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Kennzeichen des Islam


Die Übersetzung des Buches: Islam in Zeilen


( الاسلام فى سطور )


Muhammad Ibrahim El-Masri


Übersetzt von: Omnia Samaha


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Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des Barmherzigen


I. Was ist der Islam?


Islam bedeutet (im Arabischen) „sich dem Willen Allahs unterwerfen, und Sein Gesetz (Arabisch: Scharia) befolgen“. Jede Sache und jedes Phänomen in dieser Welt, außer dem Menschen, unterliegen völlig den Gesetzen Allahs. Das heißt, dass sie Allah gehorchen und gemäß Seinen Gesetzen verlaufen. Das ist die Bedeutung des Islam. Das Wort Islam leitet sich von dem arabischen Wort “Sa-li-ma” ab. Dies bedeutet: Frieden, Reinheit, Demut, und Gehorsam.


Charakteristisch nur für den Menschen sind seine Klugheit und seine freie Wahl. Daher wird er durch den Islam dazu eingeladen, der Rechtleitung und den Befehlen Allahs Folge zu leisten, d. h. also Muslim zu werden. Das geschieht, nachdem der Mensch sich vom Islam überzeugte und ihn frei gewählt hat.


Die Rechtleitung und die guten Befehle Allahs zu befolgen, sind die beste Sicherung des Friedens und der Harmonie des Menschen.


In diesem Sinn ist der Islam die allgemein bekannte Botschaft, mit der Allah Seine Propheten und Gesandten schickte, einschließlich Abraham, Moses, Jesus und Muhammad. Die endgültige Form dieser Botschaft wurde dem letzten Propheten Muhammad offenbart. Diese Botschaft wurde wiederhergestellt, vervollständigt und beendet.


Das Wort "Allah" bedeutet in der arabischen Sprache „Gott“; exakt bedeutet es: Der einzige, ewige Gott, Schöpfer des Universums, Gott der Götter, König der Könige, der Gnädige, der Barmherzige. Dasselbe Wort "Allah" verwenden ebenso die christlichen und jüdischen Araber.


II. Säulen des Glaubens (Iman)


1 - Ein Muslim glaubt an den Einzigen Gott: Allah, den Einen und den Einzigen und den Allmächtigen und den Ewigen, den Großen und den Kräftigen, den Gnädigen und den Barmherzigen, den Schöpfer und den Versorger.


Allah hat weder Vater noch Mutter, weder Sohn noch Tochter. Er zeugt niemanden und ist nicht gezeugt worden. Niemand ist Ihm gleich. Er ist Gott der gesamten Menschheit, nicht eines speziellen Stammes oder einer Rasse.


Allah ist Hoch und Allmächtig, aber Er ist allen gottesfürchtigen, nachdenklichen Gläubigen sehr nahe, Er erhört ihre Gebete und hilft ihnen. Er liebt diejenigen, die Ihn lieben und vergibt ihre Sünden. Er gibt seinen Dienern Frieden, Zufriedenheit, Rechtleitung und Erfolg.


Allah ist der Versorger und der Großzügige, der Reiche und der Verleiher der Reichtümer, der Vergeber der Sünden und der immer wieder Verzeihende, der Geduldige und der


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Dankbare, der von allem und jedem Unabhängige und der Beschützer, der Richter und der Frieden. Allahs Eigenschaften – Erhaben sei Er – sind im Koran erwähnt.


Allah erschafft für den Menschen den Verstand, um zu denken und zu begreifen, den Geist und das Gewissen, um gut und gerecht zu sein, die Gefühle, um gütig und menschlich zu sein. Wenn wir versuchen, die Gunsterweisungen Allahs uns gegenüber zu zählen, so können wir dies nicht, denn sie sind zahllos.


Als Gegenleistung für Allahs Gunst und Barmherzigkeit uns gegenüber braucht Er nichts von uns, weil Er der Reiche und der Unabhängige ist.


Allah verlangt von uns, Ihn zu kennen, zu lieben, und das Gesetz Allahs durchzusetzen, was für uns von großem Nutzen ist.


2 - Ein Muslim glaubt an alle Propheten und Gesandten Allahs und macht keinen Unterschied zwischen ihnen.


