Die Inklusivität des Islam (teil 1 von 3): Das Ende des
Prophetentums
Was hier mit „Inklusivität des Islam“ gemeint ist, ist die Tatsache, dass der
Islam für alle Zeiten und Orte gültig ist. Egal wer oder wo eine Person ist, der
Islam sollte seine Religion und seine Lebensweise sein. Dies trifft für diejenigen
zu, die zu Lebzeiten des Propheten, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm,
gelebt haben, wie auch für den, der 2525 leben wird (wenn Gott will, dass es ein
solches Jahr geben wird.
Das korrekte Verständnis dieses Faktes kreist um eine Reihe von Dingen. Das
erste und wichtigste davon ist die Beendigung des Prophetentums mit dem
Erscheinen des Propheten Muhammad. Das zweite betrifft die Vervollkommnung
der Religion und die Art und Weise, in der sie in der Lage ist, die Menschheit
durch alle Zeiten zu führen.
Das Ende des Prophetentums
Gott hat bestimmt, dass der Prophet Muhammad Sein letzter Gedander sein
wird. Gott sagt:
“Muhammad ist nicht der Vater eines eurer Männer, sondern
der Gesandte Allahs und der letzte aller Propheten, und Allah
besitzt die volle Kenntnis aller Dinge...” (Quran 33:40)
Der Prophet Muhammad sagte selbst:
“Ich bin zu allen in der Schöpfung gesandt worden und die Propheten
wurden durch mich besiegelt.” (Sahieh Muslim)
Und er sagte wiederum:
“Die Kinder Israels wurden durch die Propheten geführt; wann immer ein
Prophet starb, folgte (ihm) ein Prophet. Siehe! Nach mir wird es keinen
Propheten geben.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh Muslim)
Also kam schließlich der Prophet, der explizit erklärte, dass er der letzte
Prophet ist. Die Propheten, die vor diesem Propheten gekommen waren – soweit
es aus dem, was über sie berichtet wurde, hervorgeht – erhoben selbst keinen
derartigen Anspruch. Beispielsweise sagt Gott im 5.Buch Mose zu Moses, dass Er
in Zukunft einen anderen Gesandten schicken wird „wie du bist“. Im Neuen
Testament, in Johannes 14:15-16, spricht Jesus von “einen andern Tröster”, der
von Gott gesandt wird. (Auch in Johannes 16:7-8 und Johannes 16:12-13 spricht
Jesus von jemandem, der in der Zukunft kommen wird.) Der Prophet Muhammad
hingegen hat sehr deutlich gemacht, dass nach ihm kein Prophet mehr kommen
wird.
Da er als letzter Gesandter für die Menschheit geschickt worden ist, musste es
einige Aspekte geben, die einzigartig in bezug auf diesen letzten Propheten sein
müssen. Zu diesen Aspekten gehören:
Erstens: Da keiner später kommen kann, um irgendwelche Fehler oder
Veränderungen zu berichtigen, musste die Offenbarung, die der letzte Prophet
erhalten hatte, in ihrer ursprünglichen Reinheit bewahrt bleiben. Es würde den
Umfang dieses kurzen Artikels sprengen, aber eine Studie des Qur´an und der
Sunna würde zeigen, dass sie beide genauestens bewahrt geblieben sind.
Zweitens: die Art des “Zeichens” des letzten Propheten musste ebenfalls
anders sein. Denn dieses Zeichen sollte nicht nur die Menschen überzeugen, die
in der Zeit des Propheten lebten, sondern auch alle jene, die nachher kommen
würden. Das „Zeichen“ des Propheten Muhammad war der Qur´an und seine
wunderbaren Art wird noch heute hochgeschätzt werden und wird auch in Zukunft
geschätzt werden.
