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Prophetentum im Islam


(teil 1 von 2): Das Wesen des Prophetentums


Prophetentum ist für die himmli-schen Offenbarungsreligionen, wie das


Judentum und das Christentum, nichts Unbekanntes. Allerdings besitzt es im


Islam einen besonderen Stellenwert und eine spezielle Bedeutung.


Gemäß dem Islam hat Gott den Menschen zu einem edlen Zweck ge-schaffen:


um Ihm zu dienen und um ein rechtschaffenes Leben auf der Grundlage Seiner


Lehren und Leitung zu führen. Wie könnte der Mensch seine Rolle, sowie den


Sinn und Zweck seiner Existenz kennenlernen, wenn er nicht klare und praktische


Anweisungen davon erhalten würde, was Gott von ihm will? Hier wird der Bedarf


am Prophetentum deutlich. Also hat Gott für jedes Volk mindestens einen


Propheten ausgewählt, damit er Seine Botschaft überbringt.


Jemand könnte fragen, wie die Propheten ausgesucht wurden und wem wurde


diese große Ehre zuteil?


Prophetentum stellt Gottes Segen und Güte dar, die Er dem erweist, wem Er


will. Wie auch immer, wenn wir die verschiedenen Gesandten der Geschichte in


Augenschein nehmen, fallen drei Kennzeichen der Propheten auf:


1. Er ist moralisch und intellektuell der Beste seiner Gesellschaft. Dies ist


notwendig, denn das Leben eines Propheten dient als Vorbild für sein


Volk. Seine Persönlichkeit sollte die Menschen ansprechen, damit sie seine


Botschaft annehmen, und sie sollten nicht von einem mangelhaften Charakter


abgestoßen werden. Nachdem er die Botschaft erhalten hat, ist er


unfehlbar. Das bedeutet, er würde nie irgendeine Sünde begehen. Es könnten


ihm kleinere Fehler unterlaufen, die gewöhnlich durch eine Offenbarung


korrigiert werden.


2. Er wird von Wundern unterstützt, die beweisen, daß er kein Betrüger


ist. Diese Wunder werden von Gott mit Seiner Macht und Erlaubnis bewilligt


und sie stammen normalerweise aus einem Bereich, in dem das Volk


ausgezeichnet und als überlegen anerkannt ist. Wir können dies verdeutlichen,


indem wir die größten Wunder der drei Propheten der Weltreligionen


Judentum, Christentum und Islam aufzeigen.


Moses Zeitgenossen waren ausgezeichnete Zauberer, also war sein größtes


Wunder, sich mit den besten Zauberern seiner Zeit in Ägypten zu messen. Jesus´


Zeitgenossen waren anerkannte, geschickte Ärzte, daher waren seine Wunder, den


Toten zu erwecken und unheilbare Krankheiten zu heilen. Die Araber, die


Zeitgenossen des Propheten Muhammads -möge Gott ihn loben- waren für ihre


Beredsamkeit und ihre großartige Poesie bekannt. Deshalb war das größte


Wunder des Propheten Muhammads der Quran; etwas Ähnliches konnte die ganze


Gemeinschaft der arabischen Dichter und Redner nicht hervorbringen, obwohl der


Quran selbst sie an mehreren Stellen dazu aufforderte. Und wieder hatte


Muhammads Wunder etwas Besonderes. Alle vorherigen Wunder waren zeitlich


und örtlich begrenzt; das heißt, sie wurden bestimmten Menschen zu einer


bestimmten Zeit gezeigt. Nicht so das Wunder von Muhammad -möge Gott ihn


loben-, der Quran. Er ist ein universelles, ewig beständiges Wunder, da er als der


letzte Prophet nicht nur zu einem bestimmten Volk, sondern zu allen Menschen


gesandt wurde . Frühere Generationen bezeugten dieses Wunder und zukünftige


Generationen werden die wunderbare Natur des Quran in bezug auf seinen Stil,


Inhalt und geistige Überlegenheit wieder bezeugen. Diese können noch immer


festgestellt werden und beweisen deshalb die göttliche Herkunft des Quran.


