Frieden und Sicherheit
(teil 1 von 3): Frieden mit Gott
Die Beziehung zwischen Islam
und “Frieden” (Salaam)
Vielleicht ist es am besten, eine
Diskussion über die Beziehung zwischen
Islam und Frieden und Sicherheit mit
einer Feststellung zu beginnen, die man
heutzutage häufig hört: „Islam bedeutet
Frieden“. Wenn derjenige, der diese
Feststellung macht, meint, dass die
tatsächliche Bedeutung des Wortes
„Islam“ „Frieden“ sei, dann ist dies
definitiv falsch. Es ist wahr, dass das
Wort Islam und das arabische Wort für
Frieden (Salaam) beide von derselben Wurzel stammen. Dies zeigt, dass
zwischen beiden eine Verbindung besteht. Es ist lebenswichtig, zu verstehen,
worin diese Verbindung besteht und wann sie auftritt.
Das Wort “Islam” ist das Verbalnomen des Verbes aslama. Dieses Verb wird
übersetzt als “er ergibt oder unterwirft sich selbst”. Wenn es in bezug auf Gott
verwendet wird, bedeutet es: “Er hat sich Gott ergeben“.[1] Daher bezieht sich
Islam darauf, ob ein Individuum erkennt, wer sein Herr ist; und dieses Erkennen
besteht darin, dass sein Verhalten gegenüber seinem Herrn das der Ergebenheit
und der Anbetung ist.
Das Verständnis, was das Wort Islam bedeutet, ist lebenswichtig, um die
Beziehung zwischen Islam und Frieden zu verstehen. Islam, die Ergebung in den
Willen Gottes, führt zu wahrem Frieden. Wahrer Frieden – sowohl innerlich als
auch äußerlich – kann nur das Ergebnis der korrekten Durchführung des Islam
sein. Natürlich ist hier Frieden nicht nur im Sinne von “einer Abwesenheit von
Krieg” gemeint. Frieden bedeutet viel mehr als das. Man kann auch außerhalb
eines Krieges unter Furcht oder Hoffnungslosigkeit und fehlendem Frieden
leiden. Hier bezieht es sich auf die vollständige Bedeutung von Frieden. Der
Islam bringt vollständige Ruhe und Seelenfrieden als Ergebnis dessen, dass man
sich darüber klar wird, dass man in Harmonie und Einklang mit der Rechtleitung
des Schöpfers glaubt und handelt. Dieser innere Friede kann dann auf die Familie,
die Gemeinschaft, die Gesellschaft und die ganze Welt übergreifen.[2] Es ist eine
besondere Form der Ruhe, die nur durch den richtigen Glauben an Gott erreicht
werden kann. Daher sagt Gott:
“Wahrlich, zu euch sind ein Licht von Gott und ein klares
Buch gekommen. Damit leitet Gott jene, die Sein Wohlgefallen
suchen, auf die Wege des Friedens, und Er führt sie mit Seiner
Erlaubnis aus den Finsternissen zum Licht und führt sie auf
einen geraden Weg.” (Quran 5:15-16)
Tatsächlich ruft Gott die Menschen zum Aufenthalt des ewigen Friedens:
“Und Gott lädt ein zum Haus des Friedens und leitet, wen Er
will, zum geraden Weg.” (Quran 10:25)
Für diejenigen, die diesem Weg folgen, wird der ultimative Lohn der
Aufenthalt des Friedens sein:
“Ihnen wird ein Haus des Friedens bei ihrem Herrn zuteil”
(Quran 6:127)
Kurz gefasst, ist es nicht richtig zu sagen: “Islam bedeutet Frieden”, sondern
eher wahrer Friede kommt durch den Islam.
Wie der Islam Frieden bringt
Wahrer und vollständiger Friede kann nur erreicht werden, wenn die
Individuen selbst inneren Frieden erhalten. Dies ist das Ergebnis des Islam oder
der wahren Ergebenheit in den Willen Gottes allein. Dies ist die einzige
Lebensweise, die zu der Natur der Menschen passt. In der Tat ist es das, was als
wahres Leben bezeichnet werden kann. Daher sagt Gott:
“O ihr, die ihr glaubt, hört auf Allah und den Gesandten,
wenn er euch zu etwas aufruft, das euch Leben verleiht…”
(Quran 8:24)
Gott kennen ist das, was wahre Zufriedenheit der Seele bringt. Wenn das
Individuum seinen Schöpfer nicht kennt, wird seine Seele sich immer nach etwas
sehnen, das ihm in diesem Leben fehlt. Er wird immer unruhig und verwirrt
sein. Falls und wenn er andere Dinge als Gott sucht – selbst wenn es Dinge sind,
von denen er denkt, sie seien sein ´Gott´- wird er sicherlich in Hoffnungslosigkeit
enden, wenn er herausfindet, dass es sich bei keinem dieser Dinge, die er anstrebt,
um das Wesen handelt, nach dem sein Herz sich sehnt.
