Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte, dass Allâh die Morgenzeit für unsere Umma gesegnet hat. Deshalb nutzen viele von uns diese Zeit, um zu studieren, sich für die Arbeit und die Schule vorzubereiten oder um unserer Familie zu helfen.
Allâh der Hocherhabene teilt uns im Qurân mit, was die Gläubigen am Morgen tun. In zwei Versen sagt Er:
„… und die im letzten Teil der Nacht um Vergebung Bittenden.“ (Sûra 3:17).
„Und im letzten Teil der Nacht pflegten sie um Vergebung zu bitten,“ (Sûra 51:18).
Das Wort, das hier für Morgen verwendet wird, ist „ashâr“, was der sehr frühe Morgen, kurz vor dem Morgengebet bedeutet – die Zeit, zu der wir die Sahûr-Mahlzeit (die Mahlzeit unmittelbar vor Fastenbeginn in der Morgendämmerung) zu uns nehmen. Aus diesem Grunde wird „ashâr“ in einigen Übersetzungen mit den letzten Stunden der Nacht übersetzt, da nach islamischer Zeit diese noch als Nacht betrachtet werden. Andere Übersetzungen lauten hingegen „früher Morgen“, da es, gemäß der heutigen Weltuhr, nach Mitternacht ist (im Englischen „a.m.“ –Zeit). Die Zeit „ashâr“ entspricht dem letzten Drittel der Nacht, wenn Allah der Hocherhabene der Majestätische und Gepriesene zum untersten Himmel herabkommt, um die Bittgebete seiner anbetend Dienenden anzunehmen.
Imâm As-Sa'dî sagt in seiner Exegese:
„Das Thema dieses Verses (51:18) ist die Zeit „ashâr“. Diese Gläubigen zogen ihre Nachtgebete bis in den frühen Morgen in die Länge und fuhren dann fort, indem sie um die Vergebung Allâhs baten. Diese spezielle Anerkennung gilt nur für diese Zeit und nicht für irgendeine andere (Tages-)Zeit.“
Wenn wir die Reihenfolge dieser beiden Verse betrachten, dann stellen wir fest, dass sie entgegengesetzt ist – Der Vers aus Sûra Ad-Dhâriyât (51) erwähnt „bis zum frühen Morgen" zuerst und dann „die um Vergebung Bittenden", während der Vers in Sûra Âli Imrân (3) „die um Vergebung Bittenden“ zuerst erwähnt und dann „bis zum frühen Morgen“. Dies wird in der arabischen Stilistik „Taqdîm“ und „Ta'chîr“ genannt, was bedeutet, dass ein Wort im Satz früher oder später erwähnt wird.
Was ist der Unterschied zwischen diesen beiden Versen?
Im Vergleich der beiden gibt der Vers in Sûra Ad-Dhâriyât auf Grund der Platzierung der Worte eine stärkere Bedeutung. Allâh sagt:
„Und im letzten Teil der Nacht pflegten sie um Vergebung zu bitten,“ (Sûra 51:18).
Allâh erwähnt „bi-l-ashâr“ in diesem Vers zuerst, um auf die bestimmte Zeit, in der sie um Vergebung bitten, aufmerksam zu machen. Im vorangehenden Vers sagt Allâh über die Gläubigen:
„Nur ein wenig pflegten sie in der Nacht zu schlafen.“ (Sûra 51:17).
Die Exegeten sagen, dass sie ihre Nacht in Anbetung verbrachten und sich dann i letzten Teil der Nacht vor dem Morgengebet an Allâh wandten und um Vergebung baten. Allâh sagt, dass sie nicht „yahdscha'ûn“ machten, abgeleitet von „hadscha'a“, was „nachts friedlich schlafen“ bedeutet. Dieses Wort wird verwendet, um jemanden zu beschreiben, der ohne jegliche Sorgen schläft; wie wir heutzutage sagen: „Ich schlief wie ein Kind“. Ruhig zu schlafen war nicht normal für diese Gläubigen, da sie Allâh und das Jenseits in ihren Herzen hatten.
Hier erkennen wir die Bescheidenheit der wahren Gläubigen: Nachdem sie ihre Nacht damit verbracht hatten, Allâh anzubeten, baten sie um Vergebung!
