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Das Konzept des Glaubens (Îmân)





 





Einige Menschen mögen denken, dass man Muslim wird, indem man sich zur Einzigkeit des Wahren Gottes bekennt und dazu, dass Muhammad Dessen letzter Gesandter war. Dies ist jedoch von der vollständigen Bedeutung des Glaubens weit entfernt. Die vollständige Bedeutung des Glaubens im Islâm ist keineswegs etwas Nominelles oder eine bloße Formalität. Der Glaube im Islâm ist ein Zustand der Freude, den man durch positives Handeln und konstruktive Konzeptionen sowie durch dynamische und effektive Maßnahmen erlangt.





 





Der ehrwürdige Qurân und die Überlieferungen Muhammads definieren diese erforderlichen Maßnahmen und etablieren Normen, die einen sinnstiftenden Glauben ausgestalten. Demnach sind die wahren Gläubigen:





 





1. Diejenigen, die an Gott, Seine Engel, Seine Offenbarungsbücher - von denen der Qurân das abschließende ist -, Seine Gesandten – von denen Muhammad der abschließende ist –,den Tag des Jüngsten Gerichts sowie die Vorbestimmung und den Beschluss Gottes glauben.





 





2. Diejenigen, die sich stets auf Gott verlassen und am unerschütterlichen Vertrauen auf Ihn Freude finden.





 





3. Diejenigen, die auf dem Wege Gottes von dem hergeben, was Er ihnen an Besitz, Lebensdauer, Gesundheit, Wissen, Erfahrung usw. gegeben hat.





 





4. Diejenigen, die ihre täglichen Gebete sowie die wöchentlichen und jährlichen Gemeinschaftsgebete regelmäßig verrichten.





 





5. Diejenigen, die ihre religiösen Abgaben (Abgabe für die Armen beziehungsweise Zakâ) an die rechtmäßigen Empfangsberechtigten (Individuen oder Institutionen) entrichten. Diese betragen mindestens zweieinhalb Prozent des jährlichen „Netto“-Einkommens beziehungsweise im Falle einer Handelstätigkeit des Gesamtwerts der Bestände nach Abzug aller Ausgaben und Darlehen.





 





6. Diejenigen, die das Rechte und Gute gebieten, und das Verwerfliche und Böse mit allen rechtmäßigen verfügbaren Mitteln bekämpfen.





 





7. Diejenigen, die Gott und Seinem Gesandten Muhammad gehorchen, zunehmende Glaubensstärke verspüren, wenn der Qurân rezitiert wird, und Ergebenheit im Herzen fühlen, wenn Gottes Name erwähnt wird.





 





8. Diejenigen, die Gott und Seinen Gesandten mehr als alles andere lieben und ihre Mitmenschen aufrichtig und einzig für Gott lieben.





 





9. Diejenigen, die ihre nahen und entfernten Nachbarn lieben und ihren Gästen aufrichtige Gefälligkeit entgegenbringen, besonders Fremden.





 





10. Diejenigen, die die Wahrheit sprechen, sich an guten Unterhaltungen beteiligen und sonst schweigen.





 





Es ist eindeutig, dass der Glaube in seiner wahren Bedeutung den Islâm tief und konstruktiv in jeden Lebensaspekt eindringen lässt. Im Islâm hat der wahre Glaube einen entscheidenden Einfluss auf das spirituelle und materielle Schicksal des Menschen sowie auf sein persönliches und gesellschaftliches Verhalten, sein politisches Betragen und sein finanzielles Leben. Um zu zeigen, wie der Qurân die wahren Gläubigen beschreibt, werden nachstehend einige Beispiele angeführt. Der Qurân enthält zahlreiche Belegstellen wie etwa folgende:





 





Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, deren Herzen sich vor Ehrfurcht regen, wenn Allâhs gedacht wird, und die, wenn ihnen Seine Zeichen verlesen werden, es ihren Glauben mehrt, und die sich auf ihren Herrn verlassen, die das Gebet verrichten und von dem, womit Wir sie versorgt haben, ausgeben. Das sind die wahren Gläubigen. Für sie gibt es bei ihrem Herrn Rangstufen und Vergebung und ehrenvolle Versorgung. (Sûra 8:2-4).