Drittens: dieser letzte Prophet konnte nicht einfach nur für eine Gemeinschaft
von der Menschheit gesandt sein – dann hätte jede ihren eigenen letzten
Propheten, die sich unterscheiden würden. Dieser letzte Prophet musste für die
gesamte Menschheit geschickt sein, der Folge der Propheten ein Ende bereiten und
für die gesamte Welt geeignet sein. Der Prophet Muhammad war der einzige
Prophet der bekanntgab, dass er nicht nur für ein bestimmtes Volk, sondern für
alle Völker auf der Welt gesandt wurde. Die Juden zum Beispiel betrachten sich
als auserwähltes Volk und denken, dass ihre Botschaft ausschließlich für sie
bestimmt ist. Daher Glauben viele orthodoxe Juden nicht an die Bekehrung zu
ihrem Glauben. Das Neue Testament verdeutlicht ebenfalls, dass Jesus zu den
Stämmen Israels gesandt war. In Matthäus 10: 5-6 lesen wir
“Diese zwölf sandte Jesus, gebot ihnen und sprach: Gehet nicht auf der Heiden
Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den
verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.”
Es wird berichtet, dass Jesus sprach, als die kanaanitische Frau ihn um Hilfe
bat:
“Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause
Israel” (Matthäus 15:24).[1]
Diese begrenzte Mission Jesu´ wird vom Qur´an (61:6) auch bestätigt. Über
den Propheten Muhammad sagt Gott aber:
“(O Muhammad) sprich: "O ihr Menschen, ich bin für euch
alle ein Gesandter Allahs…’” (Quran 7:158)
In einem anderen Vers lesen wir:
“Und Wir haben dich nur als Bringer froher Botschaft und
Warner für alle Menschen entsandt” (Quran 34:28)
Es gibt noch weitere Verse, die denselben Sinn ergeben. Der Prophet
Muhammad hat auch selbst bestätigt, dass er sich von den früheren Propheten in
fünf Dingen unterscheidet. Das letzte, das er erwähnte, war:
“[Zuvor] war ein Prophet nur zu seinem eigenen Volk gesandt worden, aber
ich wurde an die gesamte Menschheit gesandt.” (Sahieh Al-Bukhari, Sahieh
Muslim)
Viertens die Gesetze und Lehren dieser Botschaft mussten fest sein in
Angelegenheiten, die für die gesamte Menschheit bis zum Tag des Gerichts
feststehen müssen und führend; aber anpassungsfähig und flexibel in
Angelegenheiten, die offen sein müssen, um sich den veränderten Umständen der
Menschheit entsprechend zu ändern. Dies soll später detaillierter besprochen
werden.
An allen diesen Punkten sieht man, dass es die Botschaft des Propheten
Muhammads ist, auf die alle diese Kriterien zutreffen. Außerdem machen alle
diese Aspekte ziemlich deutlich, dass der Prophet Muhammad geeignet und
ausreichend ist, der Gesandte für die gesamte Menschheit zu sein und dass die
Religion, die die ganze Menschheit annehmen sollte, der Islam ist.
Footnotes:
[1] Im gleichen Zusammenhang wird Jesus in Matthäus 15:26 zitiert, dass er über das Helfen der
kanaanitischen Frau sagte: “Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe
es vor die Hunde..” Gott allein weiss, welche Teile des Evangeliums, die Jesus zugesprochen
werden, wirklich von ihm gesag worden waren.
(teil 2 von 3): Eine Religion für die ganze Menschheit
Gehorsamkeit zum Propheten Muhammad ist ein Muss für alle
Bevor wir darüber reden, wie universell die Gesetze des Islam sind, ist es
wichtig, kurz das Thema derjenigen zu diskutieren, die den früheren bestätigten
Propheten Gottes folgen. Diese Leute mögen argumentieren, dass der Prophet
Muhammad wahrhaftig sein mag, aber es genüge ihnen, dem Propheten zu folgen,
dem sie bisher gefolgt waren.
