Der Islam zwingt keine Andersgläubigen zum Konvertieren. Er hat ihnen die völlige Freiheit gegeben, ihren eigenen Glauben zu behalten und nicht gezwungen zu werden, den Islam anzunehmen. Diese Freiheit wird sowohl im Qur´an als auch in den prophetischen Lehren, die als Sunna bekannt sind, dokumentiert. Gott wendet sich im Qur´an an den Propheten Muhammad:
„Und hätte dein Herr es gewollt, so hätten alle, die insgesamt auf der Erde sind, geglaubt. Willst du also die Menschen dazu zwingen, Gläubige zu werden?“ (Quran 10:99)
Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien mit ihm, ließ den Menschen die Wahl, ob sie dem Islam beitreten oder ihre Religion beibehalten wollten. Er fragte sie erst, ob sie den Islam annehmen wollen, nachdem er mit ihnen eine Übereinkunft geschlossen hatte und nachdem sie Bewohner im islamischen Staat geworden waren und sich ihrer persönlichen Unversehrtheit und ihres Eigentums sicher fühlten. Dies gestattete ihnen, die Sicherheit des Bündnisses mit Gott und Seinem Propheten zu genießen. Genau aus diesem Grund werden die nicht.muslimischen Einwohner als Dhimmis bezeichnet.[1] Wenn der Prophet Gottes einen Kommandeur eines Heeres oder einen Bataillon zum Kampf schickte, befahl ihm der Prophet, in seinem Verhalten Gottes bewusst zu sein und seine muslimischen Gefährten gut zu behandeln. Dann wies ihn der Prophet der Gnade an:
“Zieht aus zum Kampf Gott zuliebe und bekämpft diejenigen, die nicht an Ihn glauben. Kämpft, aber übertreibt nicht, verhaltet euch nicht betrügerisch, verstümmelt nicht ihre Toten und tötet keine Kinder. Wenn ihr auf eure Feinde trefft, die den Glauben verweigern, so bietet ihnen drei Dinge und akzeptiert, egal für welches sie sich entscheiden und beendet die Schlacht:
(a) ladet sie ein, den Islam anzunehmen. Wenn sie einverstanden sind, akzeptiert dies und beendet die Schlacht. Dann ladet sie ein, von ihren Ländern in das Land der Auswanderer (Medina) zu ziehen und informiert sie darüber, dass sie, wenn sie dies tun, dieselben Privilegien und Verpflichtungen haben werden, wie die anderen Auswanderer sie besitzen. Wenn sie ablehnen, aus ihren Ländern auszuwandern, informiert sie darüber, dass sie denselben Status haben werden wie die nomadischen Muslime: Dass sie sich dem Gesetz Gottes unterwerfen, das für alle Muslime gilt und dass sie keinen Anteil haben werden an dem Reichtum, der von einer Eroberung kommt, solange sie nicht am Jihad mit den Muslimen teilnehmen.
(b) Wenn sie ablehnen, sagt ihnen, sie sollen die Jizyah[2] bezahlen und wenn sie damit einverstanden sind, dann nehmt dies von ihnen an und beendet die Schacht.