Alle Propheten sind Menschen. Allah hat ihnen Seine Offenbarung und Seine Botschaften geschenkt und sie auserwählt, um die Leute rechtzuleiten. Der Heilige Koran erwähnt 25 Propheten und Gesandte und deutet auf viele andere Propheten hin, unter anderem: Noah, Abraham, Ismael, Isaak, Moses, Jesus und Muhammad. Sie sind mit derselben Botschaft, und zwar dem Islam, gekommen. Diese Botschaft stammt aus einer einzigen Quelle – Allah – und bedeutet: „sich dem Willen und dem Schicksal Allahs unterwerfen, und Sein Gesetz (Arabisch: Scharia) befolgen“.


3 - Ein Muslim glaubt an die Heiligen Bücher und Offenbarungsreligionen Allahs, wie sie vollständig und in ihrer ursprünglichen Version waren. Sie wurden herab-gesandt, um den Menschen auf den geraden Weg Allahs zu leiten. Der Heilige Koran weist auf die Bücher hin, die den Propheten Abraham, Moses, David, Jesus und Muhammad offenbart wurden. Heutzutage sind die vorangegangenen Bücher nicht in ihrer ursprünglichen Form vorhanden. Sie sind entweder verlorengegangen, verfälscht oder werden verborgen. Verantwortlich dafür sind teilweise Schwächen und Vernachlässigungen in der Anfangsphase des Juden- und Christentums. Bis heute ist der Koran das einzige komplette authentische Buch Allahs. Kein Gelehrter – Muslim oder Nichtmuslim – stellt in Frage, dass der Koran das gleiche Buch ist, das vor 14 Jahrhunderten herabgesandt worden ist. Bis jetzt lernen Muslime den Koran Wort nach Wort auswendig. Allah, Der den Koran herabsandte, versprach, ihn vor Verlust, Verfälschung und Verheimlichung zu bewahren.


4 - Ein Muslim glaubt an die Existenz der Engel Allahs.


Sie sind spirituelle, prächtige Geschöpfe, die Allah erschaffen hat. Sie brauchen nicht zu essen, zu trinken und zu schlafen. Sie haben keine physische Triebe und materiellen


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Bedürfnisse. Engel verbringen ihre Zeit mit der Anbetung Allahs. Jeder Engel ist mit einer bestimmten Aufgabe betraut. Engel können nicht von menschlichen Augen gesehen werden. Wissen und Wahrheit sind nicht auf sinnliches Wissen oder sinnliche Wahrnehmung allein beschränkt, weil unsere Sinne, z. B. das Seh- und Hörvermögen, nur auf das Erfassen bestimmter Wellenlängenbereiche und Frequenzen begrenzt sind.


5 - Ein Muslim glaubt an den Tag des Gerichts.


Diese Welt, wie wir wissen, wird in einer bestimmten Zeit zu Ende gehen. Die Toten werden zum letzten gerechten Gericht auferweckt. Alles, was wir tun, sagen, machen, beabsichtigen und denken, wird erfasst und in akkuraten Aufzeichnungen bewahrt, die am Tag der Auferstehung hervorgebracht werden. Leute mit guten Aufzeichnungen werden von Allah dafür belohnt und im Paradies herzlich empfangen und Leute mit schlechten Auf-zeichnungen werden gerecht bestraft und ins Höllenfeuer geschickt.


Über die wirkliche Natur des Paradieses und des Höllenfeuers weiß nur Allah Bescheid. Jedoch werden sie von Allah – Erhaben sei Er – im Koran mit für die Menschen bekannten Begriffen beschrieben.


Derjenige, der findet, dass er im Diesseits für seine guten Taten nicht gerecht belohnt wird, wird am Tag des Gerichts die beste Entschädigung und hohe Lob bekommen. Und wenn jemand, der Sünden und Missetaten begeht und Allahs Gesetze nicht befolgt, erfolgreich und wohlhabend in Diesseits zu sein scheint, so wird er am Tag des Gerichts die absolute Gerechtigkeit der Abrechnung erfahren.


Nur Allah allein weiß über den Zeitpunkt des Tags der Auferstehung Bescheid.


6 - Ein Muslim glaubt an die Vorherbestimmung und das Schicksal.


Die Vorherbestimmung und das Schicksal stellen das ewige Wissen Allahs und Seine Macht dar, die Dinge zu beurteilen und Seinen Willen und seine Pläne durchzusetzen. Allah hat das Universum nicht vergeblich erschaffen und es nicht außer Acht gelassen.


Allah ist der Weise, der Gerechte und der Liebevolle. Alles, was Er macht, hat gute Motive, obwohl wir manchmal nicht in der Lage sind, diese völlig zu verstehen.


