Unser zweiter Unterricht: Maria ) hatte eine tiefe spirituelle Beziehung zu Allâh dem Hocherhabenen. An ihrem Beispiel sehen wir, wie Verstand, Körper und Seele Ihm spirituell gewidmet sein können. Während wir diese Elemente untersuchen, sehen wir außerdem, wie Allâh der Hocherhabene sie belohnt und ehrt. Marias spirituelle Reise offenbart schlichtweg bedeutende spirituelle Pfeiler für diejenigen, die sich darum bemühen, von Allâh dem Hocherhabenen belohnt und geehrt zu werden.
1. Vertrauen bei Not
Von ihren jungen Jahren als Schülerin an bis hin zu ihren Prüfungen später im Leben sehen wir Maria ) in einem ständigen Zustand des Vertrauens auf Allâh. Vom Verstecken ihrer Prüfung der Schwangerschaft über das Gebären Jesu im Alleinsein bis hin zum Schweigen, während ihr Säugling (der laut At-Tabarî nur 40 Tage alt war) sprach, um ihre Ehre zu verteidigen, spüren wir, dass ihr mächtiges Vertrauen auf Allâh den Hocherhabenen offenkundig wird. Wir erfahren auch, dass es einige Prüfungen gibt, bei denen man möglicherweise keine menschliche Unterstützung für die Bemühung finden kann, das Richtige und Tugendhafte zu tun. In diesem Szenario bietet Maria uns einen Einblick in die Macht des Vertrauens auf Allâh den Hocherhabenen. Dass Jesus aus der Wiege sprach, war ein erstaunlicher und unerwarteter Segen für Maria, der sie von der Prüfung, die sie durchgestanden hatte, entlastete, indem er den Beweis für ihre Unschuld lieferte:
„Da zeigte sie auf ihn. Sie sagten: »Wie können wir mit jemandem sprechen, der noch ein Kind in der Wiege ist?« Er sagte: »Ich bin wahrlich Allâhs Diener; Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Und gesegnet hat Er mich gemacht, wo immer ich bin …«“ (Sûra 19:29-31).
Gepriesen sei Allâh! Im Leben der Rechtschaffenen geschehen während einer Prüfung oft Wunder für Propheten und Wunder für Nicht-Propheten, bei denen die Mühe, standhaft zu bleiben, mit der Erleichterung, die einzig Allâh der Hocherhabene bringt, belohnt wird.
Und dennoch entnehmen wir Marias Fall außerdem, dass ihre Hingabe nicht nur mit Erleichterung belohnt wurde, sondern zudem mit Erfolg. Heute ist sie die verehrteste Frau in der Geschichte der Menschheit und sie ist die großartigste Frau im Jenseits. Gepriesen sei Allâh! Man kann sich lediglich annähernd vorstellen, was ihr Herz um Allâhs des Hocherhabenen willen durchgestanden hat. Ihre Geschichte ist ein leuchtendes Beispiel des Versprechens: „… Das (gute) Ende gehört den Gottesfürchtigen.“ (Sûra 11:49).
- Abgeschiedenheit mit Allâh
Ihre Spiritualität wird auch durch ihre Abgeschiedenheit mit Allâh dem Hocherhabenen dargestellt. Wie ihre Mutter und ihr Vater, war sie eine fromme anbetend Dienende, die immer darum bemüht war, ihrem Herrn näher zu kommen. Allâh beschreibt dies: „Da nahm ihr Herr sie auf gütigste Art an …“ (Sûra 3:37).
Ibn Aschûr kommentiert, dass dies Seine Annahme ihres Dienstes im Baitu Al-Maqdîs [in Jerusalem] ist, was eine Handlungserlaubnis darstellt, die zuvor keiner anderen Frau rechtlich gewährt wurde. Er erwähnt außerdem, dass das Wort „Mihrâb“ (Gebetsnische) vom Wort „Harb“ stammt, was Krieg bedeutet. Demnach wurde der Mihrâb als ein Ort verstanden, an dem man in Abgeschiedenheit Anbetungshandlungen verrichtet und dabei Krieg gegen die Verlockungen und Einflüsterungen des Satans führt. Es ist ein Ort der Selbstwahrnehmung, der Besinnung, des Gebets, des Lernens und des Bittens. Wie oft gehen wir eigentlich in die Moscheen, die wir heutzutage haben, um spirituelle Abgeschiedenheit zu praktizieren, während diese ebenfalls Orte für diese Dinge sind? Schwestern: Spirituelle Abgeschiedenheit ist auch für uns! Und alles Lob gebührt Allâh, in Amerika sind die Moscheen frauenfreundlicher und bleiben geöffnet. Wenn euer Imân einen Schub benötigt, dann erinnert euch an Maria und versucht das Morgengebet in der Moschee zu verrichten, verweilt dort einige Stunden und erlebt die Süße der Abgeschiedenheit mit Allâh dem Hocherhabenen! Für diejenigen, die dies in ihrem Heim tun können: Erwägt, einen Gebetsbereich zu schaffen, der nur so benutzt wird, wie man eine Moschee benutzt! Ein Ort zum Beten, Gedenken, Qurân-Studieren und sonstiges nützliches Lesen, tiefes Nachsinnen usw.
