Großvater, Haushalt und das schlimmste von allem, die Entfernung von


Gott, unter einen Hut zu kriegen. Ich hatte keine Vorstellungen mehr übrig, nur


die Gewissheit, dass es einen Gott gibt. Ich war ein weißes Blatt.


Jede vorige Vorstellung von Gott hinweggefegt, außer der Sicherheit, dass Er


existiert, und darauf allein aufbauend, betete ich zu Ihm, immer wieder, und ich


flehte immer um Seine Rechtleitung.


Über eine quälende Periode von einigen Monaten hinweg versuchte ich auf


meiner Reise, Ihn zu finden, logisch zu denken. Wenn es einen Gott gab, dachte


ich, dann besaß Er mit Sicherheit Seine eigene Art und Weise, auf die Er von uns


wollte, dass wir Ihn kennen.


Eine Art, nach der wir Ihn wahrhaftig anbeten und Verbindung zu Ihm


aufnehmen konnten, indem wir Ihn zu einem konstanten Teil unseres täglichen


Lebens machten, nicht nur zu etwas, das einmal wöchentlich unternommen und


für den Rest an die Seite gelegt wird.


Aber vor allem sagte ich zu mir selbst, Ein Gott, Ein Weg. Alle diese


Religionen hatten einen Anspruch auf Gott, allerdings verschiedene Wege. Nein,


ich konnte nicht akzeptieren, dass es andere Wege zu Gott geben kann, als nur


einen. Ich mußte nur diesen einen Weg finden.


(teil 2 von 4)


Ferner kam ich zum Schluss, dass der Weg Gottes für alle Menschen sein


müsse, für alle Zeiten. Keiner ist besonders, keiner auserwählt und keiner


ausgeschlossen. Weder von denen, die jetzt leben, noch von denen, die vor uns


dahingegangen sind, noch diejenigen, die uns nachfolgen werden.


Ich konnte nicht an einen gnädigen Gott glauben, Der Seine Religion nicht für


die gesamte Menschheit bekannt gemacht hätte. Irgendwie, ganz am Anfang, bei


der Schöpfung Adams, musste es ein "Geheimnis" geben. Irgendetwas, das ich


ganz am Anfang übersehen hatte, war der Schlüssel zu allem.


Es gab Probleme in meiner Familie. Mein Bruder, der jünger war als ich, war


bereits Alkoholiker. Er war mental instabil und neigte zu Wutanfällen. Meine


Mutter schlug sich aber bei jeder Konfrontation immer auf seine Seite. Ich war


außerordentlich gestresst. Ich musste das Kollege verlassen, weil ich mich nicht


richtig auf meine Studien konzentrieren konnte.


Ich haste auch, meine Tochter im Kindergarten lassen zu müssen, um am


Unterricht teilzunehmen. Ich wollte ganz für sie da sein. Meinem Großvater ging


es Tag für Tag schlechter – eines Morgens nachdem meine Mutter zur Arbeit


gegangen war, setzte er seinen Sessel in Brand, weil seine Zigarre zwischen die


Sessel gefallen war.


Ich dachte, ich träume, als ich den Rauchmelder des Hauses brummen


hörte. Selbst der beißende Geruch des Rauchs weckte mich nicht auf. Die


"Mommy, Mommy" – Rufe meiner Tochter aus ihrem Kinderzimmer holten mich


schließlich aus dem Bett.


Ich öffnete die Tür meines Schlafzimmers zu einem Haus voller Rauch. Ich


nahm sie aus dem Bettchen, weckte meinen Bruder und wir verließen das


Haus. Die Feuerwehr kam, aber zu der Zeit hatte mein Bruder bereits den


glimmenden Sessel in den Hof getragen.


Er hatte erst meinen Großvater aus dem Weg räumen müssen, denn er saß


davor auf dem Boden und versuchte, den Sessel zu löschen, indem er den Stuhl


mit einer Messlatte schlug. Es war offensichtlich, dass mein Großvater jetzt mehr


Aufsicht benötigte, als jeder von uns leisten konnte.