Wir müssen auf Allah völlig vertrauen und akzeptieren, was Er macht, weil unser Wissen begrenzt ist und unser Denken auf unseren individuellen Betrachtungen basiert, während Sein Wissen unbegrenzt ist und Er aufgrund einer allumfassenden Sicht plant.


Man muss denken, planen und eine fundierte Entscheidung treffen, aber wenn die Sache nicht so verläuft, wie man will, sollte man nicht den Glauben verlieren und bei psychischen Belastungen und verhängnisvollen Sorgen kapitulieren.


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7 - Ein Muslim glaubt daran, dass das Ziel des Lebens die Anbetung Allahs ist.


Anbetung Allahs bedeutet nicht, dass wir unser ganzes Leben in ständiger Zurückgezogenheit und völliger Meditation verbringen. Die Anbetung Allahs besteht darin, dass wir ein Leben gemäß Allahs Befehlen führen, und dass wir nicht davor flüchten.


Allah anzubeten bedeutet, Ihn zu kennen, zu lieben, Seine Befehle zu befolgen und Sein Gesetz in allen Lebensbereichen umzusetzen. Allahs Anbetung erfordert auch, dass wir Seinem Weg dadurch folgen, dass wir Gutes tun und das Böse meiden, und dass wir Allah, uns und den Menschen ihre Rechte einräumen.


8 - Ein Muslim glaubt daran, dass der Mensch eine besonders hohe Stellung in der Hierarchie der Geschöpfe genießt.


Der Mensch nimmt diese herausragende Stellung ein, weil ihm allein rationale Fähigkeiten, geistiges Streben sowie Handlungsfähigkeit gegeben wurden.


Der Mensch ist keine verdammte Rasse von seiner Geburt bis zu seinem Tod, sondern ein würdiges Wesen, das potenziell zu guten und edlen Leistungen fähig ist.


9 - Ein Muslim glaubt daran, dass jede Person als "Muslim" geboren wird.


Der Mensch wird von Allah mit geistigen Potenzial und rationaler Neigung ausgestattet, die ihn zu einem guten Muslim machen können.


Die Geburt jeder Person erfolgt nach Allahs Willen, in der Realisierung Seines Plans und in der Unterwerfung unter Seinen Befehlen.


10 - Ein Muslim glaubt daran, dass jeder Mensch frei von Sünden geboren wird.


Wenn eine Person erwachsen ist, geistig reif und gesund, dann wird sie verantwortlich für ihre Taten und Absichten.


Ein Mensch ist frei von Sünden, bis er Sünden begeht.


Es gibt weder vererbte Sünden noch ursprüngliche Sünde. Adam beging zwar die erste Sünde, aber er bat Allah um Verzeihung, und Allah vergab ihm.


11 - Ein Muslim glaubt daran, dass er sich um seine Erlösung durch Rechtleitung Allahs bemühen muss.


Niemand kann die Rolle des Vermittlers zwischen Allah und dem Menschen einnehmen. Damit man Erlösung findet, muss man Gottvertrauen mit Tat, und Glauben mit Praxis verbinden. Ein Glaube ohne gute Taten ist so unzulänglich wie gute Taten ohne Glauben.


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12 - Ein Muslim glaubt daran, dass Allah niemanden zur Verantwortung zieht, bis Allah ihm den wahren Weg gezeigt hat.


Diejenigen, die nichts über den Islam wissen und keine Möglichkeit haben davon zu erfahren, sind nicht verantwortlich für ihr Scheitern, Muslime zu werden.


Es ist die Verantwortung eines jeden Muslims, die anderen zum Islam mit Tat und Rat einzuladen.


13 - Ein Muslim glaubt daran, dass der Glaube nicht vollkommen ist, wenn ihm blind gefolgt wird oder er bedingungslos akzeptiert wird.


Man muss seinen Glauben auf tiefgründiger Überzeugung, ohne Zweifel und Ungewissheit aufbauen.


Der Islam garantiert Glaubensfreiheit. Es gibt keinen Zwang in der Religion (viele der ältesten Synagogen und viele der ältesten Kirchen der Welt befinden sich in den islamischen Staaten).


14 - Ein Muslim glaubt daran, dass der Koran das Wort Allahs ist, welches dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel offenbart wurde.