Ibn Taimiyyah schrieb:
Du musst wissen, dass das Bedürfnis des Menschen[3] nach Gott – dass er
Ihn anbetet und Ihm keine Partner zur Seite stellt – ein Bedürfnis ist, zu dem
es keinen Vergleich gibt, zu dem man keine Analogie finden wird. In
manchen Angelegenheiten ähnelt es dem Bedürfnis des Körpers an Essen
und Trinken. Allerdings gibt es zwischen diesen beiden zahlreiche
Unterschiede.
Die Realität eines menschlichen Wesens ist in seinem Herzen und in seiner
Seele. Diese können nicht gedeihen, außer durch [ihre Verbindung] mit
Gott, in bezug auf Den es keinen anderen Gott gibt. Es gibt [, zum Beispiel,]
keine Ruhe in dieser Welt, außer in Seinem Gedenken. Wahrlich, der
Mensch wird zu seinem Herrn voranschreiten, und er wird Ihn treffen. Er
muss Ihn definitiv treffen.[4] Wenn der Mensch irgendein Vergnügen oder
irgendeine Freude erfährt, dann sind diese nicht von Dauer. Er wird sich von
einer Natur zur anderen bewegen oder von einer Person zur nächsten. Die
Person wird es einmal genießen oder nur einen Teil der Zeit lang. In
Wirklichkeit wird die Sache, die er genießt und die ihm Freude bereitet,
keinen Genuß und keine Freude bringen. Manchmal wird sie ihn sogar
verletzen, wenn sie zu ihm kommt. Und ihm wird dadurch sogar noch mehr
geschadet. Aber Gott ist definitiv immer mit ihm – unter allen Umständen
und jederzeit. Wo auch immer er sich befindet, ist Er mit ihm [mit Seinem
Wissen und Seiner Hilfe]…
Wenn jemand irgendetwas anderes als Gott anbetet – selbst wenn er es liebt
und etwas Liebe in dieser Welt dadurch erreicht und einige Arten des
Vergnügens - [diese falsche Anbetung] wird es die Person auf eine
schlimmere Art und Weise zerstören, als das schädliche Missfallen, das eine
Person befällt, die Gift gegessen hat...
Du must wissen, wenn irgendjemand etwas anders an der Stelle Gottes liebt,
dann wird dieses Geliebte definitiv ein Grund für Schaden und Bestrafung
sein… Wenn jemand etwas an der Stelle Gottes liebt, wird ihm diese Sache
schaden, egal ob sie bei ihm ist oder nicht...[5]
Alle Güter und aller Reichtum dieser Welt sind nicht in der Lage, dem
Menschen derartige wahre innere Zufriedenheit zu bringen. Abu Hurairah
berichtete, dass der Prophet, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Wahrer Reichtum ist nicht viel Eigentum und Besitz, sondern wahrer
Reichtum ist Selbstzufriedenheit.”[6]
Ein anderer Hadith lautet:
“Wahrer Reichtum ist der Reichtum des Herzens. Wahre Armut ist die
Armut des Herzens.”[7]
Sobald sich ein Individuum im Frieden mit sich selbst befindet und frei von
innerlichen Unruhen ist, kann es dann wirklich friedliche Beziehungen zu anderen
aufbauen. Es wird keinen Grund haben, gegen den Rest der Welt irgendwelche
Ressentiments zu hegen – eben für diejenigen, die es für seinen Mangel an
innerem Frieden verantwortlich machen könnte. Da sein Ziel tatsächlich das
Jenseits ist, hat der Mensch keinen Grund dafür, Neid oder Wut auf die anderen zu
verspüren wegen irgendwelcher Dinge, die sie in dieser Welt erreicht haben,
während Neid und Wut die Wurzel jeglicher friedlichen Beziehung zu anderen
erschüttern.
Footnotes:
[1] E. W. Lane, Arabic-English Lexicon (Cambridge, England: The Islamic Texts Society, 1984),
vol.1, p. 1413.
