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Da aus der Sicht Allâhs die größte Sünde die Anbetung anderer neben Allâh oder die Anbetung anderer mit Allâh zusammen ist und alles außer Ihm seine Schöpfung ist, sind alle Prinzipien des Islâms entweder direkte oder indirekte Verbote der Anbetung der Schöpfung. Die fundamentalen Glaubensgrundsätze unterscheiden klar zwischen Schöpfer und Schöpfung. 





Es gibt eine Reihe auf den wesentlichen Elementen der islâmischen Glaubensgrundlagen basierenden Beweise, anhand derer die orthodoxen Gelehrten des Islâms untermerten, dass Allâh vollkommen von Seiner Schöpfung getrennt und darüber ist. Mit „getrennt“ ist gemeint, dass weder Allâh ein Teil der Schöpfung ist noch die Schöpfung ein Teil Allâhs ist. Dies bedeutet nicht, dass Allâh nicht auf die Schöpfung wirkt. Es folgen sechs solcher Beweise:





Die gottgegebene Veranlagung





Aus islâmischer Perspektive gesehen wird der Mensch mit bestimmten natürlichen Neigungen geboren und ist nicht nur ein Produkt seiner Umgebung. Dies stützt sich auf die Qurân-Stelle, in der Allâh erläutert, dass Er bei der Erschaffung Âdams alle Nachfahren aus diesem hervorkommen und für Allâhs Einheit und Einzigkeit Zeugnis ablegen ließ. (Vgl. Sûra 7:172). Dieses Konzept wird ferner durch die Aussage des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  bekräftigt, dass jedes neugeborene Kind zwar mit der Neigung, Allâh anzubeten, auf die Welt kommt, die Eltern jedoch aus ihm einen Juden, Christen oder Parsen machen. (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.) Daher kann die natürliche Reaktion des Menschen gegenüber den Implikationen des Glaubens, Gott sei überall, zu einem bestimmten Grad als Maßstab zur Überprüfung der Richtigkeit herangezogen werden. Wenn Allâh überall existierte und in jeder Sache gegenwärtig wäre, so würde dies darauf hinauslaufen, dass Sein Wesen auch an schmutzigen und dreckigen Orten zu finden ist.





Die meisten Menschen weichen, wenn sie mit dieser Behauptung konfrontiert werden, von Natur aus von dieser Vorstellung zurück. Instinktiv sehen sie sich außerstande, irgendeine Aussage zu akzeptieren, die darauf hinausläuft, dass Allâh, der Schöpfer des Universums, in menschlichen Ausscheidungen oder in anderen Dingen oder an Orten vorkäme, die nicht zu Seiner Erhabenheit passen. Daraus kann geschlossen werden, dass eine derartige Behauptung kaum richtig sein kann. Die natürlichen menschlichen Instinkte, die Allâh in uns gelegt hat, lehnen die Vorstellung ab, dass Allâh überall sei. Diejenigen, die nicht gewillt sind, den „Gott-ist-überall-Glauben“ aufzugeben, könnten allerdings argumentieren, dass die menschliche Abscheu gegenüber diesem Konzept das Ergebnis der Erziehung und der Verhältnisse sei und nicht das Ergebnis seiner natürlichen Instinkte. Jedoch lehnt die große Mehrheit der Kinder dieses Konzept ohne Zögern und Nachdenken automatisch ab, selbst wenn sie zuvor mit der Idee, dass Allâh überall sei, indoktriniert wurden.





Unsere rituellen Gebete





Nach den Gesetzen und Regeln für das Gebet im Islâm müssen Orte der Anbetung vollkommen frei von Statuen und bildlichen Darstellungen Gottes oder Seiner Schöpfung sein. Es ist auch nicht erlaubt eine der im rituellen Gebet vorkommenden Bewegungen (Verbeugung, Niederwerfung etc.) gegenüber irgendjemandem oder irgendetwas anderem außer gegenüber Allâh zu vollziehen. Wäre Allâh überall und somit in allen Dingen und in jedem Individuum präsent, dann wäre es für die Menschen durchaus akzeptabel, sich gegenseitig anzubeten oder sogar sich selbst anzubeten, so wie es einigen Schriften Muhyiddîn ibn Arabis Erwähnung fand. Ebenso wäre es nicht möglich, einen Götzenanbeter oder jemanden, der Bäume oder Tiere anbetet, logisch davon zu überzeugen, dass seine Methode der Anbetung falsch ist, und dass er nur den einen unsichtbaren Gott, Allâh, der einzig und ohne Partner ist, anbeten solle. Der Götzendiener würde vielmehr antworten, dass er nicht das Objekt an sich anbete, sondern den Teil Gottes, der sich in diesen Objekten befinde oder Gott, der in Menschen oder Tierformen erscheine. Dennoch klassifiziert der Islâm denjenigen, der solch eine Tat ausführt, ungeachtet seiner Begründung, als Islâm-Leugner. Tatsache ist, dass sich so jemand vor Allâhs Schöpfung niederwirft. Der Islâm kam, um die Leute von der Anbetung des Menschen und anderer erschaffener Dinge zu befreien und sie zur alleinigen Anbetung des Schöpfers zu führen. Deswegen zeigen die Befehle des Islâms über die Anbetung eindeutig, dass Allâh nicht in erschaffenen Dingen zu finden ist: Er ist von ihnen vollkommen getrennt. Dies wird ferner durch ein vollständiges Verbot der bildlichen Darstellung Allâhs oder irgendwelcher Lebewesen gestärkt.





