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Sittsamkeit und Schamhaftigkeit spielen eine besondere Rolle zwischen den Angelegenheiten des Schöpfers und der Geschöpfe.  Alle Propheten und Gesandten forderten Schamhaftigkeit, wie der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte: 





“Wahrlich, von den Lehren der ersten Propheten, die uns erreichten, war: ´Wenn ihr keine Scham habt, dann tut, was ihr wollt.” (Al-Bukhari)





Sittsamkeit im Sinne von Scham oder Bescheidenheit bei Menschen ist ein Zurückschrecken der Seele vor schlechtem Verhalten, eine Eigenschaft, die einen davon abhält, sich gegenüber anderen schlecht zu benehmen oder andere zu ermutigen, sich dir gegenüber schlecht zu benehmen.  Nach den islamischen Sitten ist Sittsamkeit mehr als wie eine Person sich bekleidet und mehr als nur Sittsamkeit vor den Menschen; sie spiegelt sich eher in der Sprache, Kleidung und Verhalten des Muslim wieder: öffentlich unter den Blicken der Menschen und privat vor Gott.  Jede Unterhaltung über Sittsamkeit muss daher mit dem Herzen beginnen, nicht mit dem Rocksaum, denn, wie der Prophet der Gnade sagte: ‘Schamhaftigkeit ist ein Teil des Glaubens,’[1]  und dieser Teil des Glaubens muss im Herzen liegen. 





Halte dich zurück in der Rede.  Wie alles im Islam, sollte das Sprechen gemäßigt sein.  Die Stimme im Ärger zu erheben, zeigt lediglich die Unfähigkeit des Menschen, sich zu beherrschen, und es wird nur Schaden davon ausgehen.  Unkontrollierte Wut beispielsweise kann zu verbalem Missbrauch und physischen Übergriffen auf den anderen führen, beides lüftet den Schleier der Schüchternheit, der einen umgibt, enthüllt das Ego, für das man sich schämen sollte.  Der Prophet sagte:





“Eine starke Person ist nicht eine Person, die ihre Gegner zu Boden wirft.  Eine starke Person ist die Person, die sich zurückhält, wenn sie zornig ist.” (Sahieh al-Bukhari)





Eine starke Person, die gläubig ist, schämt sich vor Gott und Seiner Schöpfung, denn Gott weiss und sieht alles.  Sie schämt sich davor, ihrem Hernn ungehorsam zu sein und sie schämt sich, wenn sie sündigt oder sich unangebracht verhält, egal ob privat oder öffentlich.  Diese Art der Sittsamkeit ist erworben und steht in direkter Verbindung zum Glauben, wo das Bewusstsein von der Allgegenwärtigkeit Gottes die „Schamhaftigkeit“ vor Ihm verstärkt. 





Die islamische Moral teilt Schamhaftigkeit in natürlich und erworben.  Schamhaftigkeit ist eine Eigenschaft, die Mädchen und Jungen angeboren ist, eine bestimmte Art der Schamhaftigkeit ist bei menschlichen Wesen ganz natürlich.  Sie zeigt sich zum Beispiel darin, dass Menschen das Bedürfnis haben, ihr Geschlecht zu bedecken.  Gemäß dem Qur´an wurden sich Adam und Eva nachdem sie von der Frucht des verbotenen Baumes gegessen hatten, bewusst, dass ihre Geschlechter zu sehen waren, und sie begannen, sich mit den Blättern des Paradieses zu bedecken, als natürliches Ergebnis ihrer Schamhaftigkeit.  





