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11. DIE FÜHRUNG UND DIE


GEMEINSCHAFT


Die Muslime sind eine einheitliche Gemeinschaft. Damit sie jedoch als solche


funktionieren kann und damit ihre Angelegenheiten geregelt sind, sind folgende


Voraussetzungen zu erfüllen:


1. Es muss der Treueid (Bayʽah) geleistet werden: Der Prophet - Aḷḷāhs Segen


und Heil auf ihm - sagte:


„Wer stirbt, ohne einen Treueid geleistet zu haben, stirbt wie im Zeitalter vor


dem Islam.“93


2. Auf die Befehlshaber ist zu hören und es ist ihnen zu gehorchen:


Dazu gehört auch, dass man die Pilgerfahrt, die Freitagsgebete und die Feste mit


den Herrschern vollzieht, unabhängig davon, ob sie rechtgeleitet oder nachlässig


sind. Im letzteren Fall ist man verpflichtet, sie zu ermahnen, und in einem eventuellen


Streit soll man sich am Qur’ān und an den Überlieferungen des Propheten


orientieren. Aḷḷāh sagt nämlich:


„O die ihr glaubt, gehorcht Aḷḷāh und gehorcht dem Gesandten und den Befehlshabern


unter euch! Wenn ihr miteinander über etwas streitet, dann bringt


es vor Aḷḷāh und den Gesandten, wenn ihr wirklich an Aḷḷāh und den Jüngsten


Tag glaubt. Das ist am besten und am ehesten ein guter Ausgang“ (4:59).


Der Gesandte - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Der Muslim ist zum Zuhören und Gehorchen verpflichtet, ob es ihm lieb oder


lästig ist, außer wenn man ihm eine Sünde befiehlt. Wird ihm eine Sünde befohlen,


darf er weder hören noch gehorchen.“94


Und er sagte auch:


„Wer von einer Gehorsamkeit ablässt, begegnet Aḷḷāh am Tag der Auferstehung


ohne Ausrede.“95


93 Muslim (Nr. 1851), berichtet von Ibn ʽUmar, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihnen.


94 Al-Buḫāriyy (Nr. 7144) und Muslim (Nr. 1839), berichtet von Ibn ʽUmar, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf beiden.


95 Muslim (Nr. 1851), berichtet von Ibn ʽUmar, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihnen; das ist ein Teil des


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DER GLAUBE AUS DEM EDLEN QUR’ĀN UND DER AUTHENTISCHEN SUNNAH


3. Das Verbot, gegen die Befehlshaber zu rebellieren und sie zu bekämpfen:


Dies gilt auch wenn sie Unrecht tun, außer, wenn sie eine Tat des offensichtlichen


Unglaubens begehen, für die wir von Aḷḷāh einen deutlichen Beweis


haben. Dies beruht auf einem von ʽUbādah Ibn aṣ-Ṣāmit, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihm, berichteten Ḥadīṯ:


„Der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - rief uns zu sich. So versprachen


wir ihm, unter anderem, dass wir hören und gehorchen, ob es uns gefällt


oder missfällt, in schweren und in guten Zeiten und selbst wenn andere uns


vorgezogen werden; und dass wir mit den Herrschern in ihren Befehlen nicht


hadern, außer wenn wir (bei ihnen) offensichtlichen Unglauben seht, für wir


von Aḷḷāh einen eindeutige Beweis haben.“96


Auch sagte der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm:


„Ihr werdet nach mir Selbstsucht und andere euch verabscheuenswürdige


Dinge sehen“ Sie sagten: Was befiehlst du uns, o Aḷḷāhs Gesandter? Er antwortete:


„Gebt ihnen ihr Recht und bittet Aḷḷāh um eures!“.97


Rebellion gegen die Herrscher ist nur unter ganz bestimmten Umständen und unter


Einhaltung schwerer Bedingungen erlaubt:


• Man muss sich anhand von bewiesenen Informationen vergewissern oder mit


eigenen Augen gesehen haben, dass sie ungläubig sind, da der Prophet sagte:


„außer, wenn ihr ihn (den Unglauben) seht“.


Man darf sich also keinesfalls auf Gerüchte oder unbestätigte Meldungen verlassen.


• Es muss sich dabei eindeutig um „Unglauben“ handeln. Man darf also gegen


die Herrscher nicht wegen ihres Frevels oder ihrer Unsittlichkeit rebellieren.


• Der Unglaube muss öffentlich begangen werden. Man darf also gegen sie


nicht aufgrund eines vermuteten bzw. verborgenen Unglaubens rebellieren.


• Der Unglaube muss eindeutig bewiesen sein, denn der Prophet sagte:


„ihr von Aḷḷāh einen eindeutigen Beweis habt“.


ersten in diesem Kapitel zitierten Ḥadīṭ.


96 Al-Buḫāriyy (Nr. 7055, 7056) und Muslim (Nr. 1709, 4771).


97 Al-Buḫāriyy (Nr. 7052) und Muslim (Nr. 1843), berichtet von Ibn Masʽūd, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihm.


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Es darf also nicht aufgrund einer Vermutung, einer Möglichkeit oder einer


umstrittenen Wahrscheinlichkeit gegen sie rebelliert werden.


• Man muss über die Fähigkeit zur Rebellion verfügen: Mit anderen Worten


darf man nicht rebellieren, wenn man dazu nicht in der Lage ist, selbst wenn


alle erwähnten Bedingungen gegeben sind. Denn die Religion und ihre Anhänger


sollen nicht zugrunde gehen. Aḷḷāh sagt nämlich:


„Siehst du nicht jene, zu denen gesagt wurde: ‚Haltet eure Hände zurück


und verrichtet das Gebet und entrichtet die Abgabe.‘ Als ihnen dann aber


vorgeschrieben wurde zu kämpfen, fürchtete auf einmal eine Gruppe von


ihnen die Menschen wie (sie) Furcht vor Aḷḷāh (haben) oder mit noch größerer


Furcht.“ (4:77).