Tatsächlich hat aber keiner das Recht, die anderen Propheten zu akzeptieren
und den Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, zu
leugnen. Niemand besitzt das Recht, zu sagen, dass Muhammad wahrhaftig war,
aber: „Ich möchte immer noch Jesus oder Moses folgen.” Logisch gesprochen,
kann man nicht erwarten, dass dies von Gott akzeptiert werden wird. Gott hat
Seinen letzten Gesandten geschickt, damit ihm geglaubt und gefolgt wird, damit er
das aufhebt und abschafft, was von den Lehren der früheren Propheten ersetzt
wird. Im Qur´an beschreibt Gott diese Verhaltensweise:
“Wenn ihnen gesagt wird: "Glaubt an das, was Gott
herabgesandt hat", sagen sie: "Wir glauben an das, was uns
herabgesandt wurde", während sie das leugnen, was danach
kam, obgleich es um die Wahrheit geht, die das bestätigt, was
in ihrem Besitz ist...” (Quran 2:91)
Gott hat außerdem Leute dieser Art für Ungläubige erklärt. Er sagt:
“Wahrlich, diejenigen, die nicht an Gott und Seine Gesandten
glauben und eine Trennung zwischen Gott und Seinen
Gesandten machen und sagen: "Wir glauben an die einen und
verwerfen die anderen" und einen Zwischenweg einschlagen
möchten diese sind die Ungläubigen im wahren Sinne, und
bereitet haben Wir den Ungläubigen eine schmähliche
Strafe. Diejenigen aber, die an Gott und an Seine Gesandten
glauben und zwischen ihnen keinen Unterschied machen, sind
es, denen Er ihren Lohn geben wird; und Gott ist
Allvergebend, Barmherzig.” (Quran 4:150-152)
Der Prophet sagte:
“[Ich schwöre] bei [Gott], dem Einen, in Dessen Hand meine Seele ist, es wird
keinen von den Menschen geben, an die ich mich gewandt habe, sei er Jude
oder Christ, der von mir hört und stirbt, ohne an das zu glauben, mit dem ich
gesandt worden bin, außer dass er zu den Bewohnern des Höllenfeuers
gehören wird.” (Sahieh Muslim)
Der Prophet sagte sogar zu seinen Gefährten:
“Wenn mein Bruder Moses heute noch leben würde, hätte er keine Wahl, als
mir zu folgen.” (Ahmad und al-Daarimi)
Also wendet sich die Universalität des Islam an alle, die auch den
vorangegangenen Propheten gefolgt waren. Sie haben keine logisch akzeptable
Alternative als den Propheten Muhammad anzunehmen und ihm zu folgen.
Die Universalität des Islam und seine Zeitlosigkeit
Wie oben bemerkt, erklärte der Prophet Muhammad, dass er der letzte Prophet
sei, der für die Menschheit gesandt worden sei. Gleichzeitig ist es undenkbar,
wenn man die Gnade des Allerbarmers kennt, dass Er die Menschen ohne
deutliche Rechtleitung irgendeiner Art zu lassen. Mit anderen Worten, was Er
seinem letzten Gesandten gegeben hat, muss geeignet sein, um die gesamte
Menschheit nach ihm bis zum Tag des Gerichts zu führen. Der Prophet selbst hat
dies im wesentlichen sogar betont, als er sagte:
“Ich habe euch zwei gute Nachrichten hinterlassen, damit ihr, wenn ihr
daran festhaltet, niemals irregeht: das Buch Gottes und die Sunna Seines
Gesandten.” (Sahieh Muslim)
Gott sagt ebenfalls:
“…Heute habe Ich euch eure Religion vervollkommnet und
Meine Gnade an euch vollendet und euch den Islam zum
Glauben erwählt.…” (Quran 5:3)
Also ist die Religion vervollständigt und vervollkommnet und es besteht kein
Bedarf an irgendeiner Änderung oder Wandlung. Die Botschaft ist gekommen
und soll bis zum Tag des Gerichts genügen. Der Prophet, der an alle Völker
gesandt wurde, ist bereits gekommen.
Dies zeigt an, dass die Lehren des Propheten gültig und für die gesamte
Menschheit verpflichtend sind. Das bedeutet, sein Beispiel und seine Lehren
galten nicht einfach nur für das Volk von Arabien in seiner Zeit. Sie sind vielmehr
für jeden einzelnen Muslim heute genauso gültig und genauso wichtig, sei er in
New York oder Malaysia.