[2] Zu diesem Punkt kann man Sayyed Qutb lesen, Islam and Universal Peace (Indianapolis, IN:
American Trust Publications, 1977), passim.
[3] Das Wort, das ibn Taimiya benutzt hat, ist abd (Diener oder Sklave); allerdings bedeutet es,
jedes menschliche Wesen.
[4] Dies ist so, weil sich die Seele aufgrund der ihr innewohnenden Natur nach dem Treffen mit
ihrem Schöpfer sehnt.
[5] Ibn Taimiya, Majmoo, Bd. 1, S. 24-29.
[6] Berichtet bei al-Bukhari und Muslim.
[7] Berichtet von ibn Hibbaan. Gemäß al-Albaani ist er authentisch. Siehe al-Albaani, Saheeh al-
Jaami al-Sagheer, #7816.
(teil 2 von 3): Gesellschaft
Seine Freiheit innerlicher Erregung wird zweifellos einen Einfluss darauf
haben, wie er mit seinen Mitmenschen umgeht. Dies fängt mit denen an, die ihm
von seiner Familie am nächsten sind, und dann weitet es sich auf seine Nachbarn
und die anderen Mitglieder seiner Gesellschaft aus und schließlich auf die gesamte
Menschheit. Daher stellt der Islam eine vollständige gesellschaftliche Struktur
auf, in der die Menschen auf der Grundlage von Beziehungen, Rechten und
Verpflichtungen miteinander umgehen, auf eine Art und Weise, die ein friedliches
Miteinander hervorbringt. Kinder berücksichtigen die Rechte ihrer Eltern,
während die Eltern ihre Rollen den Kindern gegenüber beachten. Ehemann und
Ehefrau kommen nicht als Rivalen zu einander, sondern sie arbeiten zusammen
daran, ein Zuhause voller Frieden und Liebe aufzubauen. Tatsächlich betont Gott
diese Beziehung, die Er als ein großes Zeichen geschaffen hat:
“Und unter Seinen Zeichen ist dies, dass Er Gattinnen für euch aus euch
selber schuf, auf dass ihr Frieden bei ihnen fändet; und Er hat Zuneigung
und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt. Hierin liegen wahrlich Zeichen
für ein Volk, das nachdenkt.” (Quran 30:21)
Daher hat Gott strenge Gesetze festgelegt, welche die Unversehrtheit des
Zuhauses beschützen, wie die Gesetze bezüglich des Ehebruchs, der Unzucht und
der Verleumdung. Der Grund dafür ist, dass das Zuhause wahrhaftig die
Grundlage für die Gesellschaft im Ganzen bildet. Wenn Zuhause kein Frieden
herrscht, kann man kaum erwarten, dass Menschen, die voller Anspannung ihr
Haus verlassen, friedliche, Mitglieder der Gesellschaft sind.
Da die Rechtleitung des Islam nicht nur das umfasst, was traditionell als
“Gesetz” bekannt ist, sondern auch ethisches Verhalten und Benehmen, liefert der
Islam auch eine Rechtleitung für die Manieren, wie die Mitglieder der Gesellschaft
miteinander umgehen sollten. Es wird großer Nachdruck auf den gegenseitigen
Respekt gelegt, jedes Mitglied der Gesellschaft ist sich bewusst, dass es Teil einer
größeren Einheit ist, was Rechte und Verpflichtungen erforderlich macht. Dieses
gegenseitige Gefühl bringt eine Gesellschaft hervor, die von Frieden erfüllt ist, in
der jeder Einzelne das Wohl und die Bedürfnisse der anderen Mitglieder der
Gesellschaft achtet.
Wenn daher der Islam angewandt wird, findet das Individuum Frieden um sich
herum und in der gesamten Gesellschaft. Sogar der Weltfrieden kann nur
verwirklicht werden, wenn es Gerechtigkeit gibt. In den vergangenen Jahren
haben immer mehr Menschen diese Tatsache erkannt und betonen: „Es gibt keinen
Frieden ohne Gerechtigkeit“ (Gerechtigkeit ist häufig ein Slogan, der verwendet
wird, wenn es um Krieg geht, aber üblicherweise ist es nicht mehr als das: ein
Slogan). Aber es kann keine wahre Gerechtigkeit oder wahren Frieden geben, bis
sich die Menschen über nationale oder ökonomische oder politische Interessen
erheben. Es kann keine wahre Gerechtigkeit oder Frieden geben, solange die
Menschen immer noch glauben, dass sie einfach gegen andere in den Krieg ziehen
können, einfach nur wegen ihrer eigenen wirtschaftlichen Interessen, wie zum
Beispiel um die natürlichen Bodenschätze eines anderen Landes
auszubeuten. Wahre Gerechtigkeit kann nur auftreten, wenn die Menschen sich
Gott hingeben, Seine Rechtleitung annehmen, indem sie ihr Ego und ihre
Begierden bei ihren Entscheidungen beiseite lassen.