Als sie schwach waren, wurde ihnen also befohlen, sich zurückzuhalten, doch


als sie dazu fähig waren, wurden sie dazu (d. h. zum Kampf bzw. zur Rebellion)


aufgefordert.





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12. DIE GEFÄHRTEN


Als Gefährte wird bezeichnet, wer sich zu Lebzeiten als Gläubiger mit dem


Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - persönlich traf und als Gläubiger


starb. Die Gefährten, Aḷḷāhs Segen und Frieden auf ihnen, sind nach den Propheten


die besten Menschen und ihr Zeitalter ist das beste dieser Gemeinschaft. Der


Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Die besten Menschen sind meine Zeitgenossen“98


und:


„Die besten meiner Gemeinschaft sind meine Zeitgenossen“99


Sie sind alle rechtgeleitet, denn Aḷḷāh hat dazu auserwählt, Seinen Propheten -


Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - zu begleiten. Er läuterte sie, hatte Wohlgefallen


an ihnen, vergab ihnen, beschrieb sie mit den edelsten Eigenschaften und bereitete


sie bestens (auf ihre Aufgabe) vor. So sagt Aḷḷāh I:


„Muḥammad ist Aḷḷāhs Gesandter. Und diejenigen, die mit ihm sind, sind den


Ungläubigen gegenüber hart, zueinander aber barmherzig. Du siehst sie sich


verbeugen und niederwerfen, indem sie nach Huld von Aḷḷāh und Wohlgefallen


trachten. Ihr Merkmal steht auf ihren Gesichtern durch die Niederwerfung. Das


ist ihr Gleichnis in der Tora. Und ihr Gleichnis im Evangelium ist das eines


Getreidefeldes, das seine Triebe hervorbringt und dann stärker werden lässt,


so dass sie verdicken und ebenmäßig auf ihren Halmen stehen, so dass es den


Anbauern gefällt. (Dies,) damit Er die Ungläubigen durch sie ergrimmen lasse.


Aḷḷāh hat denjenigen von ihnen, die glauben und rechtschaffene Werke tun,


Vergebung und großartigen Lohn versprochen.“ (48:29).


Allerdings unterscheidet man zwischen allgemein und detailliert erwähnten Gruppen


von Gefährten. Zu ersteren gehören folgende:


1. Die aus Mekka ausgewanderten (al-Muhāğirūn) sind besser als die Helfer aus


Medina (al-Anṣār):


98 Al-Buḫāriyy (Nr. 2652) und Muslim (Nr. 2533), berichtet von Ibn Masʽūd, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihm.


99 Al-Buḫāriyy (Nr. 3650) und Muslim (Nr. 2535), berichtet von ʽUmrān Ibn Ḥuṣayn, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihnen; hier wörtlich nach al-Buḫāriyy.


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DER GLAUBE AUS DEM EDLEN QUR’ĀN UND DER AUTHENTISCHEN SUNNAH


Dies, weil die Auswanderer nicht nur die Auswanderung nach Medina


(Hiğrah) vollzogen, sondern auch den Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil


auf ihm - unterstützten, und weil Aḷḷāh sie an erster Stelle erwähnt:


„(Das gehört) den armen Auswanderern, die aus ihren Wohnstätten und


von ihrem Besitz vertrieben worden sind, weil sie nach Huld von Aḷḷāh und


Wohlgefallen trachten und Aḷḷāh und Seinem Gesandten helfen. Das sind


die Wahrhaftigen. Und diejenigen, die in der Wohnstätte und im Glauben


vor ihnen zu Hause waren, lieben (all die,) wer zu ihnen ausgewandert ist,


und empfinden in ihren Brüsten kein Bedürfnis nach dem, was (diesen)


gegeben worden ist, und sie ziehen (sie) sich selbst vor, auch wenn sie selbst


Mangel erlitten. Und diejenigen, die vor ihrer eigenen Habsucht bewahrt


bleiben, das sind diejenigen, denen es wohl ergeht“ (59:8-9);


Er sagt auch:


„Die vorausgeeilten Ersten von den Auswanderern und den Helfern und


diejenigen, die ihnen auf beste Weise gefolgt sind – Aḷḷāh hat Wohlgefallen


an ihnen, und sie haben Wohlgefallen an Ihm. Und Er hat für sie Gärten


bereitet, durcheilt von Bächen, ewig und auf immer darin zu bleiben; das


ist der großartige Erfolg.“ (9:100);


und:


„Aḷḷāh hat die Reue des Propheten, der Auswanderer und der Helfer angenommen,


die ihm in der Stunde der Bedrängnis folgten, nachdem die


Herzen einer Gruppe von ihnen beinahe abgeschweift wären. Hierauf hat


Er ihre Reue angenommen – gewiss, Er ist zu ihnen Gnädig und Barmherzig“


(9:117).


2. Diejenigen, die vor dem Abkommen von al-Ḥudaybiyyah100 ausgaben (für


den Erfolg der Religion) und auf Aḷḷāhs Weg kämpften, sind besser als diejenigen,


die danach ausgaben und kämpften. Aḷḷāh sagt:


„Und was ist mit euch, dass ihr nicht auf Aḷḷāhs Weg ausgeben wollt, wo


doch das Erbe der Himmel und der Erde Aḷḷāh gehört. Nicht gleich sind


diejenigen von euch, die vor dem Sieg ausgegeben und gekämpft haben ...


100 Ein zehnjähriges Friedensabkommen zwischen den Muslimen und den mekkanischen Ungläubigen,


das im 6. Jahr nach der Auswanderung des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf


111


Diese haben eine höhere Rangstufe als diejenigen, die erst nachher ausgegeben


und gekämpft haben. Allen aber hat Aḷḷāh das Beste versprochen.


Und Aḷḷāh ist dessen, was ihr tut, Kundig.“ (57:10).