An dieser Stelle könnte man logisch fragen: Wie kann es sein, dass dieses
Gesetz in der Lage ist, die Bedürfnisse der gesamten Menschheit bis zum Tag des
Gerichts zu erfüllen? Die menschliche Gesellschaft verändert sich von Tag zu
Tag. Wie kann es sein, dass ein „Gesetz“ Rechtleitung für jeden zu jeder Zeit
liefert? Die Antwort auf diese Frage hat etwas mit der Schönheit des Gesetzes zu
tun. Wenn man das Gesetz studiert, das vom Propheten Muhammad verkündet
wurde, stellt man fest, dass es die benötigten Elemente der Flexibilität besitzt, die
es gestatten, heute ebenso anwendbar zu sein, wie es das während der Lebzeiten
des Propheten gewesen ist. Im wesentlichen sind die Dinge, die fest und beständig
sein müssen, im islamischen Gesetz auch so. Die Dinge, die flexibel sein müssen,
damit sie für verschiedene Völker sie zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich
gehandhabt werden können, wurden im islamischen Gesetz flexibel
gelassen. Also ist die Lebensweise der göttlichen Rechtleitung für alle Menschen
bis zum Tag des Gerichts geeignet und anwendbar.
(teil 3 von 3): Eine vollständige Rechtleitung für immer
ausreichend
Erstens verändert sich die menschliche Natur nicht im Laufe der Zeit. Gesetze
oder Rechtleitung, die das moralische und ethische Verhalten regeln, sollten
immer dieselben bleiben, denn was einmal Seele schädigt, wird die Seele immer
schädigen, eben aufgrund der Tatsache, dass sich die menschliche Natur nicht
verändert. Beispielsweise Lügen und Betrügen missfallen unserem Herrn und
schädigen die Seele und das wird immer so sein. Daher sollten Gesetze und
Rechtleitung, die mit den Dingen dieser Natur im Zusammenhang stehen,
feststehen und vollständig anwendbar bleiben bis zum Tag des Gerichts. Rituelle
gottesdienstliche Taten, welche die Ausbildung des menschlichen Charakters
unterstreichen, brauchen sich ebenfalls nicht zu ändern. Gott allein weiß, wie Er
angebetet werden möchte, und wenn Er diese Taten bis zum Tag des Gerichts für
richtig und annehmbar erklärt hat, kann keiner behaupten, dass dies
möglicherweise anders sei. Wenn man diese Art von Gesetzen oder Rechtleitung
beschreibt, kann man sagen, das islamische Gesetz ist unnachgiebig, aber das ist
nur so, weil es in diesen Punkten starr sein soll. Dies hat aber keinerlei Einfluss
auf ihre Universalität und Anwendbarkeit zu allen Zeiten und an allen Orten.
Zweitens gibt es manche schädlichen Dinge, die die Menschen vermeiden
müssen. Diese wurden ebenfalls explizit und dauerhaft verboten. Alkohol und
Rauschmittel zum Beispiel werden immer schädlich für die Menschheit
sein. Immer wieder einmal werden die Menschen irgendetwas nützliches am
Alkohol finden, wie Gott auch im Qur´an erwähnte, aber alles in allem kann keine
Gesellschaft zu recht argumentieren, dass der Alkoholkonsum etwas Gutes
sei. Man braucht nur mal die gesellschaftlichen Kosten für das Trinken allein in
den USA zu bedenken. Viele Familien werden durch Alkoholmissbrauch
auseinandergerissen. Fahren unter Alkoholeinfluss wird als Gefahr für die
Gesellschaft betrachtet und obwohl große Schritte unternommen worden sind, um
es unter Kontrolle zu bekommen, sterben deswegen immer noch zahlreiche
Menschen oder werden schwer verletzt. Viele Alkoholiker können keine Arbeit
bekommen und werden abhängig vom Staat, belasten die übrigen Mitbürger mit
ihrer Fürsorge. Wenn es zu Themen dieser Art kommt, verbietet der Islam solche
Praktiken für immer, denn es kann kein ernsthaftes Argument dafür geben, dass
Alkohol erlaubt werden sollte. (In der Tat könnte man argumentieren, dass er
heute nur erlaubt ist, weil die Kosten, die Menschen von dieser süchtigmachenden
„Droge“ zurückzuhalten, unerschwinglich sind. Dies ist in Realität nur ein
weiteres Zeichen dafür, wie gefährlich und schlimm Alkohol ist.)