Islamische Gelehrten sehen Schamhaftigkeit als eine Eigenschaft an, die Menschen von Tieren unterscheidet.  Tiere folgen ihren Instinkten, ohne irgendwelche Scham oder irgendeinen Sinn für richtig und falsch zu haben.  Je weniger Schamhaftigkeit eine Person daher besitzt, umso mehr ähnelt sie den Tieren.  Je mehr Schamhaftigkeit eine Person besitzt, umso näher ist sie den Menschen.  Der Islam hat bestimmte Regelungen bestimmt, die den Sinn für Schamhaftigkeit im Menschen wecken.  Diese Regelungen reichen davon, um Erlaubnis zu bitten, bevor man irgendeinen Raum betritt und davon, von anderen Abstand zu suchen, wenn man sich Erleichterung verschafft, bis hin zu bestimmten Bekleidungsvorschriften sowohl für Männer als auch für Frauen.  Eine andere Form der Schamhaftigkeit kann erreicht werden, indem man sich den schamhaftigen Menschen anschließt – Menschen, in deren Gegenwart man sich schämt, irgendetwas Schämenswertes zu tun – wie der Prophet sagte:





“Ich rate euch, Gott, dem Erhabenen, gegenüber ebenso schamhaft zu sein, wie ihr es einem frommen Mann aus eurem Volk gegenüber seid.”[2]





Schamhaftigkeit vor dem Blick eines Fremden ist eine der Antriebskräfte hinter der Scham bei der Bekleidung.  Dies kann man bei Kindern beobachten, die sich ganz natürlich vor Fremden schämen, sich manchmal hinter den Röcken ihrer Mutter oder den Beinen ihres Vaters verstecken.  Im Islam ist es eine Pflicht, seinen Körper vor den Blicken eines Fremden, insbesondere vom anderen Geschlecht, abzuschirmen, um Dinge zu vermeiden, die zu außerehelichem oder vorehelichem Geschlechtsverkehr führen könnten.  Gott sagte:  





“Sag zu den gläubigen Männern, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten.  Das ist lauterer für sie.  Gewiss, Gott ist Kundig dessen, was sie machen.  Und sag zu den gläubigen Frauen, sie sollen ihre Blicke senken und ihre Scham hüten, ihren Schmuck nicht offen zeigen, außer dem, was (sonst) sichtbar ist.  Und sie sollen ihre Kopftücher auf den Brustschlitz ihres Gewandes schlagen und ihren Schmuck nicht offen zeigen.” (Quran 24:30)





Der Vers erwähnt dann die Menschen, vor denen man sich nicht zu verschleiern braucht; diejenigen, die nicht als ´Fremde´ bezeichnet werden können.  Auch wird der Befehl gelockert, wenn man reifer wird: eine ältere Frau, die keine Hoffnung auf Heirat mehr hat, kann die Überbekleidung weglassen, die das was sie darunter trägt, verdeckt.[3]





Wie man an diesem Vers sehen kann, sieht die islamische Ethik Schamhaftigkeit nicht lediglich als Wert für Frauen, sondern auch für Männer.  Daher müssen auch Männer sich anständig bekleiden, darauf achten, weite, fließende und undurchsichtige Kleidung zu tragen, welche die Zone zwischen ihrem Bauch und den Knien völlig bedeckt.  Enge Hosen oder durchscheinende Kleidung sind verboten.  Diese Schamhaftigkeit spiegelt sich bei muslimischen Männern auf der ganzen Welt wieder: lange Hemden und weite, fließende Hosen. 





Es mag immer noch so scheinen, dass Frauen die Hauptlast der “anständigen Bekleidung” tragen.  Wenn man aber über den Räuber und die Beute in unerlaubten Beziehungen zwischen den Geschlechtern nachdenkt, dann ist die Beute, die versteckt ist, dem Räuber als Opfer versagt.  Außerdem sagt ein anderer Vers, dass die Schamhaftigkeit in der Bekleidung einen tatsächlich als gläubige Frau identifiziert,[4] ein ´Ziel´, der der ergebene Muslim oder jeder vernünftige Mann, lieber beschützen als missbrauchen sollte.  





