Eine der grundsätzlichen Wahrheiten, die aus den heiligen Texten hervorgeht, ist, dass niemand gezwungen werden kann, den Islam anzunehmen. Es ist die Pflicht der Muslime, den Menschen Beweise für den Islam zu bringen, damit sie die Wahrheit vom Falschsein erkennen. Hiernach kann, wer will, den Islam annehmen und wer weiter im Unglauben leben will, kann dies tun. Niemandem darf gedroht oder Schaden zugefügt werden, wenn er den Islam nicht annehmen möchte.
Unter anderen entscheidenden Beweisen diesbezüglich finden wir die Folgenden. Gott spricht:
“Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen. Wer nun an die Götzen nicht glaubt, an Gott aber glaubt, der hat gewiß den sichersten Halt ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Gott ist Allhörend, Allwissend.” (Quran 2:256)
Gott spricht:
“Und hätte dein Herr es gewollt, so hätten alle, die insgesamt auf der Erde sind, geglaubt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden?” (Quran 10:99)
Gott spricht:
“Und wenn sie mit dir streiten, so sprich: ´Ich habe mich ganz und gar Gott ergeben, und ebenso, wer mir nachfolgt.´ Und sprich zu jenen, denen die Schrift gegeben wurde, und zu den Unbelehrten: ´Werdet ihr Ergebene?´ Und wenn sie sich (Gott) ergeben werden, sind sie geleitet; kehren sie sich jedoch ab, so obliegt dir nur die Verkündigung. Und Gott durchschaut die Diener.” (Quran 3:20)
Gott spricht:
“Dem Gesandten obliegt nur die Verkündigung.” (Quran 5:99)
Es ist wichtig, zu bemerken, dass diese letzten beiden Verse in Medina offenbart wurden. Dies ist bedeutungsvoll, denn es zeigt, dass die Regeln, die hier gegeben wurden, sich nicht auf die Muslime bezogen, die in Mekka in einem Zustand der Schwäche gelebt hatten.
Einige Menschen mögen sich wundern, dass wenn der Islam tatsächlich eine derartige Methode befürwortet, was denn dann all dies ist, was wir über Jihad hören? Wie können wir die Kriege erklären, die der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, und seine Gefährten gegen die Götzendiener geführt haben? Die Antwort hierauf ist, dass Jihad im islamischen Gesetz aus einer Vielzahl von Gründen geführt werden kann, aber Menschen zu zwingen, den Islam anzunehmen, ist einfach keiner davon. Was die Konversion betrifft, so soll sie friedlich erfolgen, indem die Botschaft in Wort und Schrift verbreitet wird. Es ist kein Platz für Waffen, um Menschen zu zwingen, den Islam anzunehmen.
Der Prophet sagte in seinem Brief an den römischen Herrscher Heraclius:
“Ich lade dich ein, den Islam anzunehmen. Wenn du den Islam annimmst, wirst du Sicherheit finden. Wenn du den Islam annimmst, wird Gott dir einen doppelten Lohn geben. Wenn du dich aber abwendest, wirst du deine Sünde tragen und die deiner Untergebenen.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)
Sobald die Menschen die Botschaft ohne Hemmung oder Hindernis gehört haben und ihnen der Beweis erbracht wurde, hat der Muslim seine Pflicht getan. Diejenigen, die glauben wollen, sind frei, dies zu tun und diejenigen, die vorziehen, nicht zu glauben, sind ebenfalls frei, dies zu tun.
Selbst wenn die Muslime gezwungen sind, zu kämpfen und dann daraufhin das Land unterwerfen, ist es ihre Pflicht, das Gesetz Gottes in dem Land anzuwenden und allen Menschen ihr Recht zukommen zu lassen, seien es Muslime oder Nicht-Muslime. Es ist nicht ihr Recht, jemanden zu nötigen, den Islam gegen seinen Willen anzunehmen. Nicht-Muslimen unter muslimischer Herrschaft muß gestattet werden, ihren eigenen Glauben zu behalten und ihn angemessen auszuüben, aber es muss von ihnen erwartet werden können, dass sie die Gesetze des Landes respektieren.