Da fing meine Mutter an, ernsthaft daran zu denken, ihn in ein Pflegeheim zu


schicken. Und so wurden meine "Dienste" nicht mehr gebraucht. Sie teilte mit


unmissverständlich mit, dass ich ausziehen müsse. Es gab keinen Platz mehr in


ihrem Leben für mich oder meine Tochter...


Ohne Großvater, um den sich gekümmert werden muss, und mit meinem


Bruder, der sich meistens außerhalb betrank, fand meine Mutter, dass sie mehr


Zeit mit ihrem Freund verbringen wolle. Sie fühlte, es sei an der Zeit, "das Leben


zu leben, das sie wollte".


Ich war geschockt. Mein Ehemann und ich waren noch im Prozess der


Scheidung. Ich konnte keine Sozialunterstützung erhalten, weil ich noch mit ihm


verheiratet war. Wenn ich es versucht hätte, hätten sie sich zuerst wegen dem


Unterhalt an ihn gewendet – etwas von dem ich keinen Penny je sah.


Er drohte mir, wenn ich versuchte, Unterhalt für unsere Tochter von ihm zu


erhalten, dann würde er um das Sorgerecht kämpfen. Seine Freundin stand hinter


ihm, drängte ihn noch. Ich wußte nicht, wie ich überleben sollte, bis ich eine


Arbeit fand. Und dies bedeutete wieder, mein Kind in einen Kindergarten zu


stecken.


Es war beängstigend, sich so allein zu fühlen und ohne Lösung in


Aussicht. Ich fing an, mich zu fühlen, als sei ich die einzige gesunde Person


zwischen lauter Irren, auch wenn ich auch das manchmal anzweifelte.


Ich fühlte mich, wie ein quadratischer Pfeiler, der in ein rundes Loch


gehämmert wurde. Ich schien einfach nicht in die Familie zu passen, seitdem


meine Großmutter verstorben war und ich wurde langsam aus ihrer Einheit


ausgestoßen. Verzweifelt wandte ich mich wieder zu Gott und flehte um


Antworten auf meine Probleme.


Eines Tages befand ich mich allein zuhause. Meine Tochter war mit ihrem


Vater und meine Mutter und mein Bruder waren woanders. In der Stille meines


Schlafzimmers hatte ich das starke Bedürfnis zu beten. Aber wie ? Ich stand in


der Mitte des Raumes und wusste nicht einmal, wo ich beginnen sollte.


Ich stand, als würde ich horchen, versuchen, etwas Rechtleitung in dieser


einfachen Angelegenheit des Gebets zu erhalten. Mir kam die Idee, wenn ich mit


Gott sprach, dann musste ich rein sein. Wie von einer fremden Kraft getrieben,


eilte ich ins Badezimmer um zu duschen. Ich duschte mich vom Kopf bis zu den


Zehen.


Zurück in meinem Zimmer stand ich wieder, auf etwas wartend – oder auf


jemanden – der mir sagte, was ich als nächstes tun solle. Wieder wurde ich zu der


Antwort geführt – ich fühlte das Bedürfnis, mich zu bedecken – vollständig.


Ein langärmliges, knöchellanges Kleid anzuziehen, reichte nicht. Ich fühlte,


ich müsse meine Haare ebenfalls bedecken. Ich wickelte ein langes Tuch um


meinen Kopf und starrte in den Spiegel – ich war zufrieden mit meiner


Erscheinung. Und auch wenn ich keine Vorstellung davon besaß, was ein Muslim


ist oder wie er sich bekleidet, trug ich da im Grunde das Hijab.


Jeder, der den Islam kennt, h'tte gedacht, ich sei ein Muslim, der sich auf das


Gebet vorbereitet. Aber gepriesen sei Gott, zu jener Zeit wusste ich überhaupt


nichts vom Islam.


So hatte ich mich für das Gebet gekleidet und hatte noch immer keine


Vorstellung davon, was ich als nächstes tun solle. Ich drehte mich zum Fenster


und stand einfach da, schaute nach draussen in den sonnigen Tag. Was nun? Ich


wollte nicht knien - das war zu sehr wie in der Kirche.