 





Die gläubigen Männer und Frauen sind einer des anderen Beschützer. Sie gebieten das Rechte und verbieten das Verwerfliche, verrichten das Gebet und entrichten die Abgabe und gehorchen Allâh und Seinem Gesandten. Sie sind es, derer Allâh Sich erbarmen wird. Gewiss, Allâh ist Allmächtig und Allweise. Allâh hat den gläubigen Männern und Frauen Gärten versprochen, durcheilt von Bächen, ewig darin zu bleiben, und gute Wohnungen in den Gärten Edens. Wohlgefallen von Allâh ist aber (noch) größer. Das ist der großartige Erfolg. (Sûra 9:71-72)





 





Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, die an Allâh und Seinen Gesandten glauben und hierauf nicht zweifeln und sich mit ihrem Besitz und mit ihrer eigenen Person auf Allâhs Weg abmühen. Das sind die Wahrhaftigen. (Sûra 49:15).





 





Neben den Belegstellen im Qurân existieren zahlreiche relevante Überlieferungen Muhammads. Er sagte beispielsweise:





 





Niemand von euch glaubt wirklich, bis er für seinen Glaubensbruder das liebt, was er für sich selbst liebt.





 





Drei Eigenschaften sind ein Anzeichen für einen soliden Glauben. Wer sie verinnerlicht hat, der hat die Süße des Glaubens gefunden: 1. Wem Allah und Sein Gesandter lieber sind als alles andere, 2. wer eine Person nur um Allâhs willen liebt und 3. wer es verabscheut, zum Leugnen des Islâm zurückzukehren, wie er es verabscheut, in die Hölle geworfen zu werden.





 





Derjenige, der an Allâh und an den Jüngsten Tag glaubt, darf seinem Nachbarn nicht schaden, muss gütig zu seinen Gästen sein – besonders zu den fremden - und muss die Wahrheit sagen oder schweigen!





 





Es gibt viele Verse und Überlieferungen, die den oben angeführten ähneln. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass die angeführten Zitate nicht die exakten Worte im Qurân und nicht die exakten Worte Muhammads – wie sie im arabischen Wortlaut stehen – sind und auch nicht sein können! Der Grund dafür ist einfach: Kein Übersetzer, und sei er noch so fachkundig und qualifiziert, kann jemals die spirituelle Kraft und bezaubernde Anziehung des Qurân in irgendeiner anderen Sprache vermitteln. Der Qurân ist – und so wollte es Gott – unnachahmlich. Etwas Ähnliches hervorzubringen ist jenseits aller menschlichen Vorstellung und Macht. Was insofern für den Qurân gilt, trifft bis zu einem gewissen Grad auch auf die Überlieferungen Muhammads zu, da nach dem Qurân dessen Worte die schlüssigsten und eloquentesten sind.





 





Das Konzept der Güte (Birr)





 





Der Islâm warnt stets vor oberflächlichen Konzepten und Ritualen, vor leblosen Formalitäten und wirkungslosen Glaubensvorstellungen. In einem maßgebenden Vers erklärt Gott die vollständige Bedeutung von Güte wie folgt:





 





Nicht darin besteht die Güte, dass ihr eure Gesichter gegen Osten oder Westen wendet. Güte ist vielmehr, dass man an Allâh, den Jüngsten Tag, die Engel, die Bücher und die Propheten glaubt und vom Besitz - obwohl man ihn liebt - der Verwandtschaft, den Waisen, den Armen, dem Sohn des Weges, den Bettlern und für (den Loskauf von) Sklaven hergibt, das Gebet verrichtet und die Abgabe entrichtet; und diejenigen, die ihre Verpflichtung einhalten, wenn sie eine eingegangen sind, und diejenigen, die standhaft bleiben in Not, Leid und in Kriegszeiten, das sind diejenigen, die wahrhaftig sind, und das sind die Gottesfürchtigen. (Sûra 2:177).





 





Dieser Vers enthält eine schöne und klare Beschreibung des gütigen Menschen. Er sollte alle heilbringenden Anordnungen befolgen und die Liebe zu Gott sowie die Liebe für seine Mitmenschen um Allâhs willen zu seinem aufrichtigen Motiv machen. Hierbei gibt es vier Komponenten: 1. Unser Glaube sollte wahrhaftig und aufrichtig sein. 2. Wir müssen bereit sein, ihn durch wohltätige und gütige Handlungen gegenüber unseren Mitmenschen zu beweisen. 3. Wir müssen gute Bürger sein, indem wir Wohltätigkeitsorganisationen und soziale Einrichtungen unterstützen. 4. Wir müssen unter allen Umständen standhaft und unerschütterlich sein.





