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Im Qurân wird die Thora als ’’Vorbild und Barmherzigkeit’’ bezeichnet. Allâh, der Erhabene, sagt: ’’Ist denn einer (den anderen gleich), der sich auf einen klaren Beweis von seinem Herrn stützt, und auf den ein Zeuge von ihm folgt, dem die Schrift Musas vorausging als Vorbild und Barmherzigkeit?’’ (Sûra 11:17) Ebenso sagt Er: ’’Und vor ihm (war) die Schrift Musas als Vorbild und Barmherzigkeit.’’ (Sûra 46:12) Auch wird die Thora als erleuchtendes Buch beschrieben. So sagt Allâh: ’’…Gesandte …, die mit den klaren Beweisen, den Büchern der Weisheit und den erleuchtenden Büchern kamen.’’ (Sûra 3:184) Und: ’’… die Thora …, in der das Urteil Allâhs (enthalten) ist, …’’ (Sûra 5:43)





 





So wird die Thora, die Allâh auf Mûsâ  Frieden sei auf ihm  herabsandte, im Qurân beschrieben. Um Argwohn und Verwirrung zu stiften, wurde von einigen Seiten behauptet, dass jene Verse darauf hinweisen würden, dass die Thora dem Qurân überlegen sei. Man leitete daraus allerlei ab, unter anderem, dass die Thora die wesentliche Quelle des Qurân sei und dass dieser selbst seine Befolgung nach dem Beispiel und unter der Führung der Thora verlange. Wenn wir uns mit diesen Behauptungen auseinandersetzen wollen, so müssen wir im Qurân selbst nachforschen, mit welchen Ausdrücken darin dieser selbst und in welchem Zusammenhang die Thora beschrieben wird. In der Erwiderung dieser Behauptungen bauen wir auf den Berichten des Qurân über die Vorbildfunktion und Führung der Thora aussagt.





 





- Der Qurân selbst stellt klar, dass er jenes Buch ist, das Al-Muhaimin, „Wächter“, über alle vorangegangenen offenbarten Bücher genannt wird. So sagt der Erhabene: ’’Und Wir haben zu dir das Buch mit der Wahrheit hinabgesandt, das zu bestätigen, was von dem Buch vor ihm (offenbart) war, und als Wächter darüber.’’ (Sûra 5:48) Dieser Vers beschreibt den Qurân als das Buch, das „Wächter“ über alle anderen Bücher ist. Im Vergleich sehen wir, dass der Qurân als „Wächter“ (Muhaimin), die Thora hingegen als „Vorbild“ (Imâma) und „Barmherzigkeit“ (Rahma) beschrieben wird. Auf den Unterschied dieser beiden Merkmale soll im Folgenden genauer eingegangen werden.





 





Wenn wir uns die maßgeblichen Lexika der arabischen Sprache anschauen, so sehen wir, dass die eigentliche Bedeutung des Wortes Haimana „Schutz“, „Aufsicht“ lautet; Haiman bezeichnet den Vogel, der die Flügel schützend über seine Jungen ausbreitet. Haimana bezeichnet das, was einer Sache Stütze und Rückhalt gibt und dieser gegenüber Autorität und Kontrolle innehat.





 





Der Ausdruck Imâma (Vorbild) meint hingegen ein „vorbildliches Beispiel“. So wird z.B. auch das Lot mit dem Ausdruck Imâm bezeichnet, ebenso der Weg. Imâm ist also das, was der Arbeiter als Maßstab verwendet, um etwas anderes durchzuführen. Der Begriff wird somit allgemein im Sinne von „Muster“ oder „Beispiel“ verwendet.