3. Diejenigen, die an der Schlacht von Badr teilnahmen:101


Dies ist auf einen Ḥadīṯ des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm -


zurückzuführen, in dem er zu ʽUmar, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, bezüglich


der Geschichte von Ḥāṭib Ibn Abī Baltaʽah102 sagte:


„Er war bei Schlacht von Badr dabei. Wahrlich, Aḷḷāh schaute zu den Leuten


von Badr und sprach: Tut, was ihr wollt, ich habe euch bereits vergeben!“103


4. Diejenigen, die den Treueid unter dem Baum leisteten (Bayʽat ar-Riḍwān):104


Aḷḷāh sagt:


„Aḷḷāh hatte ja Wohlgefallen an den Gläubigen, als sie dir unter dem Baum den


Treueid leisteten. Er wusste, was in ihren Herzen war, und da sandte Er die innere


Ruhe auf sie herab und belohnte sie mit einem nahen Sieg“. (48:18).


ihm - nach Medina geschlossen wurde. (Anm. d. Ü.)


101 Die erste bedeutende Schlacht zwischen den Muslimen und den mekkanischen Ungläubigen, im


2. Jahr nach der Auswanderung des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - nach Medina.


Sie endete mit dem Sieg der Muslime. (Anm. d. Ü.)


102 Vor der Eroberung von Mekka im 10. Jahr nach der Auswanderung nach Medina schickte


Ḥāṭib Ibn Abī Baltaʽah eine Frau mit einem Schreiben nach Mekka, um die Quraiš vor dem


bevorstehenden Vorstoß der Muslime zu warnen. Als der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf


ihm - davon erfuhr, fragte er Ḥāṭib nach dem Grund. Da bat dieser um Vergebung und erklärte,


es aus Angst um seine in Mekka zurückgelassene Familie getan zu haben. Daraufhin vergab


ihm der Prophet. Aḷḷāh offenbarte in diesem Kontext folgenden Qur’ān-Vers: «0 die ihr glaubt,


nehmt nicht Meine Feinde und eure Feinde zu Schutzherren, indem ihr ihnen Zuneigung entgegenbringt,


wo sie doch das verleugnen, was von der Wahrheit zu euch gekommen ist, und den


Gesandten und euch selbst vertreiben, weil ihr an Aḷḷāh, euren Herrn, glaubt. (Nehmt sie nicht


zu Schutzherren), wenn ihr wirklich ausgezogen seid zum Abmühen auf Meinem Weg und im


Trachten nach Meiner Zufriedenheit. (Tut das nicht, indem) ihr ihnen heimlich Zuneigung zeigt,


wo Ich doch besser weiß, was ihr verbergt und was ihr offenlegt. Und wer von euch das tut, der


ist fürwahr vom rechten Weg abgeirrt.» (60:1). (Anm. d. Ü.)


103 Al-Buḫāriyy (Nr. 3007) und Muslim (Nr. 2494), berichtet von ʽAliyy, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihm.


104 Im 6. Jahr nach der Auswanderung nach Medina wollte der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf


ihm - zusammen mit einer Gruppe seiner Gefährten die kleine Pilgerfahrt (ʽUmrah) verrichten.


Dazu schickte er seinen Gefährten ʽUṯmān Ibn ʽAffān im Voraus nach Mekka, um mit dem dort


112


DER GLAUBE AUS DEM EDLEN QUR’ĀN UND DER AUTHENTISCHEN SUNNAH


Auch sagte der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm:


„Das Höllenfeuer betritt, so Allah will, keiner von den Leuten, die unter dem Baum


den Treueid leisteten.“105


Was die detailliert erwähnten Gruppen angeht sind folgende zu nennen:


a) Die vier rechtgeleiteten Kalifen:


Der beste Mensch dieser Gemeinschaft – nach ihrem Propheten – ist Abū


Bakr aṣ-Ṣiddīq, dann folgt ʽUmar Ibn al-Ḫaṭṭāb; darüber sind sich alle sunnitischen


Gelehrten (ahl as-sunnah wa ’l-Ǧamāʽah) einig. Über 80 Mal wird


von ʽAliyy, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtet, dass er auf der Kanzel


in Kūfah sagte: „Der Beste dieser Gemeinschaft nach ihrem Propheten ist


Abū Bakr, dann ʽUmar“106 ʽAliyy, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, hätte so etwas


ohne Wissen niemals bestätigt. Auf die beiden genannten folgt hinsichtlich der


Vorzüglichkeit ʽUṯmān Ibn ʽAffān, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, und zwar


aufgrund eines von al-Buḫāriyy überlieferten und von ʽAbdu-’llāh Ibn ʽUmar,


Aḷḷāhs Wohlgefallen auf beiden, berichteten Ḥadīṯ:


„Wir unterschieden zwischen den Menschen zur Zeit des Propheten - Aḷḷāhs


Segen und Heil auf ihm , da zogen wir Abū Bakr vor, dann folge ʽUmar, dann


ʽUṯmān, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihnen“.107


In einer anderen Version hieß es weiter:


„Das erreichte den Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm , und hat es


nicht verleugnet“.108


Sufyān aṯ-Ṯaūriyy, möge Aḷḷāh Sich seiner erbarmen, sagte:


herrschenden Stamm der Quraiš darüber zu verhandeln. Doch dieser hielt ʽUṯmān für drei Tage


fest; da verbreitete sich das Gerücht, man hätte ihn umgebracht. Der Prophet - Aḷḷāhs Segen


und Heil auf ihm - bat seine Gefährten daher, ihm einen Treueid auszusprechen, nämlich, dass


sie nicht fliehen, sondern standhaft mit ihm zusammen kämpfen würden. (Anm. d. Ü.).


105 Muslim (Nr. 2496), berichtet von Umm Mubaššir, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihr.


106 Überliefert von Aḥmad (Nr. 863) (mit authentischer Überlieferungskette) und Ibn Abī ʽĀṣim


in seinem Buch «As-Sunnah“ nach der Version, die von al-Albāniyy (Nr. 1201) angeführt wird.