Scheich Ibn Uthaimîn sagt bezüglich dieses Verses: „Dies rührt von der Tugend ihrer Taten und ihrer Bescheidenheit her; sie betrachten sich als unzulänglich, obwohl sie die Nacht im Gebet verbrachten. Deshalb bitten sie um die Vergebung Allâhs, nachdem sie Ihm gehorcht haben, als würden sie jegliche Mängel darin (in ihrer Anbetung) reparieren.“
Ein Mensch sollte sich darin üben, nach Anbetungshandlungen um Vergebung zu bitten, auf Grund der Mängel und Fehler (die man gemacht haben könnte)! Nach dem rituellen Gebet ersuchen wir dreimal die Vergebung Allâhs ("astaghfiru-llâh") und nach dem Haddsch sagt uns Allâh: „Hierauf strömt weiter, woher die (anderen) Menschen weiterströmen, und bittet Allâh um Vergebung. Allâh ist Allvergebend und Barmherzig.“ (Sûra 2:199).
Diese Gläubigen bitten also nach ihren Nachtgebeten, ihrem Stehen und ihrem Wachbleiben im Gehorsam gegenüber Allâh um die Vergebung Allâhs, aus Angst, dass ihre Anbetung unangemessen war. Dies weist auf die Tatsache hin, dass sie sich selbst als klein und dürftig betrachten, was im Gegensatz zu dem steht, was wir heute von einigen Menschen sehen, die Allâh anbeten. Die letztere Personengruppe betet Allâh an, um sich selbst zu erhöhen, und denkt, dass sie zu den rechtschaffenen anbetend Dienenden Allâhs gehört. Gewiss muss ein Mensch Hoffnung in seinen Herrn besitzen und wissen, dass Allâh ihn mit der Fähigkeit gesegnet hat, Ihm zu gehorchen. Doch diese Personengruppe empfindet und glaubt, dass sie alles perfektioniert hat – sie sollte fürchten, dass ihre Taten zunichte gemacht werden, während sie sich dessen nicht bewusst ist.
Im anderen Vers in Sûra Âli Imrân sagt Allâh:
„…und die im letzten Teil der Nacht um Vergebung Bittenden.“ (Sûra 3:17).
Dieser Vers betont das Bitten um Vergebung, da die „um Vergebung Bittenden“ vor der Zeit erwähnt werden. Allâh der Hocherhabene zeigt hier die Wichtigkeit des Bittens um Vergebung und dass dies eine besondere Eigenschaft der Gläubigen ist.
Aus beiden Versen erfahren wir, dass Allah sowohl die Tat der Gläubigen als auch die Zeit, die sie nutzen, um Vergebung zu erbitten, lobt, wobei Er in einem Vers die Zeit und im anderen das Bitten um Vergebung hervorhebt.
Allâh beschreibt den Zustand der Gläubigen, die ihre Nächte in Anbetung und ihre Morgenstunden mit dem Bitten um Vergebung verbringen, im Jenseits wie folgt:
„…sie nehmen, was ihr Herr ihnen gegeben hat, denn sie pflegten davor Gutes zu tun.“ (Sûra 51:16).
Allâh sagt, dass sie Leute sind, die nehmen, da sie zuvor im Diesseits „Muhsinîn (Gutes Tuende)“ waren. Ein „Muhsin“ ist jemand, der seine Taten schmückt, indem er sie sowohl in der bestmöglichen Weise als auch willig und freudig verrichtet, um Allâh wohlzugefallen. Im Paradies werden sie alles, was Allâh ihnen gegeben hat, freudig annehmen, da sie im Diesseits alles freudig taten, was Allâh ihnen zu tun angeordnet hatte. Sie gaben um Allâhs willen sogar Dinge auf, die erlaubt sind, wie beispielsweise ihren Schlaf. Demnach werden sie im Paradies die Früchte ihrer Arbeit genießen.
Möge Allâh uns zu ihnen gehören lassen! Âmin.
Und nun zur Praxis:
Gewöhne dir an, nach jeder Anbetungshandlung um Vergebung zu bitten!
Verbringe einen Teil deines Morgens mit dem Bitten um Vergebung, damit du zu diesen Gläubigen gehörst!
Die einfachste Zeit, zum freiwilligen Nachtgebet aufzustehen, ist 15-30 Minuten vor dem Morgengebet.
Betrachte einmal genau, wie du schläfst! Schläfst du wie ein Kind?