 





Es ist eindeutig, dass es sich bei der Güte also nicht lediglich um leere Worte handelt. Sie muss auf einem festen Glauben und ständiger Praktizierung errichtet sein. Sie muss das Denken und Handeln des Menschen erfassen und sich auf sein inneres und äußeres Leben sowie auf seine persönlichen und gemeinschaftlichen Angelegenheiten erstrecken. Wenn das islâmische Prinzip der Güte etabliert wird, verschafft es dem Individuum in allen Situationen Ruhe, der Gesellschaft auf allen Ebenen Sicherheit, der Nation Solidarität und der internationalen Gemeinschaft Hoffnung und Harmonie. Wie friedvoll und angenehm das Leben doch sein könnte, wenn die Menschen das islâmische Konzept der Güte umsetzten! Was kann beruhigender sein als der Glaube an den gütigen Schöpfer und das Investieren in derart lobenswerte Angelegenheiten? Was könnte menschlicher sein als die tiefgehenden Ängste der Unterdrückten zu verringern, die Leiden der Ausgebeuteten zu lindern und sich um die Bedürfnisse der Hilflosen zu kümmern? Was ist planvoller und ehrlicher als die Erfüllung von Verpflichtungen, die Wahrung eines reinen Gewissens und die Erhaltung von Lauterkeit? Und was ist spirituell erfreulicher als dies alles regelmäßig, selbstverständlich und für die Liebe zu Gott zu tun? (Fortsetzung folgt)





Das Konzept der Gottesfurcht (Taqwâ)





 





Was hinsichtlich des Glaubens und der Güte erwähnt wurde, gilt generell auch für die Taqwâ. Abermals: Es geht nicht um zweckdienliche Behauptungen und mündliche Bekenntnisse. Es ist wesentlich ernsthafter. Wie immer ist der Qurân die beste Quelle für uns. Wenn in ihm von denen, die Taqwâ besitzen, die Rede ist, werden sie als diejenigen beschrieben, die an das Verborgene glauben, das Gebet verrichten und von dem, womit Wir sie versorgt haben, ausgeben und die an das glauben, was zu dir (an Offenbarung) herabgesandt worden ist, und was vor dir herabgesandt wurde, und die vom Jenseits überzeugt sind. Jene verfahren nach einer Rechtleitung von ihrem Herrn, und das sind diejenigen, denen es wohl ergeht. (Sûra 2:3-5). Es sind diejenigen, die in Freude und Leid ausgeben und ihren Grimm zurückhalten und den Menschen verzeihen. Und Allâh liebt die Gutes Tuenden und diejenigen, die, wenn sie eine Abscheulichkeit begangen oder sich selbst Unrecht zugefügt haben, Allâhs gedenken und dann für ihre Sünden um Vergebung bitten - und wer sollte die Sünden vergeben außer Allâh? - und (die) nicht auf dem beharren, was sie getan haben, wo sie doch wissen. Der Lohn jener ist Vergebung von ihrem Herrn und Gärten, durcheilt von Bächen, ewig darin zu bleiben. Und wie trefflich ist der Lohn derjenigen, die (gut) handeln! (Sûra 3:134-136).





 





In diesen Versen erkennen wir, dass Taqwâ einen korrekten Gebrauch des Verstandes erfordert, indem man die Gottes- und Lebenswahrheit begreift. Ferner erfordert sie einen gebührenden Gebrauch des Besitzes, indem man ihn unter allen Umständen auf dem Wege Gottes ausgibt. Darüber hinaus erfordert sie einen geeigneten Gebrauch der spirituellen und physischen Fähigkeiten, indem man das Verrichten des rituellen Gebets einhält. Sie erfordert außerdem ein hohes Maß an Selbstbeherrschung bei Grimm und Gefühlen, eine moralische Fähigkeit zu Verzeihung und Geduld sowie einen bewussten Drang, der den Sünder dazu veranlasst, bedauernd und bereuend zu Gott zurückzukehren. Taqwâ zu besitzen bedeutet ehrliche und feste Überzeugungen, Entschlossenheit und Charakter sowie Willen und Mut zu besitzen und vor allem ein anbetend Dienender Gottes zu sein. Taqwâ, Güte und sinnstiftender Glaube hängen miteinander zusammen und fließen alle in eine Richtung. Sie führen zum Islâm und bringen den wahren Muslim hervor.





