Der Qur´an ist das Buch, von dem Muslime glauben, es sei die direkte und wörtliche Offenbarung Gottes und das größte Geschenk Gottes an die Menschheit. Er ist ein Buch wie kein anderes; er ist kein historisches Buch und kein Buch, das Geschichten erzählt; er ist kein wissenschaftliches Handbuch; dennoch enthält er von allem etwas. Der Qur´an und seine erstaunliche Fähigkeit, das Herz eines jeden Menschen anzusprechen, ist ein wunderbares Phänomen. Er scheint die innersten Gedanken eines Menschen zu verstehen und kann sogar Fragen beantworten, die der Leser nur halb gestellt hat. Im zweiten Vers des zweiten Kapitels des Qur´an beschreibt Gott den Qur´an als ein Buch, in dem es keinen Zweifel gibt, eine Rechtleitung, für die Frommen, Rechtschaffenen und Gottesfürchtigen. (Quran 2:2). Wenn jemand eine Frage stellt oder auch nur in seinen Gedanken, dann bietet der Qur´an die Antwort. Komm mit mir auf eine Entdeckungsreise, scheint er zu sagen. Er lockt den Leser, tief in das Herz der Menschheit einzutauchen und die Welt mit den Augen Gottes zu betrachten.
In diesem Artikel werden wir fünf Verse aus dem dritten Kapitel des Qur´an untersuchen und diskutieren. Dieses Kapitel wird "Das Haus Imran" (Aali Imran) genannt. Der Qur´an teilt uns mit, dass Imran der Vater Marias gewesen ist, der Mutter Jesus´. Die gesamte Familie, die den Propheten Zacharias und den Mann, den die Christen als Johannes den Täufer kennen, mit einschließt, ist hoch angesehen. Dieses Kapitel spricht insbesondere die Christen an und ermahnt sie, den Einen Gott anzubeten, dieses Kapitel enthält aber auch einige wunderschöne Abschnitte, in denen das Wesen der Menschheit beschrieben wird. Und wer kann dies besser beschreiben und uns einen besseren Einblick in unser kompliziertes Wesen geben als unser Schöpfer - Gott?
Die folgenden Verse beginnen damit, unser Verlangen danach, von Schönheit umgeben zu sein, und unsere natürliche Neigung, weltliche Dinge zu sammeln, zu behalten und uns an ihnen zu erfreuen, zu beschreiben. Dann erinnern sie uns daran, dass das ewige Leben im Paradies mehr wert ist als diese Welt und alles, was darin ist und dann zeigen sie uns auch, wie wir dieses ultimative Ziel erreichen können.
Ausgeschmückt ist den Menschen die Liebe zu den Begierden, nach Frauen, Söhnen, aufgehäuften Mengen von Gold und Silber, Rassepferden, Vieh und Saatfeldern. Das ist der Genuß im diesseitigen Leben. Doch bei Gott ist die schöne Heimstatt. (Paradies).
Sag: Soll ich euch von etwas Besserem als diesem Kunde geben? Für diejenigen, die gottesfürchtig sind, werden bei ihrem Herrn Gärten sein, durcheilt von Bächen, ewig darin zu bleiben, und vollkommen gereinigte Gattinnen und Wohlgefallen von Gott. Gott sieht die Menschen wohl,
die sagen: "Unser Herr, gewiß, wir glauben. Darum vergib uns unsere Sünden und bewahre uns vor der Strafe des (Höllen)feuers."
Die Standhaften und die Wahrhaftigen, die demütig Ergebenen und diejenigen, die ausgeben, und die im letzten Teil der Nacht um Vergebung Bittenden.
Gott bezeugt, daß es keinen Gott gibt außer Ihm; und (ebenso bezeugen) die Engel und diejenigen, die Wissen besitzen; der Wahrer der Gerechtigkeit. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allmächtigen und Allweisen. (Qur´an 3:14 – 18)
Der erste Vers teilt uns mit, dass Gott die Erde mit Schönheit erfüllt hat und dass Er bewusst die Dinge verschönert hat, die wir uns wünschen, die Dinge, die wir natürlicherweise begehren. Dieses Leben ist ein Vergnügen. Es gibt zahlreiche Überlieferungen aus dem Leben des Propheten Muhammad, die dies bezeugen.