Ich wollte mich demütig zeigen vor Ihm, suchte eine Stellung, die meine


vollständige Unterwürfigkeit zu meinem Schöpfer ausdrückte (merke dir das Wort


Unterwürfigkeit – das ist wichtig). Die einzige Idee die ich hatte, war mich flach


auf den Boden zu legen.


Wieder kamen Bilder aus der Kirche in den Sinn, wenn sogenannte Priester


und Nonnen ihren Eid ablegten, flach auf dem Boden liegend, die Arme zu den


Seiten ausgebreitet, im Grunde die Form eines Kreuzes. So sehr ich mich auch


vor meinem Schöpfer demütig zeigen wollte, ich wusste einfach nicht, wie ich es


tun sollte.


Letztendlich kam ich auf den Gedanken, dass ich mich auf meine Knie


niederknien und mein Gesicht auf den Boden legen musste. Bevor ich dies


allerdings tat, dachte ich, der Boden sei vielleicht nicht sauber genug, obwohl


mein Schlafzimmer sauber war, fühlte ich den Bedarf, mich auf etwas Reinem


niederzuwerfen.


Neben mir auf dem Bett meiner Tochter war ein kleines Deckchen, das ich für


ihren Kinderwagen gehäkelt hatte. Sie hatte, wie ich später feststellte, genau die


gleiche Größe wie ein islamischer Gebetsteppich. Und es war gerade frisch


gewaschen! Da nahm ich das Deckchen und legte es vor mir auf den Teppich.


Und erstaunlicherweise lernte ich später, dass dies genau die Richtung der


Kabah war, der Richtung in die die Muslime beten. Befriedigt, dass alles gut war,


ließ ich mich auf die Knie fallen, dann ließ ich meinen Oberkörper auf meine


Hände nieder und legte mein Gesicht auf den Boden.


Ich bekomme Tränen in den Augen und ein Schauer durchfährt mich, wenn ich


mich an diesen Tag erinnere. Wenn ich mir mich selbst in diesem Zimmer


vorstelle, in dieser Position und sehe, dass ich exakt genau wie eine Muslima


bekleidet gewesen bin. Subhan Allah (Allah ist weit entfernt von jeglicher


Unvollkommenheit) wie gnadenvoll Gott doch war, mir diesen Weg zu weisen!


In dieser Position f[hlte ich, als h'tte ich eine Verbindung zu Gott, ich weinte


und flehte Ihn an, wieder und wieder, mir den Weg zu zeigen, wie Er wollte, dass


ich glaube... die Art wie ich Leben sollte.


Die Tränen hörten nicht auf. Ich fühlte mich schließlich so, als hätte ich an


jenem Tag eine große Wahrheit gefunden. Ich brauchte nur die Leerzeichen


aufzufüllen. Und dank der Rechtleitung und der Gnade meines gloreichen Herrn


würde ich bald alle Antworten finden.


Da meine Mutter noch immer an ein Pflegeheim für meinen Großvater dachte


und ich noch immer gezwungen war, nach einem neuen Platz zum Leben zu


suchen, kam Thanksgiving auf uns zu und ich war noch immer zuhause.


(teil 3 von 4)


Meine Mutter war mit Reisevorbereitungen beschäftigt und irgendwie


verliefen die Tage nach außen hin friedlich. Aber in meinem Inneren vergaß ich


nicht einmal eine Minute lang mein Anliegen, meine Religion zu finden.


Nach Thanksgiving begann die übliche Vorweihnachtszeit, und ich wurde von


einer Freundin eingeladen, an einer Versammlung von Kollegestudenten in einem


Restaurant teilzunehmen. Wir waren eine große Gruppe und beim Dinner saß ich


neben einem Mann aus Nigeria, der an der Universität Pittsburgh an seinem


Doktorgrad arbeitete.


Ich war von seiner Kleidung fasziniert – einem nigerianischen nativen Gewand


- sein Kopf war von etwas bedeckt, das aussah wie eine größere Version von einer


jüdischen Yarmulke. Er besaß ein freundliches Gesicht und ein strahlendes


Lächeln und wir begannen, über Schule zu reden.


