Es handelt sich um den ehrwürdigen Prophetengefährten Salmân Al-Fârisî, Salmân Al-Chair oder den Suchenden nach der Wahrheit. Immer wenn man ihn fragte: „Wer bist du?“, antwortete er: „Ich bin der Sohn des Islâm und eines der Kinder Âdams.“ Er wurde durch ständiges anbetendes Dienen gegenüber Allâh und ständiges Zusammensein mit dem Propheten bekannt, sodass er ihn nur bei einer Notwendigkeit verließ. Der Prophet liebte ihn sehr. Abû Huraira nannte ihn den Besitzer beider Bücher (nämlich der Bibel und des Qurân). Alî ibn Abû Tâlib gab ihm den Namen "Luqmân der Weise". Der Prophet schloss Brüderschaft zwischen ihm und Abû Ad-Dardâ.
Salmân spricht über sich selbst: Ich bin ein Mann aus Isfahân, und zwar aus einem Dorf namens Dschî, dessen Bürgermeister mein Vater war. Ich gehörte zu den liebsten Menschen von ihm. Ich bemühte mich um des Mazda-Glaubens willen, sodass ich mich ständig beim heiligen Feuer aufhielt, damit es nicht erlösche.
Mein Vater besaß ein Landgut. Eines Tages schickte er mich zu diesem. Auf meinem Weg dorthin kam ich an einer Kirche der Christen vorbei. Ich hörte sie beten und trat dann zu ihnen hinein, um mich umzusehen, was sie tun. Ihr Gebet gefiel mir. Alsdann sagte ich zu mir selbst: „Dies ist besser als unsere Religion, an die wir glauben.“ Ich verließ sie erst, nachdem die Sonne untergegangen war. Weder ging ich zum Landgut meines Vaters noch kehrte ich zu ihm zurück, bis er jemanden schickte, der mich suchte. Als die Angelegenheit der Christen und deren Gebet mir gefielen, erkundigte ich mich bei ihnen nach der Quelle deren Religion und sie entgegneten mir: „Sie ist aus Großsyrien.“ Als ich zu meinem Vater zurückkehrte, sagte ich zu ihm: „Ich kam an einer Gruppe von Menschen vorbei, die in einer Kirche beteten. Mir gefiel ihr Gebet und ich sah, dass ihre Religion besser als unsere ist.“ Wir diskutierten miteinander und dann legte er an meine Füße eine Eisenkette und sperrte mich ein.
Daraufhin schickte ich jemanden zu den Christen mit der Mitteilung, dass ich zu ihrer Religion übertrat. Ich bat sie, dass für den Fall, dass Leute aus Großsyrien zu ihnen kommen, sie mir vor ihrer Heimreise Bescheid geben sollten, damit ich mit ihnen ausziehe. Sie taten es und ich befreite mich von den Eisenfesseln. Ich verließ das Haus und brach mit ihnen nach Großsyrien auf. Dort fragte ich nach demjenigen, der diese Religion am besten kennt, und man sagte zu mir, dass er der Bischof der Kirche sei. Ich ging zu ihm und erzählte ihm meine Geschichte. Ich blieb bei ihm, indem ich als Diener arbeitete, betete und lernte. Dieser Bischof war ein schlechter Mann in seiner Religion, denn er sammelte Almosen von den Menschen, damit er sie an Arme verteilen solle; jedoch behielt er sie für sich selbst.
Als er verstorben war, benannten sie einen anderen Mann an seiner Stelle. Ich habe niemals in ihrer Religion einen besseren Mann als diesen Mann gesehen, der sich so sehr nach dem Jenseits sehnte, ein asketisches Leben führte und ständig Anbetungshandlungen durchführte. Ich liebte ihn in einer Weise, bei der ich nicht wusste, ob ich einen Mann vor ihm so liebte. Als sich sein Tod näherte, sagte ich zu ihm: „Deine Todesstunde nähert sich. Was ist nun deine Anweisung? Und welchen Mann empfiehlst du mir?“ Darauf erwiderte er: „O mein lieber Sohn! Ich kenne nur noch einen Mann in der Stadt Mosul, der eine Lebensweise wie ich führt.“