Das Leben ist ein Genuss, und der beste Genuss ist eine rechtschaffene Ehefrau.[1]
Wahrlich die Welt ist feucht und grün und Allah hat euch zu einander folgenden Generationen darin gemacht, um zu sehen, wie ihr handeln werdet, also nehmt euch vor der Welt in acht...[2]
"Vom Diesseits sind mir die Frauen und die Düfte lieb, doch das Gebet ist mein Augentrost."[3]
Niemand wird das Paradies betreten, der in seinem Herzen auch nur eine Spur von Hochmut besitzt." Ein Mann sagte: "Was ist, wenn ein Mann schöne Kleidung liebt und schöne Schuh?" Er sagte: "Allah ist schön und liebt Schönheit. Hochmut bedeutet, die Wahrheit leugnen und andere Menschen geringschätzen. " [4]
3:14 Ausgeschmückt ist den Menschen die Liebe zu den Begierden, nach Frauen, Söhnen, aufgehäuften Mengen von Gold und Silber, Rassepferden, Vieh und Saatfeldern. Das ist der Genuß im diesseitigen Leben. Doch bei Gott ist die schöne Heimstatt. (Paradies).
Hier erinnert uns Gott daran, dass es vollkommen natürlich ist, die guten Dinge, die Er für uns zur Verfügung gestellt hat, zu begehren. Es ist nicht nur natürlich, sondern es ist in Ordnung, dass wir uns an den Genüssen dieses Lebens erfreuen, vorausgesetzt du erinnerst dich daran, dass die Freuden dieses Lebens vergänglich sind. Das Leben auf dieser Erde kann mit Schönheit erfüllt sein, unsere Umgebung kann prächtig sein, das Wetter kann uns Ehrfurcht vermitteln und die Dinge, die wir lieben, können und glücklich machen. Allerdings fordert Gott von uns, dass wir uns daran erinnern, dass die Rückkehr oder das Paradies besser ist.
Dies betont er im Qur´an 57:20. Wisset, daß wahrlich das diesseitige Leben nur ein Spiel und ein Zeitvertreib ist und ein Prunk und Geprahle unter euch und ein Wettrennen um Vermehrung von Gut und Kindern. Es gleicht dem reichlichen Regen, dessen Pflanzenwuchs den Säern gefällt. Dann verdorrt er; und du siehst ihn vergilben; hierauf wird er brüchig…
Wir wünschen uns einen Partner vom anderen Geschlecht und eine Familie, doch wir müssen uns bewusst sein, dass die Liebe und die Zufriedenheit unserer Familie uns manchmal zu, Sündigen führen kann. Das Streben nach Reichtum ist eine vollkommen natürliche und erstrebenswerte Sache, insbesondere wenn wir unseren Reichtum dafür verwenden wollen, unsere Familie, unseren Freunden oder Nachbarn etwas Gutes zu tun, und um verschiedene rechtschaffene Taten zu verrichten und Gehorsam zu sein. Wenn das Streben nach Reichtum allerdings in Arroganz und Herrschsüchtigkeit gegenüber weniger Wohlhabenen resultiert, dann ist es nicht länger erstrebenswert sondern der Grund für Sünde. Es ist interessant zu bemerken, dass Gott nicht erwähnt, dass menschliche Wesen nur Gold und Silber begehren, sondern dass wir angehäufte oder gehortete Mengen an Reichtum begehren, was auf unseren Wunsch hinweist, immer mehr Reichtum zu wollen. Dieser Wunsch ist tief in uns, und wir müssen achtsam sein, ihn unter Kontrolle zu haben und uns nicht von ihm kontrollieren zu lassen.
Laß deine angeborene Liebe für schöne Dinge dich nicht von Gott entfernen lassen. In dieser Welt gibt es einen Platz für die guten Dinge, sie wurden für uns geschaffen, damit wir sie genießen, doch sie müssen an ihrem Platz bleiben, sie dürfen nicht über den Gehorsam gegenüber Gott gestellt werden. Der Prophet Muhammad hat uns auch daran erinnert, als er das Leben dieser Welt mit einem Platz im Paradies verglichen hat. Er sagte: "Ein Platz im Paradies in der Größe eines Bogens und der Sehne ist besser als die ganze Erde, auf der die Sonne auf- und untergeht."[5]
Wir werden unsere Diskussion im zweiten Teil mit 3:15 fortsetzen.