Als es darum ging, das Dinner zu bestellen, fragte er, ob ich ihm mit dem


Menu helfen könne. "Ich kann kein Schweinefleisch und keinen Alkohol


nehmen", erklärte er mir, und ich stimmte froh zu. Nachdem wir unsere Essen


bestellt hatten, fragte ich ihn, warum er kein Schweinefleisch und keinen Alkohol


konsumieren würde. "Wegen meiner Religion", antwortete er lächelnd.


―Und welche Religion ist das?‖ fragte ich weiter. ―Ich bin Muslim‖,


antwortete er.


Lichter, Glocken und Pfeifen klangen in meinem Kopf. Das eine, von der ich


noch nicht gehört hatte, wurde mir klar. Ich war sehr gespannt darauf, mehr zu


hören. Nachdem ich bereits jede Religion unter der Sonne untersucht und


erforscht hatte, wußte ich ganz genau, was ich fragen wollte.


―Sage mir bitte, wenn es dir nichts ausmacht, welches die die wesentlichen


Glaubensgrundsätze deiner Religion sind. Was würdest du sagen, beschreibt deine


Religion am besten?‖ Ohne zu zögern lächelte er wieder und sagte: "Wir glauben,


es gibt nur einen Gott. Gott ist weder Teil einer Trinität, noch besitzt Er einen


Sohn. Er hat keinen Teilhaber. Gott ist Einer.‖


Es klang so einfach. Ich hatte kein Problem damit. Ich sagte ihm, das


verstehe ich. Wieder lächelte er. Dann fragte ich ihn, wie seine Religion zu


Frauen steht. Wie war ihre Stellung seiner Ansicht nach?


Da ich als Frau in einer Gesellschaft gelitten hatte, im der mir meine Religion


nur wenig Rechtleitung – oder Respekt – für Frauen geliefert hatte, hielt ich den


Atem an, als ich auf seine Antwort wartete. Ich wollte so sehr etwas hören, das


mich zufrieden stellte!


Wieder antwortete er schnell. "Frauen sind im Islam den Männern


gleichgestellt. Sie haben im Grunde denselben Status und dieselben


Verpflichtungen wie die Männer. Und sie erhalten dieselbe Belohnung und


dieselbe Strafe. Gleichberechtigt zu sein, bedeutet aber gleich zu sein." Männer


und Frauen wurden unterschiedlich geschaffen. Sie sind gleich, aber


verschieden.‖


Ich wollte wissen, wie sich die Unterschiede bemerkbar machen. Er


antwortete: "Bei der Ehe zum Beispiel... während eine muslimische Frau


zahlreiche Rechte besitzt – vielleicht noch mehr, als der Ehemann – das völlig für


sie gesorgt wird, ist sie auch verpflichtet, ihrem Ehemann zu gehorchen.‖


―Ihrem Ehemann gehorchen? Hmmmm. Was bedeutet das?" Er fing an zu


lachen. "Es war klar, das er dies schon erwartet hatte. "Es bedeutet", erklärte er


geduldig, "dass wenn eine Entscheidung zum Wohl der Ehe oder der Familie


getroffen warden muss, bei der der Mann seine Frau nicht um Rat oder um ihre


Meinung fragen kann, dann liegt die letzte Entscheidung bei ihm.


Sieh es mal so – als wäre die Ehe ein Schiff, das auf dem Meer segelt. Ein


Schiff kann nur einen Kapitän haben, der letztendlich für sein Wohlergehen


verantwortlich ist. Ein Schiff mit zwei Kapitänen würde sinken.‖


Er lehnte sich an und wartete auf meine Antwort. Mir fiel kein Argument auf


seine Aussage ein. Es war alles so sinnvoll. Ich hatte immertief in mir gefühlt,


dass der Ehemann die letzte Verantwortung für die Familie übernehmen


müsste. Ich war zufrieden – mehr als das – Freude verwandelte sich langsam in


Aufregung , als ich immer weiter über den Islam fragte.