Wenn der Sinn des Jihad gewesen wäre, Ungläubige zu zwingen, den Islam anzunehmen, hätte der Prophet den Muslimen dann befohlen, von Feindlichkeiten abzusehen, wenn der Feind zurückweicht? Hätte er das Töten von Frauen und Kindern verboten? Aber genau dies hat er getan.
Während einer Schlacht sah der Prophet eine Ansammlung von Menschen. Er entsandte einen Mann, um herauszufinden, warum sie sich versammelt hatten. Der Mann kehrte zurück und sagte: „Sie haben sich um eine erschlagene Frau herum versammelt.“ Da sagte der Gesandte Gottes:
“Sie hätte nicht angegriffen werden dürfen!” Khalid b. al-Walid führte die Kräfte an, daher sandte er einen Mann zu ihm und sagte: „Sag Khalid, es sollen keine Frauen und keine Arbeiter getötet werden.“ (Sunan Abi Dawud)
Aus diesem Grund sind die einzigen Menschen, die inmitten der Hitze einer Schlacht gegen einen feindlichen Gegner angegriffen werden dürfen, nur die, die tatsächlich am Kampfgeschehen beteiligt sind.
Wäre es der Sinn des Jihad gewesen, die Ungläubigen zur Annahme des Islam zu zwingen, hätten die rechtgeleiteten Khalifen nicht verboten, Priester und Mönche zu töten, die sich vom Kampf zurückhielten. Aber genau das haben sie getan. Als der erste Khalif Abu Bakr ein Heer nach Syrien schickte, um gegen aggressive römische Legionen zu kämpfen, ging er hinaus, um sie zu ermutigen. Er sagte: „Ihr werdet eine Gruppe von Menschen finden, die sich dem Gottesdienst widmen (d.h. Mönche); lasst sie das tun.“
Es gab eine kleine Gemeinschaft in einem isolierten Gebiet. Schwach und ohne Verteidigung lebten diese Menschen in Furcht und Angst, denn sie wurden pausenlos von einer Bande von Räubern überfallen.
Wir können uns ihre Angst gut vorstellen. Es ist die Angst einer hilflosen Person angesichts eines starken und gnadenlosen Übeltäters. Diese Räuber kannten nur das Gesetz der Wildnis. Wie Löwen erkannten sie keinen Moralkodex neben ihrem eigenen Hunger und ihrer Lust an. Sie hielten es für gerechtfertigt, wenn sie andere unterdrückten.
Obwohl die Gemeinschaft in der Wüste lebte, haben sie, bevor die Räuber gekommen waren, Frieden und Sicherheit genossen, und sie haben Erfolge erzielt. Jetzt waren sie ihrer Leben, ihrer Freiheit und ihrer Ehre beraubt. In ihrer Verzweiflung riefen sie nach der Obrigkeit, zu kommen und sie zu schützen.
Das Staatsoberhaupt entschloss sich, selbst die Armee in die Gegend zu führen und diejenigen, die Angst und Schrecken verbreiteten, die Leben und Sicherheit seiner Leute bedrohten, zu bestrafen. Die Nachricht von der Mobilisierung verbreitete sich schnell und schon bald wußten die Räuber, dass die Obrigkeit mit einer Armee hinter ihnen her war. Sie waren gezwungen, die Gegend zu verlassen und in den umliegenden Bergen Schutz zu suchen. Sie versteckten sich zwischen den höchsten Gipfeln, die sie finden konnten in der Hoffnung, sich zu retten. Sie wußten, dass sie genauso gut an ihrem Zufluchtsort von ihrem Schicksal ereilt werden konnten, aber sie hofften, die Kräfte, die gegen sie ausgesandt worden waren, wenigstens abhängen zu können.
Die Kräfte kamen unter dem Kommando des Staatsführers, um festzustellen, dass die Räuber die Gegend verlassen hatten und in den benachbarten Bergen Stellung bezogen haben, um die Situation von einem sicheren, günstigen Punkt aus zu überstehen.
Als die Kräfte ankamen, zog ein Gewittersturm auf und überflutete alle Täler in der Nähe der Berge. Das Staatsoberhaupt war durchnässt. Nachdem der Sturm weggezogen war, zog er aus, um einen geeigneten Platz zu finden, an dem er seine Kleider ausziehen und lüften konnte. Er fand einen Baum, zog seine Außenbekleidung aus und hängte sie zum Trocknen an einen Zweig. Er setzte sich neben den Baum, um sich von der anstrengenden Reise auszuruhen. Die Müdigkeit überwältigte ihn und schon bald war er eingeschlafen.