Der Koran wurde zu verschiedenen Gelegenheiten von Allah herabgesandt, um Fragen zu beantworten, Probleme zu lösen, Streitigkeiten beizulegen und um der beste und ständige Führer des Menschen zur Wahrheit zu sein.


Der Koran wurde in arabischer Sprache herabgesandt und liegt bis heute in seiner ursprüng-lichen und vollständigen arabischen Version vor. Er wird von Millionen auswendig gelernt.


Der Stil des Korans kann nicht mit irgendeiner menschlichen Rede verglichen oder nachgeahmt werden. Der Koran beinhaltet, mit präzisen Bezeichnungen, viele spezifische Hinweise auf moderne wissenschaftliche Konzepte, die weit über das menschliche Wissen zur Zeit seiner Offenbarung hinausgehen. Der Heilige Koran nimmt Bezug auf kosmische, geologische, meteorologische, medizinische und zoologische Bereiche sowie andere Bereiche des Wissens.


15 - Ein Muslim glaubt an einen klaren Unterschied zwischen dem Koran und der Überlieferung (Sunna) des Propheten Muhammad – Allahs Segen und Friede auf ihm.


Während der Koran das Wort Allahs ist, sind die Überlieferungen (Sunna) des Propheten Muhammad, d. h. seine Aussprüche, Lehren und Handlungen, die praktischen Interpre-tationen des Korans.


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Beide – der Koran und die Überlieferungen (Sunna) des Propheten Muhammad – werden im Islam als die primären Quellen des Wissens betrachtet.


III. Die praktischen gottesdienstlichen Handlungen (Ibadat)


Allah hat den Muslimen vier wichtige Arten gottesdienstlicher Handlungen vorgeschrieben, welche als Praxis des Glaubens (Iman) gelten.


Einige der gottesdienstlichen Handlungen sind täglich, manche wöchentlich, einige monat-lich und manche jährlich, und einige werden als Minimum einmal im Leben gefordert.


Diese gottesdienstlichen Handlungen dienen den spirituellen Zwecken eines Menschen, befriedigen seine menschlichen Bedürfnisse und kennzeichnen sein ganzes Leben mit einer göttlichen Verbindung.


Diese gottesdienstlichen Haupthandlungen sind:


1. Das Gebet (Salah) .


2. Das Fasten (Siyam).


3. Die Almosensteuer (Zakat).


4. Die Pilgerfahrt (Hadsch).


1. Das Gebet (Salah)


Zu seinem Schöpfer täglich zu beten, ist der beste Weg zur Erziehung des Menschen zu einer starken Persönlichkeit und zur Verwirklichung seines Strebens.


Allah braucht das Gebet eines Menschen nicht, denn Er ist frei von allen Bedürfnissen. Die Gebete sind zu unserem Nutzen. Die Vorteile sind unermesslich und der Segen des Gebets unvorstellbar.


Beim islamischen Gebet vereinigt sich jeder Muskel des Körpers mit der Seele und dem Verstand zur Anbetung und Verehrung Allahs.


Das Gebet ist das Herz der Anbetung.


Das Gebet gilt als das beispiellose, einzigartige Rezept, das auf der einen Seite geistige Meditation und spirituelle Hingabe und auf der anderen Seite hohe Moral und körperliche Bewegung kombiniert.


Die Verrichtung des Gebets ist jedem erwachsenen Muslim, männlich oder weiblich, vorgeschrieben. Menstruierende Frauen und solche mit Wochenfluss dürfen das rituelle Gebet nicht durchführen.


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Bedingungen für die Verrichtung des Gebets:


Die rituelle Gebetswaschung (Wudu’), die Reinheit des Körpers, der Kleidung und des Gebetsplatzes, korrekte Kleidung, das Fassen der Absicht und das Ausrichten zur Gebetsrichtung (Qibla), d. h. zur Richtung der Kaaba in Mekka.


Die Pflichtgebete:


Die täglichen fünf Pflichtgebete, Das Versammlungsgebet am Freitag und das Totengebet.


Die empfohlenen Gebete (Nafila-Gebete):


Die Verrichtung zusätzlicher Gebete nach den Pflichtgebeten und das Gebet an den beiden Festtagen.


Die freiwilligen Gebete:


Freiwillige Gebete während des Tags und der Nacht.


Die Gebetszeiten für die Pflichtgebete


Das Früh-/Morgengebet (Fadschr): vom ersten Morgenlicht bis zum Sonnenaufgang.