 





Der Begriff Rahma (Barmherzigkeit) wiederum ist Nomen verbi von Râhim (dem Barmherzigen). Die Thora wurde deswegen so bezeichnet, weil sie diejenigen, die ihr folgten, Wohlergehen brachte. Im Vergleich der Merkmale mit denen der Qurân beschrieben wird, nämlich Muhaimin (Wächter, Schützer) und mit denen die Thora beschrieben wird, nämlich Imâma (Vorbild) und Rahma (Barmherzigkeit) wird deutlich, dass das Merkmal „Schützer“ ein stärkerer Hinweis und klarer Beweis dafür ist, dass dem Qurân gefolgt werden muss und dass dieser Richter über alle Bücher ist, die ihm vorausgegangen sind. Die Thora wird als Imâma (Vorbild) bezeichnet, als ein Buch, dem nachgeeifert wird, als Weg, der zum Guten führt und Barmherzigkeit für den, der an ihr festhält. Die Bezeichnung Muhaiminan für den Qurân besagt jedoch, dass er jenes Buch ist, in dem nachgeschlagen wird und dessen Urteil man heranzieht, in allen Angelegenheiten, die die früheren offenbarten Bücher betreffen. Der Ausdruck ’’und als Wächter darüber’’ enthält all jene Bedeutungen, denn der Wächter über eine Sache ist an dieser interessiert, er bezeugt deren Wahrheit und ist Bewahrer ihrer Macht, indem er dafür sorgt, dass nichts hinzugefügt wird, was nicht dazu gehört und nichts entfernt wird, was dazu gehört.





 





- Darüber hinaus belegt die Bedeutung und Wichtigkeit dieser Beschreibung, dass Muhaimin einer der Namen Allâhs ist (Sûra 59:23). Er ist Wächter über alles, das Er erschuf, Er ist Der, Der sie führt. So ist Er der ’’überwachende’’ Verwalter über diejenigen, die unter Seiner Vormundschaft und Seinem Schutz stehen. So ist auch jegliches Oberhaupt Wächter (Muhaimin) über die ihm anvertrauten Personen, derjenige, der Obacht hält über all ihre Angelegenheiten und diese überwacht. In diesem Sinne offenbarte Allâh den Qurân als Wächter über alle vorangegangenen Offenbarungen.





 





- Was die hier beschriebenen Bedeutungsunterschiede betrifft, so ist eines der wichtigsten Merkmale des Begriffes Imâm (Vorbild), dass er Überlegenheit in einem ganz bestimmten Bereich zum Ausdruck bringt. So sagt man z.B., jemand sei führend (imâm) im Bereich der Mathematik, oder jemand sei führend in der Physik, ein anderer im Gebiet der Astronomie. Das heißt, derjenige besitzt - ausschließlich in seinem Fachbereich - hervorragende Fähigkeiten und Autorität, nicht aber in allen Bereichen. Der Begriff muhaimin hingegen ist weiter und umfassender und von keiner Seite her beschränkt. Er ist an keinen bestimmten Bereich gebunden. So hören wir z.B., dass in den Nachrichten gesagt wird, dass irgendwelche Streitkräfte die Oberhoheit gewonnen haben und wir wissen, dass die Oberhoheit in jeglicher Hinsicht somit in den Händen dieser Streitkräfte liegt und sie die Vorherrschaft erlangt haben, sodass es für niemanden mehr möglich ist, die nun herrschende Ordnung zu stören.





 





- Darüber hinaus wird der Terminus muhaimin im Qurân einzig und allein als Merkmal Allâhs und als Beschreibung des Qurân verwendet. In keiner anderen Beschreibung ist dieser Terminus sonst zu finden. Mit dem Begriff al-imâm hingegen wird z.B. Ibrâhîm beschrieben: ’’Ich will dich zu einem Vorbild für die Menschen machen.’’(Sûra 2:124) Auch die Rechtschaffenen werden damit beschrieben: ’’und mache uns für die Rechtschaffenen zu einem Vorbild.’’ (Sûra 25:74) Ebenso ist imâm eine Bezeichnung für den ’’Weg’’: ’’Beide liegen fürwahr an einem deutlichen Weg.’’ (Sûra 15:79) Und auch für die wohlbehütete Tafel: ’’Alles haben Wir in einem deutlichen Verzeichnis erfasst.’’ (Sûra 36:12)





 





Ebenso findet sich der Begriff rahma (Barmherzigkeit) als Beschreibung für den Qurân: ’’Und es ist wahrlich eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für die Gläubigen.’’ (Sûra 27:77) Ebenso werden damit die Gefährten Jesu  Frieden sei auf ihm  beschrieben: ’’Und Wir setzten in die Herzen derjenigen, die ihm folgten, Mitleid und Barmherzigkeit.’’ (Sûra 57:27) Auch jene Mauer, die am Jüngsten Tag zwischen den Gläubigen und den Heuchlern errichtet wird, wird damit beschrieben: ’’Da wird zwischen ihnen eine (Schutz)mauer gesetzt mit einem Tor, zu dessen Innenseite die Barmherzigkeit … ist.’’ (Sûra 57:13) Der Begriff muhaimin hingegen gehört zu jenen, die Allâh zur Beschreibung Seiner Selbst gewählt hat und mit dem Er allein den Qurân beschreibt und kein anderes Buch.