Alles, was er mir erzählte, machte vollkommen Sinn. Und mitten in dieser auerordentlichen


Freude und dem Frieden, den ich versp[rte, wunderte ich mich,


warum ich noch nie zuvor etwas vom Islam gehört hatte. Subhan Allah, alles


geschieht zu Allahs Zeit.


Ich fragte ihn, wie ich mehr über diese Religion lernen könnte, und er bot mir


freundlich an, mich mit anderen Musliman von seiner Moschee bekannt zu


machen, die mir einen Quran geben und alle meine Fragen beantworten würden,


die ich habe. Er nahm meine Telefonnummer und versprach mir, mich


anzurufen. Ich war aufgeregt. Ich konnte nicht warten! Das war am Freitag, den


3.Dezember 1982.


Am nächsten Montagmorgen befand ich mich auf den Stufen der örtlichen


Bücherei und wartete darauf, dass sie öffneten. Ich nahm jedes Buch über den


Islam, wovon es leider nur wenige gab, zu jener Zeit und sie waren leider auch


nicht besonders akkurat, aber damals war mir das noch nicht bewusst.


Als ich das erste Buch aufschlug, began die Einleitung: "Islam bedeutet die


Ergebung unter den Willen Gottes…" Erstaunlich! Da war das Wort


"Ergebung"! Genau das Wort, das ich selbst benutzt hatte, bevor ich irgendetwas


darüber wusste.


Ich wusste nur, dass vollständige und gänzliche Ergebung in Gottes Weg nötig


war, um Frieden zu finden. Genau in diesem Augenblick wusste ich, dass ich die


Wahrheit gefunden hatte. Ich entlieh die Bücher und wartete wie auf glühenden


Kohlen darauf, dass Ahmed – der nigerianische Mann – wieder Kontakt zu mir


aufnehmen würde. Und wie versprochen, tat er das auch.


Mir wurde die Nummer einer Moschee und ein Kontaktname gegeben. Vor


Aufregung bebend, wählte ich und betete, dass jemand antworten würde. Und


jemand meldete sich. Der Mann, der am Telefon war, sagte mir in einem ziemlich


ausländischen Akzent, dass der Mann, nach dem ich fragte, gerade nicht da war.


Unerschütterlich erklärte ich ihm, dass ich sehr gerne mehr über den Islam


lernen wollte. Sofort hieß er mich willkommen, gab mir die Adresse und lud mich


ein, einfach vorbeizukommen, mit ihm zu sprechen und ein Quranexemplar zu


erhalten.


Ich war unsagbar aufgeregt. Ich machte einen Termin aus für später am Tag


und bereitete mich und meine Tochter sorgfältig auf das Treffen vor.


Ich muss jetzt lichen, wenn ich an diesen Tag denke. Ich wollte eine gute


Erscheinung abgeben. Daher zog ich einen Hosenanzug an, lockte meine Haare,


trug Make-up und Parfum auf und zog meiner einjährigen Tochter ihr süßestes


Kleid an!


Ich wu-te, dass wir ein neues Leben anfingen. Meine Tochter und ich –


zusammen – waren wir ein Team! Als ich ankam und das Gebäude betrat, war die


erste Person, die ich traf, eine muslimische Frau, die Niqab trug. Ich fand sie


exotisch fremd aussehend und wunderschön! Ich sagte ihr, dass ich dort war, um


einen Mann mit dem Namen Abdul Hamid zu treffen.


Sie wies mir freundlicherweise den Weg zu einem Treppenaufgang. "Sie


werden ihn oben antreffen" sagte sie in perfektem Englisch, was mich


erstaunte. Ich lernte also, dass der Islam keine "fremde" Religion war, sondern er


ist die am schnellsten anwachsende Religion auf der Welt. Es gab so vieles, das


ich noch nicht wusste. Aber eines war ich mir sicher: ich befand mich auf dem


Richtigen Weg.


Als ich das Büro betrat, wandten sich alle Köpfe in meine Richtung, dann


senkten sich die Blicke. Keiner sah mir in die Augen. Aber jeder fing an zu


lächeln! Warmes, glückliches und aufrichtiges Lächeln.