Die Art und Weise, Schamhaftigkeit zu entwickeln, ist, darüber nachzudenken, ob er oder sie die Sünde, die sie vorhaben, auch vor seinen Eltern begehen würde.  Jemand mit einem Fünkchen Schamgefühl in seinem Herzen wird nie irgendetwas Unzüchtiges vor seinen Eltern tun.  Wie sieht es also damit vor Gott aus?  Ist Gott es nicht eher wert, dass solche Taten nicht vor Seinem Angesicht getan werden?  Daher erhebt der Islam den Anspruch, dass die Schamhaftigkeit vor Gott größer sein muss als vor den Menschen.  Dies geht aus der Aussage des Propheten hervor, als er von einem Mann über das Nacktsein, wenn man allein im Hause ist, befragt wurde.  Der Prophet antwortete:





“Gott gebührt das Schamgefühl mehr als anderen Menschen.” (Abu Dawud)





Frühe Muslime pflegten zu sagen: “Schäme dich genauso vor Gott, wenn du allein bist, wie du dich schämst, wenn du in der Öffentlichkeit vor den Menschen bist.”  Eine andere Aussage von ihnen ist: „Benimm dich in der Öffentlichkeit nicht wie ein ergebener Diener Gottes, wenn du Ihm im Privaten ein Feind bist.” 





Schamhaftigkeit kann daher als ein Mittel angesehen werden, durch das Sitten und Moral in der Gesellschaft aufrecht erhalten und verfolgt werden.  Schamhaftigkeit vor den Menschen und vor der Gesellschaft kann ein Grund dafür sein, anständig zu sein, aber dieser Anstand wird nicht von Dauer sein, denn Tatsache ist, dass das, was einen Tag in einer sekulären Gesellschaft als unanständig gilt, kann in einer anderen völlig in Ordnung sein.  Daher ist der Schlüssel zum Anstand, zu wissen, dass Gott dessen gewahr ist, was du tust und sich sich vor dem zu schämen, was Er verbietet.  Gott will nur das Beste für uns.  Daher bedeutet das, zu suchen, was das beste für uns ist und  uns dem zu unterwerfen, was Er für uns vergesehen hat.  Der einzige Weg genau zu wissen, was das ist, ist an das zu glauben, was Er uns durch Seinen Propheten, Muhammad, herabgesandt hat, und die Religion (des Islam) anzunehmen, die uns Sein Gesandter gebracht hat. 





In der islamischen Weltsicht bedeutet Gerechtigkeit, Dinge an ihre rechtmäßigen Plätze zu bringen.  Es beinhaltet auch, andere gleich zu behandeln.  Gerechtigkeit ist im Islam ebenfalls ein sittlicher Wert und eine Eigenschaft der menschlichen Persönlichkeit, genau wie in der westlichen Tradition auch.  Gerechtigkeit ist der Gleichheit in dem Sinne ähnlich, dass sie einen Zustand des Gleichgewichts in der Verteilung von Rechten und Pflichten schafft, aber sie sind nicht identisch.  Manchmal erreicht man Gerechtigkeit durch Ungleichheit, wie bei der ungleichen Verteilung des Reichtums.  Der Prophet des Islam erklärte:





“Es gibt sieben Gruppen von Menschen, denen Gott mit Seinem Schatten an jenem Tag, an dem es keinen Schatten geben wird außer Seinem, Schatten spenden wird.  [Einer davon ist] der gerechte Führer.” (Sahieh Muslim)





Gott sprach folgendes zu Seinem Gesandten:





“O meine Diener, Ich habe Mir Selbst die Ungerechtigkeit verboten und ich habe sie auch für euch verboten.  Also vermeidet, ungerecht zu einander zu sein.” (Sahieh Muslim)





So steht die Gerechtigkeit für moralische Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, denn sie bedeutet, die Dinge sollen dahin, wohin sie gehören.