 





Das Konzept des Prophetentums





 





Der barmherzige und liebende Gott entsandte viele Propheten zu unterschiedlichen Zeiten in der Geschichte. Jedes bekannte Volk hatte einen oder mehrere Propheten. Alle Propheten Gottes besaßen einen guten Charakter und waren äußerst ehrenhaft. Sie wurden von Gott dazu vorbereitet und auserwählt, Seine Botschaft den Menschen zu übermitteln. Ihre Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit, ihre Intelligenz und Integrität stehen außer Zweifel. Sie waren insofern ohne Fehler, als sie keine Sünden begingen und nicht gegen Gottes Gesetz verstießen. Da sie jedoch auch sterbliche Menschen waren, könnte es sein, dass sie unbeabsichtigte Fehler bei einigen menschlichen Angelegenheiten und Entscheidungen begingen. Ihr persönliches Urteil war nicht zwangsläufig immer richtig.





 





Die Entsendung dieser Propheten durch Gott ist eine eindeutige Manifestation einer starken Beziehung zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und Mensch. Sie bedeutet, dass der Mensch besserungsfähig ist und in ihm viel Gutes existiert. Das Prophetentum hat den Zweck, das zu bestätigen, was der Mensch schon weiß beziehungsweise wissen kann, und ihn das zu lehren, was er mit seinen eigenen Mitteln nicht erkennt beziehungsweise nicht erkennen kann. Es hat außerdem den Zweck, dem Menschen dabei zu helfen, den geraden Weg Gottes zu finden sowie Gutes zu tun und Verwerfliches zu unterlassen. Das Prophetentum ist eine eloquente Demonstration der Liebe Gottes für Seine Geschöpfe und Seines Willens, sie zur richtigen Glaubens- und Verhaltensweise zu führen. Es ist ein Ausdruck Seiner Gerechtigkeit gegenüber dem Menschen, da Er ihm zuerst die wahre Rechtleitung zeigt und ihn hiernach für seine Taten zur Verantwortung zieht. Er warnt durch Seine Propheten, und wenn der Mensch versagt die Gefahr seiner Fehltaten zu begreifen, so wird sein Verhalten strafbar. Dies steht in völligem Einklang mit Gottes Liebe und Gerechtigkeit sowie mit der Würde und Fähigkeit des Menschen, gegenüber seinem Herrn verantwortlich zu sein.





 





Die Quelle des Prophetentums und der Unterstützer aller Propheten ist Ein und Derselbe: Gott. Die Propheten haben den Zweck, Gott anbetend zu dienen, die Menschen mit Gott und Seinen Göttlichen Lehren vertraut zu machen, Wahrheit und Güte zu etablieren, dem Menschen dabei zu helfen, den wahren Sinn seines Lebens zu erkennen, und ihm dabei zu unterstützen, sein Leben in einer zielgerichteten Weise zu führen. Auf dieser Grundlage machen die Muslime keinen Unterschied zwischen den Propheten und halten ihre Lehren für stimmig und sich gegenseitig ergänzend. Und es ist ferner der Grund dafür, dass die Muslime an alle Göttlichen Offenbarungsbücher glauben und - wie bereits erwähnt - alle Propheten Gottes akzeptieren.





 





Das Lebenskonzept





 





Das Leben ist eine brillante Demonstration der Weisheit und des Wissens Allâhs, ein anschauliches Abbild Seiner Fertigkeit und Macht. Er ist der Spender und Erschaffer des Lebens. Nichts kommt zufällig ins Dasein und niemand erschafft sich selbst oder irgendjemand anders. Das Leben ist ein teures und wertvolles Privileg, und kein vernünftiger oder normaler Mensch würde es gerne freiwillig verlieren. Selbst diejenigen, die sich dermaßen verzweifelt fühlen, dass sie zögerlichen Selbstmord begehen, versuchen in letzter Minute noch am Leben zu bleiben und wünschen sich noch eine zweite Lebenschance. Gott verleiht dem Menschen das Leben und Er ist der Einzige, Der das Recht hat, es zurückzunehmen. Niemand anders hat das Recht, seinem Leben ein Ende zu bereiten. Aus diesem Grunde verbietet der Islâm jede Form von Selbstmord und Selbstzerstörung und rät zu Geduld und Zuversicht, wenn eine teure Seele verstirbt. Wird ein Mörder wegen einer Strafe hingerichtet, so wird ihm sein Leben mit Gottes Erlaubnis und in Übereinstimmung mit Seinem Gesetz genommen.