(teil 4 von 4)


Ein Mann kam auf mich zu, sprach auf einer fremden Sprache. Später fand ich


heraus, dass er sagte ―Mascha’Allah, mascha’Allah‖ als er kam, und er nahm


meine Tochter aus meinen Armen. ―Wie hübsch sie ist‖, rief er aus und fuhr damit


fort, sie den anderen vorzustellen.


Aus irgendeinem Grund hatte ich keine Angst vor dieser fremden Person, die


meine Tochter nahm. Er setzte sie oben auf den Tisch und gab ihr Kugelschreiber,


Bleistifte und einen Tacker – alles von dem er dachte, dass es sie vergnügen


könnte, dabei lachte er und versuchte, sie zum Sprechen zu bringen. Die anderen


Männer versammelten sich ebenfalls um sie herum und schließlich kam Abdul


Hameed, um mich zu begrüßen.


Ich reichte meine Hand, aber er tat so, als würde er sie nicht sehen – ah es gab


noch so vieles, das ich über die Umgangsformen zwischen den Geschlechtern im


Islam lernen musste – und er fing an, mich zu fragen, wie ich den Islam entdeckt


habe. Ich erzählte ihm kurz von Ahmed, dem Nigerianer, und er erläuterte mir die


Grundlagen des Islam.


Es verging mindestens eine Stunde und dann gab er mir ein Exemplar des


Qur´an, und riet mir, es nach Hause mit zu nehmen und zu duschen, bevor ich es


öffnete. Ich stimmte rasch zu. Er sagte, dass es gleich Zeit für das Gebet sei,


daher müsse er sich nun vorbereiten.


Ich dankte ihm, jedoch hatte ich noch ein letztes Anliegen. Ich wollte gern das


Gebet sehen. Da ich mit einem Atheisten verheiratet gewesen war, hatte ich


großes Interesse daran, diese Männer beten zu sehen. Ich fühlte immer, dass ein


Mann kein wirklicher Mann war, solange er nicht zu Gott betete.


Abdul Hamid sagte mir, ich könne das Gebet von der Rückseite der Moschee


aus beobachten, aber bitte ohne Geräusche zu machen. Wieder stimmte ich zu und


wir gingen die Treppen hinunter, wo er mich an die Rückseite eines leeren


Raumes, der nur mit schönen, üppigen Teppichen und einer Nische an der Wand,


einen freien Platz zuwies. Diese Nische, so lernte ich, wies in die Richtung für das


Gebet.


Als ich die Männer den Raum betreten sah, wurde ich von einem lauten


Geräusch aufgeschreckt. Allahu Akbar, Allahu Akbar! Als ich das hörte, fühlte


ich mich, als würde Eiswasser in meinen Venen zirkulieren. Es war, als ob mein


ganzes Wesen von diesem lauten, großartigen Ruf aufgeweckt wurde.


Obwohl ich kein Wort verstand, fühlte ich, dass er mich ansprach. Meine


Augen füllten sich mit Tränen und ich begann zu zittern. Ich kreuzte meine Arme


und umschlang mich selbst; ein Versuch, mich zu wärmen und zu beruhigen.


Meine Tränen flossen, als ich die Männer sich erst verbeugen und dann


sich niederwerfen sah, genau wie ich es lange zuvor an jenem sonnigen Tag in


meinem Schlafzimmer getan hatte. Ich war ehrfürchtig. Ich war überaus


hingerissen und bewegt. Mehr als das…ich war zuhause!


Im Laufe der paar nächsten Wochen traf ich mehr Muslime in der Moschee


und nahm Lektionen in Islam. Ich fing an, islamische Bekleidung für mich zu


nähen, obwohl ich sie nur in meinem Schlafzimmer anzog, wenn ich versuchte,


allein zu beten.


