5. Die eigene Seele bekämpfen: 

Mein Bruder! Es gibt Menschen, die sich für ihre Launen und Begierden anstrengen, aber die hochsinnigen Menschen strengen sich für die Glaubensgrundlagen und den einladenden Aufruf zum Islâm an. Die Anbetenden haben ihre Ruhe erst im Paradies, das so weit wie die Himmel und die Erde ist. 

Der lange Weg wird nur für diejenigen leicht, die ihre Ziele kennen. Strenge dich also auf dem Weg zu Allâh an und du wirst die großartigste Ehre erlangen! Denn es ist wirklich so, wie Yahyâ ibn Mu‘âdh  sagte: "Die Anhänger des Diesseits werden von den Sklavinnen und Sklaven bedient, während die Anhänger des Jenseits von den Freien und Frommen bedient werden." 

Mein Lieber, da ruft einer der Rechtschaffenen nach dir: "Die wahre Stärke ist, dass du deine eigene Seele besiegst!" Und er sagt auch zu dir: "Man wird nicht vollkommen, ehe man seiner Religion den Vorzug vor den eigenen Begierden gibt. Und man wird erst dann zu Grunde gehen, wenn man den eigenen Begierden den Vorzug vor seiner Religion gibt." 

Mein Bruder! Die entschlossenen Menschen pflegten gegen die eigenen Neigungen zu handeln, auch wenn diese erlaubt sind, um sich daran zu gewöhnen, die Neigungen der Seele überhaupt aufzugeben. 

Also mein Lieber! Wer sich anstrengt und abmüht, wird sein Ziel erreichen und wird nicht dem Schlafenden gleich, denn das Erlangen der Tugenden bedarf großer Anstrengung! 

6. Keine allzu große Hoffnung auf die Welt setzen und des Todes viel gedenken: 

Wer keine allzu große Hoffnung auf die Welt setzt und des Todes viel gedenkt, wird eine höhere Bestrebung haben und mehr gute Taten verrichten. 

Mâdschida Al-Quraschîya pflegte zu sagen: "Der Auf- und Untergang der Sonne setzten meinen Hoffnungen auf das Diesseits ein Ende, denn bei jeder Bewegung, die ich höre, und bei jedem Schritt, den ich mache, erwarte ich den Tod." Sie sagte auch von den Nachlässigen: "Sie gaben sich den großen Hoffnungen hin und versäumten das Handeln. Wären sie sich ihre Lebensfrist bewusst gewesen und hätten sie die Hoffnung (auf die Welt) aufgegeben, dann wären ihnen die Taten leichter gefallen!" 

Der Gesandte Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken packte Abdullâh ibn Umar  an einem Teil seines Körpers und sagte zu ihm: "Sei in der Welt wie ein Fremder oder Durchreisender und rechne dich zu den Bewohnern der Gräber!" (Überliefert von Al-Buchârî).

Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken pflegte nach dem ersten Drittel der Nacht aufzustehen und zu sagen: "O ihr Leute, gedenkt Allâhs, gedenkt Allâhs! Gekommen ist der Tag, da das Zittern einsetzt und das nächste hinterher folgt. Gekommen ist der Tod mit allem Dazugehörenden, gekommen ist der Tod mit allem Dazugehörenden!" (Überliefert von Ahmad, At-Tirmidhî und Anderen, und von Al-Albânî als authentisch eingestuft).

Mutraf ibn Abdullâh pflegte zu sagen: "Der Tod verdirbt den Wohllebenden ihr Wohlleben; sucht also ein Wohlleben, wo es keinen Tod gibt!" 

Die klügsten Menschen sind daher diejenigen unter ihnen, die des Todes am meisten gedenken und sich darauf am besten vorbereiten.

 

In den zwei letzten Artikeln haben wir über einige Mittel zur Förderung der hohen Bestrebung gesprochen, und in diesem unseren Artikel weisen wir auf den letzten Teil dieser Mittel wie folgt hin: 

1. Hemmende Umgebung verlassen: 

Dazu sagte Scheich Muhammad Ismâ‘îl Al-Muqaddim: "Die Umgebung hat einen deutlichen und großen Einfluss auf den Menschen. Wenn es eine hemmende Umgebung ist, die zu Faulheit, Nichtstuerei und Minderwertigkeit aufruft, dann soll man sie verlassen, damit die Bestrebung höher wird, damit man sich von ihrem Einfluss befreit und damit man die Chance hat, höhere Ziele zu erreichen."