Die Gerechtigkeit ist wichtig





Der Quran, die heilige Schrift des Islam, betrachtet Gerechtigkeit als einen übergeordneten Wert.  Sie ist ein Grundziel des Islam, sie steht sogar in der Reihenfolge der Wichtigkeit an zweiter Stelle, gleich nach dem Vorrang des Glaubens an Gottes exklusives Recht auf Anbetung (Tauhied) und der Wahrheit des Prophetentums Muhammads.  Gott erklärt im Quran:





“Wahrlich, Gott gebietet, gerecht (zu handeln), uneigennützig Gutes zu tun...” (Quran 16:90)





Und an einer anderen Stelle: 





“O ihr, die ihr glaubt!  Setzt euch für Gott ein und seid Zeugen der Gerechtigkeit.” (Quran 5:8)





Daraus kann man den Schluss ziehen, dass Gerechtigkeit eine Pflicht im Islam darstellt und Ungerechtigkeit verboten ist.  Die zentrale Stellung, welche die Gerechtigkeit im Quranischen Wertesystem einnimmt, spiegelt der folgende Vers wieder:   





“Wahrlich, wir schickten Unsere Gesandten mit klaren Beweisen und sandten mit ihnen das Buch und die Waagewerte herab, auf dass die Menschen Gerechtigkeit üben mögen...” (Quran 57:25)





Der Ausdruck “Unsere Gesandten” zeigt, dass Gerechtigkeit das Ziel aller Offenbarungen und Schriften, die der Menschheit gesandt wurden, gewesen ist.  Der Vers zeigt auch, dass Gerechtigkeit bemessen werden muss und den Standard und die Richtlinien, welche die Offenbarung vorgibt, erfüllen muss.  Die islamische Vorstellung von Gerechtigkeit ist verständlich und allumfassend.  Jeder Weg, der zu Gerechtigkeit führt, steht im Einklang mit dem islamischen Gesetz.  Gott hat Gerechtigkeit befohlen und obgleich Er keinen bestimmten Weg vorschreibt, hat Er uns allgemeine Richtlinien gegeben, mit deren Hilfe man sie ereichen kann.  Er hat weder feste Mittel mit denen sie erhalten werden kann vorgeschrieben, noch hat Er irgendwelche Mittel und Methoden für ungültig erklärt, die zur Gerechtigkeit führen können.  Deshalb sind alle Mittel, Prozeduren und Methoden gültig, die die Ursache für Gerechtigkeit fördern, verbessern und voranbringen und das islamische Gesetz nicht verletzen.[1]





Gleichheit und Gerechtigkeit    





Die Quranischen Standards der Gerechtigkeit gehen über Betrachtungen von Rasse, Religion, Farbe und Glauben hinaus, denn den Muslimen wurde befohlen, zu Freunden und Feinden gleichermaßen gerecht zu sein und in allen Stufen Gerechtigkeit walten zu lassen, wie wir im Quran lesen:  





“O ihr, die ihr glaubt, seid auf der Hut bei der Wahrnehmung der Gerechtigkeit und seid Zeugen für Gott, auch dann, wenn es gegen euch selbst oder gegen Eltern und Verwandte geht.  Ob der eine reich oder arm ist...” (Quran 4:135)





Entsprechend einer anderen Quranpassage: 





“Und der Hass gegen eine Gruppe soll euch nicht (dazu) verleiten, anders als gerecht zu handeln.  Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher…” (Quran 5:8)





In Bezug auf die Beziehungen mit Nicht-Muslimen stellt der Quran weiter fest: 





“Gott verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren, wahrlich, Gott liebt die Gerechten.” (Quran 60:8)





Die Qurangelehrten haben daraus den Schluss gezogen, dass diese Regeln f[r alle Nationen gelten, für Anhänger jedem Glaubens, in der Tat für die gesamte Menschheit.[2]   Aus der Sicht des Quran ist Gerechtigkeit eine Verpflichtung.  Deshalb wurde dem Propheten gesagt: 





“…richtest du aber, so richte zwischen ihnen in Gerechtigkeit…” (Quran 5:42)





“Wahrlich, zu dir haben Wir das Buch mit der Wahrheit niedergesandt, auf dass du zwischen den Menschen richten mögest, wie Gott es dir gezeigt hat.” (Quran 4:105)





Der Prophet wurde als Richter zu den Völkern gesandt und ihm wurde gesagt:.