In Vers 15 erinnert uns Gott an den Wert dieses Lebens im Vergleich zum Jenseits. Dieses Leben mag viele wunderbare Dinge enthalten, aber das, was diejenigen erwatet, die fromm sind und Ihm gedenken, ist wie nichts, das wir uns vorstellen können.
3:15 Sprich: "Soll ich euch Besseres als dies verkünden?" Für die Gottesfürchtigen gibt es bei ihrem Herrn Gärten, durcheilt von Bächen, darin werden sie auf ewig bleiben, sowie reine Gattinnen und Gottes Wohlgefallen. Und Gott durchschaut die Diener."
Für diejenigen, die Gott gehorchen und Seiner gedenken, besteht der ultimative Lohn in ewigen Gärten, unter denen Flüsse fließen. Es wird Flüsse aus Milch und aus Honig geben, Flüsse mit Wasser so rein und köstlich wie nichts, dass man sich vorstellen kann. Nicht nur das, sie werden für immer so sein. Der Prophet Muhammad fügt zu der Beschreibung Gottes noch hinzu: "Es wird verkündet: ‘Für euch gibt es ewig Gesundheit, und ihr werdet nie krank sein. Für euch gibt es ewiges Leben und ihr werdet nie sterben. Für euch gibt es fortwährende Jugend und ihr werdet nie alt werden. Und für euch wird es ewige Glückseligkeit geben und ihe werdet nie wollen.’" [1]
An diesem Punkt verstehen wir, dass auch wenn Gott uns mit einem äußerst wunderbaren und schönen Aufenthalt hier versorgt hat, die Erde weit davon entfernt ist, vollkommen zu sein. Wir werden von den Sonnenstrahlen verbrannt, auch wenn sie uns wärmen und nähren, Käfer können manchmal unsere Freude an natürlicher Umgebung mit tödlichen Bissen oder indem sie Krankheiten übertragen ruinieren, Naturkatastrophen verwandeln atemberaubende Aussichten in Ruinen und Verfall und natürlich ist der Mensch selbst für die Zerstörung unserer schönsten Lebensräume verantwortlich. Dies wird es im Paradies nicht geben. Unsere Ruhe bleibt ewig, schön bleibt schön. Zusätzlich werden wir reine Partner haben. Wir sind Gefährten für einander, es gibt keinen Tod und es gibt keine weltlichen Bedingungen wie Menstruation oder Defäkation.
Dann fragen wir uns selbst, wer verdient dieses ewige, glückselige Leben? Gott beantwortet unsere Gedanken:
3:16 die sagen: "Unser Herr, siehe, wir glauben; darum vergib uns unsere Sünden und behüte uns vor der Strafe des Feuers."
Diejenigen, die an Einen Gott geglaubt und sich Ihm ergeben haben, sind diejenigen, die dieses ewige, glückselige Leben verdient haben, die Gläubigen. Sie wünschen es sich sehr, Teil dieses wunderbaren und ehrfurchterregenden ewigen Lebenszu sein und Gott beschreibt ihre Taten im Einzelnen, so dass s keinen Raum für Zweifel gibt. Wenn sich eine Person wünscht, füt immer im Paradies zu leben, muss sie sich sehr anstrengen, Gott zufrieden zu stellen. Vers 17 beschreibt weiter, welche Art von Menschen vor der Strafe des Feuers bewahrt werden.
3:17 Die Geduldigen und die Wahrhaften und die Andachtsvollen und die Spendenden und diejenigen, die um Vergebung bitten im Morgengrauen.
Dies sind die Gläubigen, die geduldig sind. Ibn Qayyim erklärte,[2] dass Geduld haben, bedeutet, die Fähigkeit besitzen, uns nicht verzweifeln zu lassen, uns vom Klagen abzuhalten und uns selbst in Zeiten des Kummers und der Sorgen zu kontrollieren. Der Schwiegersohn des Propheten Muhammad, Ali ibn Abi Talib, definierte Geduld als "Gott um Hilfe ersuchen".[3]
Ihre anderen Eigenschaften beinhalten treu und gehorsam zu sein; sie folgen den Gesetzen Gottes mit Aufrichtigkeit und so gut sie können. Sie gedenken Gottes und sind dankbar. "So gedenkt also Meiner (indem ihr betet, lobpreist usw.), damit Ich euer gedenke; und seid Mir (für den unzählbaren Segen an euch) dankbar und verleugnet Mich nicht." (Quran 2:152). Sie spenden von ihrem Besitz für ihre Familienmitglieder, Nachbarn und Fremde. Sie sind freundlich, helfen dem Mittellosen und trösten den Bedürftigen. Und unter denen, die das ewige Leben verdienen, sind diejenigen, die im letzten Teil der Nacht beten.