3. Jeder Prophet betont klar und deutlich, daß das, was er erhält, nicht von ihm


selbst stammt, sondern von Gott für das Wohlergehen der Menschheit. Er


bestätigt das, was vor ihm offenbart wurde und was nach ihm offenbart


werden wird. Ein Prophet tut dies, um zu zeigen, daß er einfach nur die


Botschaft übermittelt, womit ihn der Eine Wahre Gott aller Menschen und


aller Zeiten beauftragt hat. Also handelt es sich im Wesentlichen um ein und


dieselbe Botschaft mit dem gleichen Sinn und Zweck. Deshalb sollte sie auch


nicht von dem abweichen, was vor ihr offenbart wurde oder was nach ihr


kommen könnte.


Propheten sind notwendig, damit sie Gottes Anweisungen und Rechtleitung


für die Menschheit überbringen. Wir haben keine andere Möglichkeit zu erfahren,


warum wir erschaffen wurden. Was wird nach unserem Tod mit uns


geschehen? Gibt es ein Leben nach dem Tod? Sind wir für unsere Taten


verantwortlich? Diese und viele andere Fragen über Gott, Engel, Paradies, Hölle


und mehr können nicht beantwortet werden, außer durch direkte Offenbarung vom


Schöpfer und Kenner des Unsichtbaren. Diese Antworten müssen zuverlässig sein


und von Personen überbracht werden, denen wir vertrauen und die wir


respektieren. Dies ist der Grund dafür, warum die Gesandten in ihrem


Moralverhalten und ihren intellektuellen Fähigkeiten zur Elite ihrer Gesellschaften


gehörten.


Daher akzeptieren Muslime die verleumderischen biblischen Geschichten über


manche der großen Propheten nicht. Beispielsweise wird von Lot berichtet, er


habe betrunken mit seinen Töchtern Unzucht getrieben. Von David wird


behauptet, einen seiner Führer in den Tod geschickt zu haben, um dessen Frau


heiraten zu können. Für Muslime sind die Propheten viel zu großartig, als daß


solcherlei Geschichten über sie erzählt werden können. Aus der islamischen


Sichtweise können derartige Darstellungen gar nicht wahr sein.


Die Propheten wurden von Gott auf wunderbare Weise unterstützt und


angewiesen, die Beständigkeit der Botschaft zu bestätigen. Der Inhalt der


Botschaft aller Propheten an die Menschen kann folgendermaßen zusammengefaßt


werden:


a) Klares Konzept von Gott: Seine Eigenschaften, Seine Schöpfung, was Ihm


beigemessen werden sollte und was nicht


b) Klare Vorstellung von der unsichtbaren Welt, den Engeln, den Ğinn


(Geschöpfe Gottes neben den Menschen), Paradies und Hölle


c) Warum Gott uns geschaffen hat, was Er von uns verlangt und welche Belohnungen


und Strafen uns für unseren Gehorsam oder Ungehorsam erwarten


d) Wie wir unsere Gesellschaften nach Seinem Willen leiten. Das heißt, klare


Anweisungen und Gesetze die, wenn sie korrekt und ehrlich angewandt


werden, eine reibungslos funktionierende, harmonische Gesellschaft bewirken


Aus der obrigen Erläuterung geht ganz deutlich hervor, daß es keinen Ersatz


für die Propheten gibt. Selbst mit dem wissenschaftlichen Fortschritt heutzutage


stellt die Offenbarung die einzige authentische Informationsquelle über die


übernatürliche Welt dar. Die Rechtleitung kann man weder durch die


Wissenschaften noch durch mystische Experimente erhalten. Die erste ist zu


materiell und begrenzt; die zweite ist zu subjektiv und gewöhnlich irreführend.