Die Himmelsfahrt des Prophete 





Zwei Jahre vor der Auswanderung nach Madîna vollzog der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  eine wundersame Nachtreise (Isrâ) von Makka nach Jerusalem, von wo er durch die sieben Himmel aufstieg (Mirâdsch). Diese Reise wurde ihm gewährt, damit er direkt in Gegenwart Allâhs sein konnte. Dort, über den sieben Himmeln, wurde das fünfmalige tägliche Gebet zur Pflicht auferlegt. Allâh sprach direkt zum Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  und offenbarte ihm die letzten Verse der Sûra Al-Baqara. Wäre Allâh überall, hätte es für den Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  keine Notwendigkeit gegeben, irgendwohin zu gehen. Er wäre dann auch auf der Erde in seinem eigenen Haus in der unmittelbaren Gegenwart Allâhs gewesen. Daher beinhaltet das Ereignis über den wundersamen Aufstieg des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  durch die Himmel die Implikation, dass Allâh über Seiner Schöpfung und nicht ein Teil von ihr ist.





Die Anzahl der Verse im Qurân, die bestätigen, dass Allâh über Seiner Schöpfung ist, sind zu viele, um aufgezählt werden zu können. Diese Aussage ist fast in jeder Sûra des Qurâns, entweder direkt oder indirekt, zu finden. Unter den indirekten Verweisstellen sind jene, die sich auf Dinge beziehen, welche zu Allâh aufsteigen oder von Ihm herabsteigen. Beispielsweise nennt sich Allâh selbst As-Samad (Sûra 112:2), was „der, zu dem Dinge aufsteigen“ bedeutet. Manchmal sind solche Verweisstellen sehr deutlich:





„Es steigen die Engel und der Geist zu Ihm auf an einem Tag, dessen (Aus)maß fünfzigtausend Jahre ist.“ (Sûra 70:4) 





Ebenso wie im Fall von Gebet und Dhikr, worüber Allâh sagt: 





„Zu Ihm steigt das gute Wort empor.“ (Sûra 35:10)





Sogar Pharao sagte:





„O Haman, errichte mir einen Hochbau, vielleicht kann ich die Seile erreichen, die Seile der Himmel, dass ich zum Gott Mûsas emporsteige, und ich halte ihn wahrlich für einen Lügner.“ (Sûra 40:36-37)





Ein Beispiel für das Herabsteigen Allâhs findet sich im folgenden Vers:





Sprich: „Der Geist der Heiligkeit hat ihn (den Qurân) von deinem Herrn in Wahrheit herabgebracht, auf dass Er die festige, die da glauben, und (er hat den Qurân) zu einer Führung und einer frohen Botschaft für die Gottergebenen (herabgebracht).“ (Sûra 16:102)





Direkte Verweisstellen können sowohl in den göttlichen Namen Allâhs als auch in seinen expliziten Aussagen gefunden werden. Beispielsweise benennt sich Allâh mit den Namen Al-Alî und Al-A’lâ, und beide bedeuten „der Höchste, über dem nichts anderes ist“. Diese kommen z.B. als „Al-Alî Al-Adhîm“ (Sûra 2:225) oder als Rabbika Al-A’lâ (Sûra 87:1) vor. Ebenso verwies Er auf sich selbst als jemanden, der über Seinen Dienern steht, indem Er sagt: 





„Er ist Al-Qâhir (zu mächtig, dass ihm Einhalt geboten wird) über Seine Diener.“ (Sûra 6:18 oder 6:61)





Ebenfalls beschrieb Er seine Diener als „diejenigen, die ihren Herrn fürchten, der über ihnen ist und tun, was ihnen befohlen wird.“ (Sûra 16:50)





Daher offenbart der Qurân denjenigen, die über seine Bedeutung nachdenken, deutlich, dass Allâh hoch über Seiner Schöpfung und weder innerhalb der Schöpfung noch von ihr umgeben ist. 





Belege aus der Sunna





Es gibt ebenso viele Beweise in den Aussagen des Propheten, die eindeutig belegen, dass Allâh nicht auf der Erde oder innerhalb Seiner Schöpfung ist. Ähnlich wie die Qurân-Verse beinhalten auch einige Hadîthe indirekte Belege, während in anderen direkte sind. Unter den indirekten oder impliziten Stellen sind jene, die sich auf das Aufsteigen der Engel zu Allâh beziehen. So heißt es im Hadîth von Abû Huraira, dass Allâhs Gesandter  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  sagte: „(Eine Gruppe von) Engeln bleibt über Nacht mit euch und (eine andere Gruppe von) Engeln bei Tag, und beide Gruppen sammeln sich zur Zeit des Asr-Gebets (Nachmittag) und des Fadschr-Gebets (Morgendämmerung). Dann steigen jene Engel, die über Nacht mit euch blieben, (zum Himmel) auf und Allâh fragt sie (über euch), obwohl Er alles über euch weiß...“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.)