Drittens, abgesehen davon, benötigen Menschen nur einige detaillierte
Gesetze, aber viele allgemeine Prinzipien, die ihnen erlauben, ihre Leben zu allen
Zeiten und an allen Orten zu führen. Dies ist genau das, was das islamische
Gesetz ihnen liefert. Daher liefert Gott detaillierte Gesetze über die Dinge, die
man essen kann, über das Erbe, wer als Ehepartner erlaubt ist, internationale
Beziehungen usw. Von diesen detaillierten Gesetzen kann ein Gelehrter die
Regelungen für viele neue Situationen herleiten. Von den allgemeinen Prinzipien
kann ein Gelehrter die Rechtleitung für verschiedene Themen ableiten, die zum
Beispiel zur Zeit des Propheten nicht aufgetreten sind.
Viertens im Bereich sozialer Verträge und Geschäfte beispielsweise ist das
allgemeine Prinzip, dass alles erlaubt ist, außer wenn es einen dafür Beweis gibt,
der das andere zeigt. Damit läßt das islamische Gesetz in der Tat sehr viel
Freiraum innerhalb des Gesetzes. Im geschäftlichen Bereich hat der Islam Zinsen,
zu riskante Transaktionen, Lotterie, Täuschung, Betrug, Verkauf oder Handel
illegaler Dinge und Nötigung verboten. Im allgemeinen sind es die schädlichen
Aspekte, die verboten wurden. Mit anderen Worten ist die Rechtleitung derart,
dass man, wenn neue Formen des Geschäfts entwickelt werden, wie in modernen
Zeiten, feststellen kann, welche den islamischen Richtlinien entsprechen und
welche nicht. Also hat sich das islamische Gesetz seit über 1400 Jahren als
anwendbar erwiesen, den islamischen Lehren nach wird es bis zum Tag des
Gerichts anwendbar bleiben. Zwei Geschäftsleute können irgendeinen Vertrag
nach ihren Wünschen abschließen, solange die grundlegenden und schädlichen
Aspekte vermieden werden. Man kann sich nicht einmal vorstellen, wieviele
Arten von Transaktionen daher unter dem Islamischen Gesetz gestattet sind.
Schließlich muss erkannt werden, dass diese vollständige und umfassende
Rechtleitung, die bis zum Tag des Gerichts gültig bleiben wird, eine große Gnade
von Gott ist, und sie ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sich die Menschen der
Führung Gottes zuwenden sollten. Menschen auf sich allein gestellt, wären nie in
der Lage, eine geeignete Lebendweise für jeden Ort und jede Zeit zu finden, von
etwas, das über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende gültig bleibt, gar nicht zu
reden – obwohl die Menschen versuchen würden, an dem festzuhalten, was sie in
der Vergangenheit verfolgt haben. Sayyid Qutb hat diesen Punkt ausdrucksvoll
beschrieben:
Wenn ein Mensch versucht, ein metaphysisches Konzept oder eine
Lebensweise durch seine eigenen Bemühungen zu konstruieren, kann dieses
Konzept oder System nicht umfassend sein. Es kann lediglich teilweise gültig
sein, gut für eine Zeit und einen Ort, nicht aber für andere Zeiten und andere
Orte, und angemessen für eine Art von Umständen, nicht aber für
andere. Außerdem ist er, auch wenn er nur ein einziges Problem betrachtet,
nicht in der Lage, es von allen möglichen Seiten zu betrachten und alle
Konsequenzen der vorgeschlagenen Lösung zu bedenken, denn gerade dieses
Problem erstreckt sich über einen Raum und eine Zeit und ist mit früheren
Ereignissen und Vorfällen verknüpft, die außerhalb des Blickwinkels und des
Verständnisses menschlicher Wesen liegen.