(teil 2 von 2): Glaube an alle Propheten ohne Unterschied


Man könnte fragen:


Wie viele Propheten hat Gott der Menschheit geschickt? Wir sind nur sicher


in dem, was klar im Quran erwähnt worden ist, nämlich daß Gott einen Gesandten


zu jedem Volk geschickt hat. Das tat Er, da es eines von Gottes Prinzipien ist, daß


Er nie mit einem Volk abrechnen wird, bevor Er ihnen nicht klar gemacht hat, was


sie tun sollen und was sie nicht tun dürfen. Der Quran erwähnt die Namen von 25


Propheten und deutet an, daß es noch andere gab, die dem Propheten Muhammad -


möge Gott ihn loben- nicht genannt wurden. Von diesen 25 sind auch Noah,


Abraham, Moses, Jesus und Muhammad (möge Gott sie alle loben). Diese fünf


gehören zu Gottes größten Gesandten. Sie werden die “unerschütterlichen”


Propheten genannt.


Eine herausragende Seite des Islamischen Glaubens an das Prophetentum ist,


daß die Muslime an alle Gesandten Gottes ohne Ausnahme glauben und sie alle


respektieren. Alle Propheten kamen von demselben Einen Gott, zu demselben


Zweck: die Menschheit zu Gott zu leiten. Daher ist es wichtig und logisch, an alle


von ihnen zu glauben. Das Fehlverhalten, manche dieser Propheten anzuerkennen


und manche abzulehnen, hat seine Grundlage in Mißverständnissen über die Rolle


des Propheten oder ist eine rassistische Befangenheit. Die Muslime sind die


einzigen Menschen der Welt, die den Glauben an alle Propheten als eine


Glaubensgrundlage (Glaubensartikel) betrachten. Die Juden weisen Jesus und


Muhammad (Friede sei mit ihnen) zurück, und die Christen weisen Muhammad


(möge Gott ihn loben) zurück. Die Muslime nehmen alle Gesandten Gottes an,


die Gott als Rechtleitung für die Menschheit gesandt hat. Wie auch immer, die


Offenbarungen, welche jene Propheten vor Muhammad von Gott gebracht haben,


wurden auf die eine oder andere Weise von den Menschen verändert.


Der Glaube an alle Propheten Gottes wird den Muslimen im Quran auferlegt:


“Sagt: Wir glauben an Gott und an das, was zu uns (als Offenbarung)


herabgesandt worden ist, und an das, was zu Abraham,


Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen herabgesandt


wurde, und (an das,) was Mose und Jesus gegeben wurde, und


(an das,) was den Propheten von ihrem Herrn gegeben


wurde. Wir machen keinen Unterschied bei jemanden von


ihnen, und wir sind Ihm ergeben.” (Quran 2:136)


In den folgenden Versen fährt der Quran fort, die Muslime zu unterweisen, da


dies der wahre und unvoreingenommene Glaube ist. Wenn andere Völker das


gleiche glauben, dann verfolgen sie den richtigen Weg. Wenn sie das nicht tun,


folgen sie ihren eigenen Launen und Neigungen, und Gott wird auf sie achten,


denn wir lesen:


“Wenn sie an das gleiche glauben, woran ihr glaubt, dann sind


sie somit rechtgeleitet. Wenn sie sich jedoch abkehren, dann


befinden sie sich im Widerstreit. Aber gegen sie wird Gott dir


genügen. Er ist der Allhörende und Allwissende. Gottes


Farbgebung – und wessen Farbgebung ist besser als diejenige


Gottes! Und Ihm dienen wir.” (Quran 2:137-138)


Es gibt mindestens zwei wichtige Punkte in Verbindung mit dem


Prophetentum, die geklärt werden müssen. Diese Punkte betreffen die Rollen von


Jesus und Muhammad (Friede sei mit ihnen) als Propheten, die oft mißverstanden


werden.


Die quranische Erklärung von Jesus weist die Vorstellung von seiner “Göttlichkeit”


und seiner “Gottes-Sohnschaft” entschieden zurück und stellt ihn als


einen der großartigen Propheten Gottes vor. Der Quran macht deutlich, daß die


Geburt Jesu ohne Vater ihn nicht zum Sohn Gottes macht und erwähnt Adam in


diesem Zusammenhang, der von Gott ohne Vater und ohne Mutter erschaffen


wurde.