 





- Im Vers ’’Und vor ihm (war) die Schrift Musas als Vorbild und Barmherzigkeit. Und dies ist ein bestätigendes Buch in arabischer Sprache.’’ (Sûra 46:12) wird deutlich, dass das Buch Musâs, das als Vorbild und Barmherzigkeit beschrieben wird, dem Qurân vorausgegfangen war und dass diese Beschreibung sich allein auf die Thora, die sich an das Volk Musâs richtete, bezieht. Dass die Thora Vorbild war, kommt durch die Worte ’’Und vor ihm (war) …’’ zum Ausdruck und dass mit dem Qurân ihr Gesetz aufgehoben ist. Ebenso drückt der Vers aus, dass der Qurân das bestätigt, was in der Thora und in früheren offenbarten Büchern herabgesandt wurde und dass er eine Bestätigung der vorausgegangenen Bücher ist. Das heißt, dass der Qurân über all das, was jene vorangegangenen Bücher enthalten, richtet und wacht. Der Ausdruck tasdîq (Bestätigung, Zustimmung, Glaube) enthält gemäß der arabischen Sprache, in der der Qurân offenbart wurde, all diese Bedeutungen.





 





- Das bisher Gesagte wird durch die Beschreibung des Qurân als bestätigendes Buch und als Wächter unterstrichen. So wurde Muhammad offenbart: ’’Er hat dir das Buch mit der Wahrheit offenbart, das zu bestätigen, was vor ihm (offenbart) war. Und Er hat (auch) die Tora und das Evangelium (als Offenbarung) herabgesandt, zuvor, als Rechtleitung für die Menschen. Und Er hat die Unterscheidung herabgesandt.’’ (Sûra 3:3-4) Der Qurân wurde herabgesandt, um die vorausgegangenen Bücher zu bestätigen und das, ’’was vor ihm (offenbart) war’’ ist gleichsam die Einleitung der Herabsendung des Qurân. Diese Einschränkung wird durch die Worte ’’zuvor, als Rechtleitung für die Menschen’’ deutlich, sodass niemand behaupten kann, die Rechtleitung der Thora und des Evangeliums würden nach dem Kommen des Qurân weiter bestehen.





 





- Zusätzlich zerstreut diesen Zweifel die Tatsache, dass wer die Thora zum Vorbild nimmt, genau dieses Vorbild die Verkündigung des Kommens Muhammads enthält: „Ich will ihnen einen Propheten, wie du bist, erwecken aus ihren Brüdern und meine Worte in seinen Mund geben; der soll zu ihnen reden alles, was ich ihm gebieten werde.“ (5. Buch Mose, 18:18) Wenn jene, die diesen Argwohn und Zweifel verbreiten, wirklich an die Thora glauben würden und sie als Vorbild und Rechtleitung ansehen würden, so müssten sie die darin enthaltene Bestimmung über die Ankündigung der Botschaft Muhammads anerkennen und alles, was auf Muhammad herabgesandt wurde.





 





Nach all dem bisher Gesagten wird deutlich, dass jene Verse nicht den Vorrang der Thora vor dem Qurân zum Ausdruck bringen und dass sich in ihnen außerdem nichts findet, was die Nachahmung und die Befolgung dieser verlangt, sondern die Thora – wie sie im Qurân beschrieben wird – ist die wahrhafte Thora, die Mûsâ herabgesandt wurde. Der Text des Qurân beschreibt die Thora zu jenem Zeitpunkt, als sie herabgesandt wurde. Diese Verse beinhalten also keinen Zweifel, jene aber, die Argwohn und Irrtum verbreiten wollen, wollen solche Zweifel darin sehen.



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