Gilt bei al-Albāniyy als ṣaḥīḥ.


107 Al-Buḫāriyy (Nr. 3655).


108 Aufgeführt von Ibn Abī ʽĀṣim in seinem Buch «as-Sunnah», zitiert nach al-Albāniyy (Nr. 1193).


113


„Wer ʽAliyy Abū Bakr oder ʽUmar vorzieht, der hat die Auswanderer (Muhāğirūn)


und die Helfer bzw. Unterstützer (Anṣār) geringeschätzt.“109


da sie ʽUṯmān vor ʽAliyy hinsichtlich des Kalifats bevorzugten. Nach ʽUṯmān


folgt also ʽAliyy Ibn Abī Ṭālib, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm. Die Reihenfolge


ihrer Vorzüglichkeit entspricht also der Reihenfolge ihrer Kalifate.


b) Diejenigen, denen das Paradies versprochen wurde:


Das sind die oben genannten rechtgeleiteten Kalifen sowie die Gefährten ʽAbdu-


’r-Raḥmān Ibn ʽAuf, Saʽd Ibn Abī Waqqāṣ, Ṭalḥah Ibn ʽUbaydillāh, az-Zubayr


Ibn al-ʽAwwām, Abū ʽUbaydah ʽĀmir Ibn al-Ğarrāḥ und Saʽīd Ibn Zayd, Aḷḷāhs


Wohlgefallen auf ihnen allen. Der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm -


versprach den sechs Gefährten das Paradies;110 dieser ist ein Ṣaḥīḥ-Ḥadīṯ.


Andere Texte weisen auf die Verkündung des Paradieses für weitere Gefährten


hin, wie Bilāl,111 Ṯābit Ibn Qays,112 ʽAbdu-’ḷḷāh Ibn Salām,113 Aḷḷāhs


Wohlgefallen auf ihnen allen.


c) Angehörige der Prophetenfamilie (Āl al-Bayt, wörtlich: Angehörige des Hauses):


Darunter sind die Angehörigen folgender fünf Männer, denen es verboten ist,


Almosen (für sich) anzunehmen, nämlich die Angehörigen von ʽAliyy, Ğaʽfar,


ʽAqīl, al-ʽAbbās und die Kinder von al-Ḥāriṯ Ibn ʽAbdu-’l-Muṭṭalib. Der Prophet


- Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


109 Aufgeführt von Ibn Muʽīn in seinem Geschichtsbuch, überliefert von Ibn Miḥriz (Nr. 885); ebenso


gelistet von al-Ḫallāl in seinem Buch «as-Sunnah» (Nr. 528) und von al-Ḫaṭīb al-Baġdādiyy


in seinem Buch «Tārīḫ Baġdād» (Die Geschichte von Bagdad) (5/50), wo er wörtlich sagte:


„Wer ʽAliyy ʽUṯmān vorzieht, der geringschätzt zwölftausend Menschen, an denen der Prophet


- Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - , Aḷḷāhs Segen und Frieden auf ihm, Wohlgefallen hatte, als


er starb. Das sind (nämlich) diejenigen, die sich über den Treueid für ʽUṯmān einig waren.“


110 Aḥmad (Nr. 1675), at-Tirmiḏiyy (Nr. 3747), an-Nisā’iyy in seinem Buch «as-Sunan al-Kubrā»


(Die großen Überlieferungen des Propheten), (Nr. 8138), berichtet von ʽAbdu-’r-Raḥmān Ibn


ʽAuf, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, der die zehn Gefährten erwähnte. Gelistet auch von Aḥmad


(Nr. 1631), Abū Dāwūd (Nr. 4649), at-Tirmiḏiyy (Nr. 3748), an-Nisā’iyy in seinem Buch «as-Sunan


al-Kubrā» (Die großen Überlieferungen des Propheten), (Nr. 8162) und von Ibn Māğah (Nr.


133), berichtet von Saʽīd Ibn Zayd, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, der neun Gefährten erwähnte.


111 Al-Buḫāriyy (Nr. 1149) und Muslim (Nr. 2458), berichtet von Abū Hurayrah, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihm. Auch gelistet bei Muslim (Nr. 2457), berichtet von Ğābir, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


112 Al-Buḫāriyy (Nr. 3613) und Muslim (Nr. 119), berichtet von Anas, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


113 Al-Buḫāriyy (Nr. 3812) und Muslim (Nr. 2483), berichtet von Saʽd Ibn Abī Waqqāṣ, Aḷḷāhs


Wohlgefallen auf ihm.


114


DER GLAUBE AUS DEM EDLEN QUR’ĀN UND DER AUTHENTISCHEN SUNNAH


„Aḷḷāh, erhaben und gepriesen sei Er, hat den Stamm Kinānah von den


Kindern Ismāʽīls, Aḷḷāhs Frieden auf ihm, auserwählt; dann hat Er Qurayš


von Kinānah, von den Qurayš Banū Hāšim und von den Banū Hāšim mich


auserwählt.“114


Auch sagte der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm:


„Ich erinnere euch bezüglich meiner Familie an Aḷḷāh! Ich erinnere euch bezüglich


meiner Familie an Aḷḷāh! Ich erinnere euch bezüglich meiner Familie


an Aḷḷāh!“115


Als sein Onkel al-ʽAbbās Ibn ʽAbdu-’l-Muṭṭalib, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf


ihm, sich bei ihm beschwerte, dass einige aus dem Stamm Qurayš den Kontakt


zu der Familie Banū Hāšim nicht pflegten, sagte der Prophet - Aḷḷāhs


Segen und Heil auf ihm:


„Bei Aḷḷāh, der Glaube gelangt nicht zum Herzen eines Menschen, bevor er


euch um Aḷḷāhs Willen und aufgrund der Verwandtschaft mit mir liebt.“116


Zur Familie des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - gehören seine


gutherzigen, reinen Gattinnen. Aḷḷāh sagt:


„Aḷḷāh will gewiss nur den Makel von euch entfernen, ihr Angehörigen des


Hauses, und euch völlig rein machen“ (33:33).


