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In den beiden maßgebenden Sahîh-Werken (Al-Buchârî und Muslim) findet sich eine Überlieferung von Ibn Abbâs  möge Allah mit ihnen zufrieden sein, in der es heißt, dass der Engel Gabriel  Frieden sei auf ihm  in jeder Nacht des Monats Ramadân zum Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  kam, um mit ihm den Qurân zu wiederholen. In einer anderen Überlieferung heißt es, der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  trug ihm den Qurân vor.





 





Das gemeinsame Studieren ist eine Sunna des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken , die heute von einigen Muslimen vernachlässigt wird und von der andere nichts wissen wollen, obwohl so viel an Nutzen darin liegt. Dieser Nutzen soll im Folgenden verdeutlicht werden; zunächst wird jedoch die Bedeutung des Begriffs Mudârasa, die Legitimität desselben und dessen Methode geklärt.





 





Beginnen wir mit der Begriffserklärung:





 





Das arabische Wort Dirâsa meint im eigentlichen Sinne die „Übung“ einer Sache und der „Einsatz“ für eine Sache. Das Verb darasa hat mehrere Bedeutungen, unter Anderem ist damit das Lesen gemeint. So sagt man Darasa Al-Kitâba darsan wa dirâsatan und meint damit, dass das Buch gelesen wird und man sich ihm gewidmet hat, um es sich einzuprägen und es zu verstehen. Ebenso meint Dârasa Al-Kitâba Mudârasatan wa Dirâsan, dass er das Buch studiert hat. Auch Dârasa fulânan: Er hat jemandem vorgelesen und es mit ihm wiederholt. Und: tadârasa Al-Kitâb: Er hat das Buch gelesen und sich eingeprägt, um es nicht zu vergessen. Al-Midrâs: Der Ort, an dem das Buch Allâhs studiert wird. Al-Madris: Der Ort, an dem eine Wissenschaft studiert wird. Al-Mudarris (der Lehrer): wer häufig liest und das Buch rezitiert. Al-Madrasa (die Schule): Dieser Begriff ist ebenfalls eine Ableitung von den vorhergehenden Begriffen und der zugehörige Plural lautet al-madârisu.





 





Al-Mudârasa ist morphologisch gesehen ein Verbalnomen mit der Grundbedeutung des gemeinsamen Handelns, an dem zwei oder mehr Personen beteiligt sind, wie es zum Beispiel auch in den Begriffen Al-Muchâsama (der Streit, die Gegnerschaft), Al-Muschâraka (die Teilhaberschaft, die Mitarbeit) oder Al-Mudâraba (die Prügelei) zum Ausdruck kommt. So heißt es zum Beispiel: Zaid stritt (châsama) mit Umar. Oder: Die Studenten beteiligten sich (schâraka) am Fest. Oder auch: Die Armen prügelten sich (dâraba) mit den Reichen. All diese Verben drücken ein gemeinsames Tun aus. Entsprechend ist auch der Begriff Al-Mudârasa zu verstehen: Im Sinne des gemeinsamen Lesens, wobei jeder Einzelne den Anderen etwas vorliest oder vorträgt. Die Ableitung At-Tadârus entspricht der morphologischen Struktur mit der Bedeutung der gemeinsamen Teilnahme am Lesen und Streben nach Wissen. Tadârasa Al-Qaumu Al-Qur‘ân bedeutet, dass der Qurân gemeinsam gelesen und dessen Bedeutung verinnerlicht wurde.





 





Sowohl Verse aus dem Qurân als auch Überlieferungen des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  weisen auf die Rechtmäßigkeit des gemeinsamen Lesens und dessen Vorzug hin. So heißt es im Qurân: „... Seid dem Herrn verbundene Gelehrte in dem, was ihr am Offenbarungsbuch zu lehren pflegt, und in dem, was ihr zu erlernen pflegt!“ (Sûra 3:79).