Im Jenseits wird man natürlich nur durch den Glauben an Gott und durch das
Folgen Seiner Rechtleitung ewigen Frieden erreichen. Und wieder macht Gott
deutlich, das es dies ist, wozu Er die Menschen aufruft:
“Und Gott lädt ein zum Haus des Friedens und leitet, wen Er
will, zum geraden Weg.” (Quran 10:25)
Bevor wir diese Frage des Friedens verlassen, gibt es eine sehr wichtige Frage,
aber möglicherweise sprengt die vollständige Diskussion dieser Frage den
Rahmen dieses Artikels: kann jemand wahren inneren Frieden haben, wenn ihm
sein Leben in diesem Leben keinen Anhaltspunkt darüber gibt, wie es ihm im
Jenseits ergehen wird, oder wenn es ein völliges Abbrechen der Verbindung
zwischen den beiden gibt oder wenn es sogar einen Widerspruch zwischen ihnen
zu geben scheint. Beispielsweise versprechen der Kapitalismus, der Sozialismus
und die Demokratie alle etwas in dieser Welt zu liefern, in Wirklichkeit können sie
dem Menschen aber nichts in Hinsicht auf das Jenseits liefern. Daher hinterlassen
sie in Leben eines Menschen eine Leere, die ihn davon abhält, jemals wahren
Frieden zu finden. Als Ergebnis dessen mag der Einzelne versuchen, sein Leben
zu teilen: in Bezug auf diese Welt ist er sekulär, während er irgendeine Form von
spirituellem Glauben über das Jenseits hat. Aber woher kann er auch nur wissen,
ob das, was er im sekulären Bereich verfolgt, zu dem passt, was seine spirtuellen
Lehren ihm vorschreiben, was im Jenseits vor sich gehen wird. Wird er sich
schizophren stellen müssen? Was noch schlimmer ist: was ist, wenn seine
spirituellen Lehren, an die er glaubt, auf den Fakt hinweisen, dass sein weltliches
Leben falsch ist, wie wenn seine spirituellen Lehren ihm sagen, dass das Fleisch
und diese Welt schlecht seien usw. Wie können Individuen dieser Art dann je
wahren Frieden in sich selbst finden?
Wie der Islam Sicherheit hervorbringt
Sicherheit kann als eine Folge des Themas Frieden betrachtet werden. Die
Faktoren, die Frieden mit sich bringen, tragen zur Gewährung von Sicherheit
bei.
Was den Menschen allerdings zuerst einfällt, wenn sie an Sicherheit denken,
hat mit Gesetzen zu tun. Gesetze sind definitiv wichtig für die Sicherheit, denn sie
legen die Parameter für annehmbares Verhalten fest. Der Islam ist in der Tat eine
Religion, die nicht nur allgemeine Prinzipien für das Leben vorgibt, sondern die
detaillierte Gesetze liefert. Diese Gesetze führen desweiteren Frieden und
Sicherheit herbei. Frieden und Sicherheit werden zweifellos das Ziel einer jeden
Gesellschaft sein. Gott ist aber der Einzige, Der diese Schöpfung wirklich so
kennt, um in der Lage zu sein, Gesetze zu bestimmen, die Frieden und Sicherheit
mit sich bringen können. Was die Menschen angeht, sie vermuten immer
nur. Man kann zum Beispiel auf die Todesstrafe hinweisen (Kapitalstrafe). Die
Todesstrafe ist eines der größten Abschreckungsmittel für größere
Verbrechen. Die Europäische Union hat sie allerdings gänzlich verbannt. In den
Vereinigten Staaten von Amerika schwanken die Massen immer noch hin und her,
sind sich niemals sicher, ob es eine gute Sache ist oder nicht. In Wirklichkeit
werden sie niemals sicher sein können. Und zwar weil sie niemals in der Lage
sein werden, Menschen zum Experimentieren in ein Labor zu stecken, und
festzustellen, ob die Todesstrafe mehr positiv als negativ ist. Daher werden sie
immer nur Vermutungen anstellen. Selbst die Europäische Union, die völlig
dagegen ist, hat tatsächlich keine andere Basis als reine Mutmaßung. Andererseits
ist eines der Hauptziele des islamischen Gesetzes die Bewahrung und der