Das Mittagsgebet (Dhuhr) kann gebetet werden, wenn die Sonne den Zenit (Höchststand der Sonne) überschreitet bis zum Zeitpunkt, am dem der Schatten eines Gegenstandes in etwa um die Länge dieses Gegen-standes angewachsen ist.


Das Nachmittagsgebet (Asr): nach dem Ende der Zeit des Mittagsgebetes bis zum Sonnen-untergang.


Das Abendgebet (Maghrib): von Sonnenuntergang bis zum Verschwinden der Abendröte am westlichen Horizont.


Das Nachtgebet (Ischa): nach dem Ende der Zeit des Abendgebets bis zum Beginn des Morgengebets.


Die Gebete sollten zu ihrer festgelegten Zeit verrichtet werden, ausgenommen bei einer angemessenen Entschuldigung. Wer ein Pflichtgebet verpasst, muss es nachholen.


Das Gebet beinhaltet vorgeschriebene körperliche Bewegungen, begleitet von bestimmten Aussprüchen, hauptsächlich Versen des Korans.


Zusätzlich zu den Pflicht- und Sunnagebeten bringt ein Muslim seine Dankbarkeit gegenüber Allah und seine Anerkennung der Gunsterweisungen Allahs zum Ausdruck und bittet Ihn stets um Vergebung und Barmherzigkeit.


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Insbesondere zu Gelegenheiten, wie z. B.: Geburt eines Kindes, Heirat, vor dem Schlafen oder Aufstehen, Verlassen des Hauses und Rückkehr, Beginn einer Reise oder Betreten einer Stadt, beim Einsteigen oder Fahren, vor oder nach dem Essen und Trinken, Erntezeit, Besuch des Friedhofs, in Zeiten der Trauer und Krankheit.


2. Das Fasten (Siyam):


Fasten bedeutet Enthaltung; sich völlig von etwas fernzuhalten, insb. vom Essen, Trinken, Geschlechtsverkehr und Rauchen, und zwar von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang.


Das Fasten ist eine einzigartige islamische Einrichtung, die den Menschen das Prinzip der wahre Liebe Allahs lehrt.


Das Fasten lehrt den Menschen den schöpferischen Sinn der Hoffnung, Hingabe an Allah, der Geduld, Uneigennützigkeit, Mäßigung, weises Sparen, solides Haushalten, Willenskraft, reifes Anpassungsvermögen, eines gesunde Lebens, Disziplin, Geist der sozialen Zusammen-gehörigkeit, Einigkeit und Brüderlichkeit.


Das verpflichtende Fasten ist einmal pro Jahr im Monat Ramadan, dem neunten Monat des islamischen (Mondkalenders) Jahres, vorgeschrieben.


Fasten mit Verankerung in der Sunna.


Das Fasten jeweils am Montag und am Donnerstag einer Woche; das Fasten an drei Tagen in der Mitte jedes islamischen Monats, am besten am 13., 14. und 15. des Monats; das Fasten an 6 Tagen nach Ramadan – im darauf folgenden Monat (Schawwal) – und an einigen Tagen der 2 Monaten vor Ramadan (Radjab und Schaʿban).


Das Fasten im Ramadan ist jedem erwachsenen, geistig und körperlich gesunden Muslim, weiblich oder männlich, aber nicht einem Reisenden, vorgeschrieben.


Ausnahme: Frauen während der Menstruation und während des Stillens ihrer Kinder, ebenso im Fall von Reise und Krankheit.


3. Die Almosensteuer (Zakat)


Zakat ist eine gottesdienstliche Handlung und eine Art spiritueller Investition.


Die wörtliche Bedeutung von Zakat ist Reinheit, also Reinheit von Geld. Unter Zakat versteht man einen bestimmten Anteil des Vermögens (z. B. Viehbestand) eines Muslims, den er an Zakatberechtigte verteilt.


Zakat reinigt nicht nur das Geld, sondern auch das Herz des Spenders von Egoismus und Gier.


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Darüber hinaus macht Zakat das Herz des Empfängers frei von Neid und Eifersucht, von Unbehaglichkeit und Hass; und fördert stattdessen Liebe und herzliche Wünsche des Spenders.


Zakat genießt einen tiefen menschlichen, sozialen und politischen Wert. Beispielweise befreit Zakat die Gesellschaft vom Klassenkampf, von Gefühlen des Neids und des Misstrauens und von Korruption.