Einer der Räuber hatte ihn beobachtet und sprach zu sich selbst: „Dies ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, den Führer beim Schlafen zu überwältigen. Dann wird mir keiner im Weg stehen.“
Unter größter Vorsicht kletterte er heimlich vom Berg hinab und schlich leise dorthin, wo der Anführer schlief.
Als er sich dem Baum näherte, bemerkte er das Schwert des Führers neben ihm. Er blickte nach links und rechts, um sicherzugehen, dass niemand in der Nähe war. Dann schnappte er sich mit der Geschicklichkeit eines Diebes das Schwert und richtete es auf das Gesicht des Führers.
Der Räuber lachte höhnisch und rief: “Wer wird dich jetzt vor mir schützen?”
Der Führer erwachte durch diese Worte, sah den Räuber mit seinem Schwert in der Hand stehen und auf seinen Kopf zielen. Ihm wurde sofort klar, dass der starrende Räuber ihn entwaffnet hatte und drohte, ihn zu töten. Stell dir vor, was du in so einer Situation machen würdest.
Der Führer blieb gelassen, richtete sich auf, wo er saß, und betrachtete seinen Widersacher ruhig. Nachdem er sich geduldig die Drohungen des Räubers angehört hatte, beantwortete er die Frage seines Gegners und sagte: „Gott wird mich schützen.“
Der Räuber fühlte ein Schaudern durch seinen Körper und seinen Arm hinunterfahren. Er ließ das Schwert fallen. So geschwind, wie das Schwert zu Boden fiel, schnappte der Führer es sich, stellte sich über den Räuber und wiederholte dieselbe Frage, die dieser ihm nur Augenblicke zuvor gestellt hatte: „Wer wird dich jetzt vor mir schützen?“
Stell dir vor, du wärst in der Lage des Führers gewesen. Was hättest du mit dem Räuber gemacht? Hätte dir deine Gemütsverfassung erlaubt, vor dem Handeln zu denken? Hätte dir irgend jemand Vorwürfe gemacht, wenn du den Räuber in Selbstverteidigung niedergeschlagen hättest?
Dieser Führer allerdings besaß ein starkes, großmütiges Herz, ein Herz, das weder Gehässigkeit noch Rachsucht kannte. Er betrachtete Rachsucht als ein Zeichen für Schwäche. Stell dir vor, der Führer hat dem Räuber nicht nur verziehen, sondern ihm die Gelegenheit gegeben, sich seiner Armee anzuschließen. Außerdem versprach er ihm, wenn dieser das Angebot annahm, dann würde er alle die Ansprüche und Belohnungen erhalten, die auch die anderen Soldaten bekommen würden.
Wir würden vermuten, dass der Räuber dieses Angebot dankbar angenommen habe, wenigstens zur Täuschung. Aber der Räuber tat das Undenkbare. Er lehnte ab, und der Rohling tat dies mit aller Grobheit und Unverschämtheit, die er zur Schau stellen konnte.
Der Führer sagte zu ihm: “Dann geh. Du kennst den Weg.“
Der Räuber begann davonzueilen, aber dann hielt er an und sagte: “Ich werde nicht gegen dich kämpfen oder mich irgendeiner Gruppe anschließen, die gegen dich kämpft.” Dies war an sich ein annehmbarer Ausgang.
Als der Räuber zum Rest seiner Bande zurückkehrte, konnten sie erkennen, dass er glücklich darüber war, die Begegnung überlebt zu haben. Er sagte zu ihnen: „Ich komme von einem Führer ohne seinesgleichen.“ Dann berichtete er ihnen alles, was geschehen war und welches Glück er habe, noch immer am Leben zu sein.
Es bleibt uns nur noch, die Identität dieses Führers zu enthüllen. Er war derselbe, der oft verleumdet und im unehrenhaftesten Licht dargestellt wird.
Ja, es war kein anderer als Muhammad, der Prophet Gottes.