Unter den indirekten Verweisstellen sind jene, die sich darauf beziehen, dass Allâh über seinem Thron, und dieser selbst über der gesamten Schöpfung ist. Ein Beispiel dieser Art kann in der Überlieferung Abû Hurairas gefunden werden, der zufolge der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  sagte: „Als Allâh die Schöpfung abschloss, schrieb Er in einem Buch bei sich über seinem Thron: Wahrlich, meine Barmherzigkeit wird meinen Zorn übertreffen.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.)





Ein Beispiel des direkten Hinweises ist der Bericht über die Frau des Propheten, Zainab bint Dschahsch, die sich gewöhnlich gegenüber den anderen Frauen des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  damit brüstete, dass sie von ihren Familien mit dem Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  verheiratet worden seien, während sie selbst von Allâh über den sieben Himmeln verheiratetet wurde. (Überliefert von Muslim.)





Ein weiterer Beleg kann in einem Du’a (Bittgebet) gesehen werden, das er den Kranken lehrte, damit diese für sich selber beteten:





»Rabbanallâhu alladhî fî As-Samâ’î taqaddasasmuka...« (Unser Herr ist Allâh, der über den sieben Himmeln ist, Dein Name sei geheiligt...).“ (Überliefert von Abû Dâwûd.)





Der folgende Hadîth ist möglicherweise der deutlichste unter den direkten Referenzen:





Mu’âwiya ibn Al-Hakam sagte: „Ich hatte ein Dienstmädchen, das sich um meine Schafe in der Gegend des Berges Uhud, in der Nähe eine Ortes namens Al-Dschawwâriya, kümmerte. Als ich eines Tages kam, um nach ihnen zu sehen, fand ich, dass sich ein Wolf mit einem Schaf aus ihrer Herde davongemacht hatte. Da ich, wie der Rest der Nachfahren Âdams, Taten tue, die ich dann bedauere, gab ich ihr eine starke Ohrfeige. Als ich mit dieser Geschichte zum Gesandten Allâhs  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  kam, sah er meine Sache als schwerwiegend an. Ich sagte: ‚O Gesandter Allâhs, soll ich sie freilassen?’ Er antwortete: ‚Bring sie zu mir.’ Daher brachte ich sie. Er  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  fragte sie: ‚Wo ist Allâh?’, und sie antwortete: ‚Über den Himmeln.’ Danach fragte er: ‚Wer bin ich?’, und sie antwortete: ‚Du bist Allâhs Gesandter.’ Er  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  sagte: ‚Lass sie frei, denn wahrlich, sie ist eine echte Gläubige.’“ (Überliefert von Muslim.) 





Wenn man den Glauben anderer überprüft, wäre als Frage zu erwarten: „Glaubst du an Allâh?“ Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  stellte diese Frage nicht, weil die meisten Menschen seiner Zeit an Allâh glaubten, so wie es der Qurân häufig erwähnt:





„Und wenn du sie fragst, wer die Himmel und die Erde erschaffen und die Sonne und den Mond dienstbar gemacht hat, sagen sie ganz gewiß: »Allâh.« Wie lassen sie sich also abwendig machen?“ (Sûra 29:61)





Da die heidnischen Makkaner zur damaligen Zeit glaubten, dass Allâh in ihren Götzen anwesend und somit ein Teil der Schöpfung sei, wollte der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  feststellen, ob ihr Glaube verwirrt und heidnisch, wie bei den anderen Makkanern, oder ob er eindeutig monotheistisch war und mit den göttlichen Lehren übereinstimmte. Daher stellte er ihr eine Frage, mit der er herausfinden konnte, ob sie wusste, dass Allâh nicht Teil Seiner Schöpfung ist, oder ob sie glaubte, dass Allâh (in Form) Seiner Schöpfung angebetet werden könne. Ihre Antwort, dass Allâh über den Himmeln sei, sollte von echten Muslimen als einzig gültige Antwort auf die Frage „Wo ist Allâh?“ betrachtet werden, weil der Prophet auf der Grundlage dieser Antwort urteilte, dass sie eine wahre Gläubige war. Falls Allâh überall wäre, so wie manche Muslime es bis zum heutigen Tage behaupten, dann hätte der Prophet die Antwort „Über den Himmeln“ korrigiert, da alles in seiner Gegenwart Gesagte, was er nicht ablehnte, entsprechend dem islâmischen Gesetz als „gebilligte Sunna“ betrachtet wird und somit gültig ist. Der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken  hat indes ihre Aussage nicht nur akzeptiert, sondern sie aufgrund dieser Aussage als wahre Gläubige bezeichnet.



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