Jeder Muslim, weiblich oder männlich, der am Jahresende ein Vermögen im Wert von 85 g Gold (in Abhängigkeit des Goldkurses) oder mehr besitzt, ganz gleich ob Geld oder Handelswaren, muss als Minimum 2,5 % als Zakat entrichten.


Die Zakat entfällt auf den verbliebenen Betrag nach Zahlung aller persönlichen Ausgaben, Kosten für die Familie, Steuern und der Tilgung fälliger Kredite etc.


Zakat- Empfangsberechtigte


Die Empfangsberechtigten sind: die Armen, die Bedürftigen, die neu zum Islam konvertierten Muslime, die muslimischen Kriegsgefangenen (um sie zu befreien), die Verschuldeten, diejenigen, die mit der Verwaltung der Zakat beschäftigt sind, diejenigen, die sich der Forschung, dem Studium und der Verbreitung des Islams widmen, und die Söhne des Weges, die Fremde sind und Hilfe brauchen.


Steuern, die man an die Regierung zahlt, gelten nicht als ein Ersatz für die Pflicht der Zakat. Derjenige, der Zakat entrichtet, darf nicht nach Stolz und Ansehen streben. Aber wenn er seinen Namen und seine Zakatzahlung öffentlich macht, um andere zu ermutigen, kann das als akzeptabel angesehen werden.


4. Die Pilgerfahrt (Hadsch)


Die Pilgerfahrt nach Mekka sollte mindestens einmal im Leben durchgeführt werden. Die Pilgerfahrt nach Mekka ist jedem Muslim vorgeschrieben, männlich oder weiblich, der gesundheitlich und finanziell dazu in der Lage ist.


Sie gilt als die größte jährliche Versammlung Gläubiger in der Welt (3,1 Millionen im Jahr 2012).


Diese Versammlung gilt als Symbol für Frieden: Frieden mit Allah, Frieden mit der Seele, Frieden mit den anderen und Frieden mit den Lebewesen. Jegliche Art der Störung des Friedens einer Person und eines Lebewesens ist strengstens verboten.


In Mekka versammeln sich Muslime aus allen Schichten und aus allen Ecken und Winkeln der Welt als Antwort auf den Ruf Allahs. Sie reisen nach Mekka zur Verherrlichung Allahs, und nicht zur Anbetung eines Menschen.


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Die Pilgerreise erinnert die Menschen an die größte Versammlung am Tage des Gerichts, wenn alle Leute in gleicher Weise vor Allah stehen werden.


Die Pilger gedenken auch der heiligen Rituale, denen der Prophet Abraham und sein älterer Sohn Ismael Folge leisteten. Sie waren die ersten, die zum ersten Gotteshaus auf der Erde, d. h. die Kaaba, pilgerten.


Es ist sehr empfehlenswert, die Moschee des Propheten Mohammad (Allahs Segen und Friede auf ihm) in Medina zu besuchen, jedoch ist dies keine notwendige Voraussetzung für die Gültigkeit der Pilgerfahrt (Hadsch).


IV. Islam ist ein Schlüssel des Lebens


- Das moralische Leben


- Das intellektuelle Leben


- Das Privatleben


- Das Familienleben


- Das soziale Leben


- Das wirtschaftliche Leben


- Das politische Leben


- Das internationale Leben


1. Das moralische Leben


Islamische Vorstellung: Der Prophet präsentierte während seiner 23-jährigen Mission sowohl ein menschliches, islamisches Modell als auch seine detaillierten Lehren, die alle Aspekte des moralischen Benehmens behandelten.


Dem Muslim wird gezeigt, wie er ehrlich, wahrhaftig, aufrichtig, gütig, bescheiden, barm-herzig, gerecht, keusch und furchtsam ist und wie er sein Versprechen hält.


Andererseits muss der Muslim ferner alles meiden, was diesen Eigenschaften widerspricht, wie: Neid, Heuchelei, falsche Schmeicheleien, Spott, Obszönität, Lästern, Schmähung und Hochmut.


2. Das intellektuelle Leben:


Islamische Vorstellung: Das wahre Wissen basiert auf klaren Beweisen und unbestreitbaren Belegen, die man durch Erfahrung oder Experiment oder durch beides erwerben kann.


Der Koran deutet auf die reichlichen Quellen des Wissens im ganzen Universum hin.


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Der Islam fordert den Glauben an Allah aufgrund rationaler Kenntnis und Forschung. Und lässt die Tür offen, damit wir unsere Kenntnisse in allen Lebensbereichen erweitern.