Als er verstorben war, ging ich zu diesem Mann in Mosul und erzählte ihm meine Geschichte. Ich blieb solange bei ihm, wie Allâh es wollte. Als er im Sterben lag, fragte ich ihn und er empfahl mir einen anbetend Dienenden in Nusaibin [einer Stadt, die heute an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei liegt]. Ich ging zu ihm und erzählte ihm meine Geschichte. Ich blieb solange bei ihm, wie Allâh es wollte. Als sich sein Tod näherte, fragte ich ihn und er wies mich an zu einem Mann in Ammurîya im Land der Byzantiner zu gehen. Ich brach zu ihm auf und blieb bei ihm. Ich besaß um meines Lebensunterhaltes willen einige Kühe und Schafe. Als er im Sterben lag, fragte ich ihn: „Wen kannst du mir empfehlen?“ Er sagte zu mir: “O mein lieber Sohn! Ich kenne niemanden, der auf unserem Weg wäre, so dass ich dich anweisen könnte zu ihm zu gehen. Allerdings ist jetzt die Zeit eines Propheten gekommen, der mit der wahren Religion Abrahams entsandt wird. Dieser Prophet wird zu einem Land zwischen zwei Orten, die schwarze Steine haben, auswandern, zwischen denen es Dattelpalmen gibt. Wenn du zu ihm gehen kannst, dann tu es! Er besitzt Zeichen, die nicht verborgen bleiben. Er nimmt keine Almosen, jedoch Geschenke an, und zwischen seinen Schultern gibt es das Siegel des Prophetentums. Wenn du ihn siehst, wirst du ihn erkennen!“
Eines Tages kam an mir eine Karawane vorbei. Ich fragte sie nach ihrem Land und erfuhr, dass sie von der Arabischen Halbinsel stammten. Da sagte ich zu ihnen: „Ich gebe euch diese meine Kühe und Schafe als Entgelt dafür, dass ihr mich in euer Land mitnehmt.“ Sie akzeptierten dies und nahmen mich mit, bis sie zum Wadi Al-Qurâ kamen. Dort taten sie mir Unrecht an und verkauften mich als Sklaven an einen Juden. Ich blieb solange bei ihm, bis eines Tages ein anderer Jude vom Stamm der Banû Quraiza kam und mich von ihm kaufte. Dann zog dieser mit mir fort, bis ich nach Madîna kam. Bei Allâh! Als ich diese Stadt sah, erkannte ich sofort, dass diese Stadt diejenige ist, die mir beschrieben wurde.
Ich hielt mich bei ihm auf und sorgte für seine Dattelpalmen. Als ich mich eines Tages hoch oben in der Krone einer Dattelpalme befand und mein Herr unter ihr saß, kam einer seiner Vettern und sagte zu ihm: „Möge Allâh die Banû Qaila (die beiden Stämme Aus und Chazradsch) verdammen! Sie versammeln sich soeben um einen Mann in Qubâ, der aus Makka angekommen ist, und behaupten, er sei ein Prophet!“ Bei Allâh! Als ich das hörte, traf mich ein kühler Wind, und die Palme, auf deren Spitze ich saß, begann unter mir zu wanken, sodass ich beinahe auf meinen Herrn hinuntergefallen wäre. Ich stieg schnell hinab und fragte: „Was ist das für eine Nachricht?“ Daraufhin gab mir mein Herr einen Kinnhaken und sagte: „Was hast du damit zu tun? Begib dich wieder an deine Arbeit!“ Und ich machte mich wieder an die Arbeit.
Am Abend nahm ich das, was ich bei mir hatte, und ging, bis ich zum Gesandten Allâhs in Qubâ kam. Ich trat zu ihm und einigen seiner Gefährten hinein und sagte zu ihm: „Ihr besitzt nichts und seid fremd in der Stadt. Ich habe Essen und habe vorher gelobt dieses Essen als Almosen zu geben. Als man mir euren Ort erwähnte, glaubte ich, dass niemand mehr dazu berechtigt ist als ihr.“ Dann legte ich es vor den Gesandten. Der Gesandte sagte zu seinen Gefährten: „Esst im Namen Allâhs!“ Jedoch hielt er sich davon fern und aß nichts davon. Da sagte ich mir: „Bei Allâh! Das ist eines der Zeichen. Er isst nicht vom Almosen.“
Am nächsten Morgen ging ich erneut zum Gesandten , brachte Essen und sagte zu ihm (Frieden sei mit ihm): „Ich habe gesehen, dass du keine Almosen annimmst. Ich habe jedoch etwas, das ich dir gerne als Geschenk geben möchte!“ Ich legte es vor ihn. Da sagte er zu seinen Gefährten: „Esst im Namen Allâhs!“ Und er aß mit. Ich sagte zu mir selbst: „Das ist, bei Allâh, das zweite Zeichen. Er nimmt das Geschenk an.“ Dann kehrte ich zurück, blieb solange, wie Allâh es wollte, ging wieder zu ihm und fand ihn auf dem Friedhof Al-Baqî, als er sich an einem Leichenzug beteiligte und sich seine Gefährten um ihn befanden. Er trug zwei raue Tücher, eines um die Lenden und das andere über die Schultern. Ich grüßte ihn und beugte mich dann vor, um auf seinen Rücken zu blicken. Da merkte er, was ich vorhatte. Er ergriff sein Schultertuch und warf es von seinem Rücken herab. So konnte ich das Siegel des Prophetentums, wie es mir einst mein Lehrer beschrieben hatte, sehen. Daraufhin beugte ich mich zu ihm, küsste ihn und weinte.