Fortbestand des Lebens. Als Teile dieses Zieles bilden das Gesetz der
Wiedervergeltung und die Todesstrafe einen Teil des islamischen Gesetzes. Diese
Gesetze stehen nicht einfach nur der Strafe zuliebe. Solche Gesetze sollen
eigentlich das Leben schützen, wie Gott sagt:
“In der Wiedervergeltung ist Leben für euch, o ihr, die ihr
einsichtig seid! Vielleicht werdet ihr Gott fürchten.” (Quran
2:179)
Diese Aussage kommt von dem Einzigen, Der möglicherweise eine derartige
Aussage machen kann und Der Allein die Realität kennt. Daher, wenn man sich
von der Rechtleitung Gottes abwendet, werden die Menschen immer im Dunkeln
tappen, und daher wird es ihnen höchstwahrscheinlich nie gelingen, selbst ein
vollständiges Gesellschaftssystem einzurichten, das wirklich Frieden und
Sicherheit hervorbringt. Aus diesem Grund ist der Islam, die Religion des
Schöpfers, die Einzige Lebensweise, die Sicherheit bieten kann.
(teil 3 von 3): Gottesbewusstsein
In der Realität können Gesetze allein keinen Frieden und keine Sicherheit
hervor bringen. Dies führt zu einem weiteren wichtigen Faktor, der den Islam vor
allen menschlichen Bemühungen zu Frieden und Sicherheit hervor heben. Der
erste und wichtigste Faktor, der zur Sicherheit beiträgt, hat nichts mit Gesetzen zu
tun, sondern mit dem, was sich in den Herzen der Menschen befindet. Das
ultimative Ziel des islamischen Gesetzes besteht darin, den Glauben des Einzelnen
und der ganzen Gemeinschaft einzurichten, zu kräftigen und zu unterstützen. Wie
zuvor diskutiert bringt dieser Glaube dem Herzen einen Frieden, der gewalttätige
Gefühle anderen gegenüber unverzüglich überdeckt. Außerdem ist ein Teil dieses
Glaubens das Einpflanzen von Taqwa (Gottesbewusstsein) in die Herzen der
Individuen. Wie oben bemerkt, bringen dieser Glaube und diese Taqwa Frieden,
aber sie halten auch seine Taten zurück. Sein Benehmen wird von einem Satz
allgemeiner Prinzipien bestimmt, und eines der Ziele jener Prinzipien besteht
darin, Frieden und Sicherheit zu gewährleisten. Wenn man übel gelaunt ist,
beispielsweise, ist es selbstverständlich, dass man nicht das Recht besitzt, zu
seinem Arbeitsplsatz zu gehen und anzufangen, auf jeden zu schießen, der sich
blicken lässt, wie es in den vergangenen Jahren mehr als einmal in den
Vereinigten Staaten geschehen ist. Also gibt es für sein Verhalten Grenzen, die
die Sicherheit und den Frieden gewährleisten.
Es gibt tatsächlich einen sehr wichtigen Punkt, der den gesamten Ausblick
einer Person auf das Leben unterstreicht, was wiederum in Frieden und Sicherheit
resultiert. Dieser Glaube und diese Taqwa geben diesem Leben einen Sinn und
ein Verständnis von dem Vorhandensein eines edlen Schöpfers und eines Ziels im
Leben. Dieses Leben ist nicht ohne Bedeutung. Es ist keine Kombination von
Zufällen. Die Menschen stammen nicht einfach von anderen Tieren ab. Dieses
Verständnis allein hat schon einen grundlegenden Effekt auf die Taten des
Einzelnen. Dieser Verfasser hatte persönliche Erfahrungen bei der Arbeit in
Gefängnissen in den Vereinigten Staaten gesammelt. Auf sein Befragen, warum
sie ihre Verbrechen begangen haben, lautete die Antwort ohne Ausnahme:
„Warum nicht?“ Die einzige Frage war für sie, ob sie erwischt werden oder
nicht. Es gab keine Frage über die Verantwortlichkeit gegenüber einem Schöpfer
oder irgendeinen Sinn in diesem Leben. Man kann wirklich ihrer Art des Denkens
nichts entgegensetzen, wenn man dumm genug ist, zu glauben, dass diese Existenz
ohne Sinn und nur bloßer Zufall sei.