Im Islam gibt es keine kirchliche Institution. Erkenntnis wird nicht durch irgendeine Form von Klerus monopolisiert.


Jeder Muslim soll individuell nach Wissen streben, im Islam lernen und dementsprechend handeln.


3. Das Privatleben


Islamische Vorstellung: Reinheit und Sauberkeit, gesunde Ernährung, korrekte Kleidung, anständiges Benehmen und gesunde sexuelle Beziehungen innerhalb der Ehe.


Schädliche Nahrungsmittel und Getränke sind verboten, einschließlich Alkohol und jegliche Form von Rausch-mitteln; sowie des Fleisch toter Tiere oder nicht auf islamisch korrekte Weise geschlachteter Tiere und das Fleisch von Raubtieren, Schweinefleisch und vergos-senes Blut.


Ein korrekter gesundheitlicher Umgang mit Essen, die Sauberkeit des Mundes und der Hände, außerdem die Mäßigung beim Essen sind nur einige der Lehren des Islam.


4. Das Familienleben


Islamische Vorstellung: Eine Familie vertritt eine menschliche, soziale Gruppe, deren Mitglieder miteinander durch das Band des Blutes bzw. durch ein Eheverhältnis und nichts anderes (z. B. Adoption, Homo-Ehe, Gewohnheitsrecht, Ehe auf Probe etc.) verbunden sind.


Eltern, und vor allem Mütter, genießen im Islam großen Respekt, auch wenn sie an eine andere Religion glauben.


Die Ehe gilt als religiöse Pflicht für denjenigen, der ihre Verantwortung übernehmen kann. Jedes Familienmitglied hat seine Rechte und Pflichte.


Der Ehevertrag ist ohne vollkommene freie Zustimmung beider Ehepartner ungültig.


Der Ehemann ist völlig verantwortlich dafür, seine Frau finanziell zu unterstützen, selbst wenn sie wohlhabend ist. Er hat nicht das Recht, sich in die Verwaltung ihres eigenen Eigentums einzumischen.


Polygamie (mit bis zu vier Frauen) ist im Islam nur zulässig, um spezielle Umstände zu bewältigen und sie setzt voraus, dass der Ehemann die grundlegenden Bedürfnisse seiner


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Frauen befriedigen kann und eine Gleichheit in der Behandlung aller Frauen sicherstellt – was nicht jedem leicht fällt.


Scheidung ist nur als die letzte Lösung zu betrachten, wenn alle Versuche der Versöhnung gescheitert sind.


5. Das soziale Leben


Islamische Vorstellung: Allah befahl jedem Muslim, Hilfe und Freundlichkeit seinen Familienangehörigen, Verwandten, Dienern und Nachbarn anzubieten.


Überlegenheit leitet sich nicht von Klasse, Farbe, Abstammung oder Vermögen ab, sondern allein von Frömmigkeit und guten Taten.


Die Menschheit ist eine Familie, die von ein und demselben Vater und derselben Mutter entstammt. Die Einheit der Menschheit beruht nicht nur auf ihrer Abstammung, sondern auch auf ihrem endgültigen Ziel.


6. Das wirtschaftliche Leben


Islamische Vorstellung: Dass man sich seinen Lebensunterhalt ehrlich verdient, gilt nicht nur als eine Pflicht, sondern auch als eine große Tugend.


Das verdiente Geld des Menschen ist sein privates Eigentum. Der Einzelne ist verantwortlich für den Staat; und der Staat ist verantwortlich für die Sicherheit des Einzelnen.


Das islamische Wirtschaftssystem basiert nicht auf einer arithmetischen Berechnung allein, sondern auch auf Moral und Prinzipien. Zakat und Almosen stellen den Eckstein dieses Systems dar.


Man kommt auf diese Welt mit leeren Händen und man geht auch mit leeren Händen. Der wahre Besitzer irgendeiner Sache ist Allah allein und der Mensch ist lediglich ein Treuhänder. Zwar verbietet der Islam keine privaten Unternehmen und kein Privateigentum, er toleriert jedoch keinen egoistischen, gierigen Kapitalismus.


Der Islam nimmt eine gemäßigte, aber positive und effektive Haltung zwischen dem Einzelnen und der Gesellschaft, zwischen den Bürgern und dem Staat, zwischen Sozialismus und Kapitalismus und zwischen Materialismus und Spiritualität ein.