Aḷḷāh hat sie für Seinen Propheten auserwählt und sie zu seinen Gattinnen


im Diesseits und im Jenseits gemacht; und Er nennt sie „Mütter der Gläubigen“.


Die beste von ihnen ist seine erste Frau Ḫadīğah, dann ʽĀišah Bint


Abū Bakr, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf beiden. Die anderen Frauen sind Saudah


Bint Zamʽah, Ḥafṣah Bint ʽUmar, Umm Salamah, Umm Ḥabībah Bint Abū


Sufyān, Ṣafiyyah Bint Ḥuyayy, Zaynab Bint Ğaḥš, Ğuwayriyyah, Maymūnah


und Zaynab Bint Ḫuzaymah, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihnen allen.


Unsere Pflichten gegenüber allen Gefährten, unabhängig von ihren Positionen


und ihren Rängen sind:


114 Muslim (Nr. 2276), berichtet von Wāṯilah Ibn al-Asqaʽ, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


115 Muslim (Nr. 2408), berichtet von Zayd Ibn Arqam, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


116 Aḥmad (Nr. 1777), berichtet von al-ʽAbbās Ibn ʽAbdu-’l-Muṭṭālib, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


115


a) Sie zu lieben, ihnen zu folgen, Aḷḷāh darum bitten, Wohlgefallen an ihnen zu


haben und ihnen zu vergeben, sowie sie zu loben, einzeln oder in Gruppen.


Aḷḷāh sagt:


„Die gläubigen Männer und Frauen sind einer des anderen Beschützer.“


(9:71);


und:


„Und diejenigen, die nach ihnen gekommen sind, sagen: „Unser Herr, vergib


uns und unseren Brüdern, die uns im Glauben vorausgegangen sind“


(59:10).


Und der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Zeichen des Glaubens ist die Liebe zu den Unterstützern (Anṣār) und Zeichen


der Heuchelei ist der Hass zu den Unterstützern.“117


ʽAliyy, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, sagte:


„Bei Dem, Der den Kern spaltete und die Menschen erschuf, das ist das Versprechen


des des Lesens und Schreibens unkundigen Propheten mir gegenüber,


dass „mich außer den Gläubigen niemand liebt und dass mich außer den


Heuchlern niemand hasst.“118


b) Unsere Herzen und Zungen in Bezug auf sie zu läutern, sodass sie frei von


Groll, Misstrauen, Schmähung und Verfluchung sind. Aḷḷāh sagt:


„und lasse in unseren Herzen keinen Groll sein gegen diejenigen, die glauben.“


(59:10).


Und auch der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Beschimpft meine Gefährten nicht! Denn selbst wenn einer von euch so viel


Gold wie der Berg von Uḥud spenden würde, würde er nie das erreichen, was


einer von ihnen leistete, ja nicht einmal die Hälfte davon!“119120


117 Al-Buḫāriyy (Nr. 17), ein von Anas, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, berichteter Ḥadīṯ.


118 Muslim (Nr. 78).


119 Übersetzung des Ḥadīṯ basierend auf: http://islamische-datenbank.de/sahih-al-buchari


(Anm. d. Ü.).


120 Al-Buḫāriyy (Nr. 3673) und Muslim, berichtet von Abū Saʽīd, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm. Auch


aufgeführt von Muslim (Nr. 2540), berichtet von Abū Hurayrah, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


116


DER GLAUBE AUS DEM EDLEN QUR’ĀN UND DER AUTHENTISCHEN SUNNAH


c) Hinsichtlich der Auseinandersetzungen unter ihnen zu schweigen, gut über sie


zu denken und sie aufgrund ihrer Bemühungen zu entschuldigen, denn wenn


diese erfolgreich waren, werden sie doppelt belohnt, und wenn sie sich irrten,


werden sie (nur) einfach belohnt. Sie sind uns in vielem vorausgeeilt, ihre Wesensart


war vorzüglich und sie haben großartige Taten vollbracht – aufgrund


all dessen werden ihnen ihre Sünden – falls sie welche begangen haben – vergeben.


d) Sich von den Rāfiḍah zu distanzieren, die in ihrer Liebe zur Familie des Propheten


- Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - übertreiben und dafür die anderen


Gefährten hassen und beschimpfen. Auch vom Weg der Nawāṣib121 hat man


sich fernzuhalten, die die Angehörigen der Prophetenfamilie - Aḷḷāhs Segen


und Heil auf ihm - verabscheuen und beschimpfen.


121 Diese unterscheiden sich von den Ḫāriǧīten (arab. Ḫawāriğ), welche glauben, dass ʽAliyy,


Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, vom Glauben abgefallen war. (Anm. d. Ü.).


117


13. DIE AḶḶĀH


NAHESTEHENDEN (AULIYĀʼ)


Alle Gläubigen stehen Allah nahe:


„Aḷḷāh ist der Nahestehende derjenigen, die glauben“ (2:257);


und der Geehrteste von ihnen ist der Frommste:


„Gewiss, der Geehrteste von euch bei Aḷḷāh ist der Gottesfürchtigste von euch“


(49:13).


Wer gottesfürchtig ist, der ist also ein Aḷḷāh Nahestehender. Diese Nähe der Gläubigen


zu Aḷḷāh bedeutet für sie, Ihm gehorsam zu sein und Ihn zu lieben. Aḷḷāhs Seinerseits


ist den Gläubigen nahe, indem Er sie liebt und gnädig zu ihnen ist.