(c) Wenn sie dies alles ablehnen, dann ersucht Gott um Hilfe und kämpft gegen sie.’”[3]
Diese Anweisungen des Propheten gehorchten dem, was Gott im Qur´an sagt:
„Es gibt keinen Zwang im Glauben. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden gegenüber dem unrichtigen. Der also, der nicht an falsche Götter glaubt, aber an Gott glaubt, hat gewiß den sichersten Halt ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Gott ist Allhörend, Allwissend.“ (Quran 2:256)
Edwin Calgary, ein amerikanischer Gelehrter, schrieb über diesen Vers: ´Es gibt im Qur´an einen Vers, der von Wahrheit und Weisheit erfüllt ist und der allen Muslimen bekannt ist. Jeder andere sollte ihn ebenfalls gut kennen; es ist der, der besagt, dass es keinen Zwang in der Religion gibt.’[4]
Dieser Vers wurde wegen einiger Bewohner Medinas herabgesandt. Wenn keines der Kinder der götzendienenden Frauen die Kindheit überlebte, haben sie einen Eid geschworen, das Kind zu einem Juden oder Christen zu machen, wenn es nur überlebte. Als der Islam nach Medina kam, hatten sie erwachsene Kinder, Juden oder Christen waren. Die Eltern versuchten, sie zu zwingen, die neue Religion anzunehmen, da wurde dieser Vers herabgesandt, um zu dies verhindern. Der Vers und die Geschichte seiner Offenbarung enthüllt, dass es niemandem gestattet ist, jemanden zu zwingen, Muslim zu werden. Dies ist der Fall, selbst wenn es die Eltern sind, die das beste für ihre Kinder wollen und ihre Kinder werden Mitglieder einer anderen Religion. Der Qur´an weist es zurück, jemanden zum Islam zu zwingen.[5] Gott sagt im Qur´an:
„Und sprich: "Es ist die Wahrheit von eurem Herrn: darum laß den gläubig sein, der will, und den ungläubig sein, der will. Siehe, Wir haben für die Frevler ein Feuer bereitet, dessen Zeltdecke sie umschließen wird. Und wenn sie um Hilfe schreien, so wird ihnen mit Wasser gleich geschmolzenem Metall, das die Gesichter verbrennt, geholfen werden. Wie schrecklich ist der Trank, und wie schlimm ist die Raststätte!“ (Quran 18:29)
Der Islam gewährt den Nichtmuslimen nicht nur ihre religiöse Freiheit, sondern sein tolerantes Gesetz geht sogar soweit, dass es ihre Orte der Anbetung bewahrt.[6] Gott sagt im Qur´an:
„Jenen, die schuldlos aus ihren Häusern vertrieben wurden, nur weil sie sagten: "Unser Herr ist Gott." Und wenn Gott nicht die einen Menschen durch die anderen zurückgehalten hätte, so wären gewiß Klausen, Kirchen, Synagogen und Moscheen, in denen der Name Gottes oft genannt wird, niedergerissen worden. Und Gott wird sicher dem beistehen, der Ihm beisteht. Gott ist wahrlich Allmächtig, Erhaben.” (Quran 22:40)
Die muslimischen Khalifen pflegten ihre militärischen Führer anzuweisen, die auf Feldzüge zogen, Maßnahmen zu ergreifen, um diese Dinge zu garantieren. Das erste Beispiel ist der Befehl Abu Bakrs an Usamah bin Zayd:.
‘Ich befehle dir zehn Dinge: tötet keine Frau, kein Kind und keine ältere Person; fällt keine Fruchtbäume, verwüstet kein Heim, verwundet kein Schaf oder Kamel, außer wenn ihr es essen müsst; überschwemmt keine Palme, verbrennt sie nicht, seid nicht betrügerisch; seid nicht feige, und ihr werdet an Leuten vorbei kommen, die sich dem klösterlichen Leben ergeben haben, lasst sie sich (in Ruhe) ihrer Ergebung widmen.’[7]
Das zweite Beispiel ist der Vertrag Umar ibn al-Khattabs mit den Leuten der Iliya von Jerusalem:
‘Dies ist die Sicherheit, gewährt durch den Diener Gottes, Umar, den Führer der Gläubigen, den Leuten der Iliya: ihnen wird die Sicherheit ihrer Person, Besitztümer, Kirchen, Kruzifixe und jedem, sei er krank oder bei guter Gesundheit, sowie jedem in ihrer Gemeinschaft garantiert. Ihre Kirchen werden weder besetzt noch zerstört, noch wird etwas von ihnen weggenommen: keine Einrichtung, keine Kruzifixe und kein Geld. Sie werden nicht gezwungen, ihre Religion zu verlassen, noch werden sie wegen ihr Schaden erleiden. Sie werden nicht von den jüdischen Siedlern in Iliya besetzt werden.’[8]
Als Ergebnis dessen haben Juden und Christen seit der Ära der rechtgeleiteten Khalifen ihre Gottesdienste in Freiheit und Sicherheit abgehalten.[9]
Muslime schützten christliche Kirchen in den von ihnen besetzten Ländern vor Schaden. In einem Brief an Simeon, den Erzbischof von Rifardashir und Führer aller Bischöfe von Persien, schrieb der Nestorianische Patriarch Geoff III:
‘Die Araber, denen Gott die Macht über die ganze Welt gegeben hat, wissen, wie reich Sie sind, denn sie leben unter euch. Totz dessen greifen sie den christlichen Glauben nicht an. Im Gegenteil, sie sympatisieren mit unserer Religion und verehren die Priester und Heiligen unseres Herrn und sie spenden großzügig unseren Kirchen und Klöstern.’[1]
Einer der muslimischen Khalifen, Abdul-Malik, nahm den Christen die Kirche des Johannes und machte sie zu einem Teil der Moschee. Als Umar bin Abdulaziz sein Nachfolger als Khalif wurde, beschwerten sich die Christen bei ihm darüber, was sein Vorgänger ihrer Kirche angetan hatte. Umar schrieb dem Gouverneur, dass der Teil der Moschee rechtmäßig ihnen gehöre und ihnen zurückzugeben sei, wenn sie nicht mit einer geldlichen Regelung einverstanden wären.[2]
Die Klagemauer in Jerusalem ist den Historikern als heiligster Ort des Gottesdienstes im Judentum bekannt. Vor einiger Zeit wurde sie vollständig unter Schutt und Trümmern begraben. Als der osmanische Khalif Sultan Sulayman davon erfuhr, befahl er seinem Gouverneur in Jerusalem, den ganzen Schutt zu entfernen, den Bereich zu reinigen, die Klagemauer zu reparieren und es den Juden zu ermöglichen, sie zu besuchen.[3]
Unvoreingenommene westliche Historiker erkennen diese Tatsachen an. LeBon schreibt:
‘Die Toleranz Muhammads gegenüber den Juden und Christen war wahrlich groß; Gründer anderer Religionen, die vor ihm aufgetaucht waren, insbesondere des Judentums und Christentums, hatten solches Wohlwollen nicht zur Vorschrift gemacht. Seine Khalifen verfolgten dieselbe Politik und seine Toleranz wurde von Skeptikern und Gläubigen gleichermaßen anerkannt, welche die Geschichte der Araber ausführlich studiert haben.’[4]
Robertson schrieb:
‘Allein die Muslime waren in der Lage, ihren Eifer für ihre eigene Religion mit Toleranz für die Anhänger anderer Religionen in Einklag zu bringen. Selbst wenn sie ihre Schwerter erhoben, um in den Kampf zu ziehen, um für die Freiheit ihrer Religion zu kämpfen, ließen sie diejenigen, die sie nicht wünschten, frei an ihren eigenen religiösen Lehren festhalten.’[5]
Sir Thomas Arnold, ein englischer Orientalist, schrieb:
‘Wir haben nie von einem geplanten Versuch gehört, nicht-muslimische Minderheiten dazu zu zwingen, den Islam anzunehmen oder von irgend einer organisierten Verfolgung zur Untergrabung der christlichen Religion. Wenn irgendeiner der Khalifen eine solche Politik gewählt hätte, hätten sie das Christentum mit derselben Leichtigkeit überwunden, wie Fredinand und Isabella den Islam aus Spanien verbannt haben oder mit der Ludwig XIV es zu einem in Frankreich bestrafbaren Verbrechen gemacht hat, dem Protestantismus zu folgen oder mit der die Juden vor 350 Jahren aus England verbannt worden waren. Zu jener Zeit waren die östlichen Kirchen vollständig isoliert von der restlichen christlichen Welt. Sie besaßen in der Welt keine Unterstützer, denn sie wurden als gotteslästernde Sekte des Christentums angesehen. Dass sie heute noch existieren ist der stäkste Beweis für die Politik der Toleranz der islamischen Regierung ihnen gegenüber.’[6]
Der amerikanische Autor Lothrop Stoddard schrieb: ‘Der Khalif Umar trug die größtmögliche Sorge zur Erhaltung der christlichen heiligen Stätten und die Khalifen nach ihm folgten seinem Beispiel. Sie haben die vielen Konfessionen von Pilgern nicht belästigt, die jährlich aus allen Winkeln der christlichen Welt kamen, um Jerusalem zu besuchen.’[7]
Die Realität sah so aus, dass Nicht-Muslime unter den Muslimen mit mehr Toleranz behandelt wurden, als ihnen von irgendeiner anderen Sekte ihrer eigenen Religion zuteil geworden ist. Richard Stebbins sprach von den Erfahrungen der Christen unter der Herrschaft der Türken:
‘Sie (die Türken) gestatteten ihnen allen, den römisch katholischen und den griechisch orthodoxen, ihre Religion zu bewahren und ihren Überzeugungen zu folgen wie sie es wählten: sie erlaubten ihnen, ihre heiligen Rituale in Konstantinopel und an vielen anderen Orten durchzuführen. Dies ist ein Gegensatz zu dem, was ich aus den zwölf Jahren, die ich in Spanien gelebt habe, bezeugen kann; wir wurden nicht nur gezwungen, an ihren papistischen Festlichkeiten teilzunehmen, sondern unsere Leben und die Leben unserer Großkinder waren in Gefahr.’[8]
Thomas Arnold erwähnte in seiner ´Einladung zum Islam´, dass es in Italien viele Menschen gegeben hat, die sich nach der osmanischen Herrschaft gesehnt hatten. Sie wünschten sich dieselbe Freiheit und Toleranz, wie sie die Osmanen ihren christlichen Mitbürgern gewährten, denn sie hatten alle Hoffnung aufgegeben, diese unter irgendeiner christlichen Herrschaft zu erhalten. Er erwähnt auch, dass eine große Menge Juden vor der Verfolgung in Spanien am Ende des 15. Jahrhunderts geflohen ist und in der osmanischen Türkei Zuflucht gesucht hatte.[9]
Der folgende Punkt ist es wert, nochmals betont zu werden. Die jahrhundertelange Existenz von Nicht-Muslimen in der muslimischen Welt, vom maurischen Spanien und vom Afrika südlich der Sahara bis nach Ägypten, Syrien, Indien und Indonesien ist ein deutlicher Beweis für die religiöse Toleranz, die der Islam Menschen anderen Glaubens gewährt. Diese Toleranz führte sogar zur Verfolgung der Muslime wie in Spanien, wo die verbleibenden Christen die Schwäche der Muslime ausnutzten, sie angriffen und sie aus Spanien vertrieben, indem sie sie entweder töteten, sie zum konvertieren zwangen oder vertrieben. Etienne Denier schrieb: ‘Die Muslime sind das Gegenteil von dem, was viele Menschen denken. Sie haben außerhalb des Hijaz niemals Gewalt benutzt.[10] Die Anwesenheit von Christen war ein Beweis dieser Tatsache. Sie behielten acht Jahrhunderte lang, während der die Muslime ihre Länder regierten, ihre Religion in völliger Sicherheit bei. Einige von ihnen hatten hohe Stellungen am Palast in Cordoba inne, aber als dieselben Christen Macht über das Land errangen, war es plötzlich ihre erste Sorge, die Muslime zu vernichten.’[11]