“…Sprich: ´Ich glaube an das, was Gott an Buch herabgesandt hat, und mir ist befohlen worden, gerecht zwischen euch zu reichten... ” (Quran 42:15)





Der Quran sieht sich selbst als eine Schrift, die hauptsächlich der Festlegung des Prinzipien von Glauben und Gerechtigkeit gewidmet wurde.  Der Quran befiehlt Gerechtigkeit für alle und dass es ein immerwährendes Gesetz für alle menschlichen Wesen unter dem islamischen Gesetz ist.[3] Diese zeitlose Verbindung des Quran ist der grundsätzliche Standart der Gerechtigkeit, wie wir der Erklärung entnehmen können:





“Und das Wort deines Herrn ist in Wahrheit und Gerechtigkeit vollendet worden.  Keiner vermag Seine Worte zu verändern.” (Quran 6:115)





Gerechtigkeit walten zu lassen ist etwas Anvertrautes, das  Gott den Menschen übertragen hat, und, wie alle anderen anvertrauten Dinge, muss seine Erfüllung von einem Sinn für Verantwortung geleitet werden, das ist mehr als nur die bloße Erfüllung von festgelegten Regeln.  Daher stellt der Quran fest:





“Gott befiehlt euch, die anvertrauten Güter ihren Eigentümern zurückzugeben; und wenn ihr zwischen den Menschen richtet, nach Gerechtigkeit zu richten...” (Quran 4:58)





Die Bezugnahme auf die Gerechtigkeit, die unverzüglich der Erfüllung der anvertrauten Dinge folgt, zeigt, das dieses eines der wichtigsten anvertrauten Dinge ist.[4]





Gerechtigkeit als Persönlichkeitswert   





Das Quranische Konzept der Gerechtigkeit erstreckt sich auch auf die Gerechtigkeit als persönlichen Wert.  Und als ein Teil der moralischen Vorzüglichkeit, die wiederum ein Teil seiner Gottesfurcht bildet, wird dem Gläubigen empfohlen, gerecht zu sein.  Gott sagt:





“…Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher...” (Quran 5:8)





Der Prophet selbst befahl:





“Seid gottesfürchtig und seid gerecht zu euren Kindern.”[5]





Der Quran wendet sich an die Gläubigen: 





“…Wenn ihr eine Aussage macht, so übt Gerechtigkeit, auch wenn es einen nahen Verwandten (betrifft)...” (Quran 6:152)





Der Quran ermutigt in Beispielen zur Gerechtigkeit





Der Quran weist auch auf spezielle Umstände und Zusammenhänge der Gerechtigkeit hin.  Einer dieser Umstände ist die Forderung nach einer gerechten Behandlung der Waisen.  Gott sagt: 





“Und kommt dem Besitz der Waise nicht nahe, es sei denn zu ihrem Besten, bis sie ihre Volljährigkeit erreicht hat.  Und gebt volles Maß und Gewicht in Billigkeit.  ” (Quran 6:152, siehe auch 89:17, 93:9 und 107:2)





Auf gerechtes Verhalten beim Messen und Abwiegen, wie es in dem oben zitierten Vers erwähnt wird, wird auch in anderen Passagen hingewiesen, in denen Gerechtigkeit beim Kaufen, Verkaufen und geschäftlichen Transaktionen im allgemeinen, betont wird.  Es gibt ein ganzes Kapitel im Quran, Surah al-Mutaffifien (‘Die das Maß verkürzenden,’ 83), in der arglistige Händler mit dem göttlichen Fluch belegt werden. 