1. Ein Aḷḷāh Nahestehender (Waliyy):


Das ist demzufolge jeder gottesfürchtige Gläubige. Aḷḷāh sagt:


„Sicherlich, über Aḷḷāhs Nahestehende soll keine Furcht kommen, noch sollen sie


traurig sein, diejenigen, die glauben und gottesfürchtig sind“ (10:62-63).


Wie nahe sie Ihm sind, richtet sich nach ihrem Glauben und ihrer Frömmigkeit,


nicht aber nach ihrer Verwandtschaft oder nach dem, was sie behaupten. Aḷḷāh


sagt:


„Gewiss, der Geehrteste von euch bei Aḷḷāh ist der Gottesfürchtigste von euch“


(49:13).


2. Die Wunder (Karāmah):


Das sind außergewöhnliche Ereignisse oder Taten, die Aḷḷāh manchen Seiner Nahestehenden


gewährt, und zwar zu deren Ehre und zur Unterstützung des Propheten


- Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm -, dem sie folgen. Sie lassen sich in zwei Gruppen


einteilen:


• Wunder, bei denen es um Wissen, Entdeckungen, Scharfsinn und Inspiration geht.


• Wunder, die besondere Fähigkeiten oder Beeinflussung betreffen.


Solche Wundertaten geschahen den Nahestehenden Aḷḷāhs in den früheren Gemeinschaften


sowie den Vorfahren dieser Nation, seien sie Gefährten oder Nachfolger von


diesen, und sie werden in dieser Gemeinschaft bis zum Tag der Auferstehung erhalten


bleiben.





119


14. UMFASSENDE QUELLEN ZUR


ERFORSCHUNG DER AUSGANGSLAGE


UND ZUM BEWEIS


• Umfassende Quellen:


Damit sind die Quellen gemeint, von denen der Glaube (ʽAqīdah), die Gesetzgebung


(Šarīʽah) und das Benehmen (Sulūk) abgeleitet werden. Und diese sind:


der Qur’ān, die authentischen Überlieferungen des Propheten - Aḷḷāhs Segen


und Heil auf ihm - und die Übereinstimmung der Gelehrten. Diesen Quellen


darf durch keine Meinung, Analogie, Ansicht, Entdeckung oder Zitat eines


Menschen widersprochen werden, wer er auch sei.


• Der Weg zum korrekten Verständnis des Qur’āns und der Überlieferungen des


Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - (Sunnah):


Dies ist der Weg der Vorfahren, seien sie mekkanische Auswanderer (Muhāğirūn),


medinesische Unterstützer (Anṣār) oder ihre rechtgeleiteten Nachfolger. Dabei


gilt es, sich von den ketzerischen Wegen fernzuhalten, die die Anhänger der


Scholastik (Mutakallimūn) und die Sufis erfanden. Aḷḷāh sagt nämlich:


„Wer aber dem Gesandten entgegenwirkt, nachdem ihm die Rechtleitung


klargeworden ist, und einem anderen Weg als dem der Gläubigen folgt, werden


Wir dem zukehren, dem er sich zugekehrt hat, und ihn der Hölle aussetzen,


und (wie) böse ist der Ausgang!“ (4:115).


• Die reine Vernunft:


Die von Zweifeln und Neigungen freie Vernunft widerspricht niemals den authentischen,


korrekten Texten, die frei von Tadel und Fehlern sind. Die Texte


mögen manches enthalten, das für die Vernunft erstaunlich ist, niemals aber


etwas, was der Vernunft entgegensteht. Wer eine Widersprüchlichkeit (zwischen


den Quelltexten und der Vernunft) vermutet, hat dies auf seine eingeschränkte


Vernunft zurückzuführen und muss in diesem Fall den Text der Vernunft


vorziehen.





121


15. DIE NEUERUNGEN (BIDʽAH)


Das ist die Erfindung von etwas Neuem in der Religion. Der Prophet - Aḷḷāhs


Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Wer in unserer Angelegenheit etwas Neues erfindet, was nicht (schon) Teil von ihr


war, das wird von ihm nicht angenommen.“122


In einer anderen Version bei Muslim und al-Buḫāriyy heißt es:


„Wer eine gute Tat verrichtet, die nicht von der Religion stammt, so wird diese von


ihm nicht angenommen“.123


Eine Neuerung kann folgender Art sein:


1. Sie betrifft die Glaubensgrundsätze: dazu gehören bspw. das Schiitentum


(Tašayyuʽ), das Ḫāriǧītentum (ḫurūğ), der Indeterminismus (Qadariyyah) und


der Irǧāʼ.


2. Sie betrifft die Glaubenspraxis. Beispiele: das Mönchtum und der Sufismus.


3. Es ist eine Neuerung in ihrem Ursprung: Das sind z. B. Geburtstagsfeste von


Angehörigen der Prophetenfamilie (Maulid) und die erfundenen Methoden,


um Aḷḷāh zu gedenken (Ḏikr).


4. Sie besteht darin, in zu bestehenden Gottesdiensten etwas hinzuzufügen, sei


es zu den Grundlagen, zu den Arten, dem Umfang, der Praxis, der Zeit oder


dem Ort.


5. Sie kann sehr gravierend sein, wie alle Arten, Aḷḷāh etwas beizugesellen (Širk)


6. Sie kann geringfügig sein, wie das gemeinsame Gedenken Aḷḷāhs (Ḏikr


ğamāʽiyy)


7. Sie lässt vom Glauben abfallen, wie z. B. die Leugnung von Aḷḷāhs Eigenschaften.


8. Sie gilt als Laster, wie bspw. das verbotene Zuhören.124


122 Al-Buḫāriyy (Nr. 2697) und Muslim (Nr. 1718), berichtet von ʽĀišah, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihr.


123 Al-Buḫāriyy (mit einer unvollständigen Überlieferungskette, die als richtig gilt), vor dem Ḥadīṯ


(Nr. 2142) und (Nr. 7350) sowie von Muslim (Nr. 1718), berichtet von ʽĀišah, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihr.