Ich begann, mich zu verändern. Ich hörte auf, Alkohol zu trinken und


weigerte mich, Schweinefleisch zu essen. Meine Persönlichkeit veränderte sich,


ich wurde ruhiger und stiller. Meine Mutter fragte über diese Veränderungen. Sie


dachte, ich sei deprimiert. „Du lachst gar nicht mehr―, sagte sie. Ich versuchte,


ihr zu erklären, dass ich sehr glücklich war – nur auf eine ruhigere Art.


Schließlich hatte ich den Mut, ihr über den Islam zu erzählen. Ich zeigte ihr


sogar dir Kleidung die ich genäht hatte und führte ihr ein Outfit vor. Sie wurde


wütend. Sie hasste die Bekleidung von vornherein.


Meine Mutter war immer eine High-Fashion Frau gewesen. Sie machte sich


über ihre Einfachheit und die Tatsache dass sie weit waren lustig. Sie dachte, sie


sehen wie Säcke aus. Ihre unfreundlichen Bemerkungen verletzten mich, aber sie


brachten mich nicht ab. Nichts würde mich vom Islam wegbringen.


Mein letztes Weihnachten bevor ich die Schahada sagte, war ein


Alptraum. Selbst während der Zeit wusste ich, dass dies Allahs Art und Weise


war, mich aus dem Dunkel des falschen Glaubens mit keinen guten Erinnerungen


scheiden zu lassen. Es waren trotzdem schwere Tage gewesen.


Meine Mutter war böse mit mir weil ich an dem Feiertag nicht teilnahm und


mein Bruder, betrunken wie immer, zerstörte in einem Wutanfall einige meiner


Sachen und drohte, mich zu töten.


Vorher hatte er mein Zimmer betreten und mich in meiner islamischen


Bekleidung gesehen. Obwohl er nicht religiös war – er ging nicht mal zur Kirche


– war er ebenfalls wütend über meinen Entschluss, Muslima zu werden. .


Je mehr sie sich aufregten, desto sicherer wurde ich, dass ich das Richtige


tat. Ich wollte einfach nicht länger die Leben leben, die sie führten.


Nach ein paar Monaten sprach ich mein Glaubensbekenntnis. An einem


Freitagabend im Frühling wurde ich Muslima. Dankbar und demütig nahm ich


das Geschenk des Islam an.


Meine Mutter bestand darauf, dass ich ihr Haus verlasse. Aber Allah hat in


Seiner unendlichen Gnade ein Heim für mich vorbereitet. An dem Abend, an dem


ich die Schahada ausgesprochen habe, bot mir ein ägyptischer Mann, der Zeuge


gewesen war, die Ehe an.


Mein Wali (Vertreter) — der Mann, der mir bei meinem ersten Besuch in der


Moschee meine Tochter vom Arm genommen hatte – fragte nach meiner


Meinung. Meine einzige Sorge war, ob er ein guter Gläubiger war. Mein Wali


hatte es bereits überprüft und er war es.


Innerhalb von 10 Tagen war ich verheiratet und lebte mit meiner Tochter in


meinem neuen Heim mit meinem Ehemann. Er erzog meine Tochter wie seine


eigene und alhamdulillah, wir bekamen danach noch zwei Söhne.


Das ist nun über 26 Jahre her und dass ich damit gesegnet worden bin, mein


Leben als Muslima zu leben. Die Jahre sind so schnell vergangen. Sie sind nicht


immer leicht gewesen, aber sie waren nichtsdestotrotz voller Segen.


Allah prüft diejenigen, die Er liebt, aber wie Er im Qur´an sagt: „wahrlich, mit


der Drangsal geht Erleichterung (einher)―. Und das hat sich als wahr erwiesen.


In der Zwischenzeit lebt meine Mutter – die sich zuvor von mir viele Jahre


lang distanziert hatte – mit mir in einem islamischen Land und trägt freiwillig


Hijab. Ich hege die Hoffnung, dass auch sie den Islam annehmen wird,


inschaAllah (wenn Allah will).


Trotz der schweren Zeiten kann ich mir nicht vorstellen, mein Leben anders zu


leben. Ich danke Allah jeden Tag für Seine Rechtleitung und für diese wunderbare


Reise aus dem Dunkel in das Licht des Islam.



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