Manchmal, wenn das Herz schmerzt, ergreift man ungesunde Ablenkungen und der Schmerz verschwindet vorübergehend. Wenn die Ablenkung verschwunden ist, kommt der Schmerz zurück, weil unsere Herzen in Wahrheit durstig danach sind, mit Allâh dem Hocherhabenen zu verweilen und der Durst durch die Ablenkungen nicht gestillt wurde. Vielmehr wurde der Durst heftiger und der Schmerz stärker. An Maria sehen wir, wie die Gewohnheit, spirituelle Abgeschiedenheit mit Allâh dem Hocherhabenen zu praktizieren, dem Herzen dazu verhilft durchzuhalten und stark zu bleiben. Wir sehen auch, dass es jemandem auf der spirituellen Reise nützlich sein kann, einen besonderen Ort zu haben, der für diese Abgeschiedenheit bestimmt ist.
- Allâhs göttliche Eigenschaften verstehen
Maria ) dachte auch über das Verständnis der Eigenschaften Allâhs des Hocherhabenen nach. Ihre Glaubensbekundung ist sehr zweckmäßig. Allâh der Hocherhabene sagt:
„…Jedesmal, wenn Zakariyyâ zu ihr in die Zelle trat, fand er bei ihr Versorgung. Er sagte: »O Maryam, woher hast du das?« Sie sagte: »Es kommt von Allâh; Allâh versorgt, wen Er will, ohne zu berechnen.«“ (Sûra 3:37).
Die Gelehrten sind sich uneinig darüber, ob der Teil des Verses „… Allâh versorgt, wen Er will, ohne zu berechnen“ auch zu dem gehört, was Maria sagte, oder ob es ein neuer Satz ist, in dem Allâh der Hocherhabene den Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) anspricht. Imâm Al-Alûsi fügt hinzu, dass die erstere Meinung die korrektere ist.
Mindestens fünf verschiedene Exegese-Werke erwähnen den Hadîth des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), in dem er mit Fâtima zusammen ist, und diese ihm einen Topf voller Fleisch und Brot bringt, zu einer Zeit, in der sehr wenig Nahrung im Haus war. Als er sie fragt, woher sie dieses Essen hat, antwortet sie: „Allâh versorgt, wen Er will, ohne zu berechnen.“ Auf diese Antwort hin lobt der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Fâtima und sagt: „Alles Lob gebührt Allâh, Der dich wie die beste Frau der Kinder Israel [Maria] machte!“ (Berichtet von Abû Ya’la).
Der erstaunliche Punkt, den man von Marias Antwort an Zacharias aufgreifen kann, besteht darin, dass sie, als sie Allâhs des Hocherhabenen ultimative Macht und Kontrolle über ihre Versorgung erkannte, darüber hinaus einen Propheten inspirierte! Als der Prophet Zacharias ihre Antwort hört, bittet er Allâh um einen Sohn. Der Vers beginnt mit „Hunâlika“ – er verrichtet sogleich Bittgebete!
„Da rief Zakariyyâ seinen Herrn an und sagte: »Mein Herr, schenke mir von Dir aus gute Nachkommenschaft! Du bist ja der Gebetserhörer.«“ (Sûra 3:38).
Wenn Ar-Razzâq (der beste Versorger) Maria im Winter mit Sommerfrüchten versorgen kann und im Sommer mit Winterfrüchten (Exegese Ibn Kathîr), dann kann Er auch Zacharias , einen sehr alten Mann, mit einem Sohn versorgen! Wie oft werden wir nach unserer Versorgung und unserem Besitz gefragt, und wie oft spiegeln unsere Antworten unseren tiefen Glauben wider, dass sie letzten Endes Gaben sind, die uns von Allâh dem Hocherhabenen gegeben wurden? Wie schön, dass eine derart weise Antwort, anderen erneut Hoffnung auf Allâh den Hocherhabenen gibt, diese Dinge, die sie sich wünschen und gernhaben, zu bekommen! Durch Maria wird uns bewusst, wie ein echtes persönliches Vorbild der Erkenntnis Allâhs des Hocherhabenen eine beeindruckende Einladung zum Islâm sein kann, sodass selbst ein Prophet davon profitiert.
Allâh der Hocherhabene ordnet Maria an, ihre Beziehung zu Ihm weiterzuentwickeln:
„O Maryam, sei deinem Herrn demütig ergeben, wirf dich nieder und verbeuge dich zusammen mit den sich Verbeugenden!“ (Sûra 3:43).
In dieser Anordnung für Maria, zu beten, erwähnt Allâh der Hocherhabene die Abschnitte des Gebets statt lediglich die Anordnung zum Gebet und Er erwähnt die Niederwerfung vor der Verbeugung. Imâm Al-Alûsi erklärt, dass einige Gelehrte an den Vorzug der Niederwerfung vor der Verbeugung in diesem Vers glaubten, da die Niederwerfung der wichtigste Grundpfeiler des Gebets und die demütigste Position des Menschen ist, wie auch der Ort, an dem der Muslim Allâh am nächsten ist. Sowohl Verbeugung als auch Niederwerfung sind beides Symbole der eigenen körperlichen Unterwerfung gegenüber dem Schöpfer. Die spirituelle Beziehung ist nicht lediglich eine Handlung des Herzens, sondern auch eine Handlung der Gliedmaßen. Dieser Vers ist zudem ein Beweis für die Tatsache, dass das Gebet nicht erst mit dem Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) begann. Vielmehr war es die Gepflogenheit aller Propheten und rechtschaffenen Menschen in unserer Geschichte.
Nach der Aufforderung Allâhs des Hocherhabenen an Maria, sich Ihm im Gebet zu nähern, beschreibt Er ihre Reaktion: „… und gehörte zu den (Allâh) demütig Ergebenen.“ (Sûra 66:12).