124 Gemeint ist bspw. das Zuhören bei übler Nachrede, Verleumdung oder das Hören von Musik.





123


16. WAS DEN GLAUBEN


VERVOLLKOMMNET


1. Gutes zu gebieten und Schlechtes zu verbieten:


Aḷḷāh sagt:


„Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft,


das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Jene sind es, denen es


wohl ergeht.“ (4:104).


Und Abū Saʽīd al-Ḫudriyy, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtet, dass er


den Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagen hörte:


„Wer von euch etwas Verabscheuungswürdiges sieht, der soll es mit seiner


Hand verändern (durch eine Tat), und wenn er das nicht vermag, dann mit


seiner Zunge (durch Worte), und wenn er (auch) das nicht vermag, dann mit


dem Wunsch seines Herzens, und das ist das geringste an Glauben125“.126


Dabei muss man sich allerdings vorher Wissen angeeignet haben, bei der Ausführung


nachsichtig sein und danach geduldig bleiben.


2. Darauf bedacht sein, Einigkeit und Zusammenhalt zu bewahren sowie Trennung


und Auseinandersetzung zu vermeiden:


Aḷḷāh sagt:


„Und haltet alle fest am Seil Aḷḷāhs und geht nicht auseinander! Und gedenkt


Aḷḷāhs Gunst an euch, als ihr Feinde wart und Er dann eure Herzen


zusammenführte, worauf ihr durch Seine Gunst Brüder wurdet. Und (als)


ihr am Rand einer Feuergrube wart und Er euch dann davor errettete. So


macht Aḷḷāh euch Seine Zeichen klar, auf dass ihr rechtgeleitet werden möget!


Und es soll aus euch eine Gemeinschaft werden, die zum Guten aufruft,


das Rechte gebietet und das Verwerfliche verbietet. Jene sind es, denen es


wohl ergeht. Und seid nicht wie jene, die auseinandergingen und uneinig


(Anm. d. Ü.).


125 Übersetzung des Ḥadīṯ basierend auf: http://islamische-datenbank.de/sahih-muslim (Anm. d. Ü.).


126 Muslim (Nr. 49).


124


DER GLAUBE AUS DEM EDLEN QUR’ĀN UND DER AUTHENTISCHEN SUNNAH


wurden, nachdem die klaren Beweise zu ihnen gekommen waren. Für jene


gibt es gewaltige Strafe.“ (3:103-105).


Und auch:


„Haltet die (Vorschriften der) Religion ein und spaltet euch nicht darin (in


Gruppen).“ (42:13).


Und der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Wahrlich, der Gläubige ist für den Gläubigen wie ein Mauerwerk, ein Teil


hält den anderen fest.“ Und er flocht seine Finger ineinander.127“128


Aḷḷāhs Gesandter - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte auch:


„Die Gläubigen sind in ihrer gegenseitigen Zuneigung, Barmherzigkeit und


ihrem gegenseitigen Mitleid zueinander einem Körper gleich: Wenn ein Teil


davon leidet, reagiert der ganze Körper mit Schlaflosigkeit und Fieber!129“130


3. Gute Manieren und tugendhafte Taten:


Dazu gehören Geduld, Großzügigkeit, Tapferkeit, Nachsicht, Vergebung, Bescheidenheit


und das Vermeiden von allem, was diesen Tugenden entgegengesetzt


ist. Zu den guten Manieren zählen auch die Güte zu den Eltern, die Pflege


der Verwandtschaftsbande, die gute Nachbarschaft und die Wohltätigkeit gegenüber


Waisen sowie in Not geratenen Reisenden .


Aḷḷāh sagt:


„Nimm den Überschuss, gebiete das allgemein Gute und wende dich von


den Toren ab!“ (7:199).


Abū ad-Dardā’, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm, berichtete, dass der Prophet -


Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Nichts ist schwerer in der Waage (am Tag der Auferstehung) als die guten


Manieren“.131


127 Übersetzung des Ḥadīṯ basierend auf: http://islamische-datenbank.de/sahih-al-buchari.


(Anm. d. Ü.).


128 Al-Buḫāriyy (Nr. 2446) und Muslim (Nr. 2585), berichtet von Abū Mūsā, Aḷḷāhs Wohlgefallen


auf ihm. Hier wörtlich nach al-Buḫāriyy.


129 Übersetzung des Ḥadīṯ nach: http://islamische-datenbank.de/sahih-muslim. (Anm. d. Ü.).


130 Muslim (Nr. 2586), berichtet von Nuʽmān Ibn Bašīr, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


131 Abū Dāwūd (Nr. 4799) und at-Tirmiḏiyy (Nr. 2002) und (Nr. 2003); hier der Wortlaut von Abū


125


Und Abū Hurayrah, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm überliefert folgende Aussage


des Propheten - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm:


„Wer einen Gläubigen von einer Drangsal des Diesseits entlastet, den


entlastet Aḷḷāh von einer Drangsal am Tag der Auferstehung. Und wer


einem Zahlungsunfähigen Erleichterung gewährt, dem erleichtert Aḷḷāh


im Diesseits und im Jenseits. Aḷḷāh steht einem Diener bei, so lange er


seinem Bruder beisteht. Wer einen Weg schlägt, um Wissen zu erlangen,


dem erleichtert Aḷḷāh einen Weg zum Paradies. Und niemals versammeln


sich Leute in einem Haus von Aḷḷāhs Häusern, um dort das Buch Aḷḷāhs


zu rezitieren und gemeinsam zu lernen, ohne dass die innere Ruhe auf sie


herabgesandt wird, die Barmherzigkeit sie zudeckt, die Engel sie umfassen


und Aḷḷāh sie in Seiner Gesellschaft erwähnt. Und wen seine Taten zurückhalten,


den bringt auch seine Abstammung nicht vorwärts“.132


Dāwūd. At-Tirmiḏiyy führt eine Ergänzung des Ḥadīṯ an: «Wer gute Manieren hat, erreicht damit


die Stellung des Fastenden und des (nachts) Betenden.».