 





Wenn Gott dem Menschen Leben verleiht, dann ist es nicht vergeblich, dass Er ihn mit einzigartigen Eigenschaften und großartigen Fähigkeiten ausstattet. Er betraut ihn auch nicht sinnlos mit bestimmten Pflichten. Gott möchte dem Menschen helfen, seinen Lebenszweck zu erfüllen und das Existenzziel zu realisieren. Er möchte ihm helfen, die kreative Lebenskunst zu erlernen und den guten Lebensgeschmack entsprechend der Führung Allâhs zu genießen. Das Leben ist ein von Gott anvertrautes Gut, und der Mensch ist ein Treuhänder, der sein anvertrautes Gut ehrlich und fachgemäß, Gottes stets gedenkend und Ihm gegenüber verantwortungsbewusst behandeln sollte!





 





Das Leben kann mit einer Reise verglichen werden, die von einem bestimmten Punkt aus beginnt und an einem bestimmten Ziel endet. Es ist eine Übergangsphase, eine Hinführung zum ewigen Leben im Jenseits. In diesem Stadium ist der Mensch also ein Reisender und sollte sich lediglich mit den Dingen befassen, die ihm im künftigen Leben von Nutzen sind. Anders ausgedrückt sollte er so viel Gutes wie möglich tun und sich voll und ganz darauf vorbereiten, dass er jeden Moment in die Ewigkeit weiterziehen könnte. Er sollte sein diesseitiges Leben als ihm erteilte Chance betrachten, damit er das Beste daraus macht, solange er kann. Denn wenn seine letzte Stunde schlägt, kann er sie nicht um eine Sekunde hinauszögern! Wenn seine Zeit abgelaufen ist, wird es zu spät sein, etwas dagegen zu tun oder sie zu verlängern. Daher sollte man das Leben am besten in der Weise nutzen, dass man es gemäß Gottes Lehren führt und zu einem sicheren Übergang zum zukünftigen ewigen Leben macht. Da das Leben als Mittel zum höchsten Ziel so wichtig ist, wurde im Islam ein vollständiges System an Regeln und Richtlinien festgelegt, das dem Menschen zeigt, wie er es nutzen sollte, was er nehmen und wovon er ablassen sollte, was er tun und was er unterlassen sollte usw. Alle Menschen kommen von Gott und es besteht kein Zweifel, dass sie zu Ihm zurückkehren werden. In einer seiner umfassenden Aussagen gab der Prophet Muhammad dem Menschen den weisen Ratschlag, sich als einen Fremden im Diesseits oder als einen Durchreisenden, in dieser Welt zu betrachten.





Das Religionskonzept





 





Im Laufe der Geschichte wurde die Religion geschmäht und missverstanden. Einige Menschen benutzten sie als Mittel zur Ausbeutung und Unterdrückung, als Vorwand für vorschnelle Verurteilung und Verfolgung. Andere benutzten sie als Quelle der Macht und Vorherrschaft sowohl über die Oberschicht als auch über die breite Masse. Im Namen der Religion wurden sinnlose Kriege geführt, die Gedanken- und Gewissensfreiheit unterdrückt, die Wissenschaft verfolgt, dem Menschen das Recht auf Mündigkeit verwehrt und der Mensch schamlos entwürdigt und erniedrigt. Im Namen der Religion wurde der Menschheit Unrecht getan, sodass die Religion selbst schwere Rückschläge erlitt.





 





Dies sind historische Fakten, die niemand leugnen kann. Stellt dies jedoch die eigentliche Funktion der Religion oder den richtigen Zugang zur Religion dar? Kann dies der Zweck der Religion sein? Die unstrittige Antwort ist ein ausdrückliches „Nein!“ Es gibt viele Religionen auf der Welt, und jede behauptet, die wirklich einzig wahre zu sein. Jede Religion soll angeblich von Gott stammen und der Rechtleitung des Menschen dienen. Diese Behauptungen widersprechen sich jedoch gegenseitig und bewirken Zwietracht unter den Menschen und heftige Reaktionen gegen die Religion – anstatt die Menschheit zu einer umfassenden Bruderschaft unter dem einen, umfassenden, gütigen Gott zu vereinen. Diese Situation verwirrt jeden neutralen Beobachter und macht ihn möglicherweise allen Religionen gegenüber abgeneigt.