Der Islam zwingt nicht-muslimische Bürger, die in muslimischen Gebieten leben, nicht dazu, von muslimischen Gesetzen beherrscht zu werden. Sie sind davon ausgenommen, die Zakah[1] zu zahlen. Unter dem islamischen Gesetz wird ein Muslim, der keine Zakah zahlt und diese Verpflichtung ablehnt, zu einem Ungläubigen. Das islamische Gesetz erlegt allen fähigen Muslimen die Wehrpflicht auf, aber Nicht-Muslime sind davon ausgenommen, auch wenn es den Muslimen und den Nicht-Muslimen gleichermaßen nutzen würde. Als Ausgleich für diese beiden Ausnahmen zahlen Nichtmuslime eine nominale Steuer, die als Jizya bekannt ist. Sir Thomas Arnold schrieb: ´Die Jizya war so gering, dass sie keine Belastung für sie darstellte, insbesondere wenn wir beachten, dass sie vom Militärdienst ausgeschlossen waren, während dies für ihre muslimischen Mitbürger eine Pflicht war.´[2]
Der Islam gestattet Nicht-Muslimen auch, ihr ziviles Recht in Dingen wie Ehe und Scheidung beizubehalten. Im Strafrecht verurteilten muslimischen Richter Nicht-Muslime für Dinge, die in ihrer Religion als sündig betrachtet wurden, wie Diebstahl, aber nicht für Dinge, die in ihrer Religion gestattet waren, wie Wein trinken und Schweinefleisch essen.[3] Dies hat seine Grundlage ganz eindeutig in der Handlungsweise des Propheten selbst, als er zuerst nach Medina gekommen war und eine ´Verfassung´ konstituierte. Er erlaubte den einzelnen Stämmen, die keine Muslime waren, sich auf ihre eigenen religiösen Schriften und Gelehrten zu berufen, wenn es um ihre persönlichen Angelegenheiten ging. Sie konnten aber auch den Propheten bitten, in ihren Streitigkeiten unter ihnen zu richten, wenn sie wollten. Gott sagt im Qur´an:
“…Wenn sie nun zu dir kommen, so richte zwischen ihnen oder wende dich von ihnen ab…”(Quran 5:42)
Hier sehen wir, dass der Prophet jeder Religion gestattete, in ihren eigenen Angelegenheiten ihren eigenen Schriften entsprechend zu richten, solange sie nicht den Artikeln der Verfassung widersprachen, ein Pakt, der das friedliche Nebeneinander in der Gesellschaft förderte.
Umar ibn Abdulaziz, ein muslimischer Herrscher, fand es schwer zu akzeptieren, dass Nicht-Muslime weiterhin ihren eigenen sozialen Regeln folgten, die den islamischen Anordnungen wirdersprachen. Er schrieb Hasan al-Basri[4] einen Brief, um seinen rechtlichen Rat einzuholen: ‘Wie kommt es, dass die rechtgeleiteten Khalifen vor uns die Leute des Bunde tun ließen, was sie taten, sie heiraten nahe Verwandte,[5] und halten sich Schweine und (trinken) Wein?´ Hasan antwortete: ´Sie zahlten Jizya, damit sie praktizieren und glauben können, was sie glaubten, und ihr mögt dem islamischen Recht folgen, führt nichts Neues ein.´[6]
Die Leute des Bundes hatten ihre eigenen Gerichtshöfe, um ihre Streitigkeiten beizulegen, aber wenn sie es wünschten, konnte sie sich auch an islamische Gerichte wenden. Gott befahl seinem Propheten:
“Wenn sie nun zu dir kommen, so richte zwischen ihnen oder wende dich von ihnen ab. Und wenn du dich von ihnen abwendest, so können sie dir keinerlei Schaden zufügen; richtest du aber, so richte zwischen ihnen in Gerechtigkeit. Wahrlich, Gott liebt die Gerechten.” (Quran 5:42)
Adam Metz, ein westlicher Historiker, schreibt in Islamic Civilization in the Fourth Century of the Hegira:
“Da das islamische Gesetz speziell für Muslime galt, gestattete der islamische Staat den Menschen anderer Religionszugehörigkeit, ihre eigenen Gerichtshöfe. Was wir über diese Gerichtshöfe wissen, ist, dass es kirchliche Gerichte waren und bekannte spirituelle Führer waren die obersten Richter. Sie schrieben eine Menge Bücher über das kononische Recht und ihre Entscheidungen waren nicht nur auf Fragen des persönlichen Status beschränkt. Sie enthielten auch Probleme wie Erbschaft und viele der Rechtsstreitigkeiten unter Christen hatten nichts mit dem Staat zu tun.”[7]
Daran kann man erkennen, dass der Islam Nicht-Muslime nicht dafür bestrafte, wenn sie etwas taten, was sie nach ihren eigenen religiösen Gesetzen für erlaubt hielten, wie das Trinken von Alkohol oder Essen von Schweinefleisch, obwohl dies im Islam verboten war. Die Toleranz, die der Islam den Nicht-Muslimen entgegenbringt, wird von keinem anderen religiösen Gesetz, keiner sekulären Regierung und keinem politischen System von heute übertroffen. Gustav LeBon schreibt:
“Die Araber hätten leicht durch ihre ersten Eroberungen geblendet werden können und dieselben Ungerechtigkeiten begehen können, die Eroberer gewöhnlich begehen. Sie hätten ihre unterlegenen Gegner misshandeln können oder sie dazu zwingen können, ihre Religion anzunehmen, die sie auf der gesamten Welt verbreiten wollten. Die Araber aber vermieden das. Die früheren Khalifen, waren politische Genies, was unter Befürwortern neuer Religionen selten war, ihnen war klar, dass Religionen und Systeme nicht nit Zwang auferlegt werden können. Daher behandelten sie die Völker von Syrien, Ägypten, Spanien und eines jeden anderen Landes, das sie einnahmen, mit großer Freundlichkeit, wie wir gesehen haben. Sie ließen ihre Gesetze, Regelungen und Glaubensgrundlagen intakt und erlegten ihnen nur die Jizya auf, die gering war, verglichen mit dem, was sie zuvor an Steuern hatten zahlen müssen, um ihre Sicherheit zu bewahren. Die Wahrheit ist, dass diese Nationen niemals tolerantere Eroberer als die Muslime und keine tolerantere Religion als den Islam kennen gelernt hatten.”[8]
Gott verlangt von den Muslimen, in allen Angelegenheiten gerecht zu sein und jedem gegenüber gerecht zu handeln. Gott sagt:
“Und den Himmel hat Er emporgehoben. Und Er hat das (richtige) Abwiegen zum Gebot gemacht, auf daß ihr euch in der Waage nicht vergeht. So setzt das Gewicht in gerechter Weise und betrügt nicht beim Wiegen. Und Er hat die Erde für die Geschöpfe bereitet” (Quran 55:7-10)
Muslimen wurde von Gott aufgetragen, Gerechtigkeit walten zu lassen, auch wenn dies bedeutet, gegen sich selbst oder Nahestehende vorzugehen, wie im Quran gesagt wird.
“O ihr, die ihr glaubt, seid auf der Hut bei der Wahrnehmung der Gerechtigkeit und seid Zeugen für Gott, auch dann, wenn es gegen euch selbst oder gegen Eltern und Verwandte geht. Ob der eine reich oder arm ist, so ist Gott beiden näher; darum folgt nicht der persönlichen Neigung, auf daß ihr gerecht handeln könnt. Und wenn ihr aber (die Wahrheit) verdreht oder euch von (der Wahrheit) abwendet, so ist Gott eures Tuns kundig.” (Quran 4:135)
Gott verlangt, dass wir jederzeit gerecht handeln:
“Gott befiehlt euch, die anvertrauten Güter ihren Eigentümern zurückzugeben; und wenn ihr zwischen Menschen richtet, nach Gerechtigkeit zu richten. Wahrlich, billig ist, wozu Gott euch ermahnt. Gott ist Allhörend, Allsehend.” (Quran 4:58)
Die islamische Gerechtigkeit gegenüber Nicht-Muslimen hat viele Gesichter. Der Islam gewährt ihnen das Recht, vor ihre eigenen Gerichte zu ziehen; er garantiert ihnen auch Gleichrangigkeit, wenn sie Gerechtigkeit von Muslimen fordern und beschließen, ihren Fall einem islamischen Gericht vorzulegen. Gott sagt:
“Wenn sie nun zu dir kommen, so richte zwischen ihnen oder wende dich von ihnen ab. Und wenn du dich von ihnen abwendest, so können sie dir keinerlei Schaden zufügen; richtest du aber, so richte zwischen ihnen in Gerechtigkeit. Wahrlich, Gott liebt die Gerechten.” (Quran 5:42)
Wenn ein Muslim von einem nicht-muslimischen Dhimmi stiehlt, so wird ihm die gleiche Strafe zuteil, wie wenn der Dhimmi von einem Muslim gestohlen hätte. Demgemäß riskiert ein Muslim die Strafe für Verleumdung, wenn er einen Mann oder eine Frau verleumdet, der oder die unter dem Schutz des Bundes steht.[1]
Die islamische Geschichte weiß einige wunderschöne Beispiele für Gerechtigkeit von Muslimen gegenüber Nicht-Muslimen zu erzählen. Ein Mann namens Ta’ima stahl eine Rüstung von Qataada, seinem Nachbarn. Qataada hatte die Rüstung in einem Mehlsack versteckt und als Ta’ima ihn entwendete, lief aus einem Loch im Sack Mehl aus, so dass er eine Spur bis zu seinem Haus hinterließ. Dann ließ Ta’ima die Rüstung in der Obhut eines Juden namens Zayed, der sie in seinem Haus aufbewahrte, um das Verbrechen zu verbergen. Als die Leute daher nach der gestohlenen Rüstung suchten, folgten sie der Spur aus Mehl bis zu Ta’imas Haus, aber dort fanden sie sie nicht. Als er darüber befragt wurde, schwor er, sie nicht genommen zu haben und nichts darüber zu wissen. Die Menschen, die dem Besitzer halfen, schworen ebenfalls, ihn gesehen zu haben, wie er in der Nacht in Qataadas Haus eingebrochen sei, und dass sie der besagten Fährte bis zu seinem Haus gefolgt waren. Nichtsdestotrotz ließen sie, nachdem sie gehört hatten, dass Ta´ima seine Unschuld beschwor, von ihm ab und suchten nach weiteren Beweisen; schließlich fanden sie noch eine dünnere Spur aus Mehl, die sie zum Haus von Zayed führte und sperrten diesen ein.
Der jüdische Mann erzählte ihnen, dass Ta’ima die Rüstung bei ihm gelassen hatte und ein paar jüdische Männer bestätigten seine Aussage. Der Stamm, zu dem Ta’ima gehörte, sandte einige Männer zum Gesandten Gottes, die ihm ihre Sicht von der Geschichte vorstellten und ihn baten, ihn zu verteidigen. Der Delegation wurde gesagt: ´Wenn ihr euren Stammesgenossen nicht verteidigt, wird Ta´ima sein Ansehen verlieren und hart bestraft werden und der Jude wird leer ausgehen´. Der Prophet war geneigt, ihnen zu glauben und er war drauf und dran, den jüdischen Mann zu bestrafen, als Gott den folgenden Vers des Qur´an offenbarte, um den Juden zu rehabilitieren.[2] Der Vers wird heute immer noch bei den Muslimen zitiert, um daran zu erinnern, dass Gerechtigkeit allen dienen muss:
“Wahrlich, zu dir haben Wir das Buch mit der Wahrheit niedergesandt, auf daß du zwischen den Menschen richten mögest, wie Gott es dir gezeigt hat. Sei also nicht ein Verfechter der Treulosen. Und bitte Gott um Vergebung. Wahrlich, Gott ist Allverzeihend, Barmherzig. Und setze dich nicht für diejenigen ein, die sich selbst betrügen. Wahrlich, Gott liebt nicht denjenigen, der ein Betrüger, ein Sünder ist. Sie möchten sich vor den Menschen verbergen, doch vor Gott können sie sich nicht verborgen halten; und Er ist bei ihnen, wenn sie sich auf verwerfliche Intrigen vorbereiten. Und Gott ist ihres Tuns kundig. Ihr habt euch also für sie in diesem irdischen Leben eingesetzt. Wer aber wird sich für sie vor Gott am Tage der Auferstehung einsetzen? Oder wer wird ihr Beschützer sein?” (Quran 4:105-109)