Der Prophet Muhammad versuchte, in uns, seinen Anhängern, den Nutzen und die Erwünschtheit des Gebets im letzten Teil der Nacht einzuprägen. Er sagte: "Der Herr steigt jede Nacht in den untersten Himmel herab, wenn ein Drittel der Nacht noch bleibt, und spricht: ‘Wer ruft Mich, damit Ich ihm antworte? Wer bittet Mich, damit Ich ihm gebe? Wer bittet Mich um Vergebung, damit Ich ihm vergebe?’"[4]
Wenn du dieses Kapitel des Qur´an liest, wirst du erkennen, dass Gott es mit der Erinnerung beginnt, dass es keinen Gott gibt außer Ihm. Er spricht: "…La ilaha illa Huwa (niemand besitzt das Recht, angebetet zu werden, außer Ihm), Al-Hayyul-Qayyum (dem Lebendigen, dem Beständigen, dem Einen, der alles, das existiert, versorgt und bewahrt)" (Quran 3:2). Und dann nur ein paar Verse später erinnert Er uns wieder.
3:18 Bezeugt hat Allah, daß kein Gott da ist außer Ihm Selbst; und die Engel und die Wissenden (bezeugen es); Er sorgt für die Gerechtigkeit. Es ist kein Gott außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Allweisen.
Es gibt keine Gottheit, die anbetungswürdig ist außer Ihm. Es gibt keine Autorität, die des Gehorsams würdig ist, außer Ihm. Hier im 18. Vers bezeugt Gott Selbst, dass es keinen Gott außer Ihm gibt. Genau wie es nichts Größeres gibt als Gott, gibt es keine Aussage, die wahrer ist als diese. Nichts besitzt das Recht, angebetet zu werden, außer Ihm. Dies ist das Wesentliche des Islam. Es gibt einen Gott und Ihm Allein steht Anbetung zu. In den frühen Tagen des Islam und natürlich im 21. Jahrhundert gibt es viele Menschen, die an Gott, den Schöpfer, glauben, aber Ihm dennoch Partner oder Rivalen zur Seite stellen.
"und Ihm ebenbürtig ist keiner." (Quran 112:4)
"Wollen sie denn jene Teilhaber (anbeten), die nichts erschaffen können und selbst (nur) Erschaffene sind? Und sie vermögen ihnen keine Hilfe zu gewähren, noch können sie sich selber helfen." (Quran 7:191-192)
"Er ist der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene, und Er ist der Kenner aller Dinge." (Quran 57:3)
Dies ist wichtig zu wissen und zu verstehen. Die Engel bezeugen ebenfalls diese Wahrheit, ebenso wie die Gelehrten. Die Gelehrten wissen mit Sicherheit, dass Gott Einer und der Einzige ist. In diesem Vers hat Gott gelehrte Menschen mit Sich Selbst und mit den Engeln erwähnt, damit wir in der Lage sind zu verstehen, dass Wissen suchen und die Wahrheit lehren sehr wichtig ist.
Dann erinnert uns Gott daran, dass Er Seine Schöpfung mit Gerechtigkeit erhält. "Wahrlich, Wir schickten Unsere Gesandten mit klaren Beweisen und sandten mit ihnen das Buch und die Waagewerte herab, auf daß die Menschen Gerechtigkeit üben mögen…" (Quran 57:25). Gott ist fair und gerecht und das arabische Wort, das in Vers 18 verwendet wird, ist qist. Es wird gewöhnlich mit Gerechtigkeit übersetzt, doch umfasst es nicht nur Gerechtigkeit, sondern auch Gleichheit und Gleichgewicht. Wunderst du dich, warum wir uns in genau dem richtigen Abstand von der Sonne befinden? Ein bisschen näher und wir würden verbrennen; ein bisschen weiter entfernt, und wir würden erfrieren. Gott erhält Seine Schöpfung mit Gerechtigkeit, mit Ausgeglichenheit. Stell dir die präzise zeitliche Koordinierung vor, die der Welt und allem darin erlaubt zu funktionieren. Komplexe Systeme laufen vollkommen ab. Gott schließt damit ab, indem Er folgenden Vers wiederholt: " Es ist kein Gott außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Allweisen."