Der Islam stellt ausführliche Regeln für geschäftliche Transaktionen auf, um Gerechtigkeit zwischen beiden Parteien zu gewährleisten.


Man sollte Geld nur durch wirkliche Investition der Ressourcen, Arbeit und Intellekt verdienen. Geld sollte sich nicht einfach reproduzieren. Der islamische Ersatz für


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Darlehenszinsen ist eine geschäftliche Partnerschaft. Es gibt im Islam verschiedene Arten von Partnerschaft.


Der Islam ermutigt den Menschen, Bedürftigen ein gutes Darlehen (ohne Zinsen oder Gegenleistung) als Hilfe zu geben.


7. Das politische Leben


Islamische Vorstellung: Die Souveränität im islamischen Staat gehört Allah. Die Menschen üben diese Souveränität durch Sein Vertrauen aus, um das Gesetz Allahs durchzusetzen. Die Hauptaufgabe der islamischen Nation besteht darin, die islamische Gemeinschaft aufzu-bauen und die islamische Botschaft an die ganze Menschheit überall zu vermitteln. Jeder Muslim – in Abhängigkeit seiner Fähigkeiten – spielt eine Rolle dabei, das Rechte zu gebieten und das Verwerfliche zu verbieten.


Ein Herrscher gilt als von Menschen gewählter Verantwortlicher, der dem Volk entsprechend den Gesetzen Allahs dient. Der Staat ist für Gerechtigkeit und Sicherheit aller Bürger zuständig.


Herrscher und Administratoren müssen unter den am besten qualifizierten Bürgern ausgewählt werden. Wenn eine Administration das Vertrauen Allahs und das der Menschen enttäuscht, muss sie ersetzt werden.


Verbrechen, die Frieden und Sicherheit der ganzen Gesellschaft bedrohen, sind im Islam unter Strafe gestellt. Dies gilt für Mord, Terror, Diebstahl, Unzucht, Homosexualität, Alkoholismus und Verleumdung.


Nichtmuslime können ihre persönlichen Angelegenheiten z. B. Eheschließung, Scheidung, Essen und Erbschaft entweder nach dem islamischen Gesetz, wenn sie das wollen, oder nach ihren eigenen religiösen Lehren regeln.


Sie können entscheiden, ob sie Zakat (islamische Almosensteuer) oder eine andere Steuer "Dschizya" (Tribut) zahlen. Darüber hinaus haben Nichtmuslime Anspruch auf Schutz und Sicherheit durch den islamischen Staat, einschließlich Glaubensfreiheit.


8. Das internationale Leben


Islamische Vorstellung: Menschen überall haben eine gemeinsamen Ursprung, einen gleichen menschlichen Status und Zweck.


Interessen anderer, ihr Recht auf Leben, Ehre und Eigentum sind zu respektieren, solange keine Rechte der Muslime verletzt werden. Übergriffe sind verboten.


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Dschihad "Kampf auf dem Wege Gottes" bedeutet Hilfe unterdrückter Leute, damit sie ihre Menschenrechte wiedererlangen, so dass sie bedenkenlos ihren eigenen Glauben und ihren Lebensstil wählen können. Der Islam erlaubt nicht, und hat niemals erlaubt, irgendjemanden zu zwingen, zu erpressen oder zu bestechen, um zum Islam zu konvertieren.


Im Gegenteil: Muslime waren und sind noch heute verschiedenen Formen von Unterdrückung, Gräueltaten, wirtschaftlichem Druck und Erpressung ausgesetzt, um ihre Religion zu verlassen. Al-Andalus (Spanien), Palästina, Indien, Burma, Bosnien, Kosovo und Tschetschenien sind nur einige historische und gegenwärtige Beispiele. Nichtmuslime – Juden und Christen in islamischen Gesellschaften – haben immer ein friedliches Leben und den Schutz und das Respektieren ihrer Rechte genossen.


Krieg ist obligatorisch, wenn die Sicherheit des Staates gefährdet ist. In einem Krieg sind Vernichtung von Ernten, Tieren und Häusern sowie der Mord unbewaffneter Frauen, Kinder und alter Menschen verboten.


Internationale Abkommen sind absolut zu respektieren, außer wenn diese durch die andere Partei zuerst gebrochen werden. Einem Abkommen kann nicht aufgrund eines vorläufigen politischen oder wirtschaftlichen Vorteils außer Kraft gesetzt werden.



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