Zu denjenigen Menschen, die ihre Umgebung erneuern und ihre Bestrebung aktivieren sollen, gehören diejenigen, die sich erneut Allâh reumütig zuwenden. Denn wenn sie die sündige Umgebung zu Gunsten einer rechtschaffenen Umgebung verlassen, werden sie alles vergessen, was sie zur schlechten Gesellschaft und zu schlechten Orten zurückbringen kann, und so wird man sich aufrichtig und entschlossen auf sein Ziel konzentrieren können, nämlich einen neuen Lebensweg anzustreben.

Mein Bruder! Das Wasser in der Nähe eines Kadavers hat einen anderen Geruch, aber wenn es ein bisschen davon entfernt ist, ist sein Geruch wieder normal; wie ist es dann mit der Nähe zu den Sündigen?! 

Also trachte danach, dass du die Umgebung der Faulheit, Trägheit und Minderwertigkeit möglichst schnell verlässt! 

2. Menschen mit hoher Bestrebung zu Freunden nehmen: 

Die Menschen sind sich darüber einig, dass ein Freund Einfluss auf seinen Freund hat. Daher sollst du dir nur diejenigen zu Freunden nehmen, die eine hohe Bestrebung besitzen, und nur mit den Frommen umgehen. Befreie dich von den Frevlern und vermeide die Gemeinen und Schmutzigen, denn man wird an seinen Freunden erkannt! Gehe also nur mit denjenigen um, die dich auf deinem Weg zu Allâh dem Hocherhabenen unterstützen und dich nicht daran hindern! 

Mein Bruder! Allein die Gesichter der Rechtschaffenen zu sehen ist motivierend! Wie gut wären dann ihre Begleitung, ihre Worte und ihre Ratschläge! 

Wenn die Leute das Gesicht von Waqi ibn Al-Dschara sahen, pflegten sie zu sagen: "Das ist ein Engel." Und wenn sie das Gesicht von Muhammad ibn Sîrîn sahen, pflegten sie Allâh wegen dieses strahlenden Gesichts zu lobpreisen.

Al-Fudhail ibn Iyâdh sagte: "Der Blick des Gläubigen auf einen Gläubigen läutert das Herz. Und der Blick auf den Anhänger einer Neuerung in der Religion bringt Blindheit, denn wer mit einem Anhänger der Neuerungen in der Religion sitzt, dem wird die Weisheit nicht zuteil." 

Abdullâh ibn Al-Mubârak sagte: "Wenn ich Al-Fudhail sehe, erneuert er mir meine Trauer und ich hasse mich selbst." Dann pflegte er zu weinen. 

So mache diejenigen zu deinen engen Freunden, die eine hohe Bestrebung besitzen, und versuche, von ihren Wesensarten und Charaktereigenschaften zu profitieren! Wenn du unfähig bist, selbst zu pflanzen und sie in ihren Taten nachzuahmen, dann sollst du zumindest ihre Nähe anstreben: "Und wenn bei der Verteilung Verwandte zugegen sind …"

Wenn du wirklich ihre Gesellschaft anstrebst, dann sollst du dir Mühe geben und ihren Weg nicht als schwierig betrachten, denn Allâh wird dir dabei Beistand leisten. Bitte Denjenigen, Der es ihnen gegönnt hat, denn Er ist dein sowie ihr Herr. Manchmal findet der Arme einen Schatz und erlangt der Niedrige eine große Huld. Al-Chidr wusste, was Moses unbekannt war, und Salomo erkannte, was David verborgen war. 

3. Geduld und Standhaftigkeit: 

Durch diese beiden Eigenschaften und durch die feste Überzeugung wird die Führung in der Religion erlangt. Wer sich den guten Ausgang bewusst macht, wird die Bitterkeit der Geduld ertragen können. Die Geduld der Überzeugten macht sie zu Führern in der Religion, aber wer den Weg für zu lang hält, wird nicht ankommen.

Mein Bruder! Du musst auf dem Recht, dessen Schönheit du erkannt hast, und auf dem Glauben, dessen Süße du gekostet hast, standhaft bestehen: "O die ihr glaubt, geduldet euch, haltet standhaft aus, seid kampfbereit und fürchtet Allâh, auf dass es euch wohl ergehen möge!" (Sûra 3:200).

4. Zurückgezogenheit: 

Sie hilft beim Nachdenken und Überlegen, befreit das Herz von allen Ablenkungen und Beschäftigungen und macht es für seinen Herrn frei. Abû Hâmid Al-Ghazâlî  sagte: "Der Mensch fühlt sich einsam, weil er keine Tugenden besitzt, deswegen will er oft unter die Menschen, um sich vom Gefühl der Einsamkeit zu befreien." 