Nicht nur, dass man durch Glauben und Taqwa von schlechten Taten
abgehalten wird, sondern man entwickelt auch ein übereinstimmendes Verlangen,
Gutes zu tun. An dieser Stelle kann man das berühmte Beispiel vom Verbot des
Alkohols in den Vereinigten Staaten nehmen, das 1919 ausgesprochen
wurde. Dieses Gesetz wurde erlassen als Resultat der weitverbreiteten
Trunkenheit und auch des Anstiegs an Straftaten und Gewalt. Obwohl die
Menschen die Weisheit hinter dem Gesetz erkannten und an das Gesetz glaubten –
und dies war es, warum das Gesetz tatsächlich in Kraft trat – hatten viele von
ihnen nichts in ihren Herzen, das sie dazu geführt hätte, dem Gesetz zu
gehorchen. Wenn es Glauben an die Gesetze Gottes und Taqwa gibt, sieht die
Situation ganz anders aus. Es entwickelt sich ein Hass im Herzen gegen diese Tat,
die verbannt wird. Der Gläubige erkennt, dass die Tat selbst schlecht ist, und –
was noch schlimmer ist – sie missfällt seinem Herrn. Daher hält sich der Gläubige
so gut er kann von derartigen verbotenen Sachen zurück. Und, da Sicherheit das
Ergebnis der Anwendung von den Gesetzen Gottes ist, wird dieses Endresultat
erzielt.
Was desweiteren zur Anwendung der Gesetze Gottes, die die Sicherheit
gewährleisten, beiträgt, ist der Nachdruck, den der Islam auf den
Gemeinschaftsgeist legt. In den vergangenen Jahren haben viele Gemeinden in
den Vereinigten Staaten als eine Reaktion auf den Mangel an Frieden und
Sicherheit etwas entwickelt, das als “neighborhood watches” bekannt ist. Hierbei
kümmern sich Nachbarn um einander und beobachten ihre Umgebung. Das Ziel
ist nicht einfach Verstöße gegen Frieden und Sicherheit zu entdecken, sondern den
Menschen zu verdeutlichen, dass sie Teil einer Gemeinschaft sind und dass sie
sich dafür interessieren sollten, was den anderen in ihrer Nachbarschaft
geschieht. Natürlich kann man das, was sie entwickeln nicht mit dem
Gemeinschaftsgeist und der Brüderlichkeit vergleichen, die durch den Islam
entwickelt werden. Die Wirklichkeit ist, dass manche Menschen schwach sind,
und sie können leicht von ihrem Verlangen oder von schlechten Menschen
übermannt werden. Sie brauchen Menschen, an die sie sich halten können, um auf
dem geraden Weg zu bleiben und die ihnen helfen, ihre Schwächen zu
überwinden. Daher ist der Geist der Brüderlichkeit im Islam durchdrungen von
der Verpflichtung, sich um die anderen zu kümmern, einander das Gute ans Herz
zu legen und von schlechten Taten abzuhalten. Daher sagt Gott:
“Und die gläubigen Männer und die gläubigen Frauen sind
einer des anderen Aulija (Schutzfreunde): Sie gebieten das
Gute und verbieten das Böse... ” (Quran 9:71)
Der Prophet Gottes, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte:
“Die Gläubigen sind unter einander wie ein Gebäude: ein Teil kräftigt den
anderen.”[1]
Diese Beziehung zwischen den einzelnen Mitgliedern der Gesellschaft, wie
der Geist hinter den “Neighborhood Watch“ Programmen, bringen Frieden und
Sicherheit für die Individuen der Gesellschaft.
Der Islam trägt sowohl für dieses Leben als auch für das Jenseits
Sorge. Tatsächlich verbindet er die beiden. Man könnte argumentieren, dass nur
durch diese enge Beziehung wahrer Frieden und Sicherheit erreicht werden
können. Rechtleitung muss von Gott kommen – und kann nur von Gott kommen –
den Glauben, die Gesetze und die Schritte zu kennen, die Frieden und Sicherheit
liefern werden. Über den Islam kann der Einzelne inneren Frieden finden. Dieser
kann ihm erlauben, im Frieden mit anderen zu leben. Zur gleichen Zeit hat er die
Schritte und Gesetze, die er benötigt, um Frieden und Sicherheit für die ganze
Gesellschaft zu sichern.
Footnotes:
[1] Sahieh Al-Bukhari und Sahieh Muslim.