Auch im Zusammenhang mit der Polygamie taucht die Gerechtigkeit auf.  Der Quran befiehlt die gerechte Behandlung aller Frauen.  Der Vers über die Polygamie beginnt mit Waisenmädchen, die Verführung und Ungerechtigkeit ausgesetzt sein können.  Wenn sie das heiratsfähige Alter erreichen, sollten sie verheiratet werden, auch wenn es in eine polygame Beziehung ist, besonders wenn es eine ungleiche Zahl an Männern und Frauen gibt, wie es nach der Schlacht von Uhud der Fall war, als dieser Vers herabgesandt wurde.  Aber wie der Quran feststellt:





“…und wenn ihr fürchtet, nicht gerecht zu sein, (heiratet) nur eine…” (Quran 4:3)





Als Schlussfolgerung wollen wir die Worte Sarkhasis zitieren, eines anerkannten islamischen Rechtsgelehrten, der sagte: “´Gerechtigkeit walten lassen´ rangiert unter den erhabensten demütigen Taten, gleich nach dem Glauben an Gott.  Es ist die größte Pflicht, mit der die Gesandten gekommen sind… und es ist die stärkste Rechtfertigung für die Statthalterschaft des Menschen auf der Erde.”[6]





In der islamischen Weltsicht bedeutet Gerechtigkeit, Dinge an ihre rechtmäßigen Plätze zu bringen.  Es beinhaltet auch, andere gleich zu behandeln.  Gerechtigkeit ist im Islam ebenfalls ein sittlicher Wert und eine Eigenschaft der menschlichen Persönlichkeit, genau wie in der westlichen Tradition auch.  Gerechtigkeit ist der Gleichheit in dem Sinne ähnlich, dass sie einen Zustand des Gleichgewichts in der Verteilung von Rechten und Pflichten schafft, aber sie sind nicht identisch.  Manchmal erreicht man Gerechtigkeit durch Ungleichheit, wie bei der ungleichen Verteilung des Reichtums.  Der Prophet des Islam erklärte:





“Es gibt sieben Gruppen von Menschen, denen Gott mit Seinem Schatten an jenem Tag, an dem es keinen Schatten geben wird außer Seinem, Schatten spenden wird.  [Einer davon ist] der gerechte Führer.” (Sahieh Muslim)





Gott sprach folgendes zu Seinem Gesandten:





“O meine Diener, Ich habe Mir Selbst die Ungerechtigkeit verboten und ich habe sie auch für euch verboten.  Also vermeidet, ungerecht zu einander zu sein.” (Sahieh Muslim)





So steht die Gerechtigkeit für moralische Aufrichtigkeit und Gerechtigkeit, denn sie bedeutet, die Dinge sollen dahin, wohin sie gehören.





Die Gerechtigkeit ist wichtig





Der Quran, die heilige Schrift des Islam, betrachtet Gerechtigkeit als einen übergeordneten Wert.  Sie ist ein Grundziel des Islam, sie steht sogar in der Reihenfolge der Wichtigkeit an zweiter Stelle, gleich nach dem Vorrang des Glaubens an Gottes exklusives Recht auf Anbetung (Tauhied) und der Wahrheit des Prophetentums Muhammads.  Gott erklärt im Quran:





“Wahrlich, Gott gebietet, gerecht (zu handeln), uneigennützig Gutes zu tun...” (Quran 16:90)





Und an einer anderen Stelle: 





“O ihr, die ihr glaubt!  Setzt euch für Gott ein und seid Zeugen der Gerechtigkeit.” (Quran 5:8)





Daraus kann man den Schluss ziehen, dass Gerechtigkeit eine Pflicht im Islam darstellt und Ungerechtigkeit verboten ist.  Die zentrale Stellung, welche die Gerechtigkeit im Quranischen Wertesystem einnimmt, spiegelt der folgende Vers wieder:   





“Wahrlich, wir schickten Unsere Gesandten mit klaren Beweisen und sandten mit ihnen das Buch und die Waagewerte herab, auf dass die Menschen Gerechtigkeit üben mögen...” (Quran 57:25)