“Gewiß, das Gleichnis Jesu ist bei Gott wie das Gleichnis


Adams. Er erschuf ihn aus Erde. Hierauf sagte Er ihm: 'Sei!'


und da war er.” (Quran 3:59)


Wie andere Propheten vollbrachte Jesus Wunder. Beispielsweise erweckte er


den Toten und heilte den Blinden und die Leprakranken, aber wenn er diese


Wunder zeigte, erklärte er immer deutlich, daß all dies von Gott war. Tatsächlich


entstanden die Mißverständnisse über die Persönlichkeit und die Botschaft von


Jesus -Friede sei mit ihm- unter seinen Anhängern, weil von der göttlichen


Botschaft, die er predigte, erst berichtet wurde, nachdem er nicht mehr auf dieser


Welt war. Sie wurde erst nach einer Zeitspanne von über hundert Jahren später


niedergeschrieben. Gemäß dem Quran wurde er zu den Kindern Israels gesandt,


damit er die Gültigkeit der Thora bestätigte, die zu Moses herabgesandt worden


war, und er brachte auch die frohe Botschaft von einem letzten Gesandten, der


nach ihm kommen sollte.


“Und als Jesus, der Sohn Marias, sagte: „O Kinder Israels,


gewiß ich bin Gottes Gesandter an euch, das bestätigend, was


von der Thora vor mir (offenbart) war, und einen Gesandten


verkündend, der nach mir kommen wird: sein Name ist


Ahmad (der Gepriesene)” (Quran 61:6)


(Ahmad:der Gepriesene oder der Hochgelobte besitzt den gleichen


Wortstamm wie Muhammad, der Name des Propheten.)


Wie auch immer, der Großteil der Juden verleumdeten ihn. Sie schmiedeten


einen Komplott gegen sein Leben und sie dachten, sie kreuzigten ihn. Der Quran


aber weist diese Ansicht zurück und sagt, daß sie ihn weder töteten noch


kreuzigten; er wurde zu Gott in den Himmel erhoben. Es gibt einen Vers im


Quran, der darauf hinweist, daß Jesus zurückkommen wird, und alle Christen und


Juden werden an ihn glauben, bevor er stirbt. Dies wird auch von authentischen


Aussagen des Propheten Muhammad - möge Gott ihn loben- unterstützt.


Der letzte Prophet Gottes, Muhammad, wurde im sechsten Jahrhundert n.Chr.


in Arabien geboren. Bis zu einem Alter von vierzig Jahren kannten ihn die


Einwohner von Mekka nur als einen Mann mit vorzüglichem Charakter und guten


Manieren und sie nannten ihn Al-Amien (der Vertrauenswürdige). Er wußte selbst


nicht, daß er bald ein Prophet werden und die Offenbarung Gottes erhalten


sollte. Er rief die Götzenanbeter von Mekka dazu auf, nur den Einen und Einzigen


Gott anzubeten und ihn (Muhammad, möge Gott ihn loben) als Seinen Propheten


zu akzeptieren. Die Offenbarung, die er erhielt, wurde schon zu seinen Lebzeiten


im Gedächtnis seiner Gefährten bewahrt, und sie wurde ebenfalls auf


Palmenblättern, Leder und Ähnlichem niedergeschrieben und an die folgenden


Generationen weitergereicht. Daher ist der Quran, wie wir ihn heute lesen, noch


derselbe, wie er ihm offenbart worden ist Nicht ein Buchstabe ist verändert


worden, denn Gott Selbst gewährleistet Seinen Schutz. Dieser Quran erhebt den


Anspruch, das Buch der Rechtleitung für die gesamte Menschheit für alle Zeiten


zu sein, und er erwähnt Muhammad, möge Gott ihn loben, als letzten Propheten


Gottes.



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