Wir schließen daraus, dass keine Philosophie und keine Lebensweise, die
von menschlichen Gedanken produziert wurde, „all-umfassend“ sein
kann. Sie kann höchstens einen Teil des menschlichen Lebens umfassen und
nur für eine bestimmte Zeitspanne gültig sein. Aufgrund dieses limitierten
Spielraumes ist sie immer in vieler Hinsicht mangelhaft, und aufgrund ihrer
zeitlichen Beschränkung verursacht sie ganz sicher Probleme, die
Abänderungen und Veränderungen an der ursprünglichen Philosophie oder der
Lebensweise nötig machen. Menschen oder Völker, deren gesellschaftliches,
politisches oder wirtschaftliches System auf menschlichen Philosophien
basiert, werden immer mit Widersprüchen und „Dialektik“ konfrontiert.[1]
Man braucht nur ein Beispiel zu betrachten, das letztens erst viel debattiert
wurde, um zu verstehen, warum die Anwendung von Gottes Rechtleitung für alle
Orte und alle Zeiten das beste für die Menschheit ist. Die Beschneidung ist eine
wohlbekannte und fest etablierte Angelegenheit im Islam. In den vergangenen
Jahrzehnten gehen die Meinungen der Doktoren und Wissenschaftler – wegen des
begrenzten Verständnisses des Menschen von der Realität – immer hin und her,
wenn es um die Beschneidung geht. Eine Dekade befürworten sie diese, während
sie in der folgenden Dekade sagen, sie sei nutzlos und schädlich für das
Kind. Jetzt haben sie herausgefunden – oder sie denken, herausgefunden zu
haben, denn vielleicht stellt es sich wieder als falsch heraus – dass die
Beschneidung einen großartigen Schutz vor HIV AIDS darstellt. Nun beeilen sie
sich, zahlreiche Männer in unterschiedlichen Teilen Afrikas zu beschneiden.
Eventuell wird nach so vielen Fällen wie diesem den Menschen klar werden,
dass es eine Rechtleitung gibt, die vollständig und vollkommen ist, die von Gott
kommt und genau das darstellt, was die Menschen benötigen und brauchen, egal
zu welcher Zeit und an welchem Ort.
Die Rechtleitung ist vollständig und für immer hinreichend
Zusammengefasst können wir feststellen, dass die Rechtleitung vollständig
und für alle Zeiten und Orte geeignet ist. Sie ist alles, das die Muslime für die
Freude in dieser Welt und im Jenseits benötigen. Sie kann nicht verbessert
werden. Daher besteht auch kein Bedarf daran, etwas hinzuzufügen, zu verändern
oder wegzulassen. Diejenigen, die denken, sie könnten etwas verbessern, das Gott
offenbart hat, sind äußerst hochmütig und gehen weit über das hinaus, was sie
allerhöchstens erreichen könnten. Aus diesem offensichtlichen Grund hat der
Prophet sehr eindringlich vor Erneuerungen, Einführungen, Irrlehren und
Änderungen im Glauben gewarnt. Derartiges ist überhaupt nicht nötig, und sie
werden die Schönheit und Vollkommenheit des Islam stören. Daher sagte der
Prophet:
“Die schlimmsten Dinge sind die erneuerten. Und jede Erneuerung ist ein
Irregehen.” (Sahieh Muslim)
Er sagte ebenfalls:
“Und jedes Irregehen ist im Höllenfeuer.” (al-Nasaai)
Der Prophet sagte auch:
“Wer irgendetwas in unsere Angelegenheit einführt, das nicht dazu gehört,
wird zurückgewiesen werden.” (Sahieh al-Bukhari und Sahieh Muslim)
Footnotes:
[1] Sayyid Qutb, The Islamic Concept and Its Characteristics (American Trust Publications,
1991), S. 85-86.