Der Ausdruck “Unsere Gesandten” zeigt, dass Gerechtigkeit das Ziel aller Offenbarungen und Schriften, die der Menschheit gesandt wurden, gewesen ist.  Der Vers zeigt auch, dass Gerechtigkeit bemessen werden muss und den Standard und die Richtlinien, welche die Offenbarung vorgibt, erfüllen muss.  Die islamische Vorstellung von Gerechtigkeit ist verständlich und allumfassend.  Jeder Weg, der zu Gerechtigkeit führt, steht im Einklang mit dem islamischen Gesetz.  Gott hat Gerechtigkeit befohlen und obgleich Er keinen bestimmten Weg vorschreibt, hat Er uns allgemeine Richtlinien gegeben, mit deren Hilfe man sie ereichen kann.  Er hat weder feste Mittel mit denen sie erhalten werden kann vorgeschrieben, noch hat Er irgendwelche Mittel und Methoden für ungültig erklärt, die zur Gerechtigkeit führen können.  Deshalb sind alle Mittel, Prozeduren und Methoden gültig, die die Ursache für Gerechtigkeit fördern, verbessern und voranbringen und das islamische Gesetz nicht verletzen.[1]





Gleichheit und Gerechtigkeit    





Die Quranischen Standards der Gerechtigkeit gehen über Betrachtungen von Rasse, Religion, Farbe und Glauben hinaus, denn den Muslimen wurde befohlen, zu Freunden und Feinden gleichermaßen gerecht zu sein und in allen Stufen Gerechtigkeit walten zu lassen, wie wir im Quran lesen:  





“O ihr, die ihr glaubt, seid auf der Hut bei der Wahrnehmung der Gerechtigkeit und seid Zeugen für Gott, auch dann, wenn es gegen euch selbst oder gegen Eltern und Verwandte geht.  Ob der eine reich oder arm ist...” (Quran 4:135)





Entsprechend einer anderen Quranpassage: 





“Und der Hass gegen eine Gruppe soll euch nicht (dazu) verleiten, anders als gerecht zu handeln.  Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher…” (Quran 5:8)





In Bezug auf die Beziehungen mit Nicht-Muslimen stellt der Quran weiter fest: 





“Gott verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren, wahrlich, Gott liebt die Gerechten.” (Quran 60:8)





Die Qurangelehrten haben daraus den Schluss gezogen, dass diese Regeln f[r alle Nationen gelten, für Anhänger jedem Glaubens, in der Tat für die gesamte Menschheit.[2]   Aus der Sicht des Quran ist Gerechtigkeit eine Verpflichtung.  Deshalb wurde dem Propheten gesagt: 





“…richtest du aber, so richte zwischen ihnen in Gerechtigkeit…” (Quran 5:42)





“Wahrlich, zu dir haben Wir das Buch mit der Wahrheit niedergesandt, auf dass du zwischen den Menschen richten mögest, wie Gott es dir gezeigt hat.” (Quran 4:105)





Der Prophet wurde als Richter zu den Völkern gesandt und ihm wurde gesagt:.





“…Sprich: ´Ich glaube an das, was Gott an Buch herabgesandt hat, und mir ist befohlen worden, gerecht zwischen euch zu reichten... ” (Quran 42:15)





Der Quran sieht sich selbst als eine Schrift, die hauptsächlich der Festlegung des Prinzipien von Glauben und Gerechtigkeit gewidmet wurde.  Der Quran befiehlt Gerechtigkeit für alle und dass es ein immerwährendes Gesetz für alle menschlichen Wesen unter dem islamischen Gesetz ist.[3] Diese zeitlose Verbindung des Quran ist der grundsätzliche Standart der Gerechtigkeit, wie wir der Erklärung entnehmen können:





“Und das Wort deines Herrn ist in Wahrheit und Gerechtigkeit vollendet worden.  Keiner vermag Seine Worte zu verändern.” (Quran 6:115)