Er ließ mich später holen, und ich setzte mich vor ihn und sprach zu ihm, wie ich nun zu euch spreche. Dann trat ich zum Islâm über. Da ich Sklave war, konnte ich leider nicht an der Schlacht von Badr und Uhud teilnehmen. Eines Tages sagte mir der Gesandte : „Schließe einen Freilassungsvertrag mit deinem Herrn ab, damit er dich freilässt!“ Und ich schloss einen Freilassungsvertrag mit ihm ab. Der Gesandte wies Gefährten an, mir dabei zu helfen. Allâh ließ mich frei, und ich lebte dann als freier Muslim und nahm mit dem Gesandten Allâhs an der Grabenschlacht und allen Feldzügen teil. (Überliefert von Ahmad und At-Tabarânî.)
Salmân war derjenige, der den Rat gab bei Madîna einen Graben auszuheben, als feindliche Gruppierungen Madîna angreifen wollten. Als die Makkanner Madîna erreichten und den Graben fanden, sagte Abû Sufyân: „Dies ist eine Strategie in der Kriegskunst, die den Arabern noch unbekannt ist.“ An diesem Tag sagten die Ansâr: „Salmân ist einer von uns“, während die Ausgewanderten standen und sagten: „Nein! Salmân ist einer von uns.“ Dann rief der Gesandte : „Salmân gehört zu uns, nämlich zu den Familienangehörigen des Propheten!“ (Ibn Sa’d).
Es ist über seine Askese überliefert, dass er Statthalter von Mahuza unter der Herrschaft von Umar war. Sein Gehalt aus dem Fiskus der Muslime belief sich auf 5.000 Dinar, wobei er keinen einzigen Dirham davon bekam. Er pflegte dies als Almosen an Arme und Bedürftige zu geben. Er sagte: „Ich kaufe Palmblätter für einen Dirham, damit ich etwas damit herstelle. Dann verkaufe ich dies für drei Dirham. Ich nehme einen Dirham davon, damit ich etwas Neues herstelle, wende einen Dirham für meine Kinder auf und gebe den dritten Dirham als Almosen. Hätte mir Umar ibn Al-Chattâb dies verboten, hätte ich dies nicht unterlassen!“ (Abû Nu’aim).
Es ist überliefert, dass er Kompanieführer war. Da kamen einige Jugendliche von den Feinden an ihm vorbei, während er mit herabhängenden Füßen auf einem Esel ritt und alte und schlichte Kleidung trug. Sie spotteten über ihn und sagten verächtlich zu den Muslimen: „Ist das euer Statthalter?“ Man sagte zu Salmân: „O Abû Abdullâh! Hörst du das, was sie sagen?“ Salmân erwiderte: „Lasst sie! Denn das Gute und das Böse kommen nach diesem Tag!“ (Ibn Sa’d).
Es wurde über seine Bescheidenheit überliefert, dass er einmal einen Weg beschritt. Da rief ihn ein Mann, der aus Syrien kam, damit dieser ihm beim Tragen seines Gepäcks helfe. Salmân trug die Sachen des Mannes und begegnete unterwegs einer Gruppe von Menschen. Er entbot ihnen den Friedensgruß und sie erwiderten stehend: „Friede sei mit dem Statthalter!“ Einer von ihnen ging schnell zu ihm, um das Gepäck an seiner Stelle zu tragen, wobei er sagte: „Lass mich das tragen, o Statthalter!“ Da wusste der Syrer, dass er Salmân Al-Farisî, der Statthalter von Mahuza, ist. Er ließ das fallen, was sich in seinen Händen befand, und näherte sich Salmân, um seine Sachen zu tragen. Salmân schüttelte ablehnend seinen Kopf und sagte: „Nein, bis ich dich den von dir gewollten Ort erreichen lasse!“ (Ibn Sa’d).
Ein Freund von ihm trat zu ihm in dessen Haus und fand ihn Teig kneten. Dann fragte er ihn: „Wo ist die Dienerin?“ Salmân erwiderte: „Ich habe sie zum Erledigen eines Anliegens geschickt und es gehasst, dass ich sie mit dem Erledigen zweier Aufgaben beauftrage.“
Als Salmân sein eigenes Haus errichten wollte, fragte er den Bauarbeiter: „Wie errichtest du es?“ Der Bauarbeiter war klug und kannte die Askese Salmâns und dessen Frömmigkeit. Er entgegnete ihm: „Hab keine Angst! Es geht um ein Gebäude, das dich vor Hitze und Kälte schützt. Wenn du in ihm gerade stehst, wird dein Kopf das Dach berühren. Und wenn du dich hinlegst, wird dein Fuß das Ende des Hauses berühren.“ Da sagte Salmân zu ihm: „Ja, so tue es!“
Er starb im Jahre 35 nach der Hidschra unter der Herrschaft von Uthmân ibn Affân.