 





Das islâmische Religionskonzept ist im weitesten Sinne des Wortes einzigartig. Es ist wahr, dass die wahre Religion von Gott stammen und der Rechtleitung des Menschen dienen muss. Es ist ebenfalls wahr, dass die Natur und die grundsätzlichen Bedürfnisse des Menschen zu allen Zeiten im Grunde dieselben sind. Diese Konzeption führt zu einem Schluss: Es gibt nur eine wahre Religion, die von ein und demselben Gott stammt und sich mit den Problemen der Menschen aller Zeiten befasst. Diese Religion ist der ISLAM. Es sollte jedoch berücksichtigt werden, dass der Islam nicht einzig vom Propheten Muhammad gelehrt wurde! Vielmehr wurde der Islam von allen Propheten vor Muhammad gelehrt. Die wahren Anhänger Abrahams, Mose, Jesu und der anderen Gesandten wurden alle MUSLIME genannt. Deshalb war und wird der Islâm immer die wahre universale Religion Gottes sein. Denn Gott ist Einer und ohne jede Veränderung, und die natürliche Veranlagung wie auch die grundsätzlichen Bedürfnisse des Menschen sind im Grunde dieselben, ungeachtet der Zeit, des Ortes, der Rasse, des Alters und aller anderen Faktoren.





 





Vor diesem Hintergrund beteuert das islamische Konzept, dass Religion nicht lediglich eine spirituelle und intellektuelle Unerlässlichkeit ist, sondern zudem eine gesellschaftliche und universale Notwendigkeit. Sie existiert nicht, um den Menschen zu verwirren, sondern um ihn rechtzuleiten. Sie existiert nicht, um den Menschen zu erniedrigen, sondern um seinen moralischen Status zu erhöhen. Sie existiert nicht, um ihm etwas Nützliches vorzuenthalten, ihn zu belasten oder seine Eigenschaften zu unterdrücken, sondern um ihm unerschöpfliche Schätze des vernünftigen Denkens und guten Handelns zu eröffnen. Sie existiert nicht, um ihm enge Grenzen zu setzen, sondern um ihn zu den weiten Horizonten der Wahrheit und Güte gelangen zu lassen. Kurz gesagt: Wahre Religion bedeutet, den Menschen mit Gott wie auch mit sich selbst und dem übrigen Universum vertraut zu machen. Dies ist keineswegs eine zu starke Vereinfachung der Religionsfunktion. Es bedeutet Folgendes:





 





Analysiert man den Zweck wahrer Religion sorgfältig, so erkennt man, dass Religion die spirituellen und angemessenen körperlichen Bedürfnisse des Menschen erfüllt. Sie entflicht dessen psychische Knoten und Komplexe, veredelt seine Instinkte und Sehnsüchte, und diszipliniert seine Wünsche und das gesamte Leben. Sie mehrt sein Wissen über Gott – die Höchste Wahrheit im Universum – und über sein Selbst. Sie lehrt ihn die Geheimnisse des Lebens und der Natur des Menschen sowie darüber, wie man mit diesen umgeht, und vermittelt ihm Wissen über Gut und Böse sowie über Recht und Unrecht. Sie läutert die Seele von Bösem, befreit den Verstand von Zweifeln, stärkt den Charakter und wirkt als Korrektiv für das Denken und die Überzeugungen des Menschen. All dies kann nur dann erreicht werden, wenn der Mensch treulich die von der Religion verlangten spirituellen Pflichten und physischen Vorschriften erfüllt.





 





Zum anderen erzieht wahre Religion den Menschen und lehrt ihn Hoffnung und Geduld, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit, Liebe für das Rechte und Gute sowie Tapferkeit und Ausdauer – all das, was  für die Beherrschung der großartigen Lebenskunst erforderlich ist. Darüber hinaus bewahrt wahre Religion den Menschen vor Ängsten und seelischen Schäden und sichert ihm Gottes Hilfe und ein festes Bündnis zu. Sie bietet dem Menschen Ruhe und Sicherheit und macht das Leben sinnstiftend.





 





Dies kann wahre Religion für die Menschheit tun, und dies ist das Religionskonzept im Islâm. Jede Religion, die diese Früchte nicht trägt, ist nicht Islam oder vielmehr überhaupt keine Religion. Und jeder Mensch, der keinen Nutzen aus der Religion zieht, ist weder religiös noch sich Gottes bewusst. Gott sagt völlig zutreffend im ehrwürdigen Qurân: Gewiss, die Religion ist bei Allah der Islam. Doch diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde, wurden erst uneinig, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war - aus Missgunst untereinander. Doch wer Allahs Zeichen verleugnet -, so ist Allâh schnell im Abrechnen. (Sûra 3:19). Wer aber als Religion etwas anderes als den Islâm begehrt, so wird es von ihm nicht angenommen werden, und im Jenseits wird er zu den Verlierern gehören. (Sûra 3:85).





 



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