Gerechtigkeit walten zu lassen ist etwas Anvertrautes, das  Gott den Menschen übertragen hat, und, wie alle anderen anvertrauten Dinge, muss seine Erfüllung von einem Sinn für Verantwortung geleitet werden, das ist mehr als nur die bloße Erfüllung von festgelegten Regeln.  Daher stellt der Quran fest:





“Gott befiehlt euch, die anvertrauten Güter ihren Eigentümern zurückzugeben; und wenn ihr zwischen den Menschen richtet, nach Gerechtigkeit zu richten...” (Quran 4:58)





Die Bezugnahme auf die Gerechtigkeit, die unverzüglich der Erfüllung der anvertrauten Dinge folgt, zeigt, das dieses eines der wichtigsten anvertrauten Dinge ist.[4]





Gerechtigkeit als Persönlichkeitswert   





Das Quranische Konzept der Gerechtigkeit erstreckt sich auch auf die Gerechtigkeit als persönlichen Wert.  Und als ein Teil der moralischen Vorzüglichkeit, die wiederum ein Teil seiner Gottesfurcht bildet, wird dem Gläubigen empfohlen, gerecht zu sein.  Gott sagt:





“…Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher...” (Quran 5:8)





Der Prophet selbst befahl:





“Seid gottesfürchtig und seid gerecht zu euren Kindern.”[5]





Der Quran wendet sich an die Gläubigen: 





“…Wenn ihr eine Aussage macht, so übt Gerechtigkeit, auch wenn es einen nahen Verwandten (betrifft)...” (Quran 6:152)





Der Quran ermutigt in Beispielen zur Gerechtigkeit





Der Quran weist auch auf spezielle Umstände und Zusammenhänge der Gerechtigkeit hin.  Einer dieser Umstände ist die Forderung nach einer gerechten Behandlung der Waisen.  Gott sagt: 





“Und kommt dem Besitz der Waise nicht nahe, es sei denn zu ihrem Besten, bis sie ihre Volljährigkeit erreicht hat.  Und gebt volles Maß und Gewicht in Billigkeit.  ” (Quran 6:152, siehe auch 89:17, 93:9 und 107:2)





Auf gerechtes Verhalten beim Messen und Abwiegen, wie es in dem oben zitierten Vers erwähnt wird, wird auch in anderen Passagen hingewiesen, in denen Gerechtigkeit beim Kaufen, Verkaufen und geschäftlichen Transaktionen im allgemeinen, betont wird.  Es gibt ein ganzes Kapitel im Quran, Surah al-Mutaffifien (‘Die das Maß verkürzenden,’ 83), in der arglistige Händler mit dem göttlichen Fluch belegt werden. 





Auch im Zusammenhang mit der Polygamie taucht die Gerechtigkeit auf.  Der Quran befiehlt die gerechte Behandlung aller Frauen.  Der Vers über die Polygamie beginnt mit Waisenmädchen, die Verführung und Ungerechtigkeit ausgesetzt sein können.  Wenn sie das heiratsfähige Alter erreichen, sollten sie verheiratet werden, auch wenn es in eine polygame Beziehung ist, besonders wenn es eine ungleiche Zahl an Männern und Frauen gibt, wie es nach der Schlacht von Uhud der Fall war, als dieser Vers herabgesandt wurde.  Aber wie der Quran feststellt:





“…und wenn ihr fürchtet, nicht gerecht zu sein, (heiratet) nur eine…” (Quran 4:3)





Als Schlussfolgerung wollen wir die Worte Sarkhasis zitieren, eines anerkannten islamischen Rechtsgelehrten, der sagte: “´Gerechtigkeit walten lassen´ rangiert unter den erhabensten demütigen Taten, gleich nach dem Glauben an Gott.  Es ist die größte Pflicht, mit der die Gesandten gekommen sind… und es ist die stärkste Rechtfertigung für die Statthalterschaft des Menschen auf der Erde.”[6]





 



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