132 Muslim (Nr. 2699).





127


17. DIE RELIGION UND DIE


VERSCHIEDENEN SPIRITUELLEN


WEGE (ṬARĪQAH)


Aḷḷāhs Religion ist eine einzige, nämlich der Islam. Und zwar sagt Aḷḷāh:


„Gewiss, die Religion ist bei Aḷḷāh der Islam.“ (3:19)


Dies ist Aḷḷāhs Religion, für die Früheren und für die Späteren. Aḷḷāh sagt:


„Gewiss, Wir haben die Tora hinabgesandt, in der Rechtleitung und Licht sind,


womit die Propheten, die sich (Aḷḷāh) ergeben133 hatten, walten“ (5:44).


Denn dies ist „Islam“ in seinem übergeordneten Sinn, nämlich Ergebenheit, „sich


Aḷḷāh ergeben“, indem man einzig Ihn anbetet, Ihm gehorcht und Ihm nichts beigesellt.


Was aber den Islam in seinem spezifischen Sinn angeht, so umfasst er alles, was


Aḷḷāh Seinem Propheten Muḥammad - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - an Rechtleitung,


wahrhaftiger Religion und Glaubensgrundsätzen, gerechten Gesetzen,


Wohltaten und guten Manieren offenbart hat. Aḷḷāh hob mit dem Islam (im spezifischen


Sinne) alle vorherigen Religionen auf, Er nimmt keine andere Religion


außer dieser an. Aḷḷāh sagt:


„Wer aber als Religion etwas anderes als den Islam begehrt, so wird es von ihm nicht


angenommen werden, und im Jenseits wird er zu den Verlierern gehören.“ (3:85)


Und der der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil auf ihm - sagte:


„Bei Dem, in Dessen Hand die Seele Muḥammads liegt, es hört niemand von dieser


Nation - sei er Jude oder Christ – von mir und stirbt, ohne an das zu glauben,


womit ich entsandt wurde, ohne ein Bewohner der Hölle zu sein.“134


Aḷḷāh bezeichnete schon Seine Diener, denen Er früher Seine Gunst schenkte,


Muslime! So sagt Er:


„… dem Glaubensbekenntnis eures Vaters Ibrāhīm: Er hat euch Muslime ge-


133 „Ergeben“ ist hier die Übersetzung des arabischen Verbs aslamū, das auch bedeutet, den Islam


angenommen haben. (Anm. d. Ü.).


134 Muslim (Nr. 49).


128


DER GLAUBE AUS DEM EDLEN QUR’ĀN UND DER AUTHENTISCHEN SUNNAH


nannt“ (22:78).


Aḷḷāhs Gesetzmäßigkeit unter Seinen Geschöpfen war allerdings stets, dass sie


sich unterscheiden und sich voneinander trennen, wie Sein Prophet - Aḷḷāhs Segen


und Heil auf ihm - sagte:


„Die Leute der Schrift vor euch haben sich in zweiundsiebzig Glaubensrichtungen


zersplittert und diese Gemeinde wird sich in dreiundsiebzig Glaubensrichtungen


zersplittern: Zweiundsiebzig davon gehen in die Hölle und eine ins Paradies: Das


ist die (sich an die Ṣaḥābah orientierende) Gemeinschaft.“135


Die Gruppe, der es wohlergehen wird, sind die Sunniten (Ahl as-sunnah wa


’l-Ǧamāʽah), die sich am Qur’ān festhält und die von Makeln, persönlichen Neigungen


und Neuerungen freien Überlieferungen des Propheten (Sunnah) befolgen.


Dies ist die dominierende Gruppe, über die der Prophet - Aḷḷāhs Segen und Heil


auf ihm - sagte:


„Es wird eine Gruppe von meiner Gemeinschaft darauf bestehen, Aḷḷāhs Gebote zu


erfüllen. Ihnen schadet nicht, wer sie im Stich lässt oder sich von ihnen abwendet,


bis Aḷḷāhs Befehl kommt, während sie die (anderen) Menschen dominieren.“136


Dies (gemeint sind die Sunniten) ist eine gemäßigte Gruppe zwischen zwei Extremen,


eine wahrhaftige zwischen zwei abwegigen und eine rechtgeleitete zwischen


zwei irregegangenen Gruppen, nämlich:


1. Zwischen den Anthropomorphisten (Mušabbihah) und den Muʽaṭṭilah, die


die Bedeutungen der Eigenschaften Aḷḷāhs leugnen.


2. Zwischen den Deterministen (Ǧabriyyah) und den Indeterministen (Qadariyyah)


hinsichtlich der Taten Aḷḷāhs.


3. Zwischen der Murği’ah) und der Waʽīdiyyah) in Bezug auf Aḷḷāhs Warnungen


sowie hinsichtlich der Bezeichnung „Glaube“ (Īmān) und „Religion“ (Dīn).


135 Aḥmad (Nr. 16937), Abū Dāwūd (Nr. 4597), berichtet von Muʽāwiyyah Ibn Abī Sufyān, Aḷḷāhs


Wohlgefallen auf ihm. Auch aufgeführt von at-Tirmiḏiyy (Nr. 2640) und Ibn Māğah (Nr. 3991),


berichtet von Abū Hurayrah, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm. Ebenso gelistet bei at-Tirmiḏiyy (Nr.


2631), berichtet von ʽAbdu-’ḷḷāh Ibn ʽAmr, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm. Schließlich auch aufgeführt


von Ibn Māğah (Nr. 3992), berichtet von ʽAmr Ibn ʽAuf, Aḷḷāhs Wohlgefallen auf ihm.


136 Al-Buḫāriyy (Nr. 3641) und Muslim (Nr. 1037) und (4955), berichtet von Muʽāwiyyah, hier


wörtlich zitiert nach Muslim.



 



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