Ein Gelehrter sagte: "Der anbetend Dienende soll einige Zeit für sich nehmen, für seine Bittgebete, für das Gedenken Allâhs, für seine rituellen Gebete, sein Nachdenken, um sich selbst zur Rechenschaft zu ziehen, um sein Herz zu verbessern und für die eigenen Angelegenheiten, an denen kein Anderer außer er selbst teilhat - bei diesen Angelegenheiten braucht man nämlich Zeit für sich." 

Abdullâh ibn Ahmad ibn Hanbal  sagte: "Mein Vater war unter den Menschen derjenige, der die Zurückgezogenheit am meisten duldete. Meinen Vater sah man normalerweise nur in der Moschee oder bei Trauerzügen oder beim Krankenbesuch. Er mochte nicht über die Märkte gehen." 

Einer der Rechtschaffenen sagte: "Jede Seele, die das menschliche Leben zu ändern und es in eine andere Richtung zu lenken beabsichtigt, braucht das Alleinsein und die Zurückgezogenheit für einige Zeit, in der sie sich von den weltlichen Beschäftigungen, dem Tumult des Alltags und den Sorgen der Menschen befreien kann. Sie muss eine Zeit zum Nachdenken und Überlegen haben, und um sich mit dem gigantischen Universum und dessen freien Wahrheiten eingehend zu beschäftigen." 

Zu den Vorteilen der Zurückgezogenheit gehören unter Anderem:

1. Man ist sicher vor durch die Zunge verursachte Fehler.


2. Man schützt sein Herz vor Augendienerei.


3. Man kostet die Süße der Anbetung.


4. Man bewahrt seine Blicke und erlangt Herzensruhe.


5. Man gelangt zu Enthaltsamkeit und Genügsamkeit.


6. Man hat Zeit für Anbetung, Nachdenken und Meditieren.

5. Die Biografien der Menschen mit hoher Bestrebung studieren:

Denn die Geschichten der nach ihrem Wissen handelnden Gelehrten und edlen Rechtschaffenen gehören zu den besten Mitteln, die die Tugenden in der Seele verwurzeln und ihr zu Standhaftigkeit, Ertragen von Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten auf dem Weg zu den hohen und erhabenen Zielen verhelfen und auch dazu bewegen, sich die Entschlossenen und Aufopfernden zum Vorbild zu nehmen, damit sie zu den höchsten Stufen und den erhabensten Zielen emporsteigt.

Al-Dschunaid  sagte: "Die Geschichten gehören zu den Mitteln Allâhs, durch die Er Seine Anhänger festigt." Man fragte ihn: "Gibt es dafür Belegtexte?" Er antwortete: "Allâh der Erhabene sagt: »Alles berichten Wir dir von den Nachrichten über die Gesandten, womit Wir dein Herz festigen...« (Sûra 11:120)."

Das Lernen von den Geschichten und Zuständen der Rechtschaffenen gehört zu den besten Mitteln, die den Willen stärken, den strebenden Geist motivieren, die Talente entfalten, die Bestrebung erhöhen, die Charaktereigenschaften verbessern und zu erhabenen Zielen bewegen.

Damit meinen wir aber nicht, ihre Geschichten einfach ohne das nützliche Wissen zu erzählen, das den Leuten ihre Religion erklärt und sie zu Taten motiviert. Dadurch wollen wir das gute Vorbild zeigen, dem der Muslim in seinen Charaktereigenschaften, in seiner Religion, in seinen Worten und Taten folgt.

Ibn Al-Dschauzî  sagte: "Der Weg des nach Wissen Strebenden zur Vollkommenheit geht über das Lernen der unbekannten Werke. Er soll also viel lesen, denn er wird im Wissen dieser Leute und in deren hohen Bestrebungen vieles finden, was seinen Geist sprühen lässt und seine Entschlossenheit kräftigt. Das sollt ihr unbedingt tun, und dazu sollt ihr auch die Biografien der rechtschaffenen Vorfahren beherzigen und ihre Werke und Geschichten lesen, denn wenn man viele ihrer Werke liest, ist es so, als ob man sie gesehen hätte."

Und zuletzt, mein Lieber: Das waren einige Mittel zur Erlangung der hohen Bestrebung. Wir haben sie für dich aufgeführt, damit du sie anwendest und dabei Ausdauer zeigst.