 





Was die Sunna betrifft, so wiederholte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  selbst gemeinsam mit dem Engel Gabriel in den Nächten des Monats Ramadân den Qurân. Muslim überlieferte in seinem Sahîh-Werk einen Hadîth von Abû Huraira  möge Allah mit ihm zufrieden sein, in dem es heißt, dass der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  sagte: „Sobald sich Leute in einem der Häuser Allâhs treffen, das Offenbarungsbuch Allâhs rezitieren und es miteinander studieren, so breitet sich über ihnen Ruhe aus, Barmherzigkeit umhüllt sie und Engel umgeben sie und Allâh erwähnt sie bei denen, die bei Ihm sind.“ Dieser Hadîth bringt die wesentliche Bedeutung des gemeinsamen Studierens am deutlichsten zum Ausdruck.





 





Auch die folgenden Worte des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  heben die Wichtigkeit des gemeinsamen Lernens hervor: „Widmet euch diesem Qurân, denn bei Dem, in Dessen Händen die Seele Muhammads ist, er entflieht schneller als ein Kamel entflieht.“ (Al-Buchârî, Muslim). At-Ta‘âhud meint in diesem Hadîth das gemeinsame Lernen, denn gemeinsames Lernen bedeutet, sich diesem Offenbarungsbuch zu widmen, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Ebenso drückt die Form des Begriffes Ta‘âhud selbst das gemeinsame Tun aus.





 





Damit das gemeinsame Lernen des Qurân erfolgreich und gründlich ist, müssen zwei Regeln beachtet werden:





 





Die erste Regel:





 





Erstens: Lesen, nachdenken, überlegen. Diese Regel wird durch zweierlei umgesetzt: Das genaue Studium des Qurân durch Verstehen, Erkenntnis und Wissen. So sagt Allâh der Erhabene: „Denken sie denn nicht über den Qurân sorgfältig nach? Oder sind auf (diesen) Herzen deren Schlösser?“ (Sûra 47:24).





 





Ebenso: „Sprich: Ich ermahne euch ja einzig und allein zu einem: Dass ihr euch zu Ehren Allâhs erhebt, zu zweit und einzeln; hierauf denkt nach! ...“ (Sûra 34:46). Denn das Verstehen, das Begreifen und das Wissen weisen den Weg zur Praxis.





 





Zweitens: Sich den im Qurân enthaltene Verhaltenscodex aneignen und dies in allen Bereichen des Lebens in die Praxis umsetzen, in großen wie in kleinen Angelegenheiten, angefangen bei sich selbst bis zur Gesellschaft als Ganzes. So sagt Allâh der Erhabene: „So verhalte dich recht, wie du geheißen wurdest, und wer mit dir bereut und seid nicht aufsässig! ...“ (Sûra 11:112).





 





Ebenso sagt Allâh: „... Diejenigen also, die an ihn glauben und ihm Geltung verschaffen und ihm beistehen und dem Licht folgen, das zu ihm hinabgesandt wird – jene sind es, sie sind die Erfolgreichen.“ (Sûra 7:157).





 





Die zweite Regel: Den Qurân durch das Vortragen bei einem Lehrer zu erlernen. Das heißt, ihn zu lesen, als ob er dir selbst geoffenbart worden wäre. So sagt Allâh der Erhabene: „Dies ist wahrhaftig eine mahnende Erinnerung; wer nun will, nimmt einen Weg zu seinem Herrn!“ (Sûra 73:19). Wer den Qurân liest und lernt, muss ihn in diesem Bewusstsein lesen, im Bewusstsein Empfänger der Offenbarung zu sein, deren Geboten und Empfehlungen man sich unterordnet.





 





Das gemeinsame Studieren des Qurân bringt vielerlei Nutzen:





 





Es ist ein Weg zu Wissen und Bildung. Wissen im allgemeinen Sinne und Wissen um den Qurân im Besonderen kann nur im gemeinsamen Arbeiten erreicht werden. Was ein Einzelner an Wissen erlangen kann, lässt sich nicht mit dem vergleichen, was er in der Gemeinschaft mit einem Anderen erreichen kann, besonders dann, wenn dieser Andere ein Gelehrter im Wissen um den Qurân ist. Allâh der Erhabene sagt: „... Seid dem Herrn verbundene Gelehrte in dem, was ihr am Offenbarungsbuch zu lehren pflegt, und in dem, was ihr zu erlernen pflegt!“ (Sûra 3:79). Der hier verwandte Begriff Rabbâniyûn („dem Herrn verbundene Gelehrte“) bezeichnet jene Menschen, die das Offenbarungsbuch gemeinsam studiert haben und es daraufhin auch Andere lehren.





 





Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  selbst erlernte den Qurân, lernte dessen Verse zu begreifen und ihre Absicht und Bedeutung im gemeinsamen Studium mit Gabriel  Frieden sei auf ihm  zu verstehen. Die Gefährten des Propheten  möge Allah mit ihnen zufrieden sein erlernten dann den Qurân, dessen Verse und deren Bedeutung gemeinsam mit dem Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken ; und die ihnen nachfolgten, taten es ebenso.





 





Das gemeinsame Lernen und Einprägen des Qurân ist demjenigen, der den Qurân auswendig kennt, eine Hilfe zum Wiederholen, Einprägen und Nachdenken. So sagte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken „Widmet euch diesem Qurân, denn bei Dem, in Dessen Händen die Seele Muhammads liegt, er entflieht schneller, als ein Kamel entflieht!“ (Al-Buchârî, Muslim). Er hielt die Gläubigen dazu an, sich dem Qurân zu widmen und ihn gemeinsam zu lernen, damit er nicht vergessen wird. Das Entfliehen meint jedoch nicht nur das Vergessen der eingeprägten Worte, sondern auch das Vergessen und Vernachlässigen deren Umsetzung und Anwendung im Handeln. Denn der Mensch ist allein schwach, mit seinem Bruder aber stark. Dies wissen alle, die sich an das gemeinsame Lernen des Qurân und das gemeinsame Wiederholen des Gelernten halten.





 





Das gemeinsame Studium stärkt darüber hinaus die Verbundenheit unter den Muslimen, auf die der Islâm besonderen Wert legt, um den Gemeinschaftssinn und die soziale Bande zu festigen. Dieses Ziel lässt sich an den meisten Formen der islâmischen Anbetungshandlungen erkennen; die darin liegende soziale Bedeutung ist offensichtlich.





 





Das gemeinsame Studieren des Qurân ist eine Form der Läuterung der Seele durch gute Taten. So sagt Allâh der Erhabene: „Allâh hat ja bereits den den Glauben Verinnerlichenden Gunsterweisung gewährt, als Er zu ihnen einen Gesandten aus ihren Reihen schickte, der ihnen Seine Verse rezitiert und sie läutert und sie das Offenbarungsbuch und die Weisheit lehrt; und sie waren doch zuvor gewiss in offenkundigem Irrtum.“ (Sûra 3:164). Das gemeinsame Lesen läutert die Seelen, es macht den rechten Weg gegenüber dem falschen deutlich und lässt Bedeutungen und Werte erkennen, die, wenn man alleine lernt, nicht erkannt und erreicht würden.





 





Denn das gemeinsame Studieren ist ein Anlass dafür, dass Ruhe und Barmherzigkeit die Lernenden umgibt und die Engel um sie sind, schützend und für ein gutes Gelingen Sorge tragend. Genau dies wird in den Worten des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  überliefert: „Sobald sich Leute in einem der Häuser Allâhs treffen, das Buch Allâhs rezitieren und es miteinander studieren, so breitet sich über ihnen Ruhe aus, Barmherzigkeit umhüllt sie und Engel umgeben sie und Allâh erwähnt sie bei denen, die bei Ihm sind.“ (Muslim).





 





Das gemeinsame Lesen ist auch für die korrekte Rezitation wichtig. Allâh sagt: „Und rezitiere den Qurân langsam mit schöner Stimme!“ (Sûra 73:4). Wer den Qurân rezitiert, muss diesen auch richtig und korrekt vortragen. Das gemeinsame Lesen und Lernen ist eine hierfür vorgesehene Methode. Alle Gelehrten stimmen darin überein, dass der Qurân nicht im Alleingang erlernt werden kann, sondern er muss mündlich denen vorgetragen werden, die genaues Wissen um die korrekte Rezitation haben.





 





Kurz gesagt liegt der wesentlichste Grund des gemeinsamen Lernens des Qurân darin, die Methode des Qurân selbst in allen Wissensbereichen und im Unterricht, in der Erziehung und im Aufruf zum Islâm in Theorie und Praxis in allen